Chemisches Gleichgewicht?

1 Antwort

3 H₂ + N₂ ⟶ 2 NH₃    K=0.11 l²/mol²

Du hast die Anfangskonzentrationen c₀(H₂)=0.003 mol/l, c₀(N₂)=0.001 mol/l und c₀(NH₃)=0.002 mol/l und willst wissen, was passiert.

Du kannst jetzt natürlich einen Konzentrationsquotienten Q=0.002²/0.003³/0.001 bil­den und stellst fest, daß der irgendwo bei 10⁵ l²/mol² liegt, also Q≫K und die Reak­ti­on wird von rechts nach links führen. Aber das kannst Du auch ignorieren, denn wir be­kommen es aus dem weiteren Teil der Rechnung sowieso noch heraus.

Tun wir so, als ob wird das nicht wüßten und nehmen fälschlich an, daß die Reaktion von links nach rechts läuft. Dann würde Stickstoff verbraucht werden, nennen wir die Anzahl der verbrauchten N₂-Moleküle x. Dann würde sich die N₂-Konzentration um x erniedrigen, die der H₂-Moleküle um 3x, um im Gegenzug würde die NH₃-Konzen­tra­ti­on um 2x steigen. Das setzen wir ins Massenwirkungsgesetz ein und lösen nach x auf:

Bild zum Beitrag

Diese Gleichung sieht so aus, als ob sie schwer zu lösen ist, also plotte ich einfach ganz faul den Wert für den Massenquotienten als Funktion von x (violett) und sehe, bei welchem x-Wert er den Wert der Gleichgewichtskonstanten (grün) erreicht.

Bild zum Beitrag

Es gibt zwei solche Schnittpunkte für x₁=−0.00100346 und x₂=−0.000996565 (nur gra­phisch geschätzt). Das negative Vorzeichen zeigt an, daß die Reaktion anders als an­genommen abläuft: Wir hatten angesetzt, daß c(N₂)=c₀(N₂)−x und dabei geglaubt, daß die Reaktion Stickstoff verbraucht, aber die Rechnung ergibt, daß der Verbrauch nega­tiv ist, also ein Zuwachs eintritt; die Reaktion läuft also von NH₃ zu N₂+H₂ ab.

  • Für die erste Lösung x₁=−0.0010035 mol/l bekommen wir als Gleichgewichts­konzentrationen: c(N₂)=c₀(N₂)−x₁=0.0020035 mol/l, c(H₂)=c₀(H₂)−3x₁=0.006 mol/l und c(NH₃)=c₀(NH₃)+2x₁=−7⋅10¯⁶ mol/l. Das kann nicht stimmen, weil Kon­zen­tra­tionen immer positiv sind, also ist die Lösung zu verwerfen.
  • Für die zweite Lösung x₂=−0.0009966 mol/l bekommen wir als Gleich­gewichts­konzen­trationen: c(N₂)=c₀(N₂)−x₂=0.001997 mol/l, c(H₂)=c₀(H₂)−3x₂=0.00599 mol/l und c(NH₃)=c₀(NH₃)+2x₂=6.8⋅10¯⁶ mol/l. Diese Lösung ist die richtige, weil alle Konzentrationen positiv und sie sowohl die Stöchiometrie als auch die Gleich­gewichtsbedingung erfüllt.
 - (Schule, Universität, Wasser)  - (Schule, Universität, Wasser)
senders 
Fragesteller
 28.11.2023, 18:06

Danke auf ein Neues für die unfassbar ausführliche Antwort, wenn ich dich kennen würde, würde ich dir Plätzchen vorbeibringen

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indiachinacook  28.11.2023, 18:17
@senders

Ich fühle mich gebauchpinselt, daß Du meine faule Antwort mit einem solchen Lob adelst.

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