Warum fällt es so schwer, Menschen loszulassen, die einem nicht guttun?
Kennt ihr das Gefühl, wenn euch jemand immer wieder enttäuscht verletzt oder ignoriert und trotzdem könnt ihr diese Person nicht aus dem Kopf oder Herzen bekommen? Ich frage mich oft warum wir manchmal genau an den Menschen festhalten die uns eigentlich runterziehen. Man weiß tief im Inneren dass es besser wäre loszulassen. Aber irgendetwas hält einen zurück.
Ist es die Erinnerung an die schönen Momente? Die Hoffnung dass sich etwas ändert? Oder einfach nur Angst vor dem Alleinsein?
Ich habe gerade selbst so eine Situation und fühle mich innerlich total zerrissen. Vielleicht habt ihr das auch erlebt? Wie habt ihr den Absprung geschafft oder steckt ihr noch drin? Ich würde mich über eure ehrlichen Erfahrungen und Tipps freuen. Vielleicht hilft es ja nicht nur mir sondern auch anderen hier.
6 Antworten
Ich frage mich oft warum wir manchmal genau an den Menschen festhalten die uns eigentlich runterziehen. Man weiß tief im Inneren dass es besser wäre loszulassen. Aber irgendetwas hält einen zurück.
Nein, nicht „wir“. Du. Dir fällt es schwer und sicher auch vielen anderen Menschen. Aber garantiert nicht allen.
Bei mir ist es genau das Gegenteil. Ich habe kein Problem damit, Menschen loszulassen, die in meinem Leben nur Schaden anrichten oder mir keinen Respekt entgegenbringen. Das war schon mit 16 so. Mir war früh klar: Ich will keine Beziehung, die mich auf lange Sicht zerstört. Respekt war mir immer wichtiger als ein „Zusammensein um jeden Preis“.
Meine Eltern haben eine solche destruktive Beziehung geführt und das war für mich ein warnendes Beispiel, wie mein eigenes Leben nicht verlaufen soll.
Auch die Erfahrung mit falschen Freunden hat mich darin bestärkt. Wer einmal erkannt hat, wie viel Energie toxische Beziehungen kosten, überlegt sich zweimal, wem er Raum gibt. Ich sage mir: „Einmal und nie wieder.“
Es fällt nur dann schwer, jemanden loszulassen, wenn man im Innersten glaubt, ohne den anderen nicht überleben zu können. Dann wird die Angst, verlassen zu werden, größer als die eigene Selbstachtung. Oder man ist überzeugt, emotional oder finanziell nicht eigenständig zu sein innerlich überzeugt, verloren zu sein ohne die Beziehung.
Dieses Muster stammt oft aus der Kindheit. Als Kind ist man tatsächlich auf die Eltern angewiesen ohne sie existenziell gefährdet. Doch wer erwachsen wird, muss erkennen: Diese Abhängigkeit ist heute nicht mehr real. Sie lebt nur im Inneren weiter, solange man sie nicht hinterfragt.
Gerade viele Frauen waren über Jahrhunderte in finanzieller und emotionaler Abhängigkeit und auch heute ist das Thema nicht verschwunden. Doch wer innerlich und äußerlich stabil steht, braucht niemanden, um zu überleben und kann wählen, mit wem er in Beziehung tritt.
Die eigentliche Aufgabe im Erwachsenenleben besteht darin zu erkennen:
Ich bin kein Kind mehr. Ich kann für mich selbst sorgen…emotional und finanziell.
Partnerschaft sollte auf Gegenseitigkeit beruhen, nicht auf Angst und Abhängigkeit. Das ist kein romantischer Idealismus, sondern die logische Konsequenz einer gesunden Entwicklung. Die Zukunft gehört bewussten Beziehungen .. nicht den Überbleibseln von Mustern aus längst vergangenen Zeiten.
Das nennt sich "emotionale Abhängigkeit" und ist ein völlig normales Verhalten, was auf komplexen psychischen Zusammenhängen basiert.
Eines davon ist die sog. "intermittierende Verstärkung". Dein Gehirn hat mit dieser Person sehr viele positive Erlebnisse verknüpft und natürlich auch negative. Das Problem ist, dass meist nach einer Phase der Negativität oft wieder etwas Positives passierte. Dadurch lernt dein Gehirn "ich muss nur lange genug dran bleiben, dann gibts wieder Leckerchen". Funktioniert genau wie bei einem Hund, dem du neues Verhalten wie Sitz, Platz usw. beibringen möchtest. Am Anfang bekommt er immer ein Leckerchen, sobald das Verhalten gezeigt wird. Nach einiger Zeit gibts keins mehr, er macht trotzdem Sitz, obwohl kein Schmecki kommt. Dann gibts mal wieder eins und Hund is happy.
Sorry, aber genau DAS passiert auch bei dir und allen anderen Menschen. Darum ist genau so eine toxische Beziehung so schwer zu verlassen und sorgt für einen unheimlichen Schmerz.
Du hast natürlich auch Recht, dass du nicht den Menschen, sondern die schönen, mit ihm verknüpften Erlebnisse vermisst, die du aber genauso mit jemand anderem haben kannst, was dann diese Erlebnisse überschreibt.
Ja, ich kenne dieses Gefühl. Und ich glaube, viele hier auch – mehr, als du denkst. Es ist wie ein innerer Kampf zwischen Kopf und Herz, zwischen Wissen und Sehnsucht.
Menschen loszulassen, die uns nicht guttun, fällt so schwer, weil es nie nur um diese eine Person geht. Es geht oft um das, was wir uns mit dieser Person erhofft haben: Nähe, Sicherheit, Wertschätzung, vielleicht das Gefühl, gesehen zu werden. Und wenn diese Hoffnung stirbt, stirbt nicht nur ein Kontakt – sondern ein Stück von dem, woran wir geglaubt haben.
Dazu kommt: Verletzungen hinterlassen oft Lücken. Und paradoxerweise ist es manchmal genau diese Lücke, die sich nach demjenigen sehnt, der sie verursacht hat – in der Hoffnung, er oder sie könnte sie doch noch füllen.
Zwei Dinge, die dir helfen könnten:
1. Schreib dir einen ehrlichen Brief – aber an dich selbst. Was hat es dich gekostet, immer wieder zu hoffen? Was hast du dir gewünscht? Was brauchst du wirklich?
2. Fang an, dich in kleinen Schritten emotional zu entkoppeln. Das heißt nicht, kalt zu werden – sondern dich immer wieder zu fragen: „Was bringt mir dieser Gedanke jetzt?“ Wenn er dich schwächt, lenke bewusst um – auf einen Spaziergang, Musik, Schreiben, Bewegung.
Und ein letzter, leiser Gedanke: Loslassen heißt nicht, dass du gescheitert bist. Es heißt, dass du dir selbst endlich erlaubst, wieder heil zu werden.
Ja ich kenne es zu gut. Man muss verzeihen das ist ungeheuer wichtig aber irgendwann hat man halt zuviel davon.
Kognitive Dissonanz nennt man das.
Ja denke es kommt immer mal wieder vor