Was wären eure Ideen wie man Ausbildungen für junge Leute attraktiver machen könnte?
Habe oft gelesen das dies als Problem angesehen wird, konnte aber nahezu nie konkrete Verbesserungen hören.
Darum hier meine überlegungen zuerst;
1500 Euro Mindestgehalt
Prüfungen jederzeit ablegbar und somit nicht 3 Jahre dort gebunden
Berichtsheft abschaffen
Das würde Ausbildungen zumindest konkurrenz fähig machen in meinen Augen.
Was wären eure Ideen?
16 Antworten
Deine Überlegungen sind zwar gut gemeint, aber alle nicht realistisch.
Gehalt:
Wenn Azubis 1500€ Mindestgehalt bekommen würden, müssten Facharbeiter auch einen deutlichen Satz mehr bekommen. Viele Facharbeiter in technischen Berufen steigen bei ca.1800€ nach der Lehre ein. Und vor allem mit welcher Begründung? Auszubildende sind vor allem in den ersten 2 Jahren nur ein Kostenfaktor für Unternehmen. Klingt hart ist aber so.
Prüfungen:
Die Prüfungen sind aus gutem Grund so gesetzt wie sie gesetzt sind. Du musst ein gewisses Know How haben um die Prüfungen zu bestehen. Und man kann nicht für jeden Auszubildenden individuelle Prüfungstermine finden. Das ist nicht realisierbar. Es gibt schon die Möglichkeit, um ein halbes oder ganzes Jahr zu verkürzen.
Berichtshefte:
Die Berichtshefte sind in erster Linie für und nicht gegen den Auszubildenden. Das Berichtsheft ist der einzige Nachweis darüber was du wirklich über die Lehrzeit gelernt hast. Das beschützt dich in der Prüfung davor, Dinge machen zu müssen die du tatsächlich nie gemacht hast in der Lehre.
Davon halte ich ehrlich gesagt nicht sonderlich viel.
- Das "Mindestgehalt", von dem du noch nicht mal brutto oder netto angibst, ist zu hoch. Azubis sind zum Lernen da, dementsprechend können und müssen sie nicht zum Umsatz beitragen wie eine ausgelernte Arbeitskraft. Entsprechend geringer muss das Gehalt sein.
- Wenn man tatsächlich so ein Überflieger ist und früher zur Prüfung gehen möchte, dann kann man das bereits heute. Allerdings hat es sehr wohl einen Sinn, dass die Ausbildung in der Regel 3 Jahre dauert.
- Über Sinn und Zweck des Berichtsheft kann man sich tatsächlich streiten. Allerdings sollte man da auch bedenken, dass das der Ausbildungsnachweis dafür ist, was man auch wirklich gelernt hat. Zudem fand ich es immer super, die Unterweisungen dazu zu schreiben. Da hat man wirklich mal aufs leere Blatt bringen müssen, was man gelernt hat und ob man's auch richtig anwendet.
Wenn man sich mal mit dem Ausbildungssystem beschäftigt und was dessen Sinn ist, dann merkt man recht schnell, dass Ausbildungen bereits jetzt mehr als konkurrenzfähig sind.
Im Idealfall, wie man selbst den Laden schmeißt und komplett alle Prozesse im Griff hat.
Klar man muss 3 Jahre für unter Mindestlohn Regale einräumen um etwas gut zu können, wo andere nach 2 Wochen auf der Kasse sitzen ohne ewige Ausbildung
Prüfungen kann man nach zwei Jahren schon abschließen, wenn man einen entsprechenden Vertrag hat. Noch früher halte ich es aber nicht für sinnvoll, da ja die Möglichkeit gegeben sein sollte, alle Bereiche kennenzulernen.
Das Berichtsheft war wirklich eines der nervigsten und lästigsten Dinge, mit denen wir zu kämpfen hatten, vor allem, weil unser Ausbilder nie damit zufrieden war und wir es dann immer nochmal schreiben mussten. Er hat immer betont, dass es nicht einfach reicht zu schreiben, was wir machen, sondern immer erklären müssen, warum wir das machen. Heute denke ich, dass es gut war, dass er so hartnäckig war, denn in der mündlichen Prüfung wurde extrem in die Tiefe gegangen und wenn ich das Berichtsheft nur so oberflächlich gefüllt hätte, hätte ich viele Fragen gar nicht beantworten können.
Was für mich wichtig ist, dass der Auszubildende direkt in die Prozesse mit involviert wird und nicht für irgendwelche Aufgaben benutzt wird, die keiner Lust hat zu machen und bei denen man nichts lernt.
In erster Linie sollten Ausbildungsbetriebe sich einfach besser um ihre Azubis kümmern. Wenn man mitbekommt wie manche Ausbildungsbetriebe mit ihnen umspringen, dann darf man sich auch nicht wundern, wenn Ausbildungen abgebrochen werden oder der Azubi lustlos seine Zeit absitzt.
Das Führen eines Berichtsheftes finde ich hingegen nicht ganz unwichtig. Zumal es ja auch dokumentieren soll, was der Azubi gelernt hat bzw. nicht gelernt hat. Spätestens bei der Prüfung kann so auch nachgewiesen werden, dass man es nie hatte, was abgefordert wird.
Nur die Möglichkeit es immer während der Arbeitszeit zu machen sollte eben gewährleistet sein und der Betrieb sollte es ernst nehmen es zu prüfen. Genauso wie er den Ausbildungsrahmenplan ernst nehmen sollte.
1500 EUR Mindestgehalt? Kann sich nun wirklich nicht jeder Ausbildungsbetrieb leisten und der Sprung vom Azubi hin zum Angestellten wäre in manchen Betrieben danach auch nur minimal.
Prüfungen jederzeit ablegbar? Man kann doch verkürzen? Oder denkst du, nach ein paar Monaten wäre man fit? Und die Berufsschule ist auch eine willkommene Abwechslung. Zudem muss eben Theorie und Praxis Hand in Hand gehen.
Ein Azubi sollte immer als "on top" angesehen werden. Der ist weder da um Kaffee zu kochen, noch um die Schränke abzustauben.
Und in jedem Betrieb der ausbildet sollte es sich tatsächlich mindestens ein Mitarbeiter finden, der sich verantwortlich fühlt. Und wenn der Azubi mehrere Abteilungen durchläuft, dann ebenfalls überall ein Ansprechpartner. Es reicht nicht, wenn "Irgendwer" den Ausbilderschein hat aber vor Ort sich Niemand kümmert.
Einfach gar keine Ausbildung machen müssen und monatlich 5000 Euro vom Staat. Deine Vorschläge können doch nicht ernst gemeint sein. Das Problem ist nicht die fehlende Attraktivität, sondern weil die Azubis und Schüler immer weniger auf das Berufsleben vorbereitet werden und immer mehr Zugeständnisse bekommen. Manche Schüler können nach der Schule kaum einen vernünftigen Satz fehlerfrei schreiben und sollen 1500 Euro Vergütung bekommen? Was soll ein Azubi nach 6 Monaten Ausbildung gelernt haben, damit er eine Abschlussprüfung besteht?
Was soll an einer Ausbildung den attraktiv sein? Ich habe keine Lust drauf weniger als Mindestlohn zu bekommen und gezwungen zu werden meine Zeit in einer Berufsschule zu verschwenden
Dann geh doch als Helfer auf den Bau oder in den Einzelhandel. Es zwingt dich keiner, eine Ausbildung zu absolvieren. Du kostest als Azubi den Betrieb Zeit, Geld und Nerven, weil du nichts kannst oder ohne entsprechende Unterweisung nicht erledigen darfst. Willst du ordentlich ausgebildet werden, brauchst du eben die theoretischen und praktischen Kenntnisse, die du erst noch lernen musst.
Für manche ist es das Interesse, ein Handwerk zu lernen oder die Firma der Eltern zu übernehmen, für die man bestenfalls berufliche Fachkenntnisse braucht. Was soll an einem Studium attraktiv sein, bei dem man in der Regel gar kein Geld verdient, sondern u. U. noch Studiengebühren zahlen muss? Jeder hat seine Gründe, einen bestimmten Beruf zu lernen oder ein Berufsfeld zu studieren. Es zwingt einen am Ende jedoch keiner.
Man muss in keiner Berufsschuler versauern. Einfach ohne Ausbildung arbeiten gehen, den Mindestlohn verdienen und später als externer Prüfling die Prüfung ablegen.
Mit einer Ausbildung hat man mehr Chancen. Ohne Ausbildung verdient man nicht so viel wie ein Ausgebildeter. Darüber hinaus hat man mit einer Ausbildung noch die Möglichkeit, sich anschließend weiter zu bilden, z. B. zum Meister nach einer handwerklichen Ausbildung oder zum Fachwirt nach einer kaufmännischen Ausbildung.
Die Berufsschule ist eine angenehme Abwechslung. An den einen Tagen arbeitet man im Betrieb mit, an den anderen Tagen sitzt man in der Schule.
Bei einem Studium ist man zeitlich flexibler. Kann sich aussuchen, ob man zur Uni geht oder nicht. Kann teilweise Dinge online lernen und erledigen. Es gibt auch Freizeitangebote in der Uni. Man kann einfach kurse besuchen, die einen interessieren. Das ist alles jetzt nicht bei jeder Uni so, aber bei vielen.Kann nebenbei arbeiten ohne jemanden um Erlaubnis fragen zu müssen.
Ich stelle es mir nicht angenehm vor in einer Berufsschule sitzen zu müssen und wenn diese weiter weg ist dort auch noch übernachten zu müssen. So viel interessantes lernt man dort auch nicht. Bezahlt wird man extrem schlecht.
Also ist es attraktiver, lieber einen höherwertigeren Abschluss nachzumachen, dafür die Schulbank zu drücken und gar kein Geld zu verdienen, als einfach eine Ausbildung zu absolvieren und bestenfalls sogar mit dieser Ausbildung zusätzlich den Schulabschluss oder höheren Abschluss erlangt zu haben?
Ich glaube, wir drehen uns mit dieser Diskussion im Kreis.
Was lernt man den 3 Jahre bei einer Ausbildung als Verkäufer?