Autismus eine biologische Krankheit?

4 Antworten

Nein.

Autismus ist eine neurologische Entwicklungsstörung, welche auch eine neurologische Behinderung sein kann. Teilweise kommt diese Behinderung durch den Autismus, teilweise jedoch auch durch unsere zu Großen teilen noch immer ableistische Gesellschaft, die neurotypischfreundlich, aber wenig bis gar nicht neurodiversfreundlich ist.

"Neurodiversität" (englisch: neurodiversity) ist im Zusammenhang mit Autismus aber auch ein sehr wichtiges Wort.

Aber Autismus ist keine Krankheit. Weder eine biologische, noch eine psychiche, seelische, mentale, neurologische oder physische - Wer ein Autist/eine Autistin ist, ist nicht krank aufgrund des Autismus. Man kann beispielsweise komorbide Diagnosen haben, wie beispielsweise Depressionen, Angststörungen, Borderline-Persönlichkeitsstörung, Tourette-Syndrom, ADHS, Dyspraxie, Sensorische Integrationsstörung, spezifische Phobien, Lese-Rechtschreibschwäche, Zwangsstörung, Epilepsie, kognotive Behinderung, Panikstörung, Schlafstörung etc, doch der Autismus an sich macht einen nicht krank.

Autismus ist kein Krankheitszustand. Man erkrankt nicht an Autismus - Man wird damit geboren. Man ist behindert/kann behindert sein, ja, doch eine Behinderung ist nicht zwingend eine Krankheit. Ebenfalls ist er nicht ansteckend. Er ist vererbbar, aber das ist etwas anderes.

Nun zu deinem eigentlichen Text: Ich möchte nicht, dass du es mir für übel nimmst, aber wenn explizit nach einer Krankheit gefragt wurde, solltest du die Autismus-Spektrum-Störung nicht thematisieren. Generell würde ich dir das nicht raten. Viel zu viele Menschen haben ein falsches Bild von Autismus und es ist extrem schwer, gegen alle Fehlinformationen anzukommen. Du könntest es sozusagen verschlimmbessern - Auch wenn du es gar nicht willst und auch wenn es nur in einem kleinen Rahmen ist.

Wie du hier schreibst, scheinst du bislang noch gar nichts über Autismus zu wissen. Du würdest sicherlich recherchieren, nur da wären wir beim nächsten Problem: Sehr viele Seiten erzählen sehr viel Dummfug, verallgemeinern gerne, bedienen sich an Klischees und Vorurteilen etc. Für Außenstehende/Neulinge ist es nicht leicht, die korrekten und die inkorrekten Informationen voneinander zu trennen. Besonders, da viele Seiten sowohl Korrektes, als auch Inkorrektes über Autismus schreiben - Im selben Artikel. Im englischsprachigen Raum hat man wesentlich mehr Glück, doch selbst da muss man sich hüten.

Es ist wichtig, uns Autisten das zu überlassen. Das klingt jetzt sehr ... böse, vielleicht, aber wenn du selber nicht autistisch bist, kannst du das neurodiverse, autistische Gehirn nicht akkurat und in all seinen Facetten wiedergeben, nicht nachempfinden, nicht erklären. Du kannst dich da nicht hinstellen für, keine Ahnung, eine Schulstunde oder 10 Minuten oder von mir aus auch zwei Schulstunden und alles über Autismus erzählen. Dafür ist die Thematik zu komplex, zu tiefgreifend. Autismus ist nichts, über das man sich und andere einen kurzen Overview erschaffen kann, ohne dass ein Teil der Leute bzw. deiner Mitschüler ein falsches oder kein ganzes Bild von Autismus und uns Autisten haben. Du könntest zu fast jedem Punkt noch drei Stunden lang labern - Irgendwie müsstest du das sogar, damit die Leute genügend Informationen haben.

Das Thema kann man nicht einfach mal in ein paar Tagen/Wochen aufarbeiten. Ich beschäftige mich seit Jahren fast täglich damit und selbst ich weiß längst nicht alles - Das ist auch nicht möglich, aber da siehst du mal.

Also ich finde die Intention gut, nur denke ich, sie wird nach hinten gehen. Davon abhalten kann ich dich natürlich nicht. Allerdings: Wenn direkt nach einer Krankheit gefragt wurde, fällt Autismus sowieso flach.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽
Lori7771 
Fragesteller
 18.06.2023, 03:42

Ich habe ein Präsentation über Autismus im Fach bio in der Schule gehalten und ich hab eine 1 bekommen also war es möglich in weniger als 10 Minuten vieles über Autismus zu erzählen was für 1 gereicht hat

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HououinKyouma42  17.07.2023, 16:02
@Lori7771

Das du eine 1 bekommen hast, hat nur eine sehr begrenzte Aussagekraft über die Qualität deiner Inhalte.

Viele Punkte gehen auf die Form. Also deine Präsentationsunterlagen und wie du Präsentiert hast.

Desweiteren kennt sich deine Lehrperson aller Wahrscheinlichkeit nach wirklich nicht gut mit Autismus aus. Weshalb diese, die möglicherweise das präsentierte halbwissen als richtig abgestempelt hat.

Desweiteren ist das Thema, wie Zitruseulchen schon schrieb, äußerst komplex.

Weshalb du sicher nicht die Gesamtheit erfasst und übermittelt hast, denn dafür sind 10 Minuten niemals genug!

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EmelyEinhorn  14.08.2023, 01:45
@Lori7771

Schade. Die Antwort war so ausführlich und Du machst es trotzdem. Finde ich ehrlich gesagt respektlos und unempathisch. Und dann damit noch prahlen...

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Zitruseulchen  14.08.2023, 11:50
@Lori7771

Ah, nun.

Dein Kommentar ist zwar schon gut einen Monat her, aber vielleicht kannst du dich ja noch daran erinnern, was du so über Autismus erzählt hast?

Ich bin gespannt. Zumindest einen Teil wirst du sicherlich noch wissen.

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Was ist eine biologische Krankheit?

Ansteckungen, einzelne Gendefekte oder Enzymfehler - das ist Autismus nicht.

Es hat genetische Ursachen und kann vererbt werden, ist aber eine Anhäufung an hunderten bestimmten Genabschnitten - ultrakomplex.

Man kann Autismus am ehesten als eine neurologische Störung - eine "andere Verdrahtung" bezeichnen. Solange diese halbwegs funktional ist, ist alles gut. Sehr viele Autisten können eigenständig leben und haben meist spezielle Begabungen/Interessen. Nur das Zusammenleben (Ehe, Arbeit, Freizeit) ist dann eingeschränkt.

Gestört ist in fast allen Fällen (aus Sicht der Normalos) das Soziale - Blickkontakt, Sprache, Gefühlsübertragung und -wahrnehmung. Die Reizfilterung funktioniert nicht richtig, was dazu führt, dass man leicht erschrickt, keinen Schmerz spürt oder durch Baustellenlärm ausrastet.

Jedoch gibt es auch die schweren Fälle, in denen das Zusammenleben für die Familien die Hölle ist, die Autisten nicht für sich sorgen können, teils intelligenzgemindert sind. Da kann man definitiv von Behinderung sprechen. Wenn nämlich der 40-jährige Sohn zuhause lebt, nicht sprechen kann und bei Kleinigkeiten gegenüber seinen alten Eltern gewalttätig wird, kein Heim, keine Anstalt ihn nimmt - selbst erlebt.

Ich lege dir ans Herz - lass deinen Vortragsinhalt bitte hier von Betroffenen vorher gegenlesen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe selbst Asperger

Autismus ist keine Krankheit niemand kan sich anstecken. Wen du darüber ein Referat halten möchtest solltest du lieber darüber reden wie die Vorurteile Menschen im autismus sprektum sind annerven. Kleiner buchtipp:Daniela schreiter, schattenspringer alles Bände sind super

https://www.gesundheitszentrale.eu/autismus-masking

Hier bei dem link kannst du alles noch mal lesen er ist sehr gut geschrieben

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin asperger autistin
HououinKyouma42  17.07.2023, 16:03

Ob das dann noch fürs Fach Bio sinnvoll ist würde ich jetzt etwas anzweifeln...

(Womit ich sagen will, dass es vielleicht nicht das sinnvollste Thema für Bio ist.)

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Autismus ist keine Krankheit - auch keine biologische.

Es handelt sich hier um eine neurologische Störung.

Hier hast du einiges an Anschauungsmaterial:

https://home.benecke.com/autismus/overview

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – ASS-Diagnose mit 50 / über 20 Jahren im Thema