Alten-und Pflegeheime öffentliche Einrichtungen?

10 Antworten

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Definitiv ja, ich arbeite in einer privaten Einrichtung, Eigentümer ein Unternehmen in Schweden. Wer die Beiträge von Günter Wallraff gesehen hat weiß worum es geht.

So etwas sollte verboten sein, es geht nur um Gewinn. Abartig so etwas. Ich bekomme für 17 Bewohner zB 8 Berliner zu Kaffee, jeder bekommt einen Halben und einer gar keinen. Das ist nur mal ein Beispiel.

Mittlerweile werden schon Belegungsverbote ausgesprochen.

Ramboline  10.05.2023, 09:39

Diese Sendung habe ich auch gesehen. Grauenhaft! Ich habe meine Mutter selbst fast 10 Jahre gepflegt, was mir sehr an die Substanz ging, zumal ich keine Ausbildung in dieser Richtung hatte.

Ebenfalls von Günter Wallraff wurden die Zustände in Krankenhäusern gezeigt. Ebenfalls grausam!

Eine Bekannte von mir arbeitet in der Uni Frankfurt auf der Psychiatrie. Was sie erzählt, ist nicht mehr grausam, sondern nicht mehr zu schaffende Aufgaben, die für Patienten und Pflegekräfte in kleinster Weise mehr akzeptabel sind.

Allerdings hatte die Klinikleitung ausreichend Zeit ein Rundschreiben zu verfassen, dass es den Pflegekräften untersagt ist, ihre Handys während der Arbeitszeit von teilweise 12 Stunden aufzuladen, denn das wäre Stromdiebstahl und würde eine fristlose Kündigung nach sich ziehen.

Dass der Arbeitgeber aber genau die Pflegekräfte über ihre privaten Handys, die sie nicht aufladen dürfen, kontaktiert, aus dem Urlaub zurück holt, geänderte Dienstpläne mitteilt usw. hat er scheinbar „vergessen“!

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bachforelle49  11.05.2023, 11:12

meinst du denn, bei "öffentlichen Einrichtungen" gibt oder gäbe es keine Missstände .. (?!) Dann ist die Gefahr ob "Verwahranstalten" ja noch viel größer ..

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Moewe4  11.05.2023, 18:43
@bachforelle49

Dort gibt es die Möglichkeit einen Betriebsrat zu wählen, dann läuft der Hase schon ganz anders.

Bei uns sind die Betriebsratswahlen vernichtend unterbunden worden.

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bachforelle49  11.05.2023, 23:04
@Moewe4

"alt werden ist heutzutage nichts für Feiglinge" - Zitat .. sorry ,

in meinem nächsten Leben werde ich Politiker, die kriegen saftig Diäten, da brauchen sie keine Angst mehr zu haben ..

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Die Kommunen sind mit ihren Einrichtungen eher wenig erfolgreich. Sie haben aber auch den Wettbewerbsnachteil der Tariflöhne. Das Problem sind dabei nicht die Pflegekräfte. In Heimen gibt es viele unqualifizierte Tätigkeiten (Küche, Wäscherei ...). Und da sind die Lohnkosten für staatliche Träger tarifbedingt hoch. Außerdem fehlt den Kommunen die fachliche Expertise.

Andererseits zahlen private Einrichtungen oft besonders schlecht und sind eben nur am Gewinn orientiert. Ich sehe die Wohlfahrtsverbände als die wohl beste Alternative.

Allerdings sind alle Pflegeheime immer reine Wirtschaftsbetriebe. Es gibt keinerlei staatliche Förderung. (Ausnahme ist Sachsen). Auch die Kommunen und die Wohlfahrtsverbände betreiben nur Einrichtungen, die sich selbst tragen. Damit unterscheiden sie sich von Krankenhäusern und Kindergärten. Zumal die staatlichen Stellen die Sozialhilfe für Heimbewohner tragen. Und damit an niedrigen Kosten interessiert sind.

Faktisch versucht die Politik auch, die Heime unattraktiv zu machen. Pflege durch Familienangehörige ist billiger und spart Pflegepersonal. Tatsächlich sind die Zustände in der häuslichen Pflege teilweise viel schlimmer als im Heim. Nur wird darüber von Medien und Politik geschwiegen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Tätigkeit bei Trägern der Pflege

Grundsätzlich finde ich, dass Institutionen der Daseinsfürsorge (Krankenhäuser, Wasserwerke, Pflegeheime, Bundesbahn, Post usw. usw.) in öffentliche Hand gehören.

Zum Pflegebereich: Zunächst ist es einmal so, dass für alle Pflegheime in einem Bundesland das gleiche Recht gilt, unabhängig ob in privater oder gemeinnütziger Trägerschaft.

Das Problem ist, dass sich die Anzahl der Menschen, die in Pflegeheimen versorgt werden, in den letzten 20 Jahren versechsfacht und sich die Anzahl der notwendigen Stellen durch Verbesserungen der Personalschlüssel verdoppelt hat.

Ergo:

Wir brauchen heute alleine im stationären Bereich 12 mal so viele MitarbeiterInnen als vor 20 Jahren. Hinzu kommt noch der ambulante Bereich, der sich ebenfalls geometrisch vervielfacht hat. Insgesamt ist dies schon aus demographischen Gründen überhaupt nicht zu schaffen. Was bedeutet, dass die "Zustände" in der Pflege in Zukunft schlechter werden und nicht besser. Und zwar unabhängig von der Trägerschaft.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Geraldianer  10.05.2023, 09:43
Das Problem ist, dass sich die Anzahl der Menschen, die in Pflegeheimen versorgt werden, in den letzten 20 Jahren versechsfacht

Da täuschst du dich. Der Anteil der Pflegebedürftigen in Heimen geht seit 20 Jahren zurück. Es gibt mehr Pflegebedürftige, die werden aber zunehmend in anderen Einrichtungen und vor allem zu Hause versorgt.

https://www.statistik.bayern.de/presse/mitteilungen/2022/pm317/index.html

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CamelWolf  10.05.2023, 10:42
@Geraldianer

2000 130 TSD Heimbewohner, 2022 790 TSD Heimbewohner.

Korrigiere: 2022 915 TSD Heimbewohner

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Ob öffentlich oder privat, es fehlt überall an Geld und Personal.

Seit Jahrzehnten drückt sich jede Regierung vor dringend notwendigen Änderungen bei den Sozialversicherungen, und solange da nichts passiert, wird sich auch nichts ändern.

Trotz aller Lippenbekenntnisse geht Deutschland als wohl letzte Industrienation immer noch davon aus, dass Frauen Kinderbetreuung und Altenpflege unentgeltlich übernehmen und sich am Ende mit Altersarmut dafür abstrafen lassen.

Pflegeheime sind hier, genau wie Nachmittagsbetreuung von Kinder, nur als Notlösung geplant, nicht als "Standard" für alle.

Entsprechend ist dann auch die Finanzierung geregelt: ein bisschen was vom Staat, der Hauptteil darf aber selbst bereitgestellt werden, und wenn das nicht klappt, gibt's Papierkrieg mit dem Sozialamt. Oder Unterhaltsansprüche gegen die Kinder.

Einfache Lösungen gibt es nicht, gerade deswegen sollte man neuen Ideen offener gegenüberstehen und nicht jeden Vorschlag gleich abtun.

Allerdings sollten "diskussionswürdige" Ideen dann auch mehr enthalten als nur ein Schlagwort. Auch öffentliche Einrichtungen können jeden Euro nur einmal ausgeben und jeden Mitarbeiter maximal 40 Stunden pro Woche beschäftigen.

Womit wir wieder beim Grundproblem wären.

Ja, oder zumindest die Standards der kommunalen Einrichtungen halten müssen. Einschließlich des Gehalts der Angestellten. Es ist nahezu absurd, dass Mitarbeiter staatlicher Einrichtungen protestierend über die Straßen rennen trotz ihres ordentliches Gehalts, aber Mitarbeiter privater Heime und Einrichtungen nur einen Bruchteil des Geldes sehen und auch sonst äußerst miese Arbeitsbedingungen haben.