Behindertenwerkstätte abschaffen?

Nein 66%
Ja 34%

47 Stimmen

14 Antworten

Nein

Ich finde nicht, dass eine Abschaffung die Lösung aller Probleme wäre. Doch es sollte definitiv etwas Freiwilliges sein. Zu so etwas darf nur gegriffen werden, wenn gar nichts anderes mehr funktioniert und es die Betroffenen auch selbst möchten. Indirekt oder aus der Not heraus dort hin zu müssen geht absolut nicht klar.

Es ist auch sehr wichtig, zu erwähnen, dass Behindertenwerkstätte nicht für jeden behinderten Menschen etwas sind. Manchmal ist man weder für den normalen Arbeitsmarkt geschaffen, noch für eine Behindertenwerkstatt, aber man ist auch nicht "behindert/krank genug" für etwaige staatliche Hilfen.

Aber ich muss auch sagen, dass es zum Großteil reinste Ausbeute ist, ja. Da hatte ich letztens etwas zu gelesen. Ich schau mal, ob ich es wieder finde ...

Link: https://jobinklusive.org/2020/09/14/wie-das-system-der-behindertenwerkstaetten-inklusion-verhindert-und-niemand-etwas-daran-aendert/

Inwiefern das alles stimmt, weiß ich nicht, doch ich fand es sehr interessant.

Im Allgemeinen bin ich kein Fan von Behindertenwerkstätten. Als Autistin könnte ich mir nicht einen Tag dort vorstellen. Wie gesagt: Man sollte nicht alle Behinderte gleich dorthin abschieben, nur weil sie nicht (direkt) in dem normalen Arbeitsmarkt aufgenommen werden können. Das kann auch nicht die Lösung für alle sein. Damit wird nur eine Mauer zwischen Behinderten und Nicht-Behinderten erbaut. Mir kommt es so vor, als würden sich viel zu viele Leute darauf stützen und die Leidtragenden sind die Behinderten. Daher wäre wohl bessere Inklusion auf dem normalen Arbeitsmarkt gefragt und auch mehr/andere Alternativen.

Die Aussage, dass Behinderte ohne diese Werkstätte nur Zuhause rumsitzen würden, ist auch nur bedingt korrekt. Das kommt eben sehr stark auf die Art und Stärke der Behinderung an. Man kann auch eine Behinderung haben und in eine solche Maßnahne (Behindertenwerkstatt) geschickt werden, wenn man sich frei bewegen kann usw. und eigentlich relativ selbstständig ist. Also dieses Argument finde ich schwachsinnig. Behinderte Menschen sollten solche Werkstätte aus freien Stücken aufsuchen. Ist alles natürlich nicht so einfach.

Es soll freiwillig sein und nicht (indirekt) aufgezwungen werden. Wenn jemand gerne dort sein will: Rein damit! Aber es darf eben keine "Lösung für alles" sein, weil nun einmal jeder behinderte Mensch anders ist und nicht für jeden ist eine solche Behindertenwerkstatt geeignet - Ob mit oder ohne Ausbeute.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽
Nein

Irgendwann bestimmt, denn solche Werkstätten wird es mit Sicherheit nicht ewig geben.

Immerhin handelt es sich hierbei um Einrichtungen welche von der evangelischen oder katholischen Kirche finanziert werden zu einem gewissen Teil heraus und auch diese Institutionen könnte es irgendwann in ein paar Jahrzehnten ja nicht mehr geben.

Zudem hat eine hier ist ja richtig angesprochen mit der UN-Behindertenrechtskonvention, die Deutschland meines Wissens nach 2006 unterzeichnet hat und da waren meines Wissens nach solche Einrichtungen eigentlich gar nicht vorgesehen gewesen.

Ich bin da seit mittlerweile drei Jahre tätig und bin von der schlechten Bezahlung usw. nicht besonders begeistert.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Nein

Nein, auf keinen Fall, ich finde Werkstätten für behinderte Menschen super, bin so zu frieden wie es ist und arbeite selber als Mensch mit einer Behinderung in einer Werkstatt für behinderte Menschen.

Ich bin auch froh, nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt zu arbeiten, da es auf dem ersten Arbeitsmarkt leider zu viele Menschen gibt, die andere Leute mobben und sich schlecht benehmen.

Menschen mit einer Behinderung gehen miteinander auch besser um als Menschen ohne Behinderung.


joerosac  11.11.2024, 08:40
Menschen mit einer Behinderung gehen miteinander auch besser um als Menschen ohne Behinderung.

Mein Arzt sagte mal zu mir, daß die meisten Leute, die irgendeine ‚Störung‘ haben, intelligenter sind als die anderen, denen es einfach so gut geht, und die gar nicht über so etwas nachdenken.

Es kann wirklich jeden treffen, auch den Helden, der von weit und breit nichts weiß. Das aber hat augenscheinlich nichts mit Intelligenz zu tun, sondern mit der inneren Einstellung gegenüber der Welt und der Bildungsverweigerung, die er nicht bei sich erkennt.

Die meisten ‚Behinderte‘ sind liebe Menschen, mit denen man sehr wohl etwas anfangen kann, was Du ja auch sehen kannst, wenn Du in solch einer Werkstatt arbeitest. Selten gibt es so etwas wie einen Termin für die Fertigstellung einer Arbeit, kommt aber doch manchmal vor und das klappt meistens auch. Und Streit untereinander gibt es so gut wie nie.

Die Leute, die in solchen Stätten arbeiten oder auch nur dabei sind und vlt. 'Mensch ärgere dich nicht' oder 'Skib-Bo' im großen Aufenthaltsraum miteinander spielen, gehen nicht aus einem bestimmten Grund gut miteinander um. Sie brauchen sich auch keine besondere Mühe deswegen zu machen, denn das ist eine Selbstverständlichkeit, die bei denen, die dem Geld, dem ‚Glück‘ oder dem Erfolg hinterherrennen, weitgehend abhandengekommen ist.

Das sind dann die „normalen“ Menschen, die zum Großteil unzufrieden sind, und den anderen die Schuld zuweisen. Menschen, die kein „Hallo – guten Tag – guten Abend“ mehr sagen können, und noch dazu meinen, ihnen gehöre ein Denkmal aufgestellt, das sind doch die Irren, oder?

Wenn Du froh bist und dort Deinen Platz gefunden hast, dann solltest Du dort bleiben und Dir auch keine großen Gedanken über die anderen ‚da draußen‘ machen, tut nur weh und ändern kannst Du die Menschen nicht, das haben die selbst zu tun. Mit dem Anstand und der Würde geht es nur weiter bergab, besser wird es wohl nicht mehr.

LG, joe.

Nein

In der Werkstatt stellte man fest, dass meine Persönlichkeit sich durch ruhige sowie stets freundliche und höfliche Verhaltensweisen auszeichnet. Dieses spiegelt sich in einem guten Verhältnis zu den Arbeitskollegen wie auch dem Gruppenleiter und dem Sozialdienst wieder. Man stellte bei mir dennoch eine sehr direkte Art fest. Ergebnisse, die mir auffallen oder aus meiner Sicht angesprochen werden sollten, äußerte ich mehr despektierlich. Dennoch ist dabei eine gewisse Unsicherheit zu beobachten. Im Zuge der beruflichen Bildung müssen mir einige Arbeitsanweisungen noch etwas detaillierter erklärt werden, um erlerntes nach einiger Zeit wieder abzurufen. Ich erledige meine Aufgaben zuverlässig. Dennoch zeigt sich in der Bearbeitung der Aufgaben eine gewisse persönliche Unsicherheit. Ich benötige bei aufkommenden Fehlern die Hilfe durch den Gruppenleiter, um eine angemessene Lösung zu finden, auch wenn ich die Fähigkeit hätte, eigene Problemlösungsstrategien anzuwenden. Wiederkehrende Tätigkeiten helfen mir, um sicher in den Arbeitsablauf zu kommen. Noch ist auszumachen, dass ich stark auf die individuelle Bestätigung durch den Gruppenleiter angewiesen bin. Dennoch erkenne ich eigene Fehler in der Regel an und neige dazu, mich selbst unter zu bewerten.

Ich bin auf die Nutzung eines Fahrdienstes für den Arbeitsweg angewiesen. Durch die diagnostizierte Angststörung in Verbindung mit auftretenden phobischen Schwankschwindel bei Aufenthalt auf großen Plätzen oder warten an großen Straßenkreuzungen macht die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel derzeit nicht möglich. 

Ich scheine teilweise noch sehr auf die persönliche Bestätigung für meine Arbeit angewiesen zu sein. Da ich den Wunsch äußere, Tätigkeiten auf den ersten Arbeitsmarkt ausführen zu wollen, dient die berufliche Bildung dem Zweck, neben der Vermittlung von Fachkenntnissen mich im Selbstwert zu stärken, um so auch in stressigen Situationen angemessen arbeiten zu können. 

Nein

Nein. Ich brauche immerhin auch eine Arbeitsstelle und muss Geld verdienen. Wo sollen wir denn anders hin? Viele von uns haben keine Alternative oder nicht wirklich eine Chance.