Offener Brief GenZ-> Boomer?
Guten Morgen!
habe gestern einen Brief von GenZ an die Boomer Generation gelesen, fand ich gut geschrieben und inhaltlich nicht unwahr - was sagt ihr dazu?
Bin auf eure Meinungen und sachlichen Diskussionen gespannt.
Natürlich gibt es immer eine Gegenseite, das sind nur die Argumente der Partei A, es soll sich niemand angegriffen fühlen.
Ein offener Brief an die Boomer-Generation – von der Gen Z
Ihr habt in einer Welt gelebt, in der ein Vollzeitjob ein Haus, ein Auto und eine Familie finanzieren konnte.
Wir leben in einer Welt, in der ein Vollzeitjob oft nicht mal mehr die Miete deckt.
Ihr konntet mit 25 ein Eigenheim kaufen.
Wir können mit 25 froh sein, wenn wir nicht bei unseren Eltern wohnen müssen, weil die Immobilienpreise durch die Decke gehen.
Ihr sprecht von „Sparen“ – wir sprechen von „Überleben“.
Ihr habt jahrzehntelang die Umwelt ausgebeutet, Wälder abgeholzt, fossile Brennstoffe verbrannt und den CO₂-Ausstoß ignoriert.
Jetzt sagen wir: Es ist fünf vor zwölf.
Und ihr sagt: „Ihr seid so radikal.“
Nein. Wir sind verzweifelt.
Ihr wart stolz auf Fleiß und Präsenz.
Wir fragen: Was bringt es, 40 Jahre lang zu schuften, wenn man mit 60 zusammenbricht?
Effizienz, Fokus und Digitalisierung sind unsere Tools – aber ihr nennt es „Arbeitsverweigerung“, wenn wir Homeoffice fordern oder 4-Tage-Wochen diskutieren.
Ihr habt Bildung quasi geschenkt bekommen.
Wir verschulden uns für Studiengänge, die am Ende oft nur in unbezahlten Praktika münden.
Und dann nennt ihr uns „unmotiviert“, wenn wir mit Mitte 20 ausgebrannt sind.
Ihr habt nie über mentale Gesundheit gesprochen.
Wir kämpfen gegen Depressionen, Ängste und den Druck einer Welt, die 24/7 online ist.
Aber statt Verständnis hören wir nur: „Früher hat sich da niemand so angestellt.“
Und während ihr euch auf eine sichere Pension freut, fragen wir uns ernsthaft, ob es für uns überhaupt noch eine geben wird.
Wir zahlen ins System ein, das auf Kippen steht – ohne Aussicht, je etwas davon zu sehen.
Wir machen alles richtig, und trotzdem fühlt sich alles falsch an.
Unsere Rente heißt: Vielleicht. Irgendwann. Wenn überhaupt.
Ihr hattet eine Zukunft.
Wir haben eine Krise.
Und trotzdem sagt ihr uns, wir sollen uns "nicht so anstellen" und "mehr anstrengen".
Aber wir strengen uns längst an – mit allem, was wir haben.
Wir bitten euch nicht um Reue.
Aber wir erwarten Verantwortung.
Und wenn ihr nicht mithelfen wollt, dann haltet uns wenigstens nicht auf.
Eure Kinder. Eure Enkel. Eure Zukunft.
9 Antworten
Ich halte diesen GenXYZ vs Boomer - Krieg für eine im Internet herbeigeredete Phantasiegeschichte.
In jeder Firma die ich so kenne, in jedem Verein, in jeder Organisation - kurzum in der echten Welt da draussen - arbeiten jüngere und ältere problemlos zusammen, verstehen sich prima, tauschen sich ganz normal aus, auch über "Generationengrenzen" hinweg. Nur im Internet gäbe es plötzlich einen großen "Generationenkonflikt"?! Schwachsinn.
Es ist schonmal dreist einen Brief in Namen einer Generation zu schreiben. Für wen hält sich der Verfasser? Wer gibt ihm das Recht für eine ganze Generation zu sprechen?
Arroganz und Selbstüberschätzung (bzw. Überschätzung der eigenen Wichthigkeit) in Reinform.
Es ist schonmal dreist einen Brief in Namen einer Generation zu schreiben. Für wen hält sich der Verfasser? Wer gibt ihm das Recht für eine ganze Generation zu sprechen?
Super Punkte. Dem stimme ich völlig zu!
Ich halte diesen GenXYZ vs Boomer - Krieg für eien im Internet herbeigeredete Phantasiegeschichte.
Danke!
Dass verschiedene Generationen verschiedene Idee davon haben, was wichtig im Leben ist und wie man bestimmte Dinge angehen, ist kein ausgedachtes Konzept. Es ist auch ein riesen Unterschied, ob man Menschen im privaten Umfeld in echt begegnet oder die "Jugend" oder die "Alten" als abstraktes Konzept sieht. Ich kenne sehr wohl die klassischen Aussagen über diese beiden Gruppen auch in der echten Welt.
Der Text ist kein Gesetz und kein „Sprechauftrag“ für eine ganze Generation, sondern eine Zuspitzung, die Gefühle, Frust und Perspektiven ausdrückt, die viele teilen
Siehste - und da ist das Problem. Der "Brief" ist eben nicht von "viele die ein gemeinsame Perspektive teilen" sondern von "der Gen Z". Jemand (oder mehrere?) behaupten also, für eine gesamte Generation zu sprechen obwohl das offensichtlich nicht der Fall ist (wie du selbst sagst - "viele" ist nicht alle).
Und genau damit ist es Arroganz und Selbstüberschätzung.
Wie fädnest du es wenn ich einfach ungefragt in deinem Namen (Herr Peter Müller) einen Brief schreibe weil ich mich dazu berufen fühle für dich zu sprechen? Richtig, unverschämt, aroggant, herablassend.
Statt dich über "fehlende Offenheit" zu beschweren ohne irgendein Argument dafür zu liefern, fände ich es gut wenn du dich mal inhaltlich mit meinem Argument beschäftigen würdest.
Der Text trotzt nur so von fragwürdigen Verallgemeinerungen. Ich finde es ziemlich dreist a) für eine ganze Generation sprechen zu wollen und b) mit dem Finger anklagend auf eine ganze Generation zu zeigen.
Außerdem lässt der Verfasser jede Selbstreflektion vermissen. "Wir machen alles richtig" - alles perfekte Übermenschen in der Generation oder wie?
In jeder Generation wurden und werden Fehler gemacht - aus Unwissenheit, aus Bequemlichkeit oder anderen Gründen. Und es gibt auch immer Leute die es anders machen woll(t)en, als es im Großen und Ganzen dann läuft oder gelaufen ist.
Nee, tut mir leid, der Text ist keine gute Diskussionsgrundlage, sondern scheint nur Animositäten schüren zu wollen.
Danke für deinen Beitrag.
Ich finde es spannend, wie sehr du dich an einem Text störst, der offensichtlich pointiert und emotional geschrieben ist – und dann selbst in einer sehr pauschalen und abwertenden Weise antwortest.
Du sprichst dem Verfasser jede Form von Selbstreflexion ab, unterstellst ihm Überheblichkeit, und interpretierst einen Satz wie „Wir machen alles richtig“ nicht als emotionalen Ausdruck von Frust, sondern als ernst gemeinten Absolutismus.
Ob man den Text inhaltlich teilt oder nicht, ist eine Sache –
aber ihn als nicht diskussionswürdig abzutun, weil er provoziert, ist paradox.
Denn genau das schafft Diskussionsgrundlagen: Reibung. Nicht Harmonie.
Wenn du also wirklich Austausch willst, wäre vielleicht weniger Schaum vor dem Mund und mehr Gesprächsbereitschaft ein guter Anfang.
Diskussionsgrundlage und Reibung haben die Generationen vor der GenZ schon genug gehabt. Was lernt man daraus? Mit Unbelehrbaren verschwendet man nicht noch die wertvolle Restlebenszeit. Wer provozieren will: gut und schön. Wer mit dem Brief provozieren wollte, hat nie gelernt, Pauschalisierungen zu vermeiden. Und der Verfasser würde sich garantiert auch gegen jegliche Pauschalisierung wehren, wenn es ihn selber betreffen würde. Auch das unterscheidet die Generationen also nicht.
Als wäre ein weinerlicher Brief ein ernstzunehmendes Problem. Es zeigt aber das Niveau, auf welchem heutzutage schon ein Problem gesehen wird. Da sind die Boomer mit ganz anderen Problemen fertig geworden und deswegen kann man so eine Provokation eben auch nicht so ernst nehmen. Und wenn ein Boomer oder egal wer darauf antwortet, wird ja die eigenen Meinung auch schon wieder angezweifelt, sieht man ja hier. Es wurde gefragt, die User antworten. DAS ist auch eine Diskussion, ob dem Verfasser die Meinung anderer nun interessiert oder nicht. Akzeptanz kann man lernen, mit Verständnis, nicht mit Reibung.
Nur kurz vorweg: Ich bin tatsächlich näher an der "GenZ" als an den "Boomern" dran und fühle mich durch den fraglichen Text nicht mal wirklich angesprochen.
Ich finde es spannend, wie sehr du dich an einem Text störst, der offensichtlich pointiert und emotional geschrieben ist – und dann selbst in einer sehr pauschalen und abwertenden Weise antwortest.
Was hättest du denn gerne von mir? Dass ich auf jeden Punkt einzeln eingehe? Die Mühe hast du dir doch nicht mal selbst gemacht. Ich habe konkret die Art und Haltung bewertet, mit der der von dir gepostete Text offensichtlich geschrieben wurde und das zieht sich von Anfang bis Ende durch.
interpretierst einen Satz wie „Wir machen alles richtig“ nicht als emotionalen Ausdruck von Frust, sondern als ernst gemeinten Absolutismus.
Das ist jetzt wiederum deine Interpretation. Selbst wenn man das als eine bewusste Übertreibung wertet, bleibt die Aussage überheblich, vorallem auch weil viele der angeblichen "wir" Themen nun überhaupt nicht allein von der GenZ kommen und sich alle heutigen Erkenntnisse nunmal auf die Vorarbeit und Erfahrungen der vorherigen Generationen stützen.
aber ihn als nicht diskussionswürdig abzutun, weil er provoziert, ist paradox.
Nein, ist es nicht. Der Text wirkt auch weniger provozierend als einfach trotzig (und ein wenig nach Opferrolle). Kritik und die Auseinandersetzung mit fremden Standpunkten sind wichtig, aber überbordende Pauschalisierung erstickt jeden Lösungsansatz und behindert jede fruchtbare Diskussion, weil man die Emotionen des anderen aufstachelt und dann zunächst einmal die echte Probleme von den haltlosen Vorwürfen trennen muss, bevor man mit einer sinnvollen Auseinandersetzung auch nur anfangen kann. Man bekommt niemanden zur Mitarbeit, indem man ihn mit Vorwürfen überschüttet. Der Text ist leider zu negativ und destruktiv.
Unter einem "Brief" habe ich bis eben noch etwas Anderes verstanden. Aber gut, sei's drum.
Das ist nichts weiter als eine Jammerliste mit Vorwürfen gegen die ältere Generation. einige wenige berechtigt, noch weniger diskutabel und der große Rest ist völliger Mumpitz. Angesichts der Menge der Vorwürfe wird sich kaum jemand die Zeit nehmen, auf jeden Einzelnen einzugehen.
Einen Komplex mehrerer Vorwürfe picke ich mir spaßeshalber mal raus: Das klingt alles so, als wären den Boomern in ihren jungen Jahren die gebratenen Hühner nur so in den Hals geflogen - und das ist Blödsinn! Wer studieren wollte, hatte entweder betuchte Eltern oder hat sich mit Nebenjobs und Ferienarbeit durchgeschlagen - nicht anders als heute! Wer eine Familie mit Haus und Garten haben wollte, hat sich ehedem genauso auf Jahrzehnte verschulden müssen wie die heutigen, und es war alles Andere als selbstverständlich, ein Eigenheim zu besitzen, das schaffte auch damals nur, wer eisern gespart hat und bereit war, auf sehr viele Annehmlichkeiten zu verzichten. Und darüber hinaus: Keine Generation hat so viel geerbt wie die heutigen. Auch ein fettes Erbe kommt von der Sparsamkeit der Altvorderen!
Aber ich will auch einen - wenigstens halbwegs - berechtigten Anwurf herausgreifen: Ja, wir haben - zumindest teilweise - Ressourcen ziemlich rücksichtslos verbraucht. Das waren zwar nicht wirklich die Boomer, sondern die Kriegsgeneration vorher, aber sei's drum: Die wussten es teilweise nicht besser und haben aus echter Not heraus gehandelt! (Man frage Uromi, wie das war in der ersten Nachkriegszeit!). Und als den Leuten diese Fehler gedämmert sind, waren es die Boomer, die nach Umweltschutz gerufen und letztlich die Grünen gegründet haben.
Fazit: Hört auf zu jammern und fangt an zu arbeiten! Und ich weiß sehr genau, dass eine gewaltige Mehrheit der GenZ genau das tut: Sowohl mit Fleiß als auch mit Cleverness und mit sehr konkreten Zielen vor Augen.
Wenn am Ende die Jammerläppchen hinten runterfallen - klar: wir Boomer sind schuld!
Ich finde das bringt Schlechtes, Personengruppen als so existent anzusehen und so zu labeln.
Diese extreme Verallgemeinerung und Pauschalisierung und Übertreibung macht den Brief zur Polemik.
Deswegen kann man ihn nicht als Grundlage für Offenheit oder echte Kommunikation oder auch nur ein Annähern an eine realistische Einschätzung hernehmen.
Alleine dieser Satz "Wir machen alles richtig", wie soll man das ernst nehmen?
Wenn du also diesen Brief für "gut geschrieben" und "inhaltlich richtig" befindet, nehme ich an, dass du keine gute Kommunikationspartnerin für mich wärst. Ich schätze dich aber als sehr jung ein, da ist das Gehirn noch im Reifen und denkt gern überdramatisch, deswegen finde ich das ok.
Danke für deine Rückmeldung.
Ich finde es interessant, dass du selbst vor Pauschalisierungen warnst, aber dann mein Alter, meine Kommunikationsfähigkeit und sogar mein Gehirnstand einschätzt – ohne mich zu kennen.
Genau solche Reaktionen zeigen, warum viele junge Menschen das Gefühl haben, dass echte Dialogbereitschaft oft nur dann gilt, wenn sie sich „angepasst“ ausdrücken.
Es ging mir nicht darum, dass du zustimmst – sondern darum, wie wir miteinander sprechen, wenn wir uns uneinig sind.
Dir ist aber schon klar, dass das, was du mir an Annahmen über dich vorwirfst, nicht das gleiche, also keine Pauschalisierung ist?
Ich schätze aufgrund deines Beitrags und deiner Aussagen deinen Charakter ein. Das ist individuell, also keine Pauschalisierung.
Ist es nicht das, wonach man Menschen einschätzen sollte, ihre Aussagen?
Ich würde mich nicht wundern, wenn das ein Pubertier geschrieben hat. Was die Statistik angeht, gehöre ich der Generation X an, also ganz knapp nach den Boomern, aber immerhin richtet sich der Text sicher auch an meine Generation.
Der Vergleich hinkt aber in vielen Teilen gewaltig. Beispiel Eigentum: ja, viele Boomer haben Eigentum. Warum? Weil sie tatsächlich fleißig gearbeitet haben, um sich das leisten zu können. Früher konnten sich die Boomer das nämlich noch leisten. Es gab genügend Möglichkeiten, die Preise waren moderat. Und heute? Verlieren viele Rentner ihr Häuschen, weil sie sich zB die Grundsteuer oder die geforderten Modernisierungen nicht mehr leisten können. Auch die Boomer unterliegen den ständig steigenden Preisen. Das gilt für alle Generationen!!!!
Und da sollte man den Satz richtig lesen: "ihr habt in einer Generation gelebt...." Ja. Haben wir. Das war mal. Das ist heute eben auch nicht mehr so. Wir haben aber gelernt, Probleme anzupacken, statt sie tot zu reden. Und bisher war Arbeiten eben das, wovon man leben konnte. Von Jammern wird man nicht satt.
Beispiel Rente: worauf sollen sich Boomer, die vor der Rente stehen, freuen? Selbst wir müssen jetzt schon bis 67 arbeiten. Die Abzüge, die auf die Rente kommen, sind enorm. Wer soll sich das in unserem Alter dann noch leisten können, nur von der Rente zu leben? Somit müssen auch wir noch länger arbeiten. Und während die Gen-Z jetzt schon stöhnt, haben wir und Boomer dann oft schon 45 und mehr Jahre hinter uns und sind immer noch nicht am Ziel, sprich, am Ende eines Arbeitslebens, von dem man im Anschluss leben kann. Deswegen ist das ja auch kein Unterschied zwischen den Boomern und der Gen-Z: alle fragen sich, wie man so viele Jahre durchhalten soll, ohne zusammenzubrechen. Warum also die Frage? Diese Frage spaltet nur, dabei stellen sich ALLE diese Frage. Junge wie Alte.
Wer konnte sich ein Eigenheim leisten? Wenn man diese Pauschalisierung als Diskussionsgrundlage nimmt, kann ich nur sagen: ich nicht! Ich habe einen sehr guten Beruf gelernt, ich habe ein Kind bekommen, dessen Vater auch fleißig gearbeitet hat. Hatten wir uns ein Haus leisten können? Vielleicht sogar schon mit 25? Nein. Konnten wir nicht. Und viele andere auch nicht. Dieser Satz ist also per se eine komplette Pauschalisierung, sogar eine Unterstellung, wie so vieles in diesem Brief.
Beispiel Depressionen: warum wird davon ausgegangen, dass wir alle vor Gesundheit strotzen? Auch uns trifft seit Jahren die Veränderung von Lebenshaltung, Angst vor Jobverlust, Angst vor fehlendem Wohnraum und vielem anderen. Viele von uns Älteren macht das genauso kaputt. Nicht nur die Jüngeren.
Thema: "ihr hattet eine Zukunft". Eben! Wir hatten! Bedankt euch bei der Politik. Und nicht alle von uns haben diese Politik gewählt, gewollt, beklatscht. Auch das wäre eine Pauschalisierung. Wir alle leiden unter Fehlentscheidungen der Politik der letzten Jahre. Also sollten wir, statt uns gegenseitig Vorwürfe machen, zusammenhalten und das Beste draus machen, statt uns zu spalten. Wenn die Gen-Z pauschal den (falschen) Eindruck von Boomern hat, ist es kein Wunder, dass pauschalisiert wird.
Und warum Reue? Die meisten Eltern meiner Generation haben ihren Kindern noch Werte mitgegeben. Sie so erzogen, dass sie in ihrem Leben etwas erreichen. Und ja, dazu gehörte auch, dass Arbeit das halbe Leben ist. Nachfolgende Generationen, nach den Boomern, haben dagegen gelernt, dass man in vielen Fällen besser vom Amt lebt, statt zu arbeiten. Ich empfinde keine Reue. Nicht für eine Generation, die lieber den ganzen Tag am Handy hängt, Kommunikation verlernt hat. Mein Sohn ist erfolgreicher Geschäftsmann. Für andere Kinder und deren Werte und Erziehung bin ich nun mal nicht verantwortlich und Reue für andere zu empfinden wäre wieder eine Pauschalisierung. Es ist leicht, anderen die Schuld für die eigenen Verfehlungen in die Schuhe zu schieben. Bekommt man ja jeden Tag von selbsternannten Influencern vorgebetet auf Plattformen, die die Boomer vermutlich nicht mal nennenswert besuchen.
Letztlich verstehe ich nicht, warum dieser Brief unbedingt vergleichen muss. Kann man die älteren Generationen nicht einfach auch mal ernst nehmen und von ihnen lernen, das LEBEN lernen, statt zu meckern, zu kritisieren? Kein Wunder, dass die Gen-Z die Boomer somit kritisieren, die Boomer dagegen die Kritik für völlig überzogen und ungerecht ansieht. Gerade in schweren Zeiten - und die betreffen uns ALLE!!! - sollte man eher zusammenhalten, sich gegenseitig helfen, statt sich zu beschuldigen und pauschalisierte Vergleiche zu ziehen, die zudem teils völlig aus der Luft gegriffen sind.
Und was die jüngere Generation auch nicht vergessen darf: wer tummelt sich überwiegend im Netz und verteilt Videos, in denen Menschen, denen ein Unglück passiert, von anderen hämisch ausgelacht werden? Wer hängt den ganzen Tag am Handy und ist nicht mehr zu echter Kommunikation fähig? Schon allein daran müsste erkennbar sein, dass die Älteren diese Medien früher nicht kannten und auch nicht brauchten, sich auf ihr Vorankommen konzentrieren konnten, Familie und Familiensinn noch was wert war, dass es eben eine ganz andere Zeit war, die man mit der heutigen doch gar nicht mehr vergleichen kann. Was bedeutet, dass auch wir Älteren der guten alten Zeit oft nachtrauern. Da muss man uns nicht noch einen Spiegel vorhalten, was WIR verloren haben, was die jüngere Generation nicht mal kannte. Ich denke, die meisten Boomer hätten sich gewünscht, dass ihre Kinder und Enkel ein genauso gutes Leben führen wie sie selber. Aber sie gehen gemeinsam mit ihren Kindern und Enkeln schweren Zeiten entgegen. Vergesst das also bitte nicht!!!!
Dass du in deinem Umfeld gute Erfahrungen mit generationenübergreifender Zusammenarbeit machst, freut mich – das schließt aber nicht aus, dass viele junge Menschen andere Erfahrungen machen und sich im digitalen Raum darüber austauschen.
Der Text ist kein Gesetz und kein „Sprechauftrag“ für eine ganze Generation, sondern eine Zuspitzung, die Gefühle, Frust und Perspektiven ausdrückt, die viele teilen – ob du das nachvollziehen kannst oder nicht.
Wenn du ihn für überzogen hältst, ist das völlig legitim.
Ihn aber pauschal als „Arroganz und Selbstüberschätzung“ zu bezeichnen, lässt leider genau die Offenheit vermissen, die du im echten Leben ja offenbar so oft erlebst.