Findet das Schlüssel Schloss Prinzip immer statt?

2 Antworten

Sagen wir es mal so: jedes Enzym hat seine Bindungsstelle(n) für Substrat(e). Dass es diese Bindungsstellen gibt und dass da das reinpasst, was umgesetzt werden soll und alles andere nicht, der Sinn eines Enzyms.

Aber die Bindungsstelle kann unterschiedlich "wählerisch" sein. Also mal passt wirklich nur genau dieser eine Schlüssel rein, in anderen Fällen aber auch andere, die dem eigentlichen Schlüssel ähnlich sind.

Bei der Vielzahl an biochemischen Reaktionen ist es wichtig, dass die Katalyse durch Enzyme spezifisch erfolgt - schließlich finden viele der Reaktionen gleichzeitig im gleichen Kompartiment statt. Ein Enzym ist deshalb für ein bestimmtes Substrat spezifisch, manchmal werden aber natürlich einige andere Substrate ebenfalls akzeptiert, was gewollt oder ungewollt sein kann. Das Enzym Rubisco aus dem Calvin-Zyklus (Dunkelreaktion der Photosynthese) setzt normalerweise CO2 um. Unter bestimmten Voraussetzungen akzeptiert es aber auch O2, ein Vorgang, der auch Photorespiration genannt wird und der Grund dafür ist, dass einige Pflanzengruppen andere Photosynthesewege (CAM-Pflanzen, C4-Pflanzen) fanden, um das Problem der Photorespiration zu umgehen.

Übrigens: das Schloss-Schlüssel-Prinzip ist streng genommen falsch, weil Enzyme nicht starr sind. Tatsächlich führt die Bindung des Substrats an das aktive Zentrum zu einer Konformationsänderung, sodass sich quasi die Form des Enzyms beim passenden Substrat anpasst. Man spricht deshalb richtiger nicht vom Schloss-Schlüssel-Prinzip, sondern vom Prinzip der induzierten Passform (induced fit).

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig