AMA: Blickwechsel 12. November 2024
AMA: Deine Fragen an einen Psychotraumatologen
Alles zum Blickwechsel

Was für eine Art Panik ist das?

1 Antwort

Aus Sicht aus der "Traumabrille":

In der Traumabehandlung folgt man dem Prinzip "alles hat einen guten Grund". Das heißt, dass es bei dir wahrscheinlich irgendwann mal eine oder mehrere Situationen gab, wo es angemessen war für dich so zu reagieren um dich selbst zu schützen oder zu verteidigen. Dieses Erlebnis oder Erlebnisse haben sich sehr in deinem Kopf eingebrannt. Das Gehirn neigt allgemein auch eher dazu, negative Erinnerungen zu verinnerlichen, da das seit frühester Zeit auch notwendig war um zu überleben. Ein Neandertaler der beispielsweise an einer bestimmten Stelle von einem Tiger angegriffen wurde, wird diese Stelle in Zukunft auch eher vermeiden und entsprechend mit "Alarmmodus" reagieren, wenn er dieser Stelle zu nah kommt. Genauso wird er verinnerlicht haben, dass das Gebrüll des Tigers Gefahr bedeutet, was dazu führt, dass er schnellstmöglich in Panik flüchtet, wenn er dieses Geräusch hört.

Ähnlich verhält es sich bei dir und den Triggern. Du verbindest diese Dinge (wahrscheinlich unterbewusst) mit drohender Gefahr und deswegen reagierst du dann auch so. Man nennt das eine "Flight or Fight"-Reaktion, also Abhauen, Kämpfen, der Blutdruck steigt, das Herz schlägt schneller, die Pupillen weiten sich, man schwitzt, der Körper pusht sich auf Hochtouren um der Gefahr zu entgehen und zu überleben.

Dass das aktuell keinen Sinn mehr ergibt so zu reagieren, ist klar. Aber es gibt einen "guten Grund", dass du so reagierst.

Ich würde dir raten, langfristig einen Traumatherapeuten aufzusuchen, evtl. würde auch eine tiefenpsychologische Behandlung sinnvoll sein.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Traumazentrierte Fachberatung nach DeGPT, Akutpsychiatrie

FluffyBunny7 
Beitragsersteller
 13.11.2024, 21:17

Vielen Dank für die Antwort, das hat mir echt geholfen.
das mit dem traumatherapeuten ist leider ein kleines Problem, meine Eltern sind der Meinung das würde mir nicht helfen und wollen das nicht…

da muss ich noch 2 Jahre und drei Monate warten bis ich 18 bin, das ich das alleine machen kann.

kostet das Geld oder bezahlt das die Krankenkasse?

Thomas Richter  13.11.2024, 22:04
@FluffyBunny7

Therapie bei einem sogenannten "psychologischen Psychotherapeuten" oder bei "ärztlichen Psychotherapeuten" (heißt genau so, ist ein geschützter Begriff) wird bei entsprechender Diagnose komplett von den Krankenkassen übernommen. Man muss nur aufpassen, dass die Therapeuten auch noch Kassenpatienten annehmen. Es kann aber leider etwas dauern, bis da ein Platz frei wird...