Klimarettung und Populismus

7 Antworten

Zu Aussage 1.

Hmm ja, wobei ich da denke, dass es etwas zu einfach gehalten ist. Man muss sich halt klar machen, dass die gesamten gesellschaftlichen und politischen Vorgänge da eine Rolle spielen:

So gibt es z.b. international so eine Ungleichheit, dass es schwierig ist sich auf ein
einheitliches wirtschaftliches Vorgehen zu eignen. Unternehmen werden quasi
dann auch gezwungen dorthin zu gehen, wo sie günstig produzieren können um
konkurenzfähig zu sein usw.

Zu Aussage 2.

Ja das stimmt, selbst hierzulande (und international brauchen wir gar nicht erst anzufangen). Die zunehmende Ungleichheit und das wirtschaftliche Schwächeln wird das Ganze nochmal verstärken.
Leider hat es die Politik bisher noch nicht geschafft da sozial verträgliche Lösungen vorzustellen.

Ich würde sogar so weit gehen und sagen, solange die Wohnungslosigkeit und der Hunger in Deutschland zunimmt, solange Stromsperren und Wassersperren zunehmen, solange brauchen wir uns in einer allgemeinen Größenordnung über Sanierungspflichten, erneuerbare Energien usw gar keine Gedanken machen.

Das heißt natürlich nicht, dass nicht jeder von uns, der dazu imstande ist, eine moralische Verpflichtung hätte oder DInge wie ÖPNV nicht ausgebaut werden sollten.
Aber ohne das wir unsere gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Probleme verbessern, wird das selbstauferlegte Ziel, das wir uns bzgl erneuerbare Energien und CO2 Ausstoß gesetzt haben zwangsläufig scheitern.

Zu Aussage 3.

Stimmt sicher im Einzelfall, man muss aber auch hier im Hinterkopf behalten, dass die Schwere zwischen arm und reich zunimmt.

Und so störend man z.b. Superreiche mit Yachten und co finden mag, ich denke nicht, dass hier das Hauptproblem bzgl Energiewende usw liegt. Das Hauptproblem liegt da eher in der breiten Masse und der Frage, wie man da eine Veränderung erreichen kann

2. Begünstigen Klimaretter den Populismus und schaden dadurch der Demokratie?

Ja, im Einzelfall durchaus.
Viele versuchen da mit Angst Einfluss zu nehmen, was natürlich keine gute Methode ist und manche versuchen sich da auch als "Bessermenschen" zu inseznieren, die quasi durch ihren Reichtum schon ihre Schuld beglichen haben.

Populismus und Vereinnahmung durch die Politik gibt es leider überall, sowohl bei "Klimarettern", als auch "Klimaleugnern"

Man muss sich halt klar machen, dass jede Art von Populismus die gesellschaftliche Spaltung vergrößern kann.

3. Was kann man dafür tun, dass die erste und die zweite Gruppe sich auf Klimaschutz einlassen können?

Man wird die Ungleichheit reduzieren müssen, d.h. nicht, dass wir alle gleich sind, aber das extreme Ausmaß muss reduziert werden.

Und die zweite Gruppe muss man sozial verträglich unterstützen, wobei man eben auch gleichzeitig z.b. am Wirtschaftssystem arbeiten muss: Klimaschutz geht nun einmal nur durch Wohlstand, sowohl national, als auch international.

Dies Einteilung ist für mich der Augenwischerei, die das Verfolgen von guten Klimaschutzansätzen verzögert. Es finden allseitige, versteckte Schuldzuweisung statt, die nicht hilfreich sind.

Für mich stellte sich vielmehr die Frage, wie falsch Dilemma aufgelöst werden können. Es gibt nicht, die Reichen, denen alles egal ist. Vielmehr sind auch die Reichen keine homogene Gruppierung. Die Armen sind dagegen die Gruppe, die am wenigsten sich aktuelle Klimafolgen wehren kann. Was jetzt an Klimaschutz gespart wird, muss gerade von dieser Gruppe dreifach und zehnfach schonmorgen aufgewendet werden. Und die Normalos, die alles nicht so schlimm finden, gibt es auch wieder nur in Teilen.

Ganz schräg wird es aber, wenn Klimaschützern Populismus und Demokratiegefährdung vorgeworfen wird. Populismus wird immer wieder von wem auch immer eingesetzt und gut ist das nicht. Demokratiegefährdung finden aber gerade von den gefährlichen Verharmlosern mit ihren bequemen Lügen statt.

Was schließlich getan werden müsste hat, so unpopulär sie dadurch für manche erscheinen mögen, die Rot-Grünen gezeigt: Klimageld (um soziale Ungerechtigkeit abzufedern) und Klimaabgaben (um den Markt ohne weitere Eingriffe steuern zu können).


Fontanefan 
Beitragsersteller
 25.01.2025, 11:03

Ich habe nicht geschrieben "Die Reichen", sondern "Es gibt Reiche". Mein Punkt liegt da: Wenn arme Migranten sich entscheiden, für Trump zu stimmen, ist irgendetwas falsch gelaufen. Wenn die Grünen abgewählt werden, weil sie für Klimaschutz sind, obwohl sie doch gerade deswegen so großen Zulauf bekamen, ist auch etwas falsch gelaufen. Das liegt nicht nur am Ukrainekrieg und großer Ungeschicklichkeit bei der Verlautbarung zum Einbau von Wärmepumpen.

Woran es liegt, darüber sollte man diskutieren. Ich weiß es nicht, ich habe nur eine Vermutung, was ein denkbarer Grund gewesen sein könnte.

Fontanefan 
Beitragsersteller
 25.01.2025, 11:07
@Fontanefan

@MacMadB Inhaltlich stimme ich mit dir völlig überein. Nur: Weidel ist genauso wie Hitler klug genug, jede Chance zu Nutzen, um Stimmung gegen "die da oben" zu machen. Und das fördert Populismus.

  1. Es ist ein Teilbereich beschrieben. weggelassen hast du politischen Einfluss, Lobby, Strukturen in Staat und Gesellschaft, Staatsformen usw.
  2. Nein. Völlig verquere Annahme
  3. Die Frage versucht man seit Jahrzehnten zu beantworten. Die Zeit drängt und daher werden die freiwilligen Maßnahmen immer mehr den regulativen weichen.

Fontanefan 
Beitragsersteller
 22.01.2025, 19:03

Zu 1. mehr dazu hier: https://fontanefansschnipsel.blogspot.com/2025/01/wodurch-befeuern-klimaretter-oft.html

und in dem dort verlinkten Zeitungsartikel. Und außerdem natürlich hier: https://unterrichten.zum.de/wiki/Das_Klima-Buch Zu finden über das Inhaltsverzeichnis.

Ich würde das genauer angeben, wenn ich nicht gegenwärtig auf so viele Antworten und Kommentare reagieren müsste. -

Bei der Gelegenheit: Herzlichen Dank für deine großartige Arbeit auf gutefrage.net und auch bei dieser Diskussion!

Fontanefan 
Beitragsersteller
 22.01.2025, 18:44

Zu 2. Hausbesitzer können sich durch die Forderung nach Wärmepumpen durch die notwendige Investition und Mieter durch steigende Mieten überfordert finden.

Agnos2  22.01.2025, 17:29

Also noch mehr Zwang.

Kleidchen2  22.01.2025, 17:31
@Agnos2

Der Zwang etnsteht aus der Realität, den Naturgesetzen.

Agnos2  22.01.2025, 17:35
@Kleidchen2

Bisher ist die Menschheit noch mit allen Klima auf dieser Erde zurechtgekommen

Kleidchen2  22.01.2025, 17:36
@Agnos2

Ja, bisher. Und dass sich das gerade ändertr, sollten die Menschen langsam begreifen.

Kleidchen2  22.01.2025, 17:38
@Agnos2

Aber nicht so wie jetzt. Es würde Milliarden Tote geben.

Agnos2  22.01.2025, 17:39
@Kleidchen2

Ein paar grad wärmer macht nicht viel aus, beruhige dich .

Kleidchen2  22.01.2025, 17:42
@Agnos2

Die bringen uns um. Beschäftige dich mit dem Thema und dann kann man weiterreden.

Übrigens wird der Klimawandel auch viele Millionen von Flüchtenden erzeugen, die nach Europa kommen.

Agnos2  22.01.2025, 17:45
@Kleidchen2

Menschen leben in allen Klimazonen.Wenn das so schlimm wäre in D ,dann käme auch keiner, was ja auch gut wäre.

Kleidchen2  22.01.2025, 17:48
@Agnos2

Dein Text zeigt, dass du das Problem nicht einmal ansatzweise begriffen hast. Informier dich und dann reden wir weiter.

muttisbester33  22.01.2025, 17:50
@Agnos2

Das ist UNSINN. Geeigneten Medien lässt sich entnehmen, dass die Meere sich erwärmen und damit Unwetter begünstigen. Frag' mal im Ahrtal nach, ob die Bewohner das genauso sehen.

Ich bin mir aber sicher, dass du das auch alles weißt, aber es ist ja viel bequemer, die Verantwortung einfach abzustreiten.

Und die Rechten faseln ja auch dauernd davon, dass es keinen Klimawandel gibt.

Kleidchen2  22.01.2025, 17:54
@Agnos2

Es kann nur sein, dass du meinst, darüber zu stehen. Leider ist die Realität eine anderre. Wie gesagt, wenn du dich mit den Fakten beschaftigt hast und informierter bist könnne wir weiter reden. Bis dahin verschwende nicht meine Zeit.

muttisbester33  22.01.2025, 17:59
@Agnos2

Das streitet niemand ab. Aber dass es einen messbaren Zusammenhang zwischen Emissionen, die durch die Verbrennung fossiler Stoffe entstehen und der Erderwärmung gibt, ist bewiesen.

Gletscher, die ein paar Tausend Jahre alt sind, schmilzen. Das allein reicht, um die Erderwärmung zu beweisen. Das ist keine Glaubensfrage.

muttisbester33  22.01.2025, 18:01
@Kleidchen2

Absolut. Man rechnet mit 2 Millionen Klima-Flüchtlinge in den kommenden Tagen zehn Jahren.

Agnos2  22.01.2025, 18:01
@muttisbester33

Deshalb braucht man nicht in Panik verfallen und irgendwelche teuren Projekte in aller hast beschließen, die allein, wenn sie D nur machen, kein Sinn ergeben

muttisbester33  22.01.2025, 18:05
@Agnos2

Hier verfällt gar keiner in Panik. Nur muss man es jetzt angehen. Ignorieren hilft nicht.

Ich frage mich nur, wie Leugner des Klimawandels das ihren Kindern und Enkeln erklären. Wenn ich deiner Meinung wäre, könnte ich meinen Nachkommen nicht mehr in die Augen schauen.

Agnos2  22.01.2025, 18:08
@muttisbester33

D allein macht kein Sinn, wie oft muss man das euch noch erklären, es macht die Wirtschaft kaputt. Und das auf Grund von Prognosen allein.

Kleidchen2  22.01.2025, 19:35
@Agnos2

Zum deinen noch zu erarbeitenden Informationen gehört, dass Deutschland Klimaschutz nicht alleine macht. Wir sind teilweise sogar zurück.

Es gibt internationale Abkommen dazu, das Pariser Abkommen aber auch die europäischen Gesetze dazu.

Ist aber schön, dass du erkannt hast, dass man da gemeinsam handeln muss,

Agnos2  22.01.2025, 19:40
@Kleidchen2

USA ist gerade ausgetreten.Mache dir nichts vor, die meisten CO2 Erzeuger machen da weiter.

Kleidchen2  22.01.2025, 20:21
@Agnos2

Nein, das kann sich niemand leisten. Auch wenn die USA jetzt ausgetreten sind. China wird uns Alle überholen, die Europäer sind teilweise sehr weit, Indien will jetzt auch loslegen.

Ich sage vorher, dass ich zu der Sache eine Meinung habe die sicher ungewöhnlich ist und wahrscheinlich schwerlich in ein Standard-Schema passt.

Ich fasse deine Grundthese zusammen wie ich sie verstehe und ich hoffe ich gebe sie korrekt wieder, auf eine Art der du zustimmen könntest:

  • Reiche tun zu wenig für den Klimaschutz weil sie ihr Leben nicht verändern wollen
  • Arme können sich nicht mehr Klimaschutz leisten
  • Die Mittelschicht könnten mehr für den Klimaschutz tun

---

Die Grundidee der Klimaschützer hier ist häufig: Wir müssen persönlich mehr tun um dem Klima zu helfen. Die Sicht liegt auf dem Individuum. "Wir alle müssen unser Leben ändern um das Klima zu ändern." Und mit "ändern" meinen wir zurückstecken. Weniger konsumieren. Weniger Reisen. Weniger Luxus. Weniger Fleisch. Weniger Autofahren. Nennen wir das Kind beim Namen "Degrowth".

Das halte ich für falsch.

Degrowth ist ein anderes Wort für Armut. Das Problem hierbei ist nicht, dass Degrowth den Planeten nicht retten kann. Das Problem ist, dass Parteien die diese Art der Politik betreiben über kurz oder lang die Wähler wegrennen!

Es ist in gewisser Weise das Gegenteil von Populismus, es ist Diktatur! Weil Menschen nicht von selbst bereit sind sich für das Klima einzuschränken, muss die Politik sie eben einschränken:

Dann wird der Strom teurer. Dann werden Flugreisen teuer. Schlimmstenfalls müssen wir Flugreisen ganz verbieten! Machen wir das Fleisch teurer! Ermutigen wir die Menschen zu fleischlosem Leben!

So eine Politik ist realistisch nur in der gesamten Bevölkerung durchsetzbar wenn man sie mit diktatorischen Mitteln angeht denn früher oder später rennen die Wähler zu Parteien, die etwas anderes versprechen. Und wir sehen es bereits! Die AfD wird auch deshalb von Leuten gewählt, weil sie die Schnauze voll haben von der "Klima-Diktatur". Unabhängig davon ob das gerechtfertigt oder richtig ist: Menschen haben dieses Gefühl! Das Gefühl ist das Problem!

Sie sehen in die Landschaft und sehen überall Windkraftwerke. Das stört sie! Das kannst du auch nicht wegdiskutieren! Neulich habe ich ein Bio-Brötchen gekauft und die Kassiererin fragte ob sie es zu den anderen Brötchen legen darf. Ich lachte und sagte "Na klar" und sie sagte: "Ich muss sie fragen weil es dann kein Bio-Brötchen mehr ist." Ich finde das witzig: Es gibt Leute die regt das auf!

Und bei all dem ist ein Fokus auf Degrowth, auf persönliche Einschränkung kontraproduktiv.

Die Rettung des Planeten ist kein Selbstzweck. Der Zweck ist, unsere Zivilisation zu bewahren.

Bild zum Beitrag

Und dabei gibt es einige Dinge die falsch verstanden werden. Der meiste CO2-Ausstoß kommt nicht aus dem Privatverbrauch, es kommt von der Industrie! In einer mittelgroßen Fabrik, verbrauchen wir an einem normalen Tag so viel Strom wie 10 Haushalte in einem Jahr. Die Fabrik verbraucht also im Jahr ungefähr so viel Strom wie eine Kleinstadt. Ein Stahlwerk oder eine Glashütte verbraucht so viel wie eine Großstadt.

Ob jemand Vegetarier wird und etwas CO2 einspart oder ob jemand sich auf Kosten der Allgemeinheit eine PV-Anlage aufs Dach macht um etwas CO2 zu sparen ist völlig gleichgültig. Damit spart der so viel Strom wie ein großer Motor in einer Fabrik pro Tag verbraucht.

Individuelle Klimamaßnahmen geben einem ein gutes Gefühl: Und dafür sollte man es tun. Für das gute Gefühl. Für das Klima bringt das wenig bis nichts.

CO2-Ausstoß kommt aus der Industrie. Die ist auch die Quelle unseres Reichtums! Es muss also darum gehen die Industrie zu dekarbonisieren.

Und hier haben wir ein Problem: Was die Industrie dafür braucht ist stetiger, billiger Strom. Bestenfalls CO2-frei (immer wenn ich von CO2-frei spreche meine ich CO2-arm. Es gibt keine wirklich CO2-freie Stromproduktion). Doch wichtiger ist stetig und billig. Das läuft 24/7. Man kann nicht nachts die Produktion einstellen, weil die Sonne nicht scheint. Man kann nicht zulassen, dass in einer windstillen Woche die Produktionskosten sich vervielfachen weil der Strom teurer geworden ist.

Was ist also nötig?

Jetzt kommen wir zu einem Punkt den du selbst angesprochen hast: Technischer Fortschritt.

Das ist der Weg für die Zukunft. Wenn wir CO2-freien, billigen Strom haben, passiert der Rest von selbst.

Wenn der Strom für E-Autos billig und CO2-frei ist, dann ist es egal wie schwer die Autos sind oder wie weit wir damit fahren. Weil dabei kein CO2 entsteht!

Häuser können wieder billig sein. Wenn der Strom billig und CO2-frei ist, ist egal dass das Haus schlecht isoliert und gedämmt ist: Heiz einfach mehr. Da der Strom billig und CO2-frei ist, ist es egal, dass die elektrisch betriebene Wärmepumpe am Anschlag läuft: Es kostet wenig und schadet der Umwelt nicht!

Es ist egal, dass es heißer wird: Mach die Klimaanlage an!

In jedem Produktionsschritt jedes industriellen Vorgangs steckt Energie. Egal ob in der Zubereitung eines Brötchens oder der Herstellung eines Porsches. Kein Schritt ist energiefrei.

Billiger, CO2-freier Strom aus zuverlässiger Produktion ist der Königsweg zu Wohlstand und Zufriedenheit.

Verzicht ist der Weg in die Öko-Diktatur weil die Grünen Wahlen gewinnen oder in die klassische Diktatur mit Klimakollaps wenn die Rechten gewinnen.

 - (Gesellschaft, Demokratie, Armut)

Fontanefan 
Beitragsersteller
 22.01.2025, 18:33

Ich kann nicht auf alles eingehen nur dies:

Die große Mehrheit der Weltbevölkerung ist so gut wie kein Fleisch, verbraucht vergleichsweise sehr wenig Energie, hat - notgedrungen - nur minimale Infrastruktur (Autobahnen, ÖPVN), deshalb verbrauchen die pro Kopf weniger als das, was im Durchschnitt für über 8 Mrd. ohne weiters produziert werden könnte (wenn alle sich daran hielten!). Wenn sich in den Industrieländern fast niemand sich bemühte, sich umzustellen, dann sähe niemand in den ärmeren Ländern ein, warum sie das tun sollten. Wenn die IL vormachen, wie man sich umstellen kann (was teilweise geschieht) und wenn sie die Länder, die besonders stark betroffen sind (kleine Inselstaaten und fast alle in Äquatornähe) finanziell unterstützten, hätte das Vorbildwirkung.

Aber insofern hast du Recht: Wenn nur jeder einzelne seinen ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich halten soll und keine gemeinsamen Aktionen erfolgen, ist das Unsinn. Deswegen hat BP ja den Gedanken mit dem ökologischen Fußabdruck popularisiert, um die Leute von dem Versuch abzuschrecken.

Mehr dazu hier: https://unterrichten.zum.de/wiki/Das_Klima-Buch

Oppulus  23.01.2025, 08:53
@Fontanefan

Die große Mehrheit der armen Weltbevölkerung wird gerade reich. Der CO2-Ausstoß in armen Ländern steigt. Die haben gar keine Lust sich von uns, die wir 150 Jahre lang nach belieben CO2 rausgehauen haben, sich das verbieten zu lassen.

Die werden sich Wachstum und Reichtum nicht verbieten lassen, für das Wohl des Planeten. Deshalb ist der richtige Weg diese Staaten von CO2-freier Stromversorgung zu überzeugen: Wind, Photovoltaik, wo möglich Wasser, Kernkraft.

Ein Afrikaner, der gerade zum ersten Mal verlässlich Strom hat, sauberes Trinkwasser kriegt und seine Kinder zur Schule schicken kann, wird sich nicht davon abbringen lassen billigen Kohlestrom zu kaufen, Fleisch zu essen und ein spritschluckendes, dreckiges Motorrad zu fahren, weil der reiche Europäer ein Elektroauto als Zweitwagen hat und hochwertige und teure Pflanzenprodukte statt Fleisch isst.

Unser Klimaverhalten ist kein Vorbild für die Welt: Unser Lebensstil ist ein Vorbild für die Welt. Und das ist auch gut so. Wir wollen eine Welt in der alle Menschen so reich, satt, zufrieden und fett sind wie wir. Oder nicht? Möchtest du eine Welt in der die meisten Menschen in Armut leben und einige wenige (und ich meine Staaten, nicht Personen) im Luxus schwelgen?

Deswegen hat BP ja den Gedanken mit dem ökologischen Fußabdruck popularisiert, um die Leute von dem Versuch abzuschrecken.

Ganz genau: Das war die Idee hinter dem ökologischen Fußabdruck: Damit Großunternehmen und Regierungen keine Verantwortung haben. Die Verantwortung soll der einzelne Bürger übernehmen. Jeder von uns soll sich bemühen; und wenn das Klima untergeht: Haben wir uns nicht bemüht.

Dabei sind all die kleinen Wohlfühl-Ideen en vogue die wenig bringen, zum Teil massiv kontraproduktiv sind, sich aber so gut anfühlen weil man im Grunde nichts machen muss.

Intensivlandwirtschaft benötigt sehr viel weniger Land als Bio-Landwirtschaft. Wenn man die gesparte Landfläche in Wälder und Naturschutzgebiete umwandelt, ist Intensivlandwirtschaft besser für Umwelt und Klima

Genmanipulierte Lebensmittel können Wasserbedarf und Pestizidbedarf senken, während es leichter wird diese Pflanzen in kargen Gegenden anzubauen.

Im Labor gewachsenes Fleisch kann uns allen billiges, leckeres und gesundes Fleisch liefern zu einem Bruchteil des CO2-Ausstoßes der Tierhaltung. Dazu sparen wir Milliarden Tieren das Leid der Massentierhaltung.

Wir verbieten selbst winzige Mengen Plastik in Europa zum Schutz der Weltmeere (was nicht Mal etwas mit dem Klima zu tun hat), während Europa 0,5% des Plastiks in den Weltmeeren verursacht. Allein die Phillipinen sind für 30% des Plastiks in den Weltmeeren verantwortlich, 60 Mal so viel ganz Europa. (Denen mit ihren Entsorgungssystem zu helfen würde für das gleiche Geld hundert Mal mehr bringen als hier Plastikstrohhalme zu verbieten)

Kernenergie liefert billigen, CO2-freien Strom rund um die Uhr auch bei Nacht und Windstille zu einem Bruchteil des Flächenbedarfs von Wind- und Solaranlagen.

Ich habe diese Beispiele bewusst ausgewählt denn jeder dieser Punkte wird von den Grünen bekämpft. Es geht mir nicht um die einzelnen Punkte, es geht mir darum, dass viele traditionelle westlichen Grüne die Rettung für das Klima in Degrowth suchen, in einer Rückkehr in schlechtere Zeiten. In Weniger: Weniger Fleisch, weniger Reisen, weniger Essen, weniger Energie, weniger Komfort. Eine Zeit die "natürlicher" und "naturverbundener" war. Es ist Öko-Romantik und keine positive und optimistische Vision der Zukunft. Es ist eine andere Art konservativ zu sein. Und westliche und vor allem deutsche Grüne sind konservativ im Wortsinne: Sie wollen etwas bewahren (konservieren) statt etwas weiterzuentwickeln.

Fontanefan 
Beitragsersteller
 23.01.2025, 13:58
@Oppulus

Die Mehrheit der armen Weltbevölkerung wird nicht reich. Was steigt, ist das durchschnittliche BIP der Staaten des globalen Südens. Das ist genauso wie bei uns: Das BIP steigt, aber wegen der Inflation (besonders bei Lebensmitteln) sind viele Arme schlechter dran. Aber in den Staaten des globalen Südens entsteht eine neue Mittelschicht, die ist deutlich besser dran.

Und du hast völlig recht, dass dort möglichst früh die Umstellung auf nachhaltige Energie stattfinden sollte, weil die Umstellung umso schwerer fällt, je länger man damit zögert.

In anderem stimmen wir nicht überein; aber das ist auch nicht nötig.

Oppulus  23.01.2025, 14:00
@Fontanefan

Danke für das Gespräch.

Ein paar Bücher die ich dir empfehlen möchte. Nicht aus Boshaftigkeit im Sinne von: "Lies das, dann siehst du dass ich Recht habe!!!" sondern weil das genuin tolle Bücher über das Thema sind:

Es gibt die Denkrichtung des "Rationalen Optimismus" (So nenne ich es) einer auf wissenschaftlichen Erkenntnissen fußenden Annahme, dass das Leben für die übergroße Mehrheit der Menschheit in den letzten Jahrhunderten immer und immer besser wurde und auch weiterhin besser wird.

Dass vieles besser ist als wir denken heißt übrigens nicht, dass alles gut ist. Es bewegt sich aber schon seit Jahrhunderten in die richtige Richtung.

Ich möchte hier vier Bücher besonders hervorheben, dir und jedem uneingeschränkt empfehlen sie zu lesen:

"Factfulness" von Hans Rosling. Zum Einstieg oder wenn man nur ein Buch lesen möchte ist das am Besten.

"Gewalt- eine neue Geschichte der Menschheit" und "Aufklärung Jetzt!" von Steven Pinker. Wenn man beide Bücher lesen möchte sollte man mit "Gewalt" anfangen. Wenn man nur eins der beiden lesen möchte empfehle ich "Aufklärung Jetzt!".

Und zuletzt: "Wenn Ideen Sex haben" von Matt Ridley. Der deutsche Titel ist seltendämlich. Der Originaltitel fängt das Buch besser ein: "The Rational Optimist"

Fontanefan 
Beitragsersteller
 23.01.2025, 14:12
@Oppulus

Für Rosling habe ich 2018 Reklame gemacht: https://fontanefansschnipsel.blogspot.com/2018/06/weshalb-es-so-schwer-ist-eine.html Er hatte völlig recht. Leider hat sich seitdem manches geändert. Die skeptische Weltsicht der 1980er Jahre hat sich vielleicht bis 2015/20 gehalten. Dann wurde langsam klar, dass sich wirklich manches zum Positiven geändert hatte. Jetzt hat sich manches geändert, und es kommt Katastrophenstimmung auf. Und wieder behält Rosling recht: Es ist schwer, eine realistische Weltsicht zu entwickeln.

Nur seit 2015/18 hat sich weiter manches geändert, manches zum Positiven, nach meiner Einschätzung aber mehr zum Negativen. Ob das realistisch ist, darüber kann man streiten. 2050 werden andere Umstände vorliegen als heute, und dann wird man beurteilen können, welche heutigen Einschätzungen besser begründet waren.

Fontanefan 
Beitragsersteller
 23.01.2025, 15:25
@Fontanefan

In dem Zeitungsartikel, der mich veranlasst hat, die Diskussion anzuregen, heißt es differenzierter als bei mir:

"Und der in Glasgow lehrenden Soziologin Karen Bell erscheint der Klimaschutz, wie er zuletzt in Deutschland praktiziert wurde, geradezu als eine Steilvorlage für rechtspopulistische Mobilisierung: "Wollen Sie Leute von Klimapolitik abschrecken", sagt Bell, "dann sprechen Sie über Elektroautos und Wärmepumpen." Denn die könnten sich viele nicht leisten. Solche Fördergelder landen als Erstes bei denen, die ohnehin schon wohlhabend sind und ein ausgeprägtes ökologisches Bewusstsein haben. [...] 

Das ist umso brisanter, weil es auch einen "klassenspezifischen ökologischen Fußabdruck" gibt, wie Steffen Mau in seinem Buch Triggerpunkte festgestellt hat: Je wohlhabender man ist, desto größer der Materialverbrauch und desto höher die Emissionen. Daraus leitet sich der Doppelmoralvorwurf ab: Wer sich für den Kampf gegen die Klimakrise einsetze, treibe sie in Wahrheit oft besonders stark durch seinen Lebensstil an.

 Vorzeige-Ökologen sind in Wahrheit die anderen

Dem steht das Umweltverhalten der prekären Klasse gegenüber. Karen Bell, die aus der Arbeiterschaft kommt, denkt etwa an ihre Eltern: "Die kannten das Wort ökologisch gar nicht, waren durch ihren von Armut geprägten sparsamen Lebensstil aber Vorzeige-Ökologen." Sie hätten ihre alte Kleidung geflickt, Gemüse selbst angebaut und immer nur ein Zimmer im Haus geheizt. Menschen in diesen Lebenslagen, sagt Bell, würden sich nicht fragen, aus welchen Quellen die Energie kommt, die sie brauchen. Sondern allein, wie sie die Rechnung dafür zahlen können.[...] 

Eine gegen Klimaschutz gerichtete vehemente Verteidigung privater Eigentumsinteressen weit oben in der Gesellschaft verbündet sich weiter unten mit der Wut auf die ökologische Elite "da oben". [...]

Über Klimapolitik sind Personen bis weit in die Mitte offenkundig durch Populismus erreichbar und lassen sich über völkisch-autoritär-rebellische Angebote bis zum Rechtsextremismus und der Billigung von politischer Gewalt verführen.[...]" (Die ZEIT 21.1.2025) (Die Hervorhebungen sind von mir.)

Katstrophenstimmung ist falsch. Jugendliche neigen dazu genauso, wie sie zu Sorglosigkeit neigen. Aber wenn Greta Thunberg gesagt hat: "Ich will, dass ihr in Panik geratet." lag das daran, dass die Politik seit 1992 viel zu wenig erreicht hatte. Heute passiert (ich behaupte nicht zuletzt dank FfF) einiges, und es ist bei vielen Bewusstsein entstanden. Das führt bei Personen wie Winterkorn und der alten Frau in der Altbauwohnung zu Panik. Winterkorn musste feststellen: Schummeln reicht nicht aus. Die Autoindustrie muss sich umstellen, sonst konkurriert uns China zu Tode. Die alte Frau kann keine Wärmepumpe einbauen und keine höhere Miete bezahlen. Prompt sind sie sich einig. Die alte Frau wählt AfD, die VW-Manager lassen ihre Beziehungen spielen. Hauptsache: Es ändert sich nichts oder wenigstens möglichst wenig. - Höcke freut sich wie ein Schneekönig und Weidel sagt sich, den werde ich nicht los, aber Kanzler darf es keinesfalls werden. Das mache lieber ich. (Soweit mein Stimmungsbild, wo Panik entsteht und wer sich freuen kann. Natürlich ein überzeichnetes.)

Deswegen meine These: Manche Maßnahmen der Klimaretter fördern den Populismus (die ich als Frage formuliert habe und deshalb pauschal).

Panik ist falsch; aber Hoffnung ist nur begründet, wenn genügend realistisch handeln. Ich hoffe, dass meine Hinweise das zumindest nicht unwahrscheinlicher machen. - Dass wir uns einig sind, ist dafür nicht nötig.

Oppulus  23.01.2025, 15:34
@Fontanefan

Ich glaube ich verstehe jetzt besser was du wirklich meinst.

Deine These ist: Weil Klimaschutz (ob zu Recht oder Unrecht) den Menschen viel abverlangt, kann er Populisten (nicht von Grüner Seite sondern von Rechts) stärken, weil diese Populisten dann "Munition" haben.

Habe ich das richtig verstanden?

Ja. Das unterschreibe ich sofort.

Fontanefan 
Beitragsersteller
 23.01.2025, 15:37
@Oppulus

Danke, dafür lohnt sich ein Meinungsaustausch.

Oppulus  23.01.2025, 15:50
@Fontanefan

Ist immer schön wenn man mal so ein Gespräch hat das nicht in Beschimpfungen ausufert oder ein Gegenüber das einen dauernd absichtlich falsch versteht.

Aus meiner Sicht ist das nicht wirklich richtig beschrieben

1.

zu 1: Das stimmt für viele, aber nicht alle. Es gibt sehr wohl auch reiche, die viel tun, leider sind sie deutlich in der Minderheit

zu 2: die wenigsten tun es freiwillig. Aus finanziellen Gründen wohnen sie auf weniger Raum, machen weniger Urlaub usw und sparen dadurch Energie. Es gibt definitiv auch hier solche, die es bewusst tun, aber bei den meisten ist das nicht so.

zu 3: Auch hier viel zu verallgemeinert.

Es gibt viele weitere Faktoren, Industrie, Politik usw (oft auch durch Geld und Wählerstimmen gesteuert

2.

Nein, wie kommst du darauf??

3,

Ich denke, spätestens seit Trump ist es Realität, dass wir die Klimaerwärmung global nicht mehr eindämmen können, zumindest nicht auf 1,5 Grad. Ds wird Folgen haben und die müssen wir möglichst klar darstellen. Beispielsweise wird es in vielen Gebieten, in denen die Menschen vom Weinanbau leben keinen wein mehr geben, weil es zu warm ist.


Fontanefan 
Beitragsersteller
 22.01.2025, 18:14
  1. zu 1: Ich habe nicht geschrieben: "Die Reichen ..." , sondern "Es gibt Reiche ..." Zumindest einzelne gibt es gewiss.
  2. Hausbesitzer können sich durch die Forderung nach Wärmepumpen durch die notwendige Investition und Mieter durch steigende Mieten überfordert finden und dann aus Protest rechtsradikal wählen.
  3. Die Klimaerwärmung war schon jetzt 1,6° - Aber es gibt Möglichkeiten, Anbaumethoden zu verändern, auf andere Pflanzenarten umzustellen und die Erzeugungsorte zu verlagern (erfordert freilich Investitionen).