Aufgrund welcher Umwelt-Einflüsse hat das Schimpansen-Gehirn plötzlich angefangen, intelligenter zu werden?

mulan2255  20.06.2023, 13:11

Gibt’s heute keine Schimpansen mehr?

isnichwahrne 
Fragesteller
 20.06.2023, 13:19

Dann stell ich die Frage halt anders:

Welche Umwelteinflüsse haben dazu geführt, dass aus den Vorfahren des Menschen letztlich der Mensch wurde ?

6 Antworten

Also um das zunächst mal klar zu stellen: Schimpansen sind nicht die Vorfahren des Menschen. Schimpansen und Menschen haben einen gemeinsamen Vorfahren, aus dem sie sich getrennt voneinander entwickelten. Die Trennung erfolgte vor etwa 7 Mio. Jahren.

Die Größenzunahme des Gehirns war nach aktuellen Erkenntnissen eine Reaktion auf klimatische Bedingungen. Zu jener Zeit veränderte sich in Ostafrika das Klima in kurzen Zeitabständen: mal wurde es trockener, mal feuchter. In einer sich rasch ändernden Umgebung mit nicht vorhersehbaren Umweltbedingungen war es gewiss von Vorteil intelligent und erfinderisch zu sein. Als weiteren Grund für die Zunahme der Gehirnentwicklung müssen wir Veränderungen in den Ernährungsgewohnheiten sehen. Ein großes Hirn kann sich schließlich nur entwickeln, wenn es ausreichend mit Energie versorgt werden kann. Zum einen begannen unsere Vorfahren damit von gelegentlichen Aasfressern zu einer Jagdgesellschaft zu werden. Fleisch mit seiner hohen Energiedichte war der perfekte "Brennstoff" fürs Hirn. Zudem wurde die Nahrung durch das Garen über Feuer leichter und besser verdaulich. Aus gekochter Nahrung kann der Körper mehr Energie gewinnen als aus derselben Menge roher Nahrung.

Und: Warum hat die Evolution nicht schon viel früher in der Evolutions-Kette - also beispielsweise bei den Vögeln - dafür gesorgt, dass die Hirn-Leistung zunimmt, wenn die Konsequenzen eines intelligenten Hirns doch letztlich dazu führen (?), die besten Überlebens-Chancen zu haben ( survival of the fittest ) ?

Na ja, erstens stimmt das nicht ganz. Viele Vogelarten sind erstaunlich intelligent. Papageien und Raben etwa erreichen ähnliche Intelligenzleistungen wie Primaten, dabei sind ihre Gehirne viel kleiner als vergleichbar große Säuger. Dafür besitzt das Vogelhirn mehr Neuronen pro Kubikzentimeter.

Zweitens hat Intelligenz eben auch einen entscheidenden Nachteil: man muss genug Nervennahrung beschaffen können. Ein großes Hirn verbraucht eben auch große Mengen Energie. Ein großes Gehirn ist also nicht in jedem Fall die beste Überlebensgarantie

Und drittens ist Evolution kein gerichteter Prozess. Sie basiert auf zufälligen Veränderungen (Mutationen) des Erbguts. Daher gibt es ganz einfach auch keinen Trend hin zu höherer Intelligenz oder Komplexität. Entscheidend ist am Ende nur, ob eine Art an ihre Umwelt gut angepasst ist, wie intelligent oder wie komplex eine Art ist nicht - anderenfalls dürfte es heute ja außer unserer Spezies überhaupt keine anderen Arten, z.B. "primitive" Einzeller, mehr geben.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Den Schimpansen ignorier ich mal und versuche die Frage zu beantworten wie sie vermutlich gemeint war:

Die Region Afrikas in der sich ein Großteil der Evolution des Menschen abspielte war zu der Zeit von heftigen Klimaschwankungen betroffen. Dadurch verändern sich die Umweltbedingen des Frühmenschen relativ schnell und er brauchte eine Fähigkeit auf die verschiedenen Bedingungen zu reagieren, also die Fähigkeit verschiedene Strategien zu entwickeln. Wahrscheinlich spielten noch weitere Faktoren eine Rolle bspw. die Kommunikation in der (im Vergleich zum Tageslicht) dunklen Umgebung um ein Feuer,

Warum hat die Evolution nicht schon viel früher in der Evolutions-Kette (..)dafür gesorgt, dass die Hirn-Leistung (...) doch letztlich dazu führen (?), die besten Überlebens-Chancen zu haben 

In einer konstanten Umgebung können instinktive Verhaltensweisen durchaus genügen und es gäbe daher keinen Druck Richtung "höhere" Intelligenz. Ein leistungsfähigeres Gehirn braucht zudem natürlich auch mehr Energie, ein indirekter Nachteil wenn die höhere Leistungsfähigkeit keinen Vorteil gegenüber der Instinkt-Strategie bietet.

Nebenbei woher genau sollen die Menschen wissen ob "höhere" Intelligenz schon früher auftrat oder nicht?

isnichwahrne 
Fragesteller
 20.06.2023, 13:43

"Veränderte Umweltbedingungen durch Klimaschwankungen" ist viel zu unkonkret.

Desweiteren erklärt das nicht, welche Struktur im Körper diese Schwankungen erkennt und den Intelligenzzunahmeprozess startet.

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jorgwalter57  20.06.2023, 14:05
@isnichwahrne

Dafür gibt es viele Gründe. Zum Beispiel die Beherrschung des Feuers und die dadurch verbundene viel bessere und schnellere Aufnahme und Verarbeitung von gekochten und gebratenen Lebensmitteln. Dadurch wiederum mehr Zeit fürs Nachdenken, Probieren, Kultur. Diejenigen Vorfahren, die auf Grund dessen die erfolgreicheren Strategien für das Überleben und ihre Reproduktion entwickeln konnten (also "intelligenter" wurden als weiter nur Beeren konsumierende Zeitgenossen) hatten die besten Möglichkeiten zu überleben.

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DanKirpan  20.06.2023, 16:11
@isnichwahrne
"Veränderte Umweltbedingungen durch Klimaschwankungen"

Nicht einmalig veränderte, sondern sich mehrfach und in einem kleinen Zeitraum verändernde. Wer es nicht schaffte auf die neuen Bedingungen zu reagieren bekam keinen zweiten Versuch. Dadurch (und den weiteren Dingen die jorgwalter57 bereits aufzählte).entsteht in der Population ein Druck zu einer verbesserten Problemlösefähigkeit also "höherer" Intelligenz.

welche Struktur im Körper diese Schwankungen erkennt und den Intelligenzzunahmeprozess startet.

Natürlich nicht. Denn weder gibt es eine solche Struktur noch ist der Intelligenzzunahmeprozess ein geplanter Prozess der gezielt gestartet werden könnte.

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Nun, wir wissen heute, dass sich der aufrechte Gang vor einer Vergrößerung des Gehirns entwickelte. Wie es zum aufrechten Gang kam ist ein anderes Thema.

Wir entwickelten uns also aus einem aufrecht gehenden Affen mit einem Gehirn etwa der Größe sowohl des heutigen Schimpansen als auch der unserer gemeinsamen Vorfahren.

Die erste Phase der Entwicklung des Gehirns (bis Austhralopiden) steht mit dem aufrechten Gang in Zusammenhang. Ein großes Gehirn ist erst einmal energetisch teuer. Erst wenn diese massiven Zusatzkosten durch klügeres Handeln kompensiert werden, ist ein größeres Gehirn ein evolutionärer Vorteil. Dazu ist es nötig die größere Intelligenz auch in Handlungen umzusetzen. Das betrifft beim weg zum Menschen besonders den Gebrauch von Werkzeug.

Die Hände wurden zuvor (und heute von Schimpansen) einerseits zum Gehen verwendet (Fingerknöchelgang) und andererseits zur Manipulation von Gegenständen. Daher musste ein Kompromiss gefunden werden zwischen Robustheit und Manipulationsfähigkeit. Diese Notwendigkeit fiel durch aufrechten Gang weg. Die Finger wurden viel feingliedriger, empfindsamer und sind der Schimpansenhand an Mianipulationsfähigkeit weit voraus (ohne in Abrede stellen zu wollen, dass die Schimpansenhände anderen Vorderetremitäten anderer Tiere in dieser Hinsicht voraus sind).

Da jetzt Ideen besser in Werkzeuge umgesetzt werden konnten, konnten die Fähigkeiten eines großen Gehirns besser umgesetzt werden. Und um so größer das Gehirn war, um so mehr waren hochmanipulative Greiforgane evolutionär ein Vorteil. Dies gilt für die Entwicklung bis zum Australopiden.

Für die Entwickung der Australopiden zur Gattung homo bis heiute sind dann andere Faktoren von Bedeutung. Weitergabe von Informationen durch Sprache vor allem und dadurch eine kulturelle (wissenbasierte) Evolution, die noch schneller als die biologische Evolution voranschritt. Aber Du fragst ja nach den Anfängen der Entwicklung - und die ist stark mit dem aufrechten Gang verknüpft.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Abgeschlossenes Studium als Diplom Biologe
isnichwahrne 
Fragesteller
 21.06.2023, 10:16

Und wie kam es kam es zum aufrechten Gang?

Hatte der Affe einen Besenstil verschluckt? Sorry, ein bisschen Humor muss erlaubt sein.

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Stefan997  21.06.2023, 10:19
@isnichwahrne

Ist eine wichtige Frage (vielleicht die grundlegende Frage zur frühen Entwicklung in Richtung Mensch), führt aber zu einer langen Antwort, die nicht wirklich zur Fragestellung passt. Ich schlage vor, dass Du eine entsprechende neue Frage einstellt oder mir persönlich schreibst. Ich werde dann versuchen sie heute Abend zu beantworten.

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Herfried1973  24.06.2023, 10:37
@isnichwahrne

Manchmal gibt es Dja Vu Erlebnisse. Und eine Schimpansen Population kocht gerade etwas nach, dass genau zum Menschen führte.

Wie, warum, wer, wo? Issa Tal, Baumsavanne plus Schimpansen, die sich zwar an die Bäume galten, aber öfter aufrumichten, Ausschau halten, und mit Distanzen am Boden fertig werden müssen. Wird dass Dan für nehr Wekzeuggebrauch verwendet wird es rasch spannend. Dann hat der aufrechte Gang grossen Vorteil und befeuert die Intelligententwicklung....

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Aufgrund welcher Umwelt-Einflüsse hat das Schimpansen-Gehirn plötzlich angefangen, intelligenter zu werden?

Das Schimpansengehirn hat nie angefangen zu wachsen über das heute bekannte Maß hinaus. Schimpansen und Menschen haben gemeinsame Vorfahren, bei denen sich das Gehirn in dem Stamm weiterentwickelte, aus dem später der Mensch hervorging.

Wer hat denn behauptet das der Mensch vom Schimpansen abstamme.?

Erkundige Dich doch bitte über die Evolution im Allgemeinen, sodann über die nachweisbare Evolution der Primaten und zuletzt über die nachweisliche Evolution der Hominiden.

Solltest Du auch davon irgendetwas nicht begreifen darfst Du gerne hier noch einmal nachfragen.