Welche Vorstellungen oder Ideen habt ihr von der Realität des Daseins in Bezug und im Kontext der Existenz von Bewusstsein?

4 Antworten

Bewusstsein als Zufall klingt mir zu albern - so als hätte der Klapperstorch seine Ladung irgendwo fallen lassen. Gewiss kann man überlegen, warum die Vereinzelung und warum gerade hier und nicht andernorts ... aber das ist Mystifizierung. Egal, wo das Bewusstsein aufleuchten würde: es würde genau so fragen wie du und niemals antworten: Na, weil das doch logisch und zwangsläufig ist.

Gott ist in diesem Zusammenhang entbehrlich. Die Annahme seiner Existenz löst und erklärt nichts. Eher umgekehrt: Götter existieren nur durch viele Bewusstseine, die sich auf eine verschrobene Theorie geeinigt haben.

Ich halte es für wahrscheinlich, dass Leben automatisch entsteht, wenn die Bedingungen passen - so wie ein reifer Apfel nach unten fällt. Dann ist es nicht abwegig anzunehmen, dass ab einer bestimmten Komplexität eines Nervensystems schrittweise eine Selbstreflexion entsteht.

Und das könnte auch bei KI und Robotern geschehen, je mehr wir sie mit Selbstwahrnehmung, Planungsfähigkeit und "gesundem Menschenverstand" ausstatten.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Seit Menschengedenken beschäftigen sich Philosophen und Wissenschaftler mit der Frage, was ist Geist und Bewusstsein und wie lässt sich ihre Entstehung erklären.

Um dies zu erklären, gab es schon viele verschiedenen Ansätze.

Der religiöse Ansatz laut Bibel ist der, dass Körper und Geist getrennte Dinge sind (Dualismus). Der Leib entsteht im Körper der Mutter, aber der Geist kommt von Gott und wird dem ungeborenen schon im Mutterleib von Gott durch die Nase eingehaucht.

Mit der Begründung des mechanistischen Weltbildes durch Renés Descartes im Jahre 1600, nachdem der Mensch wie eine Maschine bzw. ein Uhrwerk aus Einzelteilen aufgebaut ist, konnte der Dualismus zwischen Leib und Geist nicht aufgelöst werden, da nirgendwo im Uhrwerk Mensch lein Rädchen "Geist" gefunden werden konnte.

Basierend auf diesem Weltbild Descartes’ entwickelte sich die deterministische bzw. reduktionistische Physik. Beide Begriffe sind inhaltlich gleichwertig, nur aus einer anderen Perspektive betrachtet. Sie setzen beide die universelle Gültigkeit des Kausalitätsprinzips voraus. Kennt man die Grundlagen (Ursachen) kann man daraus deterministisch exakt auf die Folgen schließen. Kennt man die Folgen (Wirkungen), kann man reduktionistisch auf die Ursachen schließen. Innerhalb dieses Weltbildes konnte aber ebenfalls nicht erklärt werden, was Geist bzw. Bewusstsein eigentlich ist und wie sie entstehen. Dieses Problem führte letztlich auch zu dem Schisma (Trennung) zwischen Geistes- und Naturwissenschaften. Die Naturwissenschaften versuchten weiter, teils bis in die heutige Zeit, Geist rein physikalisch reduktionistisch zu erklären (Physikalismus, Materialismus) oder darzustellen, dass Geist letztlich nur physikalische bzw. chemische Vorgänge im Gehirn sind. Solche völlig erfolglosen Erklärungsversuche gibt es noch heute, können aber als veraltet und nicht zielführend übergangen werden.

Ein völlig neues Weltbild schuf Ilya Prigogine mit seiner Theorie Dissipativer Strukturen, für die er 1977 den Nobelpreis erhielt. In dieser Theorie zeigt er unter anderem, dass viele natürliche Phänomene nicht durch das Kausalitätsprinzip erklärbar sind, sondern dass sie emergente Erscheinungen eines komplexen Systems darstellen, das in intensiven Wechselwirkungen mit seiner Umwelt steht. Solche emergenten Erscheinungen sind grundsätzlich irreduzibel, d.h., sie lassen sich keinesfalls mehr auf tieferliegende Ursachen reduzieren. Sie sind etwas Neues und als solches auch nur ganzheitlich und an sich phänomenologisch weiter zu erforschen. Progogine plädiert darauf basierend, das Schisma von Natur- und Geisteswissenschaften zu überwinden und beide wieder zu vereinigen. Für Prigogine sind Geist und Bewusstsein emergente Erscheinungen der Gehirntätigkeit, das sowohl auf energetischer als auch informeller Ebene stark mit seiner Umwelt wechselwirkt. Prigogine zeigt in seiner Theorie genau, was physikalisch im Gehirn passiert, damit aus der Dissipation (Entwertung) von Energie Geist und Bewusstsein emergieren kann. Diese Physik, die da abläuft, hat einen ganz neuen Zweig der Physik begründet, den man als die Physik des Lebens bezeichnen könnte. Zu finden ist das insbesondere unter den Stichworten nichtlineare Thermodynamik, nichtlineare Physik, nichtlineare Dynamik, deterministisches Chaos, dissipative Strukturen oder auch Komplexitätstheorie.

Bei dieser neuen emergentistischen Betrachtungsweise gibt es auch keinen Dualismus Leib-Geist mehr, denn beide können nicht mehr getrennt (reduktionistisch), sondern nur noch gesamtheitlich betrachtet werden. Sein neues emergentistisches Weltbild durchdringt zur Zeit sämtliche Human- und Lebenswissenschaften.

Einer der ersten Wissenschaftsphilosophen, der dieses neue Weltbild adaptiert und propagiert hatte, war Karl Popper. 

Sowohl in der medizinischen, psychologischen als auch philosophischen Hirn- bzw. Geist- und Bewusstseinsforschung spielt dieses neue Weltbild Prigogines inzwischen die dominierende Rolle.

Den zur Zeit fortschrittlichsten und konsequentesten Ansatz im Sinne Prigogines und Poppers, das Phänomen Geist und Bewusstsein emergent zu erklären, vertritt m.E. Thomas Fuchs. Er hat an der Universitätsklinik Heidelberg die Professur für „Philosophische Grundlagen der Psychiatrie und Psychotherapie“ inne und vereinigt auf herausragende Weise seine praktischen Erfahrungen als Mediziner mit der Philosophie des Geistes und deren physikalischen Grundlagen. Er betrachtet den Menschen als eine Gesamtheit und löst damit den Leib-Geist-Dualismus endgültig auf. Im Sinne der Theorie dissipativer Strukturen beleuchtet er intensiv die Wechselwirkungen der einzelnen Komponenten innerhalb des Menschen sowie die Wechselwirkungen des Menschen mit seiner Umgebung und verzichtet dabei auf jeglichen Reduktionismus. Stattdessen betrachtet ER das Bewusstsein im Sinne Prigogines und Poppers hauptsächlich phänomenologisch.Um einen gewissen Eindruck der Philosophie Fuchs’ zu erhalten, hier ein kostenlos zugänglicher Artikel von Fuchs, in dem er den teils immer noch vertretenen Dualismus im Allgemeinen sowie die auf das Gehirn eingeschränkte Betrachtung im Speziellen kritisiert.

https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/fileadmin/zpm/psychatrie/fuchs/Literatur/Wege_aus_dem_Ego-Tunnel.pdf

Das Bewusstsein hat auf der physikalischen Ebene unterhalb der Emergenz mit Entropieproduktion (abhängig vom Energieumsatz) und mit der Art der dabei entstehenden Gehirnwellen zu tun.

Demnach zeigt Prigogine mathematisch, dass das Gehirn eine dissipative Struktur ist, die aus dem Zusammenspiel von Rückbezüglichkeiten (positive Rückkoppelung) und Energieentwertung Geist und Bewusstsein emergieren lässt. Geist und Bewusstsein enstehen also aus der Hirntätigkeit und sind reale physikalische Phänomene.

Die Qualität einer Theorie misst sich auch daran, inwiefern sie überprüfbare bzw. falsifizierbare Vorhersagen trifft, also inwieweit eine Theorie durch Beobachtung/Messung bestätigt oder widerlegt werden kann (siehe Einstein und Gravitatiosnwellen). Prigogine entwickelte die mathematschen Instrumente, um aus den Hirnstromkurven (EEG) ermitteln zu können, ob das Gehirn bei Bewusstein ist oder nicht. Ein wesentlicher Punkt ist dabei das von Prigogine entdeckte Prinzip der maximalen Entropieproduktion. Das Maß des Bewusstseins ist nämlich direkt von der Entropieproduktion des Gehirnes abhängig. Dieser Ansatz wird inzwischen sehr breit in der Biologie sowie allen Humanwissenschaften adaptiert und hat die größte wissenschaftliche Revolution seit Newton ausgelöst.

Ein Beispiel aus der Medizin: es gibt inzwischen ein Gerät auf dem Markt, das basierend auf der Theorie Prigogines während einer Narkose den Bewusstseinszustand des Patienten ermittelt. Dazu wird die Entropieproduktion sowie das Maß des Chaos aus den Gehirnwellen ermittelt. Dies ermöglicht dem Anästheisten etwa 2 Minuten früher, das Bewusstswerden des Patienten zu erkennen, als das bislang durch Beobachtung der Lebensäußerungen des Patienten möglich war, sodass die Narkose noch wesentlich feiner und präziser durchgeführt werden kann.


Aer0865 
Beitragsersteller
 18.07.2025, 14:26

Das Bewusstsein oder bei Bewusstsein sein, wird gerne oft mit dem Ich an sich verwechselt. 🙂

Hamburger02  18.07.2025, 14:40
@Aer0865

Wobei die Abgrenzung auch eher menschgemacht ist und sich nicht aus der Sache an sich ergibt.

Nach meiner Meinung ist der wesentliche Sinn des Lebens, Gott zu suchen, an Ihn zu glauben und nach Seinen Willen zu leben. Auf diese Weise ist es möglich, das eigentliche Leben zu finden und eine Bedeutung, die weit über das irdische Leben bis ins ewige Leben in Herrlichkeit bei Gott hinausreicht.


Aer0865 
Beitragsersteller
 18.07.2025, 17:21

Der Alte versteckt sich aber unendlich gut.

chrisbyrd  18.07.2025, 17:26
@Aer0865

Wir können Gott z. B. in der Schöpfung erkennen oder in seinem Wort, der Bibel.

Ein paar Argumente für das "Buch der Bücher":

Friedrich der Große fragte seinen gläubigen Reitergeneral von Zieten mal, wie er denn die Wahrheit der Bibel beweisen wolle. Von Zieten antwortete nur: "Die Juden, mein König, die Juden!"

Das ist erstaunlich, denn von Zieten konnte damals nur feststellen, dass die Juden, wie von der Bibel vorhergesagt, in viele Länder zerstreut wurden und ihre nationale Identität über so lange Zeit erhalten haben.

Heute können wir feststellen, dass noch viel mehr biblische Prophetie für das Volk Israel erfüllt wurde: Die Juden wurden wieder im angestammten Land gesammelt; diese Sammlung geschah aus vielen Ländern; die meisten nach Israel zurückkehrenden Juden glauben nicht an Jesus als ihren Herrn und Messias; die Staatsgründung erfolgt plötzlich und unter ständigen Konflikten mit den Nachbarstaaten; das Land beginnt nach der Ankunft der Juden aufzublühen.

All das beobachten wir direkt vor unseren Augen. Das sind weder Logikfehler noch ungenaue Prophezeiungen oder gar sich selbst erfüllende Prophezeiungen. Christen haben schon im 18. und 19. Jahrhundert gesagt, dass sich diese Dinge erfüllen würden, eben weil es in der Bibel steht.

Empfehlenswert ist auch dieser Artikel: Ist die Bibel wirklich Gottes Wort?

Das Leben ist abstrahiert gesagt ein polivalentes Erfahrungs- und Selbstverwirklichungsprojekt für alle Lebewesen. Es gibt ein einzige Macht-Entität, die hier den kompletten metaphysischen Bereich bedient/trägt mit allen Facetten und Qualitäten, die der metaphysische Bereich zu bieten hat. (aus den Kategorien: Bewusstsein, Gefühle, Emotionen, Sprituelles, Träume etc.).

Sinn ist etwas subjekives und danach zu suchen oder ihn zu erhalten ist bereits eine mögliche (selbstgewählte) Aufgabe.

Ein Leben nach dem Tod in irgendeiner einer Form ist wahrscheinlich, wegen der Dualität (z.B. wach - schlaf, Ruhe - Bewegung) und dem kosmischen Phänomen "Energie/Information geht nicht verloren". Ich halte für am Wahrscheinlichsten: "Switch ohne Übergang" und "Seelenruhe".