Verlieben ohne zu lieben?
Warum wollen sich die meisten Menschen verlieben, aber sie sind weder bereit noch in der Lage zu lieben...weder sich selbst noch ihr Gegenüber?
Ich erlebe immer wieder, dass Menschen sich danach sehnen sich zu verlieben. Aber sobald es dann ernst wird, also eine Beziehung auf Augenhöhe entsteht, scheuen sie davor zurück sich selbst zu lieben (was ja die Voraussetzung wäre, um einen anderen Menschen wirklich lieben zu können).
Ver-lieben ist eigentlich nur ein sich-selbst-Ausweichen, ein Davonrennen vor seinen eigenen ungelösten Themen, um sich mit Hilfe eines anderen davon abzulenken. Man erwartet im Anderen die Lösung. Es ist wie ein Pflaster auf eine Wunde zu kleben anstatt erst mal zu gucken, was das für eine Wunde ist, woher sie kommt und sie in Ruhe heilen zu lassen.
Ich meine, o.k., es ist legitim sich zu verlieben, aber ich denke es ist einfach unrealistisch zu erwarten, dass aus dieser Flucht vor sich selbst eine wirklich tragfähige gegenseitige Liebes-Beziehung wachsen kann, wenn nicht jeder in der vollen Selbstannahme ist (und das erfordert normalerweise jahrelange Selbstreflexion in Form von Therapie oder besser noch eine vollständige Lebens-Übergabe an Gott).
Oder reicht es so eine Art Handel daraus zu machen: ich erfülle deine Bedürfnisse, wenn du meine erfüllst...? Aber was hat das eigentlich mit Liebe zu tun?
Wie seht ihr das?
3 Antworten
Außer dass es keinen Gott gibt, kann ich ganz gut nachvollziehen, was Du sagst und stimme weitestgehend zu.
Ich denke immer, diese Leute verwechseln Liebe mit körperliches Bedürfnis, mit dieser Person zusammen zu kommen. Letztendlich für eine Sexuelle Handlung oder körperliche Romanze.
Das ist jedoch nicht die Liebe, die mein hier im Regelfall meint - füreinander einzustehen und auch Nachts kommen zu können, wenn der Partner Not hat.
Ganz genau das ist es, als ich z.B. eine Freundin hatte und einen Unfall, hat sie mich abgeholt, den Abschlepper organisiert, mich "überredet" zum Krankenhaus zu fahren und hat 3 Tage frei genommen.
Ich denke schon, das zeigte mir ihre Liebe ....😍😍
Ja, das ist auf jeden Fall sehr fürsorglich und zeigt, dass du ihr was bedeutest.
Ich denke nicht, dass es Voraussetzung ist, sich selbst zu lieben, um einen anderen lieben zu können. Ich verstehe auch den Zusammenhang nicht ganz.
Ich denke das Problem ist, dass Menschen denken, Liebe sei eine Entscheidung und durch "Arbeit" an einer Beziehung beeinflussbar. Aber eine Verliebtheit ist unglaublich oberflächlich. Jemanden grundsätzlich anziehend zu finden ist noch lange kein Grundstein für eine gesunde, gut funktionierende Liebesbeziehung.
Danke für deine Antwort. Deinem letzten Satz kann ich nur zustimmen. Es ist keine Basis für eine funktionierende Liebesbeziehung jemanden einfach nur anziehend zu finden.
Wie willst du denn einen anderen lieben (wertschätzen, annehmen, würdigen...) können, wenn du das nicht vorher mit dir selbst kannst? Wie soll jemand, der sich nicht mag jemand anderen aus tiefstem Herzen mögen, verstehen und genau so akzeptieren wie er/sie ist? Ich glaube, dass das nicht funktioniert.
Wie? Indem mir das Glück dieser Person selbst Glück bringt. Indem mir sein Lächeln wichtiger ist als an seiner Seite sein zu können. Indem ich in der Person mein Zuhause sehe, ein Ort an dem ich mich immer wohlfühlen kann, ganz unabhängig von der Scheiße um mich herum. Liebe ist nicht egoistisch. Sie hat nichts mit mir oder meinem fehlenden Selbstbewusstsein zu tun.
Du stellst nur Fragen, aber keine These dazu auf wieso es nicht gehen sollte.
o.k., für mich klingt es halt eher danach, dass es für DICH ein Vorteil ist, dich an diese Person zu klammern. Aber wenn dir das SELBST-Bewusstsein fehlt, dann ist es letztlich ja so, dass die geliebte Person kein richtiges Gegenüber in dir hat, sondern eher jemanden, auf den sie Rücksicht nehmen muss. Menschen, denen es an Selbstbewusstsein fehlt, weichen oft einer Auseinandersetzung aus, lügen, um es dem anderen recht zu machen, haben eine extreme Angst verlassen zu werden, sind misstrauisch usw. usw. Das resultiert alles aus dem fehlenden Selbstbewusstsein. In einer Beziehung hat daher der andere das Problem, dass er ständig darauf achten muss, nicht zu viel zu verlangen usw. Natürlich kann das auch irgendwie gehen, aber ich finde es nicht wirklich auf Augenhöhe.
Ich war nie unehrlich, ich habe ihn nie gedrängt oder verlangt, dass er sich nach mir richten muss, wenn er mit mir zusammen sein will. Genau so wenig richte ich mich nach ihm. Jeder tut das, was er tut, weil er es will und nimmt hin, was er kann. Ich muss keine Angst haben, dass er mich verlässt, weil ich darauf vertraue, dass er die Entscheidung trifft, die ihm gut tut.
Ich finde mich selbst im wahrsten Sinne des Wortes zum Kotzen, aber ich muss mich kein bisschen verstellen, um geliebt zu werden oder zu lieben. Vermutlich einfach, weil ich die richtige Person gefunden habe. Das hat für mich nichts mit können zu tun. Eher mit Schicksal. Haha.
Das ist ja schön, dass es für dich scheinbar so passt. Dann wünsche ich euch weiterhin ganz viel Glück und dass eure Liebe wächst!
Doch, denn ansonsten müsste Hass das Motiv sein, Dich Scheusal dem anderen anzutun.
Das sehe ich nicht so. Ich denke ich kann mein Bestes geben, ohne mich selbst zu lieben.
Dann ist das Deinerseits aber psychische Abhängigkeit und keine Liebe und das Schlimmste daran ist, dass Du den Unterschied nie erfahren wirst.
Sich nicht selbst zu lieben führt automatisch zu Abhängigkeit? Das ist aber weit hergeholt.
Du bekommst die Bestätigung, die Du dir selbst nicht geben kannst und das tut dann so gut, dass Du es für Liebe hältst.
Geben ohne im Gegenzug etwas zu erwarten oder erhoffen.
Dann lieben sich wohl 99% der Paare nicht. Ich denke nicht, dass Abhängigkeit Liebe ausschließt.
Ich schon. Mag aber daran liegen, dass man Liebe unterschiedlich definiert.
Und deswegen solltest du es anderen vielleicht nicht absprechen.
Wenn’s gut tut. Dennoch ist Eigenliebe wichtig! Verdammt wichtig. Nein, keine narzisstische, sondern einfach mit sich selbst klar kommen und sich selbst gut finden können.
Ich hab auch nicht behauptet, dass das nicht wichtig wäre. Aber ich zB kann es nicht. Deswegen sollte man mir aber nicht zusprechen, ich könnte meinen Freund auch nicht lieben. I mean, dann spuck mir lieber ins Gesicht. Haha.
Ja, genau. Liebe hat erst mal gar nichts mit einem körperlichen Bedürfnis zu tun, sondern mit dem Wunsch für den anderen da zu sein, gerade dann, wenn er in Not ist...