Müssen Pferde wirklich immer was zu fressen haben?
Wie handhabt ihr das Gewichtsmanagement im Offenstall?
Wie gehen alte und rangniedrige Pferde nicht "unter"?
Wie handhabt ihr individuelle Fütterung, z.B. bei Schwerfuttrigkeit, Zahnproblemen, langsamem Fressen, Stoffwechselstörungen etc.?
Haltungsform und Fütterung - wo gibt es Unterschiede, was ist gleich?
Was wisst ihr als Mitreiter (RB, Schulpferd) über das Thema Fütterung? Was wisst ihr darüber, wie speziell euer Lieblingspferd gefüttert wird und warum? Lernt ihr vor Ort, den Augenblickszustand "eures" Pferdes zu beurteilen und werdet ihr ermutigt, Auffälligkeiten und Krankheits- oder Unwohlseinsanzeichen an die Verantwortlichen zu melden? Werden eure Beobachtungen ernstgenommen und wird darauf reagiert?
Wir sind nicht hier, weil wir schon alles wissen, sondern um voneinander zu lernen.
Bitte seid nett zueinander und haltet euch an die Gruppenregeln.
Neue Mitglieder in der Pferdestammtischgruppe sind jederzeit willkommen.
Auf geht`s!
4 Antworten
Hey in die Runde,
Meine Pferde stehen aktuell leider noch nicht im Offenstall, weil es bei uns im Umkreis von 1 Stunde Fahrzeit keinen vernünftig konzipierten Offenstall gibt. Das wird sich aber jetzt mit meinem Umzug in den nächsten Monaten hoffentlich ändern.
Derzeit stehen sie in großen Zweierboxen mit dauerhaften Zugang zu Paddocks mit zeitgesteuerten, bodennahen Heuraufen. Vom Frühjahr bis Herbst geht's zusätzlich noch den ganzen Tag auf die Weide.
Besonders wichtig ist mir der Zugang zu qualitativ hochwertigem Heu und Stroh und das Vermeiden von Fresspausen über 4 Stunden. Auf diese typischen stark verarbeiteten Müslis, Leckerchen und Mash versuche ich zu verzichten. Mash gibt es nur an sehr heißen Sommertagen zur zusätzlichen Wasseraufnahme. Zur Belohnung gibt's im Fellwechsel Sonnenblumenkerne (Zink), Heucobs zum Trockenfützern und ansonsten ab und zu mal getrocknete Hagebutten, Äpfel oder Birnen - natürlich nur in überschaubaren Mengen. Zugang zu Knabberästen und einem Salzleckstein haben sie natürlich auch.
Ansonsten sind meine Pferde grundverschieden und werden individuell gefüttert. Mein Pony ist sehr leichtfuttrig und kann auch nur eingeschränkt auf die Weide. Er kriegt außer Heu und Futterstroh in den Fresspausen einmal täglich eine kleine Handvoll Agrobs Alpengrünmüsli mit seinen Zusätzen und ab und zu eine Mini Portion Heucobs. Mein anderes Pony steht aktuell voll im Training und kriegt zweimal täglich Hafer, ein angepasstes Mineralfutter und Luzernecobs/Luzerneheu für mehr Proteine. Das Jungpferd kriegt einmal täglich ein wenig Hafer mit Mineralfutter und ab und zu Heucobs mit aufgekochten Leinsamen für seine Verdauung.
Grundsätzlich finde ich Heu ad lib nicht schlecht, aber da verfetten die Pferde natürlich schnell. Besondere Bedürfnisse bezüglich mehr/weniger Heubedarf kann man mit Heuautomaten steuern oder auch durch das Errichten von abgetrennten Bereichen, in denen mehr Heu zugefüttert wird. Auch helfen mehrere verteilte Heuraufen/Wasserstellen/Leckereien, dass alle Pferde ihren Bedraf decken können.
Als Kraftfutter habe ich Hafer am liebsten: Die Pferde vertragen es gut, es enthält keinen Zucker, keine Zusatzsstoffe und ist recht günstig. Die Mengen variiere ich nach Leistung. Das Mineralfutter kriegen sie abgestimmt aufs Blutbild.
Innerhalb der verschiedenen Haltungsformen gibt es schon Unterschiede. In vielen typischen Boxenställen wird viel zu viel unnötiges Futter in die Pferde gekippt, gleichzeitig entstehen oft lange Fresspausen - gerade nachts. Im Offenstall läuft das meistens besser, auch wenn das Risiko für rangniedrige Pferde besteht, nicht ans Futter gelassen zu werden. Letztenendes sollte aber jedes Pferd bei der Fütterung individuell betrachtet werden.
Meine Reitbeteiligungen wissen grob, was warum gefüttert wird und auch, den Gesundsstatus der Pferde einzuschätzen. Auch dürfen und sollen sie sich natürlich immer bei mir melden, wenn Fragen bestehen oder irgendetwas auffällig ist. Idealerweise besteht ja schließlich eine vertrauensvolle Kommunikation zwischen RB und Besitzer. Wenn meiner RB/dem Bereiter was auffällt, nehme ich das immer ernst - ich bin telefonisch stets erreichbar und fahre auch lieber einmal mehr als einmal zu wenig selbst zum Pferd. Beispielsweise wie jetzt die Tage mit dem Pferd mit dem verfärbten Zahnfleisch - sowas lässt sich halt vermeiden.
Bezüglich der Fütterung bin ich gerne offen für konstruktive Kritik
Liebe Grüße calvari
gerne 😊
ah okay, das ist gut zu wissen, dankeschön :)
Das stimmt natürlich. Ich bin jetzt wie gesagt noch nicht so in der Thematik, wie ich es gerne wäre, aber könnte man da nicht eine gewisse Menge füttern, sodass bei allen der Grundbedürfnisse gedeckt wäre? Und die schwerfutterigen Pferde bekommen noch mal Zugang zu extra Heuraufen.
Wie wird das in deinem Stall geregelt?
bei uns gab es bis mitte april einen senior, der brauchte für sein frühstück allein rund vier stunden. falls er ohne pause frass. eigentlich hat er zum schluss nicht viel anderes gemacht, als abwechselnd zu fressen und sich auszuruhen und mal ein leichtes kind durch die gegend zu tragen.
mit heucobs wäre der uns verhungert.
bei uns wird individuell und bedarfsgerecht gefüttert.
es stehen auf dem hof keine rentner, aber sehr viele senioren bis alte pferde.
trotzdem keine einzelbetüddelung - das wäre unwirtschaftlich.
Da ich die Pferde nicht danach auswähle, ob ihr Stoffwechsel zu der Haltungsgruppe passt, die mir zur Verfügung steht, bin ich extrem dankbar um den Aktivstall und seine Dosiermöglichkeiten. So ist es mir, seit ich 2011 den Stall gefunden habe, möglich, leicht- oder schwerfuttrige Pferde gemeinsam in einer Gruppe zu halten, die so viele "Familien" bildet, dass sie eine finden, in die sie rein passen. Die Mühe mit den Menschen, die dazu gehören haben ja zum Glück meine Stallbetreiber und nicht ich.
Wir haben sogar, was es nicht allzu oft gibt, eine Weideselektion, wo man einstellen kann, wann sie raus dürfen. Rein holen, damit sie ihre Zeit nicht überziehen können, gehört dann halt auch dazu. Die Stallbetreiber bieten einen Zeitpunkt täglich an, zu dem sie rein holen, damit sie selbst einmal täglich wirklich alle Pferde sehen. Dazu sind sie zu drei weiteren Zeiten täglich im Stall und kontrollieren durch, laufen aber dann nicht mehrere hundert Meter ans Ende der Koppeln.
Heu ist in Selektionsbereichen und in Heudosierern für die Pferde, Kraftfutter im Automaten, Mineralfutter auch, Stroh ist zugänglich in einer Raufe, Einstreu grundsätzlich nicht fressbare.
finde ich gut.
wie sieht es aus, wenn pferde dauerhaft eine fütterung benötigen, die mit einem automatensystem nicht zu realisieren ist?
Tröge sind bei allen Fütterungssystemen am Boden. Bei Schauer fallen die Haferkörner nicht mal in einen Trog, sondern direkt auf den Boden. Die Raufen in einem Selektionsbereich kann man immer passend bauen und bei den Heudosierern wird auch am Boden vorgelegt. HIT hat vor ein paar Jahren einen Cobsautomaten auf den Messen präsentiert.
Und ganz individuelle Sachen werden fast überall vom Pferdebesitzer bei dessen Besuch gegeben. Ich kenne keinen Stall, der für einen für alle vernünftigen Einstellpreis komplett individuelle Fütterung anbieten kann. Die muss man immer selbst organisieren oder einen Dienstleister suchen. Grundfutter ist bei Vollpension enthalten.
ich denke an sehr alte pferde oder pferde mit kiefergelenksarthrose oder eorth, die feuchtfutter als rauhfutterersatz brauchen und lange fresszeiten haben.
mein beispiel ist bei 4 stunden für die heuersatzmahlzeit angesetzt.
keine heucobs - pferde mit so langen fresszeiten verhungern mit cobs.
Naja, bei meiner PB ist es derzeit so:
Es sind 2 Shettys und 2 vom Vet Amt beschlagnahmte und an uns weitergegebene Spring Sport Stuten teilen sich einen Offenstall
Für die Stuten gibt es 24/7 Heu und dann noch spezielles Futter (welches weiß ich nicht genau, da ich mit ihnen wenig zu tun habe). Diese heuraufe ist so hoch gebaut, dass die Shettys nicht drankommen.
Den kleineren Unterstand haben wir so umgebaut, dass nur die Shettys reinkommen und auch nicht 24/7, damit sie nicht fett werden. Das ist wohl irgendwie mit einem Ship unter der Haut geregelt.a an Zusatzfutter kriegen die zur Zeit nix, da das letzte absoluter Müll war und jetzt mit einer unabhängigen Futterberaterin geschaut wird was für die beiden passt.
Apfel und Birkenäste kriegen sie auch hin und wieder zum knabbern
Zu 100% genau weiß ich es auch noch nicht, da ich erst 6 mal da war.
tipp - gerade bei den kleinen kann man mit eberesche, pappel und birne ergänzen. bei allen andern stoffwechselempfindlichen pferden ebenfalls. pappel nicht öfter als 2x pro woche.
Futterkammer mit Futtermeister,
keine oder eingeschränkte freie Futtermittelwahl der Einstaller,
Zusammenstellung der "Herden, Gruppen, Familien" arttypisch,
Fütterungs und Bewegungsautomatik dort wo möglich,
Personalausstattung.
Nachhaltigkeit.
erst mal vielen dank.
die heutigen leinsamen muss man nur noch einweichen. damit die blausäure relevant ist, müsste ein pferd davon täglich 20kg konsumieren.
wie würdest du ohne automaten bei pferden vorgehen, wo das fressen überwacht werden muss, damit sichergestellt ist, dass sie wirklich genug fressen?
nicht jeder stall kann oder möchte sich von einer solchen infrastruktur abhängig machen.