Beim Tod meiner Mutter lässt mich eine sache nicht los?


09.10.2024, 15:25

das sich im Sterbeprozess jemand so extrem dagegen whrt habe ich noch nie erlebt- das live zu sehen tat sehr weh


09.10.2024, 15:39

Zusatz Bitte nicht falsch verstehen da ich auch am leben hänge-aber: Da meine Eltern und ich eine sehr extrem tiefe Bindung hatten- saagte ich in dem Gespräch an ihrem 73igsten geburtstag : ja mama was soll ich denn komplett alleine? da ich gesundheitlih auch angeschlagen bin sonst alles mies läuft würde ich meinen Elternn gerne nachgehen ohne Hintergrund mir was anzu tun -einfach so der Gedanke aufzugeben oder mich reisst es aktuell sehr und geht fast schon Richtung gebrochenem herz....

8 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Es gibt wirklich nur sehr wenige Menschen, die gerne sterben wollen, weil sie akzeptiert haben, dass man ihnen nicht mehr helfen kann und das Leben nicht mehr lebenswert ist. Selbst die klammern sich dann manchmal noch ans Leben, weil sie noch was erledigen wollen...

Die meisten Menschen haben eh Angst vor dem Tod, selbst, wenn es ihnen sehr schlecht geht. Dann können sie einfach nicht loslassen. Oder sie wollen ihre Familie nicht belasten, machen sich Sorgen, dass die nicht klar kommen. Haben ein schlechtes Gewissen....

Es sind aber immer die Hinterbliebenen, die mit dem Tod eines lieben Menschen fertig werden müssen, egal, was man sonst glaubt, der Tote merkt nichts mehr, hat endgültig abgeschlossen.

Deshalb solltest Du Dir wegen der letzten Tage Deiner Mutter keine Sorgen machen, Du warst für sie da, hast ihr Mut gemacht. Mehr konntest Du nicht tun. Alles, was Du nun, auch in ihrem Andenken schaffen musst, ist, ihren Tod zu akzeptieren. Wie Du das schaffen kannst, weißt du selber, bzw. musst es selber rausfinden. Es gibt kein Rezept für Trauerbewältigung.


Du hättest mal meinen Großvater sehen sollen. Die Ärzte hatten ihm nur noch ein paar Tage gegeben und hat sich noch fast einen ganzen Monat im Krankenhaus rumgequält. Er hat sich immer wieder seine Schläuche aus der Lunge gezogen und wollte aufstehen. Ist dabei natürlich immer nur aus dem Bett gefallen. Dort ist er dann so lange keuchend rumgekrochen bis eine Schwester ihn eingesammelt hat.

Er ist auch in einer sehr verkrampften Position verstorben.

Meine Großmutter hatte sogar gesagt: "Jetzt strib doch endlich!" Weil sie das nicht mehr ertragen konnte.

Auch meine anderen Verwandten haben ähnliche Dinge von sich gegeben.

Ich habe ihn in dieser Zeit einmal alleine besucht. Er hat sich die ganze Zeit trotz Morphin vor Schmerzen gerungen und gekeucht. Er war geistig eigentlich gar nicht mehr da.

Hier habe ich ihm gesagt: "Kämpfe so lange wie du möchtest!"

Genau so will ich auch sterben. Der Tod muss mir mein Leben schon mit Gewalt aus meinen Händen reißen, wenn er mich haben will. Jede Sekunde, die ich ihm abringen werde, ist mein Sieg.

Leider muss/kann ich berichten dass es bei den fast allen Sterbenden die ich gesehen habe eigentlich immer so war. Sie hielten alle verbissen am Leben fest und haben fast alle bis zum schluss massiv gegen den Tod angekämpft.

Das mit dem "friedlich einschlafen" kenne ich nur aus Erzählungen, halte es fast schon für ein Gerücht. Ich habe es immer eher als als gewaltsames aus dem Leben reissen empfunden, während sich der Sterbende mit all seiner Kraft irgendwie ans Leben klammert. Ein regelrechter Kampf bei dem der Sterbende sich mit Händen und Füßen gegen das Sterben wehrt und an jeden Funken Leben verbiss festhält solange es irgendiwe noch geht.

Daher, ich weiß nicht, ich dachte das wär eigentlich so normal. Kenne es nicht anders. Würde mir also jetzt nicht einreden dass ich verantwortlich wäre für das "harte sterben", mir scheint das normal zu sein.


lynnmary1987  09.10.2024, 15:40

Naja... selbst das "friedliche einschlafen" ist in der Regel mit ziemlichem herumgeröchel verbunden. Das empfindet man dann sogar noch intensiver und quälender wenn man daneben sitzt und drauf wartet, dass der nächst Atemzug der letzte war. Aber dann kommt halt noch einer... und noch einer..

Trauergesprächskreise sind vom Konzept her, je nach setup, irgendwo zwischen Selbsthilfegruppe und gruppentherapie. Das hier klingt ein bisschen nach Depression:

würde ich meinen Elternn gerne nachgehen ohne Hintergrund mir was anzu tun -einfach so der Gedanke aufzugeben

So Gedanken hatte ich auch, als ich depressiv war. Ich war nicht suizidal aber im wörtlichen Sinne des Lebens müde.

Trauer kann zu Depression werden. Denkst du, es wäre möglich, dass das passiert ist? Und wäre in dem Fall eine Selbsthilfegruppe vielleicht etwas für dich, wenn du Therapie nicht möchtest?

Deine Mutter wäre stolz auf dich, egal ob du alles erreicht hast, was du erreichen wolltest. Die Frau hat lange gelebt und wusste ziemlich sicher, dass Leben nicht immer nach Plan verläuft. Man gibt sein bestes, aber ob es reicht, weiß man nie.


ArminJ19732023 
Beitragsersteller
 09.10.2024, 16:28

Durch schlechte Erfahrung traue ich keinem Psychologen mehr über den Weg da ist eine meiner Ausbildungen undder psychodienst beim Arbeitsaamt dran Schuld

palusa  09.10.2024, 17:26
@ArminJ19732023

Selbsthilfegruppen sind ohne Psychologen im Raum ☺️ deswegen der Vorschlag. Das sind einfach nur ne handvoll Leute mit demselben Problem, die versuchen, von den Erfahrungen anderer zu lernen.

Du hast alles richtig gemacht.

Du warst zu Lebzeiten für sie da und warst sicher eine ihrer Lebensfreuden - und du warst da in ihrer Todesstunde. Sie hat deinen Anblick mit hinübergenommen. - Mehr geht nicht. -

Jetzt musst du an dich denken und an deine Trauerarbeit. Bewährt hat sich aus meiner Erfahrung heraus das Schreiben. Schreib deiner Mutter Briefe, die du ihr vlt sogar in die Graberde steckst, je nachdem, was die Umstände hergeben....Oder schreib alle Episoden mit ihr auf, die dir so in den Sinn kommen, von der Kindheit an...... Du wirst dadurch wieder aufgewühlt, aber oft genug auch froh und glücklich, weil du dich wieder in diese gemeinsame Zeit versetzt fühlst, und später kannst du nachlesen, was du sonst vlt. schon vergessen hättest.

Man sagt zwar so landläufig, dass die Zeit alle Wunden heilt. Dem mag ich aber nicht so ganz zustimmen. Die Trauer wird nur anders, und aus den Wunden werden schmerzende Narben. Man trägt seine Verstorbenen im Geist mit sich herum und hält doch fast jeden Tag kurze Zwiesprache mit ihnen. Wichtig für dich ist es jetzt, dich gesund zu halten. Das wäre sicher auch der Wunsch deiner Mutter.

Du hast mein volles Mitgefühl, und ich wünsche dir viel Kraft.