Einsatzkräfte bei Werkfeuerwehren?

3 Antworten

Bei mir auf Arbeit gibt es in der Betriebsfeuerwehr 5 hauptämtliche Kräfte, die im Schichtbetrieb oder in Bereitschaft ihren Dienst verrichten. Dabei sind diese in der Kernarbeitszeit anwesend, meistens aber nur 2-3 Kräfte pro Tag. Die anderen haben frei. Nachts hat dann einer Rufbereitschaft. Zu dem Hauptamtlichen kommen noch etwas über 100 Freiwillige in 5 Schichten, nachts oder am Wochenende wird der Brandschutz usw dann von uns Freiwilligen aus der Produktion/Kontischicht gestellt. Die freiwilligen Kräfte arbeiten ganz normal in ihrem Job, bei mir ist es die Instandhaltung, sind allerdings mit einem Pager ausgestatten. Wenn es piept, lässt man dann wie draußen auch die Arbeit erstmal liegen (sofern das möglich ist) und begiebt sich dann zu den entsprechenden Stellen.

Die Hauptamtlichen übernehmen in der Kernarbeitszeit hauptsächlich die Atemschutzwerkstatt, da in der Produktion sehr guter Durchsatz in der Atemschutztechnik geschieht (Chemieindustrie).

Nebenbei führen diese noch Feuerlöschtrainings durch, unterstützen bei den Planungsmaßnahmen für Standorterweiterungen, überarbeiten Pläne oder stellen bei feuergefährlichen Arbeiten den Brandschutz. Das alles natürlich neben den eigenlichen Einsatzdienst.

Jeden Block, also etwa alle 2-4 Wochen, findet ein Ausbildungsdienst für die freiwilligen Kräfte statt, welcher durch die Hauptamtlichen durchgeführt wird. Da wir insgesamt 5 Schichten haben, finden auch immer 5 Dienste pro Block statt.

Wann man bei den Diensten teilnimmt, ist einem als Freiwilliger freigestellt. Ich selber versuche, immer in meinem Schichtfrei in die Firma zu kommen und dann den Ausbildungsdienst zu besorgen, da das als Überstunde/Zusatzschicht gezählt werden kann. Dadurch baut man im Jahr sehr einfach über 80 Überstunden auf.

Einsätze zählen natürlich auch zu Arbeitszeit, ebenso andere Ausbildungsmaßnahmen wie die verpflichteten jährlichen Übungen im Brandhaus, Weiterbildung zum Betriebssani, der ASÜ oder Untersuchungen beim Doc.

Bei den Hauptamtlichen ist das alles reguläre Arbeitszeit, aber auch hier wird alles, was über die Kernarbeitszeit hinausgeht als Überstunde berechnet.

Als Angehöriger in der Betriebsfeuerwehr bekommen wir freiwilligen zudem zwei Extra Urlaubstage im Jahr, sofern wir länger als 5 Jahre im Betrieb sind und die feuerwehrtechnische Ausbildung vollständig abgeschlossen haben. Unter 5 Jahren Zugehörigkeit gibt es trotzdem einen Extra Tag.

Das ist aber alles nicht zu verallgemeinern und beruht alles auf den Abmachungen mit dem Betriebsrat und der Geschäftsleitung. Nur weil das bei uns so ist, muss das nicht überall so sein.

Wichtig ist aber auch zu erwähnen, dass wir selber zwar als Betriebsfeuerwehr gelten, inoffiziell aber trotzdem dem Status einer Werkfeuerwehr vertreten. Wir arbeiten Einsätze wie ausgelöste Brandmeldeanlagen, Leckagen oder auch Brände selbstständig ab, ohne dass die öffentliche Feuerwehr anrücken muss. Auch fahren wir z.B. extern Einsätze mit und können über die externe IRLS angefordert werden, da wir natürlich gerade was Chemiesachen angeht einiges an Sondertechnik vorhalten, was sich die BF nicht leisten kann/muss. Deshalb nutzen wir neben dem Betriebsfunk auch den BOS-Funk mit.

Ausbildungstechnisch gelten die Lehrgänge aus den Feuerwehren von draußen, allerdings dürfen wir auch selber ausbilden.

Leony2000 
Fragesteller
 18.12.2023, 01:06

Danke für die hilfreiche und ausführliche Antwort!

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...und zusätzlich Fahrzeuge die von Mitarbeitern aus dem Industriepark, die in ihrer Freizeit bei der freiwilligen Feuerwehr sind oder zumindest die Lehrgänge der freiwilligen Feuerwehr haben.

Jein.
Die Freiwillige Feuerwehr oder eine Mitgliedschaft in der FF hat zunächst einmal gar nichts mit der Tätigkeit einer nicht hauptamtlichen Werkfeuerwehr zu tun. Deren Einsatzkräfte können, müssen aber kein Mitglied der FF sein. Genauso, wie auch Berufsfeuerwehrleute Mitglied in einer FF sein können, aber nicht müssen.

Nebenberufliche Werkfeuerwehrleute sind Mitarbeiter aus allen Bereichen des Unternehmens (Produktion, Verwaltung, Logistik, IT, Marketing oder was auch immer es da gibt). Diese werden, sofern sie noch keine Ausbildung der FF haben, durch das Unternehmen ausgebildet. Diese Ausbildung findet natürlich häufig gemeinsam mit derjenigen der FF statt, die Unternehmen sind dann meist auch Mitglied des Kreis- oder Stadtfeuerwehrverbandes, der in der Regel die Ausbildungen durchführt. Die Zeit der Ausbildung ist dann, genau wie die Zeit der Übungen und Dienste, Arbeitszeit, die entsprechend bezahlt wird.

Wie arbeiten diese Leute dann? Ist der Einsatz und eventuelle Übungen, Lehrgänge usw. dann einfach die reguläre Arbeitszeit oder wird das anders geregelt, ehrenamtlich kann das ja wohl kaum sein, oder? Bekommen diese Einsatzkräfte dann einen Gehaltszuschuss oder so?

Wie oben schon gesagt: Der Dienst in der nebenberuflichen Werkfeuerwehr ist Arbeitszeit. Der Mitarbeiter ist dann halt nur in dem Moment nicht in der Verwaltung oder Produktion tätig, sondern bei der Werkfeuerwehr. Ggfs. werden Überstunden gemacht (wenn der Dienst beispielsweise nach der regulären Arbeitszeit stattfindet).

Man muss ja bedenken, dass das Unternehmen sich von der Vorhaltung einer Werkfeuerwehr etwas verspricht... entweder kommt sie damit einer Verpflichtung nach, die sich aus der Baugenehmigung, der Betriebserlaubnis o.ä. ergibt - oder sie verspricht sich davon günstigere Versicherungsbeiträge oder geringere Produktionsausfälle durch ein schnelleres Eingreifen der hauseigenen Feuerwehr.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Stv. Wehrführer und Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr

Eine Werksfeuerwehr besteht aus hauptberuflichen Feuerwehrleuten. Dort sind Lehrgänge bezahlte Arbeitszeit.

Es gibt keine Freiwillige Werksfeuerwehr.

Einige Städte haben eine berufliche Feuerwehr. Die werden ebenso dafür bezahlt, hauptberuflich ihren Dienst zu verrichten.

Auf dem Land finden sich eher die freiwilligen Feuerwehren, da sich Städte und Gemeinden die Personalkosten einer dauerhaft anwesenden Feuerwehr gar nicht leisten können.

Wenn da der Melder geht, verzichten alle Arbeitgeber auf Schadenersatz, wenn ein Mitarbeiter plötzlich seinen Arbeitsplatz verlässt. Lehrgänge werden in der Freizeit absolviert und nicht vergütet.

Leony2000 
Fragesteller
 18.12.2023, 01:07
Eine Werksfeuerwehr besteht aus hauptberuflichen Feuerwehrleuten. Dort sind Lehrgänge bezahlte Arbeitszeit. Es gibt keine Freiwillige Werksfeuerwehr.

Naja, eben doch, zumindest so ähnlich und dazu wollte ich lediglich ein paar Details wissen. Ich bin selber bei der FF, im Rettungsdienst und im Katastrophenschutz.

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