Evolution und Homosexuallität?

11 Antworten

Ich meine... Homosexualität gibt es bei fast jeder Tierart, und das ist doch eigentlich der Beweis dafür, dass es eben doch entweder Vorteile geben muss, oder das die Nachteile nicht groß genug sind.

Das ist auch nicht die erste Sache, die Leute an den Rand der Verzweiflung gebracht hat. Pfaue zb waren Darwins Nemesis, weil die nicht in seine Theorie rein gepasst haben. Weil die auffälligen Farben doch eigentlich Pfaue zum idealen Ziel für Fressfeinde macht. Die Lösung wurde aber gefunden: Das Pfaue mit vielen bunten Augen so extrem attraktiv für die Weibchen waren, hat dafür gesorgt, dass sie sich trotzdem schnell genug und oft genug fortpflanzen konnten, dass die Augen eines Pfaus sich gehalten haben.

Es gibt bisher keine Beweise für eine einzige Theorie, aber es gibt viele Ansätze, die sowohl aus Beobachtungen des Tierreichs, als auch aus Beobachtung von Menschen gezogen werden. Hier eine Auswahl:

  • Tiere sind meistens einfach nicht in der Lage, Männlich und Weiblich zu unterscheiden, weil das für viele Spezies keine Relevanz hat. Giraffen sind zb so. Also kommt es eben auch zu gleichgeschlechtlichen Kontakten.
  • Paare aus gleichgeschlechtlichen Individuen werden beobachtet, wie sie verwaisten Nachwuchs 'adoptieren'. Insbesondere ist das bei Pinguinen bekannt. So wird die Rate an Überlebenden in einer Gruppe, in der auch welche mit gleichgeschlechtlicher Neigung entstehen können, höher sein. Und, an der Stelle: Es gibt eine bekannte Theorie, das überhaupt nicht Homosexualität selbst vererbt wird, sondern es wird von den weiblichen Individuen an die anderen weiteren Individuen vererbt, dass der Hormonspiegel während dem Austragen schwankt und so die Gehirnchemie des Kinds beeinflusst - wodurch dieses dann eine entsprechende sexuelle Orientierung hat. Viel Testosteron = schwules Kind.
  • Vielleicht gibt es einfach ein Merkmal, das lebenswichtig ist, das aber nur intakt bleibt, wenn das 'Risiko' erhalten bleibt, dass Nachkommen dadurch gleichgeschlechtliche Gefühle haben. Sowas kann man bei anderen Merkmalen beobachten - sicher hast du schon davon gehört, das Sichelzellanämien in Malariagebieten höher sind, weil der Nutzen durch heterozygote Sichelzellanämie hier höher ist, als der Schaden, dass es auch homozygote Individuen gibt, die oft jung sterben.
  • Individuen, die nicht in Balz- und Machtkämpfe verwickelt sind, weil sie nicht am jeweils anderen Geschlecht involviert sind, können diese Streitigkeiten auflösen. Schimpansen zb haben wirklich brutalste Balzkämpfe, die oft nur durch unbeteiligte Männchen aufgelöst werden können. Ansonsten endet das ganze mit Leichen.

Die Evolutionstheorie ist nicht "Überleben der Stärksten", die Evolutionstheorie ist "Paarung derjeniger mit den wenigsten Problemen". Und Homosexualität ist definitiv nicht das schlimmste Problem, das man vererben könnte. Sie ist sogar sehr sehr weit davon entfernt.

Ohne von dem Thema irgendetwas zu verstehen: Ich denke, dass der Mensch von Natur aus polygam ist, also einige Männer hatten ein Harem aus bisexuellen und teilweise völlig lesbischen Frauen. Bei Männern fällt mir kein wirklich plausibler Grund ein, außer, dass das vielleicht auch von Prägung in der Kindheit abhängen könnte.

Homosexualität ist keine Schwäche, sondern ganz normal und steht nicht im Widerspruch zur Evolutionstheorie. Ausführlich habe ich das u. a. hier beantwortet. :)

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig
Sinne der Evolutionstheorie (überleben der Starken)

Fittest, nicht strongest. Also nicht die starken, sondern jene die gut angepasst sind. Das Sozialverhalten einschließlich dem Vorhandensein homosexueller Individuen scheint ein erfolgreicher Teil der Anpassung unserer Art zu sein.

en.wikipedia: sexual orientation and evolution.

Danny4793  22.11.2023, 18:15

(wobei fit/ fitness eigentlich auf den Fortpflanzungserfolg der Art/ Population/ Individuen abzielt, aber der ist halt bei guter Anpassung auch höher)

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Bevor du "im Sinne der Evolutionstheorie" nachdenkst solltest du sie vielleicht erst mal ansatzweise begreifen.

Fit bedeutet angepasst, nicht stark. Die Evolution wirkt auf vielen Ebenen, vom einzelnen Gen bis hin zu Paaren, Familien, Gruppen, Staaten und Symbiosen.

Das Homo-Gen gibt es nicht. Was spricht dagegen, dass Gene, die das Entstehen von Homosexualität fördern, auf der anderen Seite das friedliche Zusammenleben einer Dorfgemeinschaft fördern und sich deshalb durchsetzen? Gut erforscht ist das m.W. noch nicht, aber es spricht erst mal nichts dagegen "im Sinne der Evolutionstheorie".

verreisterNutzer  14.09.2023, 11:29

Ich habe nur gelesen, dass man von einer Individualselektion statt von Gruppenselektion ausgeht. Das Argument das ich behalten habe ist, dass eine Gruppenselektion darauf hinauslauen würde, dass deutlich weniger Männer als Frauen geboren würden. Also handeln Menschen egoistisch und nur dann altruistisch, wenn das mit genetischem Eigeninteresse begründet wäre.

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ThomasJNewton  14.09.2023, 12:03
@verreisterNutzer
... dass deutlich weniger Männer als Frauen geboren würden

Das halte ich für sehr gewagt. Männer bieten dank ihrer Stärke durchaus Vorteile für das Überleben einer Gruppe. Der Flaschenhals ist nicht das Gebären von Kindern, sondern das Aufziehen bis zum Erwachsenenalter.

Ich will auch gar nicht aufs Spekulieren hinaus, sondern darauf, es besser zu unterlassen, weil das ein höchst komplexes Thema mit ziemlich wenig sicheren Regeln ist.

Schon angefangen mit einem hypothetischen Gen "Ich helfe meinen Verwandten". Wenn sich das durchsetzt, ist das dann Evolution auf Genebene, das "egoistische Gen", oder Evolution auf Familienebene?

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