Euer Weltbild wird erschüttert - wie reagiert ihr - Ein Gedankenexperiment?

18 Antworten

Letztlich gehts beim Glauben um Gott ja um ein Leben nach dem Tod. Wenn Gott nicht existieren würde und es bewiesen werden könnte, so würde ich wahrscheinlich mehr auf die Wissenschaft hoffen, das sie das Problem in den Griff bekommt.

Auch würde ich nicht in Schockstarre oder ähnliches fallen. Der Glaube bringt ja positive Verhaltensweisen mit sich. Daran würde ich mich festhalten, also weiterhin versuchen Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft und Co zu praktizieren. Es ist ja nicht automatisch alles schlecht was durch die Bibel gelehrt wurde.

lumbricussi  04.09.2021, 03:22

Ich glaube nicht, dass erst der Glaube aus dem Menschen einen Menschen macht. Wenn jemand aus dem Glauben an Gott heraus zu mir fair und freundlich ist, bin ich sofort mißtrauisch und frag mich nach seinen Motiven. Wenn einer einfach so, weil er von Natur aus fair und freundlich ist, also nicht wegen seines Gottesglaubens, dann traue ich ihm. Denn dann ist er echt.

Naja, ich bin ein gebranntes Kind. Es gibt bestimmt viele Gläubige, die gläubig und von Natur aus freundlich und menschlich sind. Aber auch andere. Und da sind mir unfreundliche, egoistische, gemeine Leute lieber, weil sie echt sind.

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Wenn es völlig klar wäre, dass die Bibel von A-Z erfunden wäre, so würde ich dem Kern von dem, was - in dem Fall angeblich - Jesus vorgelebt und gesagt hat, weiter folgen.

Denn sein, gemäss Bibel, wichtigstes Gebot "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" finde ich als Anleitung für ein sinnvolles Leben unübertroffen.

Ebenso würde ich, auch wenn sie erfunden wären, die 10 Gebote als Leitplanken meines Lebens weiter beibehalten.

lumbricussi  05.09.2021, 17:58

Das ist gut. Aber wofür braucht man ein Buch, um zu wissen, wie ein sinnvolles Leben geht? Ich meine, wenn der Mensch von Natur aus nicht gut wäre, also in der Anlage nicht gut, dann braucht er eine Anleitung, um gut zu werden.

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"das ist ein Gedankenexperiment"

Ich habe das schon mindestens dreimal real durchgemacht. Es war jedes Mal ein innerer Kampf. Hin- und hergerissen einerseits zwischen dem, was ich gelernt hatte und gewohnt war und im Vertrauen auf meine Bezugspersonen für wahr gehalten hatte. Andererseits zwischen den neuen Überzeugungen, dem erweiterten Wissen und Argumenten sowie den aktuellen Kontaktpersonen, die mir authentisch erschienen.

Ich habe mir immer viel Zeit gelassen, alles gründlich zu prüfen, eine Qual war es trotzdem, spannend auch, und mein Weg hat so zumindest weitergeführt.

Richard30 
Fragesteller
 04.09.2021, 11:01

Es ist nicht ohne, das stimmt!

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Als Atheist:

Wenn ich mit unumstößlichen Beweisen für die Existenz und das Wirken eines Gottes konfrontiert würde, würde ich diese Beweise trotzdem nochmal prüfen (wollen).

Warum?

Ich könnte durchaus aktzeptieren, dass es Wesen gibt, die viel mächtiger als wir sind und die Möglichkeiten haben, die jenseits all unserer Vorstellungskraft liegen. Aber auch diese wären nach meinem Weltbild an die Naturgesetze und die Gesetze der Logik gebunden.

Das Bild eines christliche oder muslimischen Gottest dagegen ist anders. Dieser hält sich, entsprechend der überlieferten Texte, nicht an Naturgesetze oder Logik. Daher wäre ich in diesem Fall tatsächlich erstmal noch skeptisch.

Wenn die Beweislage aber eindeutig wäre, und somit bewiesen wäre, das unsere Welt keinen nachvollziehbaren Regeln folgt und Logik darin keinen Platz hat - puh, ok, das wäre tatsächlich schon ein Tiefschlag für mich. (andererseits: wie soll den ein logischer Beweis aussehen, dass Logik nicht funktioniert? ;)

Ganz offen gesagt, weiß ich nicht, was ich dann tun würde - dieses "Gedankenexperiment" ist für mich so weit ab jeglicher Vorstellungskraft ...

Richard30 
Fragesteller
 04.09.2021, 02:30

Gut ich sag es mal so: Wenn dieser Gott das Universum erschaffen hat, hätte dieser quasi "Adminrechte". Er müsste sich nicht an die Regeln halten, da er diese selbst erschaffen hatte.

Aber klar, das ganze ersteinmal zu überprüfen ist auch der absolut richtige Ansatz.

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VanLorry  04.09.2021, 02:34
@Richard30

Naja, ich sag ja, eine "höhere Macht", für die es eine logische Erklärung gibt, ist ok für mich. Dann erforschen wir halt, wie der Admin-Gott das angestellt hat und wie oder woher er seine Fähligkeiten bezieht. Vielleicht bekommen wir so ja auch das root Passwort heraus! ;)

Ich hätte halt nur ein Problem damit, wenn diese "höhere Macht" tatsächlich so sein sollte, wie sie die Religionen darstellen. So, wie es dort dargestellt wird, gibt es _keine_ Chance für Logik und _alles_ unterläge letztendlich der reinen Willkür dieser Macht.

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VanLorry  04.09.2021, 02:38
@VanLorry

Aber ich verstehe, was du sagen willst: was, wenn wir nur nicht die Logik hinter dieser Macht _erkennen_ können? Wir als Ameisen versuchen zu verstehen, was der riesege Zweibeiner (homo sapiens) da macht und warum er auf unserem Ameisenhügel herumtrampelt - völlig unlogisches Verhalten!!1

Hm. ¯\_(ツ)_/¯ Keine Ahnung!

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Richard30 
Fragesteller
 04.09.2021, 02:40
@VanLorry

Naja gut ich selbst bin Christ, aber ich würde es halt so sehen wie mit ner Computersimulation. Wenn du da Admin bist, könntest du halt alles machen was dir passt.

Aber es ist generell der richige Ansatzt, das NICHT direkt dann zu glauben, sondern halt schauen was nun Sache ist, wie genau diese Situation dann genau aussieht.

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Richard30 
Fragesteller
 04.09.2021, 02:42
@VanLorry

Es ist, jetzt mal von Gott abgesehen, generell so eine Sache. Worauf beruht logik? Wenn Logik auf Logik beruht, nun, dann muss es immer irgend etwas dahinter geben, also unendlich in die Vergangenheit, unendlich in die Größe, ins Kleine u.s.w.

Wenn Logik erst mit dem Universum entstanden ist, gut, dann könnte vorher alles möglich gewesen sein. Aber dann kann man da auch nicht sinnvoll argumentieren.

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Das erste Mal war ich über die Täuschung so wütend, dass ich nur Schlechtes in dem ganzen System gesehen habe. Beim zweiten Mal, als es mir passierte, hat es mir sozusagen den Boden unter den Füßen weggezogen. Und als ich ihn wieder fand, den Boden, war ich ganz perplex, dass es sich auch ohne einen Boden leben lässt. Bzw. ohne einen Halt. Und beim dritten Mal nahm ich den Verlust meines Weltbildes schon ganz gelassen. Ich hab dann viel nachgedacht und Selbsterkenntnis gewonnen, hab deutlicher gemerkt, wie ich ticke, in welche Fallen ich gerne tappe. Und bin mir und anderen gegenüber duldsamer geworden.

Ich glaube, es ist sogar wichtig, dass einem sein Weltbild mindestens 1 x abhanden kommt. Man verknöchert sonst.

Richard30 
Fragesteller
 04.09.2021, 02:57

Jep.

Und man sollte es immer wieder hinterfragen.

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lumbricussi  04.09.2021, 03:09
@Richard30

Das Beste, was ich beim zweiten Verlust meines Weltbildes erkannt habe, war, dass man sich Weltbilder zulegt, weil man einen Halt braucht. Bzw. meint, dass man ohne einen Halt im Leben nicht leben kann. Eigentlich haben mir die Vögel im Garten zu der Erkenntnis verholfen, dass das Leben selbst der ganze Halt ist. Sie fliegen hin und her, suchen Futter, sitzen im Apfelbaum und putzen ihr Gefieder und sind nie trübsinnig oder basteln sich ein Weltbild zusammen. Wieso braucht man denn ein Bild, wenn man das Original hat?

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Spielwiesen  05.09.2021, 11:45

SO wird man zum Philosophen! ♤♡ 😀

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