Um wieviel Prozent müssten Steuern im Schnitt steigen um denselben Effekt wie die Sondervermögen zu haben?
Die Sondervermögen laufen über einen bestimmten Zeitraum, x Jahre, also müsste man das doch auch über entsprechende Steuererhöhungen realisieren können.
Ich will nicht sagen, dass ich dafür bin, aber eine solche Rechnung wäre doch mal ganz interessant.
Natürlich würde es da die üblichen Gerechtigkeitsdiskussionen geben, bitte dies hier mal außer Acht lassen, mich würde nur der prozentuale Anteil der Erhöhung im Schnitt interessieren, nicht die Details.
Mir scheint allerdings, unser Regierungssystem hat eine "gern übersehene" aber gravierende Schwäche: Es ist nicht nachhaltig, in Sachen Wohlstand, Sicherheit, Staatsaufgaben (=Infrastruktur, Bildung, Wohnungen, ...) aus wahltaktischen Gründen werden die gegenwärtigen Problematiken nicht genügend angegangen oder eben per Schulden in die Zukunft verlagert.
Warum ist das so? Parteien, die entsprechende Steuererhöhungen beschließen würden, werden von uns Wählern knallhart abgewählt. Und Wähler haben meistens insbesondere ihr eigenes Wohl im Auge, alles, was das beeinträchtigen könnte, wird abgewählt.
Wir "verbraten" in Jahrmillionen entstandene fossile Energieträger in 100 Jahren, wir leben in vielfacher Weise auf Kosten ärmerer Länder, die wir ausnutzen (ich sage nur mal Lithium usw. für unseren Wohlstand), machen Schulden, um unser gegenwärtiges Wohl nicht zu beeinträchtigen, ... Wir kumulieren Vieles auf unser gegenwärtiges Wohlergehen, wollen nicht erkennen, wie sich das auf zukünftige Generationen auswirkt, es sei denn, die Folgen schlagen "unerwartet" jetzt schon zu.
So funktioniert die "Krone der Schöpfung"?
Wie seht ihr das, was sehe ich aus eurer Sicht da falsch?
7 Antworten
Ich befürchte das ein Anstieg der Steuern, egal ob Ertrag oder Umsatz, würde eher dazu führen das die Einnahmen aus den Steuern zurückgehen würden über kurz oder lang.
wir haben aktuell ca. 1.000 Milliarden € Steuereinnahmen pro Jahr. Das Schuldenpaket sind 500 Milliarden für Infrastruktur und die Grünen sowie inzwischen unbegrenzte Mittel für die Aufrüstung. Vorher waren da ebenfalls 500 Milliarden genannt worden. Alles zusammen entspricht der Steuereinnahme eines Jahres. Entsprechend müssten alle Steuern verdoppelt werden um die gleichen zusätzlichen Einnahmen zu generieren. Allerdings nur für 1 Jahr und nicht dauerhaft.
das war ohnehin nicht die Frage, sondern es ging um eine rein hypothetische Annahme/Gegenrechnung. Nötig ist gar keine Steuererhöhung - wir haben ja die Erlaubnis zur Schuldenaufnahme. Und über die Kosten (Zinsen und Rückzahlung) spricht ohnehin niemand. Letztlich entsteht sogar der Effekt der prozentualen Nettoneuverschuldung - auch das relativiert sich durch die zusätzlichen 1.000 Milliarden an neuen Schulden in den Folgejahren erheblich.
Nötig ist gar keine Steuererhöhung - wir haben ja die Erlaubnis zur Schuldenaufnahme.
Meine Frage war, wenn das Sondervermögen zu 100% jahresanteilig durch Steuererhöhung ersetzt würde, wie viel das ausmachen würde - und indirekt, warum das praktisch nie ein Thema war, bestenfalls rudimentär.
Die Annahme man könne entweder ein Sondervermögen oder Steuererhöhungen beschließen, ist falsch. Neben dem Sondervermögen werden mit Sicherheit auch Steuererhöhungen kommen, denn die Schuldenorgie der Politik muss ja irgendwer bezahlen. Und das ist am Ende immer der Steuerzahler.
Um wieviel Prozent müssten Steuern im Schnitt steigen um denselben Effekt wie die Sondervermögen zu haben?
Kommt drauf an welche Steuer. Wir nehmen etwa 1000Mil. im Jahr insgesamt an, um 50Mil. extra im Jahr zu finanzieren müssten die Steuern also um etwa 5% steigen wenn es gleichmäßig auf alles verteilt wird.
Wenn das so stimmt, wie immer Du das so schnell erkannt hast, warum wäre das keine Alternative zu Sondervermögen usw.?
Weil die Leute dann 5% weniger Geld haben und 5% weniger Konsumieren können was unsere wirtschaft weiter einbrechen lässt.
Wenn es der wirtschaft schlechtgeht muss man schulden aufnehmen und investieren, wenn es der wirtschaft gutgeht kann man sparen.
Das nennt sich antizyklisches Investieren. Kurz gesagt man kann sich aus eine Wirtschaftskriese nicht "heraussparen"
Warum sollten unsere Kinder probleme bekommen? Verwechsel den Staat nicht mit einem Privathaushalt.
Der Staat gibt das Geld ja nicht aus sondern er investiert es. Sofern die rendite der investition die kosten der Zinsen übersteigt (was in der regel der fall sein sollte) lohnt es sich.
Könnte ich mir Geld zum gleichen Zinssatz wie Deutschland leihen wäre das eine Art "free money glitch" und ich wäre innerhalb von wenigen Jahre Milliadär.
Bei Einhalten der Schuldengrenze wäre das eher möglich.
Du meinst das wir uns aus der Wirtschaftskriese heraussparen? Wachstum durch einsparungen? Wachstum durch weniger Konsum? Wie genau soll das auch nur theoretisch funktioniert?
Sehe ich derzeit eigentlich eher nicht
Was siehst du nicht? Die Weltweite wirtschaft wächst weiterhin, deutschland verliert durch seine Schuldenbremse nur den anschluss.
Aber es haben natürlich weitere entscheidungen unser Wirtschaft gefährded
Was m. E. einen stärkeren Einfluss hat, zudem mal Beispiel Baugenehmigungen und weitere Bürokratismen, ... genannt. Wächst die Wirtschaft ohne solche und weitere Hindernisse, kommen auch mehr Steuern rein.
Absolut keine Regierung sagt "Wir brauchen mehr Bürokratie" und jede Regierung verspricht sie abzubauen.
Das scheint (warum auch immer) nicht oder nur eingeschränkt möglich zu sein. Auch sind hier mehrere Probleme.
1.) Gibt es überhaupt zuviel Bürokratie und wenn wieviel? Wie misst man eigentlich ob man zuviel Bürokratie hat?
Es gibt hier z.b. die möglichkeit "Beschäftigte im öffentlichen Sektor" pro Erwerbsbevölkerung. Also wieviele "Verwalten" und wieviele machen eigentlich Geld?
Das Problem ist hier sind wir tatsächlich relativ weit unten wenn man uns mit anderen Industrienationen vergleicht. Praktisch alle EU Staaten (und ja auch die USA und Kanada) haben mehr Beschäftigte im öffentlichen Sektor als wir.
2.) Ärzte haben im Krankenhaus z.b. sehr viel Bürokratie und Dokumentationspflichten, sie sind fast mehr am Berichte schreiben als am "Arzt" sein, was natürlich nicht der Fall sein sollte. Die Frage ist nun wie lösen wir das? Was genau soll in Zukunft nicht mehr Dokumentiert werden?
"Wächst die Wirtschaft ohne solche und weitere Hindernisse"
Hier wäre die Frage tut sie das? Die USA hat unter Biden z.b. eine Investitionsprämie gegeben. Das heißt wenn du Grüne industrien in die USA bringst und dort eine Fabrik baut gibt dir die USA 30-70% deines Investierten Geldes Oben drauf.
Das hat für ein enormes Wirtschaftswachstum unter Biden gesorgt und tonnenweise Fabriken sind in die USA umgezogen. Kann "weniger Bürokratie" da mithalten? Und wir reden von weniger Bürokratie in einem Rahmen der auch umsetzbar ist.
Da stimme ich weitgehend zu, klar. Aber Du gehst auch geradezu stillschweigend davon aus, dass unser Wohlstand quasi Grundgesetz ist, es darf keine Einschnitte geben, alles nahe oder gar unter Null% Wachstum ist unmöglich. Wir haben schwere Zeiten, Corona, Putin, CO², ..., aber, von Ausnahmen abgesehen, wem von uns geht es deswegen wirklich schlechter? Teure Urlaube machen z. B. scheint auch eine Art Grundgesetz zu sein. Kaum jemand ist bereit, zu erkennen, dass die guten Zeiten fast vorbei sind, dass Einschränkungen nötig wären.
dass unser Wohlstand quasi Grundgesetz ist, es darf keine Einschnitte gebe
Es sollte keine Einschnitte geben. Erneut das ist wirtschaft kein privathaushalt. Es ist nicht so das wir jetzt ein paar Jahre sparen um dann richtig gas zu geben. Was weg ist, ist weg.
Wir haben schwere Zeiten, Corona, Putin, CO²
Hatten andere Länder auch, wir fallen im vergleich zur EU weiter zurück. Putin war ziehmlich verhinderbar hätte man sich nicht komplett auf ihn als Gaspartner eingeschossen und soviele Gaskraftwerke gebaut. Die Kernkraftwerke abzureißen und stattdessen fossile kraftwerke zu bauen war eben keine gute Idee.
Corona
In Corona ist tatsächlich die Wirtschaft weltweit weiter gewachsen nur die Schere zwischen arm und reich ist eben auch weiter aufgegangen die reichen haben kaum Geld verloren.
Wir haben schwere Zeiten, Corona, Putin, CO
Eigentlich waren ab 2019 wirtschaftlich gesehen absolute Boom Jahre. Die Wirtschaft ist seit der Finanzkriese 2008 nichtmehr so stark gewachsen.
Kaum jemand ist bereit, zu erkennen, dass die guten Zeiten fast vorbei sind, dass Einschränkungen nötig wären.
Weil sie das nicht sind? Wieso sollte der Lebensstandart bei immer besserer Technologie und immer höherer Automatisierung und Produktivität sinken?
Holzhammerstichwort: Verteidigung finanzieren statt Weltreisen! ;--))) Zudem: "Bessere Technologie" ist sehr zweischneidig, mir fällt da nur grad spontan ein, dass KI immensen Mehrstrombedarf hat, mit allerlei Folgen.
"Höherer Automatisierung und Produktivität" gibt es keineswegs ohne negative Folgen! Wir können fliegen - aber mit welchem Riesenaufwand und mit welchen "Nebenwirkungen" ganz im Gegensatz zum Vogelflug! Usw...
Ich sage nicht das man die 500 Milliarden nicht besser hätte investieren können.
"Bessere Technologie" ist sehr zweischneidig, mir fällt da nur grad spontan ein, dass KI immensen Mehrstrombedarf hat, mit allerlei Folgen.
"Höherer Automatisierung und Produktivität" gibt es keineswegs ohne negative Folgen! Wir können fliegen - aber mit welchem Riesenaufwand und mit welchen "Nebenwirkungen" ganz im Gegensatz zum Vogelflug! Usw...
Ja es hat folgen, aber man macht es nur wenn man netpositiv herauskommt.
Einen Brunnen zu bauen ist erheblich anstrengder als zum Fluss zu laufen und wasser zu holen, die arbeit den Brunnen zu bauen rentiert sich erst im laufe der Zeit, genauso ist es mit jeder Technologie.
Mal abgesehen von den vielen Antworten, die lediglich den Unmut über die benötigten Milliarden reflektieren und alles andere als eine konkrete Antwort auf deine Frage darstellen, will ich hier nicht mit Zahlen um mich werfen, denn ich kenne die konkreten Zahlen nicht und bezweifle stark, ob die Regierung diese auch konkret nennen kann.
Doch Fakt ist, dass man es Pi mal Daumen abschätzen und sogar pro Jahr ungefähr einschätzen kann. Dazu muss ich das jährliche durchschnittliche Steueraufkommen kennen und daraus das durchschnittliche Einkommen eines Bürgers errechnen.
Es dürfen also nicht nur die erwerbsfähigen Bürger ermittelt werden, sondern alle, weil wir alle dafür zahlen. Denn die Mama und der Papa bezahlen für ihre Kinder, Omas und Opas mit. Obwohl es Leute gibt, die der Meinung sind, die bekommen ja Rente, und vergessen sogar, dass es Kindergeld gibt. Denn wir zahlen auch mit dem, was uns versteckt genommen wird, damit der Staat es an die verteilt, die es benötigen.
Was aber von allen vergessen wird, ist, dass jene Milliarden auch den innerstaatlichen Umsatz erhöhen, was wiederum Steuereinnahmen generiert. Ein Teil des Geldes kommt also noch auf Umwegen zurück, und zwar mehr als uns die Zinsen kosten, wenn denn die Regierung gescheit handelt und die Auftragsvergabe mit der Auflage vergibt, dass die Produktion der notwendigen Güter in Deutschland verbleibt.
Denn es wäre absurd, sich unabhängig machen zu wollen und sich dennoch auf Zulieferung von fremden Ländern zu beziehen, die dann die Ersatzteillieferungen jederzeit nach belieben stoppen könnten.
So wären letztendlich die jährlichen Steuereinnahmen durch die strukturellen Sonderausgaben zu teilen. Doch die Ermittlung des durchschnittlichen Einkommens eines Bürgers ist mit so unverschämt vielen versteckten Steuern verbunden, dass ich mich außerstande sehe, sie genügend genau einzuschätzen. Daher wähle ich hier eher willkürlich 25 % Steuern und weiß natürlich, dass manche glauben, dass Kirchensteuern und Krankenversicherungen auch Steuern wären, doch das sind sie nicht.
Somit ist das Durchschnittseinkommen der Bürger viermal so groß wie die Steuereinnahmen und daher rechne ich mit 4000 Milliarden / 0,080 Einwohner.
4000 / 0,80 = 50 000 € pro Jahr, aber bitte bemerke: Auch die Omas, Opas, Kind und Kegel.
Also sind die 500 Milliarden noch durch die 12 Jahre Laufzeit zu teilen, womit jedes Jahr ~41,66 Milliarden Sonderausgaben anfallen, für die der Bürger zahlen muss.
Also ~41,66 / .080 = 520,75 € oder 1,0415 % = Mehrbelastung pro Jahr.
Wenn man dann die Krankenkassenbeiträge ansieht, die sich dann „nur" um 1 % erhöhen, dann regt sich deutlich weniger Bürger darüber auf, als wenn die Regierung sagt:
Leute, wir brauchen mehr Geld für die Infrastruktur und Verteidigung.
Besten Dank für die bisher am besten auf meine Frage reagierende Antwort samt der ausführlichen Darstellung!
Das Sondervermögen wird ja nicht in einem Jahr ausgegeben, insofern ist eine Steuererhöhung in einem Jahr wie Du es schriebst ja gar nicht nötig.