Germanische Sprachen?

4 Antworten

Von Experte OlliBjoern bestätigt

Isländisch fehlt in Deiner Aufzeichnung, das ist auch eine Landessprache.

Da die Grammatik der festlandskandinavischen Sprachen für alle ziemlich ähnlich ist, steht keine dem Deutschen wesentlich näher als die anderen. Lautlich schert das Dä­ni­sche mit seinem stød und der starken Vokalreduktion aber deutlich aus, und Nor­we­gisch hat ergative Verben, die es weder im Deut­schen noch in den anderen nord­ger­ma­nischen Sprachen gibt.

Isländisch hat noch eine volle Verbkonjugation nach Person, die den anderen fehlt, und ist auch sonst archaischer (es hat z.B. vier Kasus und drei Genera, letzere gibt es aber auch auf Norwegisch). In diesem Sinn ähnelt es dem Deutschen etwas mehr, weil es die morphologische Komplexität noch nicht so stark verloren hat wie die an­deren Sprachen. Außerdem fehlt ihm die milde Tonalität der anderen Sprachen. Durch diese reduzierte Innovativität hat es sich in allem weniger weit von der gemeinsamen Wurzel mit Deutsch wegbewegt, und ist besonders bei den Verben oft noch archai­scher als Deutsch.

Andererseits war Schwedisch vom frühen Mittelalter an einem stärkerem deutschen Einfluß ausgesetzt und hat daher einen Haufen deutschen Fremdwörter. Viele davon stammen noch aus den Zeiten der Hanse, sind also niederdeutsch.

Woher ich das weiß:Hobby – Angelesenes Wissen über Sprach­geschich­te und Grammatik
Von Experte indiachinacook bestätigt

Deutsch + Niederländisch sind sich recht ähnlich. Ca. 80%...
(und wenn man es genauer aufschlüsselt, sind sich Niederdeutsch + Niederländisch noch ein Stückchen ähnlicher)

Englisch teilt sich 80% mit Friesisch, auch diese Ähnlichkeit ist nicht zu unterschätzen. Friesisch war früher viel verbreiteter als heute.

Westgermanisch/Nordgermanisch:
natürlich nimmt die Ähnlichkeit zu, wenn man in der Zeit zurück geht. Mittelhochdeutsch und besonders Althochdeutsch zeigten noch deutlichere Ähnlichkeiten zum Nordgermanischen als heutige westgermanische Sprachen.

Ich habe mir einige althochdeutsche Texte angeschaut, und immer wieder fiel mir dabei ein Sprachgebrauch auf, der ähnlich alten Texten aus Nordeuropa (also nordgermanischen Texten) ist. Einer meiner Lieblingstexte ist der Muspilli.

Früher sagte man "siech" (statt "krank"), vgl. dänisch "syg" oder schwedisch "sjuk".
Oder "mihhil" (viel), vgl. isländisch "mikill" oder schwedisch "mycket".
Oder "muspilli", vgl. isländisch Múspell. "mittilagart" (Midgard)...
Oder "wig" Dativ "wige" (Kampf), vgl. isländisch víg (falla á vígvelli = im Kampf fallen). Siehe auch Vornamen wie "Vígdis" (weiblich), im Deutschen "Wigald" (männlich).

Isländisch klingt noch heute oft wie altes Deutsch, z.B. "andlit" (Gesicht) vgl. "Antlitz". Noch heute heißen Leute dort "Hildibrandur" (Hildebrand). Moderne Sprachen wie Deutsch oder Schwedisch haben sich von den ursprünglichen westgermanischen und nordgermanischen Sprachen deutlich wegentwickelt, Isländisch ist recht konservativ (auch in der Grammatik, welche der deutschen zwar einerseits ähnelt (4-Kasus-System), aber auch eindeutig nordgermanische Züge trägt, die nicht deutsch sind).

Modernes Dänisch ähnelt sowohl ein wenig dem Deutschen (etliche Formulierungen klingen im Vergleich zum Schwedischen "deutscher"), aber auch ein wenig dem Englischen (vor allem die Phonetik fällt mir auf, man merkt dies bei Wörtern wie "katten").

Auch Niederländisch hat freilich Ähnlichkeiten, z.B. Hochzeit = bruiloft, vgl. schwedisch bröllop. Oder Loch = gat, vgl. isländisch gat (z.B. in gatklettur, Felsen mit Loch). Siehe auch "Kattegat" (Katzenpassage), die Meerenge zwischen Dänemark und Schweden.

Bei den modernen Sprachen bin ich einigermaßen unentschlossen. Alle haben sowohl Ähnlichkeiten als auch Unterschiede. Es ist auch unklar, wie stark man die Phonetik werten sollte.

OlliBjoern  12.09.2023, 00:16

Isländisch hat bei den Verben ähnliche Ablautreihen wie im Deutschen.
Zum Beispiel e - a -o

detta - datt - dottið (fallen - fiel - gefallen) vergleiche mit

sterben - starb - gestorben

In der Vergangenheit wird ein a aus dem Stammsilben-Vokal,
und das Partizip Perfekt kriegt in beiden Sprachen ein o.

Die Aussprache von blá ist blau (wie im Deutschen). bláber = Blaubeer
Unterscheidet sich von der schwedischen Aussprache (die Diphthonge meist vermeidet, ein "au" gibt es eigentlich nicht).

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Niederländisch ist den skandinavischen Sprachen sehr ähnlich.

Und das hat nicht so sehr viel mit Abstammung und Stammbäumen zu tun, sondern mit der späteren Entwicklung.

Im Mittelalter hat die Hanse die niederdeutsche Sprache in Nord- und Osteuropa massiv verbreitet. Dieser Einfluss hat die altnordische Sprache quasi erledigt und neue nordisch-niederdeutsche Mischsprachen geschaffen, die Dänisch und Schwedisch heute sind. Es gibt zehntausende (!) niederdeutsche Fremd- und Lehnwörter in diesen Sprachen und sogar die Grammatik ist massiv beeinflusst. Das Feature von nur zwei Geschlechtern (belebt <-> unbelebt) in diesen Sprachen zeigt das ganz augenfällig: Isländisch hat drei, Niederdeutsch nur zwei ("de" und "dat/het").

Und Niederländisch ist der einzige niederdeutsche Dialekt, der nicht ausgestorben, sondern zur Nationalsprache geworden ist.

Das geht soweit, dass ein heutiger Schwede ohne Vorkenntnisse eher Deutsch oder Niederländisch als Isländisch versteht. Wenn du Niederländisch kannst, hast du keine Probleme, geschriebenes Schwedisch auf Anhieb ohne Wörterbücher zu verstehen (meine Erfahrung).

PS: dein Deutsch ist sehr ausbaufähig, um das mal zurückhaltend zu sagen. Mit dem als Basis Sprachforschung zu betreiben, ist schon sehr gewagt.