Welche Gründe sprechen dagegen die Grünen zu wählen?

8 Antworten

Ich lehne die Grünen nicht komplett ab, nehme sie aber außerhalb Baden-Württemberg, wo W. Kretschmann seit 2011 einen guten Job macht (ich habe ihn 2021 deswegen auch gewählt) als Stadtpartei wahr und nicht als Partei des Ländlichen Raums, in dem ich wohne und für den ich auch die Fahne stark hochhalte. Diese Erfahrung habe ich über Jahre gemacht. Bin zwar politisch eher linksdenkend, aber schon die SPD scheint für das Land wenig übrig zu haben, die Grünen tun es noch weniger.

Die Grünen sind für mich persönlich raus, weil sie aus meiner Sicht eine Partei für gutverdienende Großstadtbürger sind, nicht aber für die "Leute vom Land", für deren Probleme sie kein offenes Ohr haben - es gibt zwar hier und da sehr sachorientierte und gute grüne Gemeinderäte, das ist richtig, aber die Oberen sprechen eine andere Sprache und ich traue außer der "Basis" und W. Kretschmann sowie teilweise noch Cem Özdemir keinem Grünen über den Weg. Zudem müsste der, der wirklich "grüne" Politik will, genau genommen ödp wählen - was ich vor Jahren auch schon gemacht habe, weil der ödp-Bundestagskandidat in meiner Heimatregion der Einzige war, den ich für authentisch, solide und glaubwürdig hielt.

Ich habe das beste Gefühl derzeit aber bei ... genau keiner Partei. Ich bin zwar nicht der Meinung, dass meine Interessen von keiner Partei vertreten werden, aber so richtig zufriedenstellend arbeitet für mein Empfinden derzeit auch keine Partei. 

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

IanXY 
Beitragsersteller
 10.08.2025, 22:30

Vielen Dank für deine Antwort und die konkreten Gründe! :)

Ich bin selbst auf dem Land aufgewachsen und erst kürzlich in eine Großstadt gezogen und habe schon einen ähnlichen Eindruck. Ich habe zwar auch auf dem Land die Grünen gewählt und bin größtenteils mit ihrer Agenda zufrieden, aber an deinem Punkt ist was dran. Parteistrukturen gab es dort kaum und ich bin erst nach meinem Wegzug Parteimitglied geworden. Fairerweise verbessert sich das aber gerade und ich glaube zumindest die Kreisstädte (also auch die kleinen) haben dort mittlerweile Strukturen und engagierte Leute in der Kommunalpolitik - in den einzelnen Gemeinderäten allerdings noch kaum.

Ich glaube, dass die Grünen ländliche Räume (& deren Belange) und meiner Meinung nach auch die ostdeutschen Bundesländer etwas hängen lassen, ist schon ein Problem.

rotesand  11.08.2025, 00:15
@IanXY

Die Grünen sind sicherlich teilweise ganz okay, aber es ist aber auch viel Geheuchel dabei - da sind die anderen Parteien jedoch keinen Deut besser. Bei der Bundestagswahl 2025 habe ich SPD (weil ich Merz ablehne) gewählt und die Freien Wähler, weil deren Kandidat in meinem Wahlkreis der einzige gewesen ist, den ich für glaubwürdig, seriös und sympathisch hielt und wo ich mir sagte - den kann ich wählen, den finde ich gut, dessen Positionen erscheinen plausibel und er kommt von hier, er ist einer von uns.

Ich habe manchmal (nur) bei Linksgrünen schon den Eindruck gehabt, dass ich für sie ein typischer Schwabe bin, ein Landmensch, ein Provinzler ... das bestreite ich nicht, aber das ist kein Grund dafür, arrogant behandelt oder vorab in eine Schublade gesteckt und vorverurteilt zu werden. So jemanden kann ich emotional gesehen nicht wählen. Ich kam mir vor wie ein Typ, der unter deren Würde ist bzw. mit dem sie sich nur abgeben, weil sie es beruflich (bin Technischer Redakteur) tun mussten & weil sie in dem Moment wussten, sie sind hier auf mich angewiesen, um in die lokalen Medien zu kommen. Die sind dann schon vordergründig nett, aber ich weiß genau, was sie denken :-/

Ich glaube, dass die Grünen ländliche Räume (& deren Belange) und meiner Meinung nach auch die ostdeutschen Bundesländer etwas hängen lassen, ist schon ein Problem.

Kann ich exakt so stehen lassen, auch bezogen auf Ostdeutschland. Meine Freundin stammt aus Thüringen - da kriegt man einiges mit.

Trifft zwar nicht auf mich zu, aber auf viele andere, mit denen ich schon vor den Wahlen gesprochen habe.

Viele verlassen sich auf Aussagen von verschiedenen sozialen Medien (auch Hasskommentare und Verschwörungstheorien) und der Zeitung mit den vier großen Buchstaben - und da wurde auch sehr viel Propaganda gegen Grün gemacht.

Die Öffentliche "Meinung" wurde manipuliert (auch gepusht von sozialen Medien und der Zeitung mit den vier großen Buchstaben), indem die Grünen als "Verbotspartei" wahrgenommen wurden - auch wenn von Verboten noch überhaupt keine Rede war.

Harbek hat sich zu wenig um Bürgernähe gekümmert, und seine Pläne auch nicht verständlich kommuniziert. Überhaupt: Viel zu wenig kommuniziert (wie auch unser ehemaliger Kanzler Scholz). Außerdem gab es Schnellschüsse - Gesetzesentwürfe, die nicht durchdacht waren, und deren Auswirkungen auf die Bevölkerung nicht bedacht wurde.

Die Grünen haben sehr viel richtig gemacht - doch das ist in den meisten Medien gar nicht zur Sprache gekommen. Und das Stigma der "Partei der Besserverdiener" und "Verbotspartei" - da braucht es noch viel Arbeit und Überzeugungskraft, um davon wieder weg zu kommen.


IanXY 
Beitragsersteller
 10.08.2025, 22:17

Danke für deine Antwort! Da sind glaube ich einige Punkte drin, die für viele Wähler*innen eine Rolle gespielt haben :)

Deine Ausschlüsse gehören aber zu den Gründen vieler Menschen.

Umgekehrt könntest Du auch nach Gründen Fragen die AfD nicht zu wählen und dann "rechts & Höcke" als nicht fundiert ausschliessen.

Aber ganz sachlich gesagt: Sie konnten mich mit nichts ausreichend von sich überzeugen und nur einer Farbe wegen wähle ich nunmal keine Partei. Da gab es Andere, die mir erfolgreicher ihre Positionen vermitteln konnten und eine davon habe ich gewählt.


IanXY 
Beitragsersteller
 10.08.2025, 22:05

Ja, die Frage ist dahingehend schlecht formuliert leider. Natürlich akzeptiere ich auch die genannten Punkte als Gründe - dann aber jeweils mit dem Hintergrund und warum das für die Wahl ausschlaggebend ist. Ich möchte hier halt Argumente sammeln und keine kopierten 3-Wort Schlagzeilen aus der Springer-Presse.

Jihamnedijad  10.08.2025, 22:50
@IanXY

Und wer sich über Springer informiert hat nichts zu sagen?

IanXY 
Beitragsersteller
 10.08.2025, 22:57
@Jihamnedijad

Ich würde schon sagen, wer sich ausschließlich mit Kampagnenjournalismus und Politainment informiert, der hat tatsächlich keine fundierte Meinung.

Jihamnedijad  10.08.2025, 23:20
@IanXY

Aber trotzdem ein Wahlrecht und die freie Meinungsäusserung, die Du hier mit deiner Darstellung und Fragestellung irgendwie selektiv aberkennst.

Und genau diese Art der Deutungshoheit ist mir u. A. auch an Habeck wiederholt aufgefallen. Solche Leute wähle ich nicht. Da mangelt es mir zu sehr am demokratischen Grundverständnis, der Gleichheit und Gleichwertigkeit aller Wählerstimmen, und zwar unabhängig vom finanziellen, sozialen oder bildenden Hintergrund.

IanXY 
Beitragsersteller
 10.08.2025, 23:50
@Jihamnedijad
ein Wahlrecht und die freie Meinungsäusserung, die Du hier mit deiner Darstellung und Fragestellung irgendwie selektiv aberkennst

Ich wüsste nicht, wo ich gesagt oder impliziert habe, dass ich jemandes Meinungsfreiheit oder Wahlrecht aberkennen möchte. Was ich einsehe ist - wie gesagt - dass meine ursprüngliche Frage dahingehend doof formuliert war und ich deinem Kritikpunkt Recht gebe, dass es so wirkt als wolle ich Kritikpunkte von Wähler*innen ausschließen (was ich nicht will, nur dass sie fundierter dargelegt werden).

[...] und zwar unabhängig vom finanziellen, sozialen oder bildenden Hintergrund.

Ich finde es zwar nicht so schön, dass du mich mit Habeck vergleichst und dann einen "Mangel von demokratischer Grundhaltung" unterstellst, aber ich kann mit dem Punkt trotzdem was anfangen. Dich scheint also zu stören, dass die Grünen elitär wirken und in der Partei Menschen mit "hohem Bildungsgrad" und Wohlhabende überrepräsentiert sind. (Widersprich gerne, falls ich das falsch verstanden habe.) Das ist schließlich auch etwas, was der Partei immer wieder vorgeworfen wird.

Wie dem auch sei, Danke trotzdem für deine Antwort :)

Jihamnedijad  11.08.2025, 00:44
@IanXY

"Ich würde schon sagen, wer sich ausschließlich mit Kampagnenjournalismus und Politainment informiert, der hat tatsächlich keine fundierte Meinung."

Mit dieser Tatsachenformulierung, dieser Äusserung:

"Ich möchte hier halt Argumente sammeln und keine kopierten 3-Wort Schlagzeilen aus der Springer-Presse."

und dem Kontext deiner Ausschlussregel in der Fragestellung

"Und bitte nicht "die haben die Wirtschaft kaputt gemacht", "Habeck hat Leute angezeigt / Kinderbücher geschrieben" oder "Radwege in Peru""

komme ich zu dem Verständnis, dass weder das Wahlverhalten noch der Entscheidungshintergrund von Menschen auf dem politischen Bildungsniveau der Springerpresse bei Dir gleichberechtigte Anerkennung, ja hier nicht einmal ein Mitspracherecht finden.

Nein, mich stören Menschen, die sich über weniger Privilegierte hinwegsetzen und dabei noch nicht einmal ein Bewusstsein erkennen lassen, dass sie damit den Grundpfeiler unserer Gesellschaft, die Gleichheit und Menschenwürde, mit Füssen treten.

Davon gibt es (nicht nur) bei den Grünen zu viele in Spitzenpositionen. Diese Parteien unterstütze ich nicht. Da wähle ich eher eine 0,x -Partei, um die Stimme nicht kontraproduktiv zu verschenken.

Wenn ich Bettler auf der Strasse sehe, sehe ich auch immer drei Sorten von Passanten:

1. die achtlosen Weggeher / Ignoranten

2. die, die etwas Geld geben und weitergehen

3. die Verbal-Aggressiven, von denen kürzlich erst an vier aufeinanderfolgenden Tagen das Ordnungsamt und zuletzt auch die Polizei gerufen wurde, um eine bettelnde Frau im Rollstuhl vor unserem ansässigen Supermarkt vertreiben zu lassen.

(Sie durfte bleiben.)

Ich unterhalte mich mit diesen mittellosen Menschen und interessiere mich für ihre Geschichten.

Ich frage was sie brauchen und kaufe für sie mit ein. Bargeld gebe ich nie, weil ich keins mehr mit mir führe.

Was denkst Du, worüber freuen die sich am Meisten? Über Brot, Milch und Klopapier, das Geld anderer Leute oder, dass sie und ihre Geschichten für mich sichtbar sind?

Und jetzt denke bitte nochmal über den Begriff Menschenwürde nach und aus welchem Grund ich Dir das jetzt erzählt habe.

IanXY 
Beitragsersteller
 11.08.2025, 07:45
@Jihamnedijad

Danke für die Klarstellung. Ehrlicherweise finde ich es aber ziemlich schade, dass du genau das machst, was du mir vorwirfst: Du urteilst über andere Menschen.

Du kennst mich nicht, du hast keine Ahnung wie ich mit mittellosen Menschen umgehe oder mit meinen Großeltern, die nur Springer lesen. Jemanden bitten zu differenzieren hat tatsächlich nichts mit Menschenwürde zu tun und dass du das da unbedingt reininterpretieren musst, um mich in ein schlechtes Licht zu rücken, finde ich schade.

Wenn das deine Kritik an der Partei ist, ist doch okay. Nur jetzt persönlich zu werden und mich da mit reinzuziehen, finde ich eklig.

Jihamnedijad  11.08.2025, 09:33
@IanXY

Ich werfe nicht Urteile vor, denn die treffen wir alle ständig.

Ich sprach von Entwürdigung und bzw durch Ausgrenzung.

Inwiefern ausgrenze ich dich, wenn ich mich anhand deiner Zitate mit Dir auseinandersetze?

Dass Du allen Ernstes denkst, Ausgrenzung, egal welcher Art, habe nichts mit Menschenwürde zu tun finde ich hingegen bedenklich genug, um dich darauf hingewiesen zu haben.

Nein, ich bin nicht persöblich geworden. Ich habe mich sachlich mit Dir und deiner Fragestellung auseinandergesetzt. Persönlich werten kann man aber durchaus herabwürdigende Begriffe wie "eklig".

Ich habe dich auch nirgendwo reingezogen. Die Frage hast Du unabhängig von mir gestellt und formuliert und Du warst die Person, die für dich entschieden hat, im Weiteren auf meine Antworten zu reagieren und wie vorliegend zu reagieren.

Du selbst hattest mich ja sogar gebeten, dich zu korrigieren, wenn Du mich falsch verstanden hattest. Das hattest Du. Ich korrigierte dich.

Aber um den Bogen wieder zurück zur eigentlichen Frage zu schlagen:

Die Verantwortung für deine Aussenwirkung auf mich anhand der von Dir geäusserten Aussagen jetzt mir zuschieben zu wollen zeigt ebenfalls ein Muster, welches ich verstärkt von den Grünen kenne und von einer Partei, die mir wiederholt in ihrer Spitze durch kritikunfähiges Verhalten aufgefallen ist möchte ich nicht regiert werden. Ergo wähle ich sie nicht.

IanXY 
Beitragsersteller
 11.08.2025, 09:44
@Jihamnedijad

Ich "entwürdige" auch niemanden, nur weil es meine persönliche Meinung ist, dass man sich nicht ausschließlich über Springer informieren sollte. Dass ich diese Menschen irgendwie für "dumm" und weniger wert halte, dichtest du offensichtlich dazu.

Dass Du allen Ernstes denkst, Ausgrenzung, egal welcher Art, habe nichts mit Menschenwürde zu tun

Schon wieder... Das habe ich nie auch nur im Ansatz gesagt. Du stellst einfach Dinge in den Raum, um irgendwie mich und meine Fragestellung zu delegitimieren... Warum auch immer. Ich finde diese Feindlichkeit wirklich unnötig.

im Weiteren auf meine Antworten zu reagieren und wie vorliegend zu reagieren

Ja, fand deine ursprüngliche Antwort nämlich eigentlich gar nicht schlecht (bevor du mir unterstellt hast antidemokratisch, ausgrenzend und herabwürdigend zu sein).

Die Verantwortung für deine Aussenwirkung

Ich habe dich nie gebeten, meine Außenwirkung zu kommentieren. Ich glaube sogar, dein Punkt wäre stärker, würdest du das nicht tun.

Jihamnedijad  11.08.2025, 09:46
@IanXY

Ich habe dich doch bereits zitiert, womit Du es getan hast.

Ich habe die Grünen nicht gewählt, weil sie für mich den modernen Linksliberalismus verkörpern, der zwar kulturell/identitär progressiv aufgestellt ist, jedoch keine aus meiner Sicht zureichenden ökonomischen Interessen hat. Der Linksliberalismus bleibt auch trotz reformistischem Anspruch in der Grundsubstanz neoliberal und kapitalistisch. Ich lehne diese Ideologie ab und halte sie für oberflächlich und überhaupt nicht zielgerecht in einem System, welches absolut immer profitorientiert wirtschaften wird - soziale Gerechtigkeit ist im Kapitalismus nicht möglich.

So meine Grundüberzeugung.

Damit zusammen hängt die Toleranz für neoliberale Entscheidungen und die Übernahme von rechten Positionen, um sich in der politischen Mitte zu halten. Die Grünen haben immer wieder gegen ihre Grundüberzeugungen Politik gemacht. Mit der symbolpolitischen Verschärfung der Migrationspolitik, mit vereinzelten Politikern (Bsp. Cem Özdemir), die teils rechtspopulistische Aussagen getätigt haben und dem Verkauf des Klimaschutzes an fossile Konzerne (Bsp. RWE, Lützerath). Für mich war das alles keine glaubwürdige Politik, sondern eine zunehmende Verschiebung nach rechts. Dazu gibt es interessanterweise sogar eine empirische Analyse, die meines Wissens nach über die ZEIT veröffentlicht wurde. Da ist zu sehen, dass vor allem die Grünen über die Jahre einen sichtbaren Sprung nach rechts gemacht haben.

Darüber hinaus finde ich, dass der Kulturkampf zwischen links und rechts total die ökonomischen Probleme unserer Zeit verdrängt hat. Und leider tragen auch die Grünen daran eine Mitschuld, da die Identitätspolitik viele teilweise wichtigere Probleme unter den Teppich gekehrt hat. Durch diese Klientelpolitik für queere Menschen hat sich an realen Problemen innerhalb der Gesellschaft nicht viel verändert. Versteh mich nicht falsch: Politik für queere Menschen und andere Minderheiten ist unglaublich wichtig - doch darf sich der große politische Fokus nicht darauf festsetzen, denn dann reden wir Tag für Tag über Geschlechterungleichheiten, während die Großkonzerne weiter den Regenwald abholzen, Kinder arbeiten lassen und Stück für Stück den Markt aufkaufen. Ebenso wie die Identitätspolitik nicht beeinflusst, ob wohnen und Lebensmittel wieder bezahlbar werden oder Vermögen gerechter verteilt wird.

Kommt noch vieles anderes dazu, aber das fällt mir spontan so ein. Ich verlinke mal noch ein Video, welches die Thematik aus meiner Sicht ganz gut zusammenfasst:

https://youtu.be/RapI_KbyLCI?si=a1KdMVrrLpr9IUTo


IanXY 
Beitragsersteller
 10.08.2025, 22:51
soziale Gerechtigkeit ist im Kapitalismus nicht möglich

Genauso wie wirkliche ökologische Nachhaltigkeit und ausreichender Schutz von Natur und Umwelt.

Damit zusammen hängt die Toleranz für neoliberale Entscheidungen und die Übernahme von rechten Positionen, um sich in der politischen Mitte zu halten.

Das ist möglicherweise das Resultat davon, ich denke aber nicht, dass man die politische/bürgerliche Mitte als Selbstzweck sieht. Eher geht es um den Einfluss, denn man sich als Regierungspartei verspricht - explizit auch in Regierungen mit neoliberaler Färbung, weil es andere Mehrheiten in Deutschland nicht gibt.

Mit der symbolpolitischen Verschärfung der Migrationspolitik, mit vereinzelten Politikern (Bsp. Cem Özdemir), die teils rechtspopulistische Aussagen getätigt haben und dem Verkauf des Klimaschutzes an fossile Konzerne (Bsp. RWE, Lützerath).

Ich stimme zu, das sind keine guten Entwicklungen, die sicherlich viele Wähler*innen aus dem progressiven/linken Spektrum abgeschreckt haben. Mit Unwohlsein (man könnte auch sagen Bauchschmerzen 😂) nehme ich als Parteimitglied jetzt den Wahlkampf und die Äußerungen von MP-Kandidat Özdemir zur Kenntnis - leider aber wenig überrascht, wenn man sich seinen Vorgänger anschaut.

Identitätspolitik viele teilweise wichtigere Probleme unter den Teppich gekehrt hat. Durch diese Klientelpolitik für queere Menschen hat sich an realen Problemen innerhalb der Gesellschaft nicht viel verändert.

Würde ich so nicht unterschreiben, aber nehme ich auch mal mit.

Danke für deinen ausführlichen Beitrag und die konkreten Punkte! :) Ich werde mir bei Gelegenheit das Video noch anschauen.

erikbhrdt  10.08.2025, 23:09
@IanXY
Genauso wie wirkliche ökologische Nachhaltigkeit und ausreichender Schutz von Natur und Umwelt.

Ganz genau.

Das ist möglicherweise das Resultat davon, ich denke aber nicht, dass man die politische/bürgerliche Mitte als Selbstzweck sieht. Eher geht es um den Einfluss, denn man sich als Regierungspartei verspricht - explizit auch in Regierungen mit neoliberaler Färbung, weil es andere Mehrheiten in Deutschland nicht gibt.

Klar ist das nicht zwangsläufig reiner Selbstzweck - der Weg zur Verkommenheit ist da aber nicht mehr weit weg. Und die Frage ist für mich nicht, mit welchen gegensätzlichen Positionen man Mehrheiten bekommt, sondern ob man sich selbst treu bleibt und eine attraktive Alternative zur SPD darstellt oder nicht. Und durch Anbiederung und Übernahme von CDU-Positionen schafft man keine Alternative, sondern einen Einheitsbrei, der irgendwann auch nur noch korrupt und rechtspopulistisch ist. Was bringen Mehrheiten, wenn sie aktuell nur durch den Rechtsruck zu gewinnen sind? Das Problem ist viel eher, dass SPD und CDU immer weiter nach rechts abdriften und dadurch die AfD legitimieren. Und DESHALB ist rechte Politik so beliebt geworden - man muss als Grüne da kein Feuer reingießen, in dem man zwar die AfD klar meidet, aber dafür Politik nach CDU-Vorlage macht.

Ich stimme zu, das sind keine guten Entwicklungen, die sicherlich viele Wähler*innen aus dem progressiven/linken Spektrum abgeschreckt haben. Mit Unwohlsein (man könnte auch sagen Bauchschmerzen 😂) nehme ich als Parteimitglied jetzt den Wahlkampf und die Äußerungen von MP-Kandidat Özdemir zur Kenntnis - leider aber wenig überrascht, wenn man sich seinen Vorgänger anschaut.

Ja genau das ist es, was mein Problem klar beschreibt. Und dieser Bauchschmerzaspekt geht mir persönlich einfach zu sehr gegen den Strich als dass ich das akzeptieren könnte. Und leider ist das ein innerer Kampf, den die Grünen bereits seit längerer Zeit führen. Und ich halte es für den reinen Selbstbetrug, gegen die Positionen und Grundüberzeugungen der Partei zu stimmen oder Politik zu machen, weil man es als strategisches Dilemma sieht und versucht sich das schön zu reden. Da bin ich damals total an die Decke gegangen, als es um den Familiennachzug ging (zumindest glaube ich dass es das war). Und wenn sich dann Politiker hinstellen (in dem Fall aber von der SPD) und davon erzählen wie ihnen die Zustimmung weh getan hat und wie traurig sie darüber sind, dass sie so abgestimmt haben, dann könnte ich platzen und die Leute einmal wachrütteln. Und leider findet diese Einstellung, die menschenfeindliche Politik legitimiert, inzwischen auch immer mehr Anklang bei den Grünen.

Würde ich so nicht unterschreiben, aber nehme ich auch mal mit.

Ist von mir vielleicht auch falsch und missverständlich formuliert. Für queere Menschen hat sich definitiv etwas getan - doch wie so oft reicht es nicht aus, um damit der breiten Masse zu helfen, die realökonomische Probleme haben. Ich werte Identitätspolitik anders als Wirtschafts- und Sozialpolitik. Für mich hat die soziale Gerechtigkeit Vorrang. Und ich halte die Identitätspolitik bei liberalen Parteien wie den Grünen oft eher für Gemütlichkeit, da sich Identitätspolitik nicht mit sozioökonomischen Themen beschäftigt und daher für gesellschaftliche Mehrheiten leichter zu verkaufen ist. Für queerfreundliche Politik muss man sich nicht mit Banken, Ölkonzernen oder der Lobby anlegen und kann einfache Statements setzen. Ein bisschen wie die Megakonzerne, die die Prideflagge nutzen. Damit schafft man Sympathien, kehrt aber bitterböse Machenschaften und systematische Ungleichheiten unter den Tisch. Identitätspolitik ist für alle innerhalb des Systems bekömmlicher, weil man sich weniger die Hände schmutzig macht und eine recht breite Masse erreicht.

Danke für deinen ausführlichen Beitrag und die konkreten Punkte! :) Ich werde mir bei Gelegenheit das Video noch anschauen.

Gerne :)

falsch gefragt

für mich gibt es keine einzelnen Gründe, die Grünen nicht zu wählen

für mich gibt es keinen einzigen Grund, sie zu wählen

Diskussionen gab es hierüber schon genug, auch während die Grünen Teil der AMPEL-Regierung waren - da muss man keine besonderen Gründe PRO oder CONTRA nochmal aufführen - auf die Dauer wird man das nämlich leid - DE hat momentan genug Probleme, die gelöst werden müssen - die Grünen sind hierfür nicht geeignet

meine Meinung, sonst nichts