Soll ich im ersten Kapitel alle Charaktere vorstellen?

15 Antworten

Ein Info-Kapitel über die Charaktere ist definitiv der falsche Einstieg. Du betreibst in dem Moment Infodumping, was zwei große Nachteile hat: Zum einen ist es total langweilig, lange Texte über die Personen zu lesen. Zum anderen wird man in dem Moment mit Informationen überschüttet. Man merkt sich daher nur ein Bruchteil von all dem und wirft die Sachen eher durcheinander.

Steige immer direkt mit der Handlung ein und führe dann die Charaktere nebenbei ein. Das machst du, in dem du etwas zu ihnen schreibst, wenn sie wichtig werden, z.B. bei ihrem ersten Auftauchen. Das reicht voll und ganz aus. Du musst dann auch nicht alle Informationen auf einmal über sie bekannt geben, sondern solltest dir überlegen, was in dem Moment relevant ist, was man später erzählt und was man eh über die Handlung vermittelt. Letzteres zählt insbesondere für Charaktereigenschaften.

Ich würde dir auf jeden Fall den Tipp geben, viele Bücher zu lesen, damit du ein Gefühl dafür kriegst, wie man gut Geschichten erzählen kann. Vermeide es allerdings, dich an anderen Hobbyautoren zu orientieren. Zum Beispiel Infodumping ist ein typischer Anfängerfehler, weshalb man ihn in vielen Geschichten aus dieser Kategorie findet.

Würdest du dir einen Film anschauen, der mit dem Abspann beginnt? Oder ein Theaterstück, das mit den Verbeugungen der Schauspieler beginnt, die anschließend erklären, was sie spielen?

Das will man doch selbst herausfinden. Darum stelle die Charaktere in Aktion vor! Show, don't tell!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Talent, Selbststudium, Lektorat
Jetzt habe ich überlegt, ob das vielleicht besser lassen sollte, da es ein sehr langweiliger Einstieg wäre, denke ich.

Du denkst richtig.

Solche Charakterbeschreibungen schreibst du FÜR DICH. Damit DU deine Maxerln kennst die du da rumlaufen und leben lässt. Dafür interessiert sich aber kein Leser der noch gar nicht weißt, worum es in der Geschichte überhaupt gehen soll.


marie07834  26.03.2025, 12:27

… , der noch gar nicht „weiß

Mit langweiligen Beschreibungen anzufangen, ist das schlimmste, was man als Autor machen kann. Dann legen die meisten das Buch nämlich sofort zur Seite.

Man muss den Leser schon mit den ersten Sätzen packen. Diese ersten Sätze entscheiden oft über die ganze Geschichte.

Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass es am besten ist, den Leser direkt ins Geschehen zu schmeißen oder mit einem Satz anzufangen, der direkt Lust auf mehr macht, der die Neugierde weckt.

Mein absurdester Anfang einer Kurzgeschichte war mal:

"Als der Kater explodierte, wusste ich, dass es mal wieder einer von diesen Tagen war ..."

Da will der Leser dann wissen, wie zum Kuckuck ein Kater explodieren kann, was dazu geführt hat, was solche Tage sind usw. Also liest er auch weiter.


KiraSommerwind 
Beitragsersteller
 26.03.2025, 14:06

Bei mir ist es halt der Fall, dass das Mädchen das Tagebuch neu anfängt. D.h. man kann nicht einfach mit ins Geschehen starten.

Tarani157  28.03.2025, 04:18
@KiraSommerwind

Warum denn nicht?! Lass sie zuerst mit der Erzählung eines Erlebnisses anfangen. Falls die Protagonistin noch zur Schule geht, bau was entsprechendes ein.

Janaki  28.03.2025, 04:21
@KiraSommerwind

Warum nicht? Wie wäre es zum Beispiel mit einem solchen Einstieg:

Liebes Tagebuch. heute haben wir die letzte Mathearbeit vor der Prüfung zurück bekommen, und Herr Schmidt, unser Mathelehrer, hat mich deswegen mal wieder explizit vor der ganzen Klasse runtergemacht. Dabei waren die anderen auch nicht wirklich besser - aber nein, es musste natürlich mal wieder an mir, Sophie Müller, dargestellt werden, dass wir alle nicht den "Dreck unter seinen Fingernägeln" wert sind. Das mit dem Dreck ist übrigens ein wörtliches Zitat.Und warum? Nur, weil ich ihm vor einer Woche mal 2 Esslöffel Salz in seinen Kaffee geschüttet habe? ...

Nein. Müssen sowieso nicht. Ansonsten gibt es eh nichts Schlimmeres (Langweiligeres) in einem Buch, als wenn die Charaktere „vorgestellt“ werden. 

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Journalistin, Autorin, Texterin