Wie habt ihr zu eurem jetzigen Job gefunden und würdet ihr sagen, dass es dafür nur diesen einen Weg gab?

4 Antworten

Für mich (w/27) gab es nie einen richtigen Traumberuf. Da ich aus einer Beamtenfamilie komme, stand für mich öffentlicher Dienst schon früh fest. Ganz nach dem Motto "Beamtentum wird vererbt".

Nach ein paar negativen Erlebnissen konnte ich ab 13/14 Strafverfolgung/Kriminalitätsbekämpfung priorisieren. Blieb also vorrangig Polizei, Justiz, Steufa und Zoll.

Ich bin Beamtin im gehobenen Dienst bei der Zollfahndung (Bekämpfung der international organisierten Kriminalität) geworden, also kann man durchaus sagen, dass ich mein Ziel erreicht habe. 

Mir macht mein Beruf Spaß, und ich bin glücklich und dankbar darüber, diesen ausüben zu dürfen. 

Für mich ist mein Beruf mehr als nur irgendein Job, er ist für mich Berufung. Und ich kann mir auch keinen besseren Beruf für mich vorstellen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ermittlungsperson der Staatsanwaltschaft

Sebastiankntnxt 
Beitragsersteller
 18.03.2025, 10:48

Dann scheinst du ja deinen Traumjob letztendlich gefunden zu haben. Freut mich für dich :)

Rückblickend bin ich zwar manchmal der Meinung, ich hätte mich an diesem oder jenem Punkt anders entscheiden sollen, aber letztlich trugen die Entscheidungen nur dazu bei, dass ich jetzt der bin, der ich bin und da bin, wo ich jetzt bin.

Ich hatte eine verbindliche Schulempfehlung fürs Gymnasium; meine Eltern ließen mir die Wahl und ich hab mich für die Realschule entschieden. Evtl. hätte ich das Gymnasium gepackt, allerdings war gegen Ende der Realschule mein Notenschnitt auch nur 2,7.

Ich hab die Schulpraktika und diverse Ferienjob in der Industrie und im Handwerk gemacht (Industrieelektriker, Kommunikationselektroniker, Zimmermann, Industriemechaniker) und dann festgestellt, ich will ins Büro.

Bewerbungen für den öffentlichen Dienst ergaben nur Absagen, bis auf das Finanzamt. Der Vorsteher wollte, laut eigener Aussage, die Person kennenlernen die sich getraut hat, sich mit dem Zeugnis zu bewerben. Und in einem einstündigen Vorstellungsgespräch, dass zu Hälfte auf englisch geführt wurde und in welchem ich auf englisch ein Buchbesprechung abgeliefert habe, führte dann dazu, dass ich zum Anwärter ernannt wurde.

Während der Ausbildung verhielt ich mich nicht immer sonderlich intelligent und hatte nach der Hälfte ein Disziplinarverfahren an der Backe. Eine dumme Antwort und dreiviertel der Anwärter wären entlassen worden.

Die Ausbildung dann knapp überdurchschnittlich bestanden und "aus gegebenem Anlass" auf ein anderes Amt versetzt, dort aber meine bevorzugte Stelle erhalten. Dort ein paar Jahre gearbeitet. Amtsleiter kündigte an, dass meine Zeit auf der einen Stelle vorbei sei, er brauche seine "gute Leute" wo anders. Erst bei einer Rückfrage gemerkt, dass er damit auch mich meinte.

Hab mich dann auf eine ganze andere Stelle versetzen lassen und dort knapp sechs Jahre im Schichtdienst gearbeitet. War sehr interessant. Nach fünf Jahren kam die Mitteilung, dass man den Job nur fünf Jahre machen soll, und entweder man findet selbst eine andere Stelle oder man wird zwangsversetzt. Der alte Amtsleiter erinnerte sich, wäre bereit mich wieder zu nehmen, aber dieses Mal könne ich mich nicht mehr drücken.

Also zurück auf das zweite Amt. Dort knapp drei Jahre gearbeitet. Beurteilungen wurden besser, Chef meinte, wenn ich eh die Arbeit von Sachbearbeitern miterledige, warum ich dann nicht Sachbearbeiter werden will. Er schrieb eine Empfehlung und beim dritten Versuch wurde ich zum dualen Studium zugelassen.

Grundstudium war lächerlich einfach; trotz der Warnungen nicht abzuschalten, war ich zu lachs und im zweiten Teil des Grundstudium kassierte ich die notenmäßige Klatsche. Von sehr gut bis gut, runter auf ausreichend. Bisschen angestrengt, bisschen zu Hause gearbeitet und das befriedigend kam von selbst. Eventuell wäre auch ein gut oder sehr gut drin gewesen, aber ich musste meine Warhammer Online Charakter hochleveln und gegen Ende des Studiums eine Hochzeit samt Vorbereitungen finanzieren und überstehen.

Nach dem Studium wieder Glück, ich kam auf Stelle auf der meine Karriere damals begann, nur eine Ebene höher. Dann kurz nachdem meine Kinder zur Welt kamen und ich eine unangenehme Unterhaltung mit der Amtsleitung hatte, war meine aktuelle Stelle ausgeschrieben. Ich hab mich beworben, wurde genommen und hab jetzt den tollsten Job der Welt, mit dem einzigen Nachteil, dass ich jeden Tag ca. 2 Stunden auf der Straße bin, die mir am Familienleben fehlen.

Insgesamt gab es ein paar Stationen wo man hätte anders abbiegen können, aber letztlich hat es dazu geführt, dass ich Frau und Kinder habe, ein Eigenheim und einen Job der ziemlich einzigartig ist; daneben reicht die Zeit noch um einen Lehrauftrag abzuarbeiten und mich ehrenamtlich zu betätigen. Ich bin also unterm Strich mit jeder "falschen" Entscheidung voll zufrieden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Sebastiankntnxt 
Beitragsersteller
 18.03.2025, 10:59

Wow, danke für deinen ehrlichen und sehr ausführlichen Bericht. Freut mich, dass dich dein Weg dahin geführt hat, wo du jetzt sein möchtest :)

Nach der Grundschule bin ich nicht aufs Gymnasium weil ich keine Lust hatte mich anzustrengen, ich bin dann weiter auf die Hauptschule. Dann dort durchschnittlich abgeschlossen und ins Arbeitsleben. Zu dem Zeitpunkt hatte ich aber kaum vorstellungen was ich tun möchte. Ich wollte zu der Zeit noch den Weg des geringsten Widerstands gehen und wollte entweder Fahrkartenkontrolleur/Müllmann in der Schweiz werden und in Deutschland leben damit ich viel Geld habe, für die beiden Berufe brauchte man aber einen Ausbildungsabschluss. Also hab ich dann wahrlos etwas angefangen. Als ich dann älter wurde habe ich angefangen mich selbst zu finden. Ich wollte keine Sinnlose Lohnarbeit verrichten, nicht jetzt und auch später nicht. Ich war zu dem Zeitpunkt bald 17 und wollte dann Selbständig werden.

Ich habe mir dann verschiedene Tätigkeiten angeschaut in denen man sich Selbständig machen kann. Schlussendlich bin ich dann nach wenigen Monaten zum Entschluss gekommen, dass ich in den Finanz Bereich möchte. Genauer gesagt: Börse, Trading. Charts haben mich einfach fasziniert und ich wollte unbedingt derjenige sein, der dort Geld verdient.

Nach einigen weiteren Monaten dann meine Ausbildung abgebrochen weil es für mich keinen Sinn gemacht hat sie weiter zu machen. Auch wenn ich relativ kurz davor war sie zu beenden, aber wieso sollte ich? Ich kann mit dem Abschluss eh nichts anfangen. Ich habe dann mehr als 2 Jahre gebraucht um den ganzen spaß zu "lernen". Autodidaktisch hat mir schon immer mehr gelegen. Mit 18 hab ich ein Gewerbe angemeldet und kurz im Prop Trading versucht Fuß zu fassen, dort kann man aber nur Müll CFD Produkte handeln und es ist einfach um Welten schwerer mit CFDs Profitabel zu sein. (Für Laien: Da stellt der Broker individuell den Kurs, dieser ist also "manipuliert") seit dem bin ich nur mit Eigenkapital am Futures und Aktienmarkt am handeln. Habe zwischendurch noch den CFTe gemacht. Mein nächster Schritt nachdem ich einen ordentlichen Track Record aufgebaut habe jetzt bald auch an Investors Money ranzutasten, dafür brauch ich aber noch paar Zertifikate. Andernfalls gehts ins Profi Prop Trading. (Das andere war eher Retail Prop Firm).

Was waren Schwierigkeiten

Die größte Schwierigkeit war nach meiner Kündigung sich selbst zu motivieren. Das hat erstmal ein paar Wochen gedauert. Erstmal genießt man es, einfach liegen bleiben zu können. Aber dann merkt man natürlich auch, wenn man das nutzt: Dann kommt man nicht voran. Ansonsten halt das übliche was man für Probleme hat, wenn man seine eigene Sache macht.

Was war förderlich für eure Laufbahn.

Kluge Köpfe kennengelernt zu haben und so schnell wie möglich aus der Schule raus zu sein. Auch der Fehler mit der falschen Richtung war im Endeffekt gut, so wusste ich, wie ich niemals enden will: Als Lohnsklave. Klingt hart, ist aber Tatsache. Man ist Sklave des Lohns.

Was hättet ihr euch anders gewünscht und was würdet ihr immer wieder so machen?

Wenn ich mir etwas anders wünschen würde, wäre der Ausgang ja automatisch ungewiss. Ich bin aber stolz auf meine Leistung, demnach würd ich alles wieder so machen, auch,wenn manche Lektionen, SEHR teuer waren.

und würdet ihr sagen, dass es dafür nur diesen einen Weg gab?

Nein, aber es ist für mich definitiv der beste.

Du kannst aber auch den mühsamen und langen Weg gehen und Studieren gehen. Da schneidet man aber immer schlechter ab. Es sei denn du bist ein Mathematik Genie. Dann wirst du ohne probleme Milliardär in der Branche. Ansonsten schneidet man in der Regel schlechter ab, wenn man den langen Weg geht. Man ist vieeel später am Geld verdienen beispielsweise. Ein Bekannter von mir hat den CFTe ebenfalls wie ich aber er hat sogar den MFTA. Er hatte zwar auch glück mit dem CFTe alleine eine Anstellung zu kriegen, das war seinem Networking geschuldet, aber jetzt macht er auch sein eigenes Ding. Der ist jetzt 24 jahre alt erst und hat nur mit Realabschluss schon 3 Jahre als Trader gearbeitet. Also echt gut.

Der alternative Weg kann ein Studium sein oder eine kaufmännische Ausbildung und dann als Junior Trader irgendwo anfangen. Ich hab da zwar keine Ahnung wie die Leute drauf sind, aber ich mutmaße mal, dass es auch bei diesem Klientel 90-95% der Leute innerhalb von 5 oder weniger Jahren zerreißen wird. Wie im Retail Bereich.


Sebastiankntnxt 
Beitragsersteller
 18.03.2025, 15:18

Danke für deine ausführliche Beschreibung und den Einblick in diesen Bereich.

Den konnte ich mir aussuchen. Ich nahm den, der für dasselbe Gehalt, den geringsten Aufwand erforderte. Der Mensch ist ja von Natur aus faul.

Habe dafür fast vier Berufsabschlüsse.

Auch ein Diplom, mit dem ich aber nicht vorankam, damals, als Fachkräfte noch nicht gefragt waren.Und die heutigen Rentner noch alle guten Positionen innenhaten.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Sebastiankntnxt 
Beitragsersteller
 18.03.2025, 10:57

Dann warst du beim abschließen der Berufsabschlüsse aber nicht gerade faul. Und wenn du dir dann den Job aussuchen konntest, ist das doch ein schönes Ergebnis :)

Sebastiankntnxt 
Beitragsersteller
 19.03.2025, 10:42
@Fem42

Ich habe mich grundsätzlich nach meinen Interessen ausgerichtet. Das hieß für mich einen sozialen Weg einzuschlagen. Nach der Schule habe ich eine Ausbildung zum Erzieher gemacht, dann habe ich studiert, danach viele Jahre als Sozialpädagoge gearbeitet und jetzt bin ich Kontakter bei "kontakt next". Das ist ein Projekt, welches rund um das Thema Arbeit informiert.