Bauernproteste?

12 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich bin da etwas zwiegespalten.

Ich kann wirklich schwer einschätzen, ob deren Protest wirklich gerechtfertigt ist. Ob die wirklich auf hohem Niveau jammern oder um ihre Existenz bangen müssen, kann ich nicht beurteilen.

Was Subventionen allgemein betrifft, da bin ich sowieso ein klarer Gegner. Subventionen können nützlich sein, um bestimmte zukunftorientierte Branchen oder Start-Ups zu entwickeln oder um Standorte zu fördern.

Mittel- und langfristig verzerren aber Subventionen immer den Markt und führen zu Ungerechtigkeiten im Wettbewerb.

Um bei den Landwirten zu bleiben: Die produzieren den Liter Milch zu 40 Cent (nur als Beispiel - ich kenne nicht die genauen Zahlen) und verkaufen diesen an Lidl oder an Aldi. Lidl und Aldi geben aber den Einkaufspreis vor und sagen dem Bauern "Entweder Du verkaufst uns den Liter Milch für 30 Cent, oder wir kaufen von einem anderen Bauern." Damit der Bauer seine Milch nicht wegkippen muß, verkauft er schließlich zu diesem Preis. Er erhält aber staatliche Subventionen, ohne die er gar nicht überleben könnte. Aldi und Lidl verkaufen aber den gleichen Liter Milch dann trotzdem für 1 Euro.

Das heißt, wir steigern mit unseren Subventionen eigentlich nur die Gewinnmargen von Aldi und Lidl.

Auf der anderen Seite muss man aber auch sehen, dass unsere deutschen Bauern in knallharter Konkurrenz zu Bauern in anderen EU-Staaten stehen. Und wenn Monsieur Macron nicht auch bereit ist, auch die Subventionen seiner französischen Bauern zu streichen, warum sollten wir das dann in Deutschland tun?

Und auch Aldi und Lidl muss man differenziert betrachten. Wir müssen auch sehen, wie viele Arbeitsplätze die bei uns in Deutschland geschaffen haben. Und die bezahlen auch hier in Deutschland ihre Steuern (ich weiß - viel zu wenig, aber immerhin) und haben in vielen Ländern weltweit ihre Standorte.

Wo ich die Bauern sehr gut verstehen kann ist, dass man immer mehr neue Auflagen und Regelungen schafft. Die Ampel wollte eigentlich Bürokratie abbauen. Aber die machen genau das Gegenteil. Es werden immer mehr neue Gesetzesregelungen geschaffen. Die Arbeitswelt wird immer komplizierter. Der Verwaltungsaufwand für die Unternehmen ist immer mehr gewachsen. Wir haben in Deutschland die höchsten Steuern und Abgaben. Leider auch ein Verdienst der Ampelparteien, wobei besonders die SPD hier auch schon in den alten Regierungen entscheidend mitgewirkt hat.

Das betrifft aber alle Branchen in Deutschland. Und deshalb kommt auch viel Unterstützung von Spediteuren oder anderen Unternehmen. Auch haben große Teile der Bevölkerung Verständnis für die Landwirte.

Die Bauern sollten es aber auch nicht auf die Spitze treiben. Wenn hier für längere Zeit die Innenstädte oder Autobahnauffahrten blockiert werden und die Leute weder auf Arbeit noch nach Hause kommen, dann könnte sich die Stimmung in der Bevölkerung auch mal schnell wieder ins Gegenteil schlagen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – interessiere mich sehr für politsche Themen

Für eine Strecke von 100 km sollte man je nach Streckenprofil eine Fahrzeit von 6 bis 7 Stunden einplanen. Daraus ergibt sich ein Verbrauch von rund 12-15 l/100 km.

Kraftstoffverbrauch - Eifeltrecker

Wie findet ihr die aktuellen Bauernproteste?

Wie sehr es den Landwirten an ihre Existenz durch den Wegfall von Subventionen und Steuervergünstigungen geht, wird durch den beschwerlichen Anfahrtsweg zu den Demonstrations-Treffpunkten deutlich, die idR 100 und mehr Kilometer entfernt sind.

Ich halte die Demonstrationen ausgenommen der Aktion Causa Habeck/Fähranleger Schlüttsiel/ wo die  Staatsanwaltschaft Flensburg ein Ermittlungsverfahren wegen Verdachts der Nötigung gegen Unbekannt eingeleitet hat für berechtigt.

Nahrung in Deutschland angebaut/produziert kann nicht zu Luxusware werden, weil Billig-Agrarprodukte importiert werden. Die Bürokratisierung ist ein weiterer Demonstrationpunkt der Landwirte, denen in einer Wust von Verordnungen Beschränkungen/Verbote auferlegt werden.

Deutschland ist natürlich wegen der Bundesregierung primärer Demonstrationort, aber eigentlich müssten diese Demonstrationen auf EU- Ebene in Brüssel-Straßburg stattfinden.

Das die AfD bei diesen Protesten aufsattelt, den "Bauer" für sich als Wählerpotenzial entdeckt hat, steht im krassen Widerspruch zum Parteiprogramm der AfD.

 Punkt -13- im Parteiprogramm 

Landwirtschaft: Mehr Wettbewerb, weniger Subventionen
Die AfD tritt dafür ein, dass landwirtschaftliche Flächen der Nahrungsmittelproduktion dienen und nicht zunehmend für andere Zwecke herangezogen werden. Wir sind davon überzeugt, dass moderne bäuerliche Betriebe mit Verwurzelung in den Regionen am besten geeignet sind, umwelt- und marktgerecht zu produzieren. Die EU-Subventionen nach dem Gießkannenprinzip sowie bürokratische Überreglementierungen sind Schritt für Schritt zurückzufahren. Die AfD spricht sich ausdrücklich gegen den Einsatz des von der Weltgesundheitsorganisation als wahrscheinlich krebserzeugend eingestuften Glyphosat beim Pflanzenschutz aus, solange dessen Unschädlichkeit für Mensch und Tier nicht fundiert nachgewiesen ist.

Bauernproteste: AfD-Logos und rechte Symbole 

Woher ich das weiß:Recherche

Man muss sich das mal vorstellen. Die Regierung nimmt einer ganzen Berufsgruppe mal kurz mit einem Federstreich per Steuererhöhung 5-10 % ihres Einkommens weg und erwartet, dass das keine Reaktion auslöst.

Jeder der die Proteste kritisch sieht, darf sich gerne vorstellen wie es wäre, wenn man ihm einfach mal durch eine Zusatzsteuer 10% seines Einkommens wegnimmt.

Das was die Regierung und allen als Subventionskürzung zu verkaufen versucht, ist eine knallharte Steuererhöhung.

Gleiches gilt sinngemäß für die Steuererhöhung in der Gastronomie, der Erhöhung der Maut und die Erhöhung der CO2 Abgabe.

Diese Regierung fasst uns allen in die Tasche, um ihre eigene Unfähigkeit zu finanzieren.

Die Bauern sind die ersten, die sich dagegen wehren.

Nun darf sich jeder selbst entscheiden, auf welche Seite er sich stellen will.

Dass die Subvention abgebaut werden halte ich für vollkommen richtig. Das darf aber nicht so plötzlich geschehen. Planbarkeit ist für ein Unternehmen extrem wichtig.

Das eigentlich Problem liegt aber darin, dass Grosskonzerne am Meisten von Subventionen und Steuervorteilen hat. Das ist bei den Bauern nicht anders als im Handel oder Handwerk.

Von daher halte ich das, worüber demonstriert wird, für falsch. Die genannten Gruppen sollten sich IMHO zusammentun und so für eine Politik zur Gleichstellung von Mittelstand und Kleinbetrieben ggü. Konzernen kämpfen.

So sollten Monopole und Oligopole in ihrer Marktmacht bei Preisverhandlungen beschränkt werden. Genauso halte ich eine höhere Besteuerung dieser Unternehmen für sinnvoll.

Der konservativste Teil der Gesellschaft meldet sich organisiert zu Wort. Voll berechtigt. Auch dieser Teil der Gesellschaft hat Interessen, Wünsche und Rechte und muss gehört werden