Freundschaft mit einem schwerbehinderten Menschen Hilfe und Grenzen?
Hallo ihr lieben. Vor einem Jahr habe ich einen Mann im Rollstuhl kennen gelernt (freundschaftlich). Wir haben uns gut verstanden und trafen uns oft. Am Anfang hat er immer nach Hilfe gefragt. Beim Einkaufen, Behördengänge oder Bei Arztbesuchen usw. Ich habe alles sehr gerne mitgemacht und iwann habe ich immer selber gefragt, ob er Hilfe braucht und seine Termine mir notiert, um ihn zu entlasten, da es unangenehm für ihn ist immer zu fragen. Ich hab ihn mit meinen Freunden bekannt gemacht, ihn zu den mitgenommen und oft für ihn gekocht.
Wie gesagt, ich habe selbstlos gehandelt und auch sehr gerne geholfen. Bis er angefangen hat, sich alleine mit meinen Freunden zu treffen, mich subtil auszuschließen u oft zu ignorieren aber sich kurz vor den offiziellen Terminen zu melden.
Heute um 16h sollte ich ihn z.B. vom Hbf abholen, das haben wir Mittwoch schon ausgemacht aber seitdem u bis jetzt hat er sich nicht gemeldet.
Wie würdet ihr an meiner Stelle handeln ? Ich will den Kontakt auf das Minimum reduzieren und trotzdem nett bleiben aber mich zurückziehen. Hättet ihr da Tipps und Ideen ? Ratschläge und Weisheiten !
Vielen lieben Dank und einen schönen Sonntag euch !
9 Antworten
Selbstlose Hilfe, wie Du sie gezeigt hast, ist etwas sehr Wertvolles. Wer das nicht schätzt, zeigt entsprechend der Wertschätzung auch seine Dankbarkeit.
Dich auszuschließen, steht der Dankbarkeit entgegen. Mir kommt die Frage in den Sinn: Hat er irgendwie mal Dankbarkeit gezeigt?
Wenn er Dich bewusst ausschließt, kann das ein Hinweis darauf sein, dass er Dich als Person nicht mag oder einfach nur langweilig findet. Sprich ihn auf sein Verhalten offen an.
Jemandem selbstlos zu helfen ist etwas anderes, als sich ausnutzen zu lassen. Vielleicht macht er sich keine Gedanken darum, dass Du Deine Zeit auch anders nutzen könntest. Reden hilft...
Nun, dann schätzt er Deine Hilfe auch nicht wirklich. Anders formuliert: Was Du für ihn tust, ist aus seiner Sicht ohne großen Wert. Vermutlich wird er Dich auch nicht vermissen, wenn Du wegbleibst.
Das ist wie mit dem Bus. Wenn der Bus 982 heute nicht kommt, dann nehme ich eben einen anderen.
Vielen Dank. Eine sehr gute Antwort. und das stimmt wirklich. Er hat mir oft das Gefühl gegeben ich sei austauschbar und Dankbarkeit ist nicht vorhanden geschweige Wertschätzung
Mein Prinzip wäre: Ich will für einen Menschen nichts tun, was in den Augen dieses Menschen (fast) wertlos ist. Das Leben ist zu wertvoll, um wertlosen Tätigkeiten nachzugehen. Rückzug ist angesagt. Keine Zeit mehr....
Schön formuliert. Gibt mir Mut dazu mich unabhängig zu machen. Eine Art Hilfersyndrom ist dabei aber egal. Das Leben ist zu kruz wie du sagst !
Ich glaube, Hilfe ist niemals selbstlos. Anerkennung möchte ja jeder, der sich engagiert.
Auch wenn man ein Dankeschön oder sogar unverhofft ein kleines Geschenk als Dankeschön erhält, so ist die Hilfe dennoch selbstlos und das immer dann, wenn man sie nicht auf der Grundlage einer erhofften Gegenleistung erbringt.
Menschen mit Behinderung müssen lernen, Hilfe in Anspruch zu nehmen und es mag sein, daß manche Leistungen für selbstverständlich genommen werden, was sie aber nicht immer sind. Darum muss sich ein guter Helfer sich auch abgrenzen können. Menschen, die professionell in der Hilfe (Pflege) tätig sind, lernen das. Es ist besser, sich abgrenzen zu können und der Freundschaft auch zuträglicher. Es wäre auch gut, das mal ganz direkt anzusprechen. In netten Worte.
Hört sich für an als würde sich diese Freundschaft so entwickeln als wärst du nur noch eine Hilfskraft oder ähnliches für ihn.
Du könntest ihn direkt drauf ansprechen und mal fragen ob ihn irgendwas stört oder warum er sich kaum noch meldet.
Wenn du das Gefühl hast es ist richtig den Kontakt einzuschränken und dich zurück zuziehen, dann hör auf dein Gefühl und mach das. Biete deine hilfe nicht mehr an, wenn er mal fragt sagst du nein es geht nicht.
Eine Freundschaft besteht aus geben und nehmen, nur weil er im Rollstuhl sitzt heißt das nicht das du alles machen musst oder solltest und er dich sonst einfach ignorieren kann.
Danke für die Antwort. Er gibt mir wirklich das Gefühl, das meine Hilfe ihm egal wäre und ich muss ihm hinterher laufen um die Freundschaft aufrecht zu erhalten.
Ich habe gedacht: Wenn er nach Hilfe fragt, sag ich ja. Wenn er nicht fragt, dann bin ich nicht verpflichtet seine Hilfskraft zu sein.
Ich bin in einer ähnlichen Situation.
Ich habe auch viel für eine Freundin gemacht, ähnlich wie du. Sie wollte immer mehr, hat mich immer mehr gefragt. Ich habe das dann reduziert, sie wollte das ich 2 Tage zu ihr komme, dies habe ich verneint. Es gab immer wieder Stress. Nach ein paar Monaten haben wir jetzt wieder Kontakt. Aber ich habe ihr gesagt das der Kontakt eher sporadisch sein wird. Ich bin selber nicht gesund.
Nachdem es bereits ausgemacht ist würde ich hinfahren - aber künftig nicht mehr so ohne weiteres zustimmen, z. B. "das kann ich jetzt noch nicht sagen, melde dich einfach später nochmal". Du könntest durchaus auch mal konkret fragen, warum er dich nicht zu diesen Treffen mitnimmt.
Ich kann nicht hingehen heute ohne zu wissen, wann er genau ankommt und ob er überhaupt noch kommt. Deswegen MUSS ich mich wieder melden u fragen.
Danke für die Antwort !
Also es schaut jetzt fast so aus als würde ich meine Meinung dazu ändern, aber dem ist nicht so, allerdings gibt es einen weiteren Gesichtspunkt:
- Deswegen macht mich das ganz traurig
Dafür gibt es absolut keinen Grund, denn ein Mensch, der auch einem Nicht-Dankbarem hilft, steht moralisch auf einer sehr hohen Stufe. Einem Dankbaren dagegen helfen viele gerne, wobei die verschiedensten Motivationen vorliegen. Meinen Respekt hast du jedenfalls.
Nein. Dankbarkeit zeigt er wirklich fast nie. Natürlich kommt ein Danke iwann aber mehr auch nicht.