Kann man Erkenntnisse nicht weitergeben, weil sie nur durch das eigene Bewusstsein erkannt werden müssen?

2 Antworten

Doch das kann man. Wir lernen die meisten Dinge nur dadurch, dass es uns "weitergegeben" wird. Tatsächlich haben wir das Meiste davon nie selbst erforschen, prüfen oder erleben können.

Ein Urteil bilden wir uns durch die Informationen die wir haben. Diese kann man hinterfragen und kritisch prüfen, ggfs. weitere Informationen suchen.

Ebenso ist man nicht gezwungen ein Urteil zu fällen, wenn man bestimmte Informationen bekommt. Man kann diese auch aufnehmen und sich gleich sagen, dass man es nur unter Vorbehalt glaubt, aber weitere Quellen benötigt.


kaempferdersonne 
Beitragsersteller
 10.12.2024, 22:15

Ist lernen im Prinzip nur das übernehmen von urteilen?

gluchjeiser  10.12.2024, 23:22
@kaempferdersonne

Nein. Wenn man etwas lernt heisst es nicht, dass man automatisch urteilt. Ebenso bedeutet es nicht, dass man immer zum selben Urteil kommt.

Wenn das so wäre, würden wir alle dasselbe urteilen. Das tun wir aber nicht, weil wir unterschiedlich bewerten - je nachdem welche Erfahrungen und Wissen wir haben.

Vielleicht wäre es gut, Du würdest ein Beispiel bringen, denn so abstrakt kann man sich leicht missverstehen, da wir teilweise auch Wörter bereits unterschiedlich benutzen.

Philosophen definieren daher vorher immer genau, was sie mit welchen Wörtern und Aussagen meinen - damit es keine Missverständnisse gibt.

kaempferdersonne 
Beitragsersteller
 11.12.2024, 09:20
@gluchjeiser

Urteilen ist ein sich festlegen.

Denken ist glauben, also keine Festlegung.

Das Urteil führt zur Verurteilung.

Denken erschafft das Bewusstsein.

Es ist sehr komplex.

Wenn ich urteile dann will ich nicht denken.

Ich muss Denken weil ich nichts weiß.

Denken ist das Resultat des richtigen Glauben.

Keine Religion!

gluchjeiser  11.12.2024, 16:07
@kaempferdersonne
Urteilen ist ein sich festlegen.

Richtig. Aber selbst Gerichtsurteile werden gelegentlich revidiert.

Solange man nicht aufhört sich verschiedenste Informationen anzuhören und selbst darüber nachzudenken, sowie sich immer die Möglichkeit offen zu halten, dass man sich irren könnte - und zwar egal wie sehr man auch denkt die Wahrheit zu kennen und genügend Belege dafür zu haben - und bereit ist, seine Meinung ggfs. auch zu ändern, kann man auch sein eigenes Urteil widerrufen.

Es ist das Prinzip (nur) solange etwas für wahr oder richtig zu halten (oder daran zu glauben), wie man genügend schlüssige Belege dafür hat. Sobald aber neue gegenteilige Erkenntnisse hinzukommen, sollte man sein Urteil ändern.

Denken ist das Resultat des richtigen Glauben.

Man kann nie wissen ob man den richtigen Glauben (das richtige Fundament) hat. Man kann aber Widersprüche in jedem Glauben oder Denken aufzeigen. Ein einziger sicherer Widerspruch sollte normalerweise genügen ein klares Urteil zurückzunehmen und wieder offen für das Weiterdenken zu sein.

Rein theoretisch betrifft genau das alle Religionen und politischen Strömungen die wir kennen. Es gibt und gab in dieser Welt seltsamerweise kein Denk-, Glaubens- oder Gesellschaftssystem, das frei von Widersprüchen ist.

Ergo müssen sie theoretisch alle falsch - oder unvollständig sein.

kaempferdersonne 
Beitragsersteller
 11.12.2024, 22:25
@gluchjeiser

Wenn du nur urteilst dann kannst du dein urteil auch durch ein anderes ersetzen oder austauschen aber das ist kein denken.

gluchjeiser  12.12.2024, 00:18
@kaempferdersonne

Du kannst aber nicht immer über alles nachdenken - ob Du möchtest oder nicht hast Du also automatisch (Vor-)Urteile. Jedes Mal im Leben wenn Du eine Entscheidung triffst, hast Du ein Urteil gefällt. Also zig mal am Tag.

kaempferdersonne 
Beitragsersteller
 12.12.2024, 07:17
@gluchjeiser

Komplett falsch.

Wenn du urteilst dann reagierst du.

Denkst du, dann erst kannst du wirklich entscheiden.

gluchjeiser  12.12.2024, 17:59
@kaempferdersonne

Ich verstehe leider nicht mehr was Du meinst, Deine Gedanken sind zu abstrakt. Du kannst aber gern weiterdenken :-)

kaempferdersonne 
Beitragsersteller
 12.12.2024, 22:00
@gluchjeiser

Ok,

Ich versuche es mal zu erklären.

Wenn du urteilst und du urteilst aufgrund deines Wissens, dann denkst du nicht weil das nicht erforderlich ist, weil du dich durch dein Urteil bereits festgelegt hast.

Über dein Urteil denkst du erst nach, wenn du es in Frage stellen würdest.

Das ist ein Dilemma.

Ein schwacher Geist hat Angst sich in Frage zu stellen weil er damit Schwäche zeigt. Das verhindert dein Egoismus weil es dich schützen will.

Schwäche zeigen ist riskant, hat aber Chancen.

Du verstehst?

gluchjeiser  12.12.2024, 22:12
@kaempferdersonne

Ja.

Ich habe das Glück (oder Pech) dass ich mein eigenes Weltbild schon mehrfach revidieren musste und diesem Informationen hinzufügen, die ich nur sehr schwer und über sehr lange Zeit "integrieren" konnte.

Das Problem ist meiner Meinung nach, dass man viel zu oft keine neuen oder relevanten Informationen hat oder bekommen kann, um weiter denken zu können. Ebenso ist es oft nahezu unmöglich eine objektive Wahrheit zu erlangen.

Daher lege ich den Begriff "Urteil" vermutlich nicht so drastisch aus wie Du - für mich ist es eher eine "aktueller Zwischenstand". Ungefähr so, wie wenn man ein Buch schreibt und erstmal nicht mehr weiter weiss.

ABER man hält sich offen (oder weiss es), dass dieses Urteil (oder dieser Zwischenstand) nicht die letzte Version und veränderbar ist.

Man kann nicht über das Nachdenken, was man noch gar nicht kennt - und das ist das Dilemma meiner Meinung in Deinem Gedankenkonstrukt.

Mal ein einfaches Beispiel, damit Du versteht was ich meine:

Was ist auf der dunklen Seite des Mondes?

a) nichts b) eine geheime NASA Raumstation c) Ausserirdische

Du kannst darüber nicht weiter nachdenken, da Du keine Information dazu hast. D.h. die Wahrheit darüber kannst Du unmöglich wissen. Was tust Du jetzt - wenn Du nicht weiterdenken kannst? Ist es nicht so, dass Du nun eine Art "Zwischenstand" hast über den Du nicht mehr weiter nachdenken kannst?

Wäre das dann nicht auch ein Urteil, nach Deiner Definition?

kaempferdersonne 
Beitragsersteller
 12.12.2024, 22:27
@gluchjeiser

Ja das sind 3 urteile.

Du denkst erst dann, wenn dir bewusst ist, dass du nichts weißt.

Mich interessiert das im Prinzip nicht.

Das liegt daran dass ich erkannt habe dass ich auch nie irgendwas wissen kann.

Darum muss ich auch kein endgültiges Urteil besitzen, damit ich meinen Frieden finde oder beruhigt bin.

Das ist ein Grund für das urteilen der Menschen. Sie haben einen schwachen Geist und müssen schnell oder sofort eine Antwort auf eine Frage haben.

Du verstehst?

Im Prinzip beginnt das Denken nach dem letzten Urteil.

Du hörst auf zu urteilen.

Wenn dein Geist mutiger geworden ist.

Damit verändert sich dein Wesen und du erschaffst dein Bewusstsein neu.

Es hängt von der entsprechenden Einstellung zum Leben und entsprechenden Sichtweise der Welt ab.

Mit der Entwicklung deines Wesens wird es stärker.

gluchjeiser  12.12.2024, 22:38
@kaempferdersonne

Ja, ich verstehe vollkommen was Du meinst - auch wenn ich es selbst nicht so mache.

Ich fälle Urteile, aber halte mir offen, dass ich mich auch irren und in Zukunft anders denken kann.

Das liegt am Fundament meines Denkens, da ich zwischen "gut" und "böse" unterscheide - also ein dualistisches Weltbild habe. Daher habe ich auch Urteile.

Kein Urteil zu fällen bei Dingen, die ich z.B. für moralisch verwerflich halte, wäre für mich keine Option.

Ich würde auch nicht meinen, dass das eine (Wesens-)Stärke wäre es nicht zu tun.

Das kommt darauf an wie man das Leben, das Universum usw. philosophisch betrachtet.

Wenn man pragmatistisch denkt, kann man alles akzeptieren. Dann gibt es auch kein gut oder böse - sondern nur Leben (und alles was dem Überleben dient) oder Tod. Es gäbe also kein richtig oder falsch.

Wenn man aber einbezieht, dass man selbst ein Mensch mit Gefühlen ist (ein soziales Wesen), dann sollte man zwischen gut und schlecht unterscheiden, um das Gute zu fördern oder bzw. dem Schlechten zu widersprechen oder widerstehen.

Ich meine, dass genau das die Wesensstärke ist - nämlich seine eigene Fehlbarkeit, seine eigene Schwächen (auch Gefühle) in sein Denken einzubeziehen - und anzuerkennen, dass man (auch deswegen) urteilt und trennt.

kaempferdersonne 
Beitragsersteller
 13.12.2024, 22:14
@gluchjeiser

Meiner Meinung gibt es kein gut oder böse.

Es gibt nur besser und schlechter, also richtig und falsch.

Der Sinn des Lebens ist es richtig zu leben.

Ich urteile nicht, weil ich nicht werte, und verurteile.

Ich lege mich dadurch nicht fest.

Das kann ich nicht, weil mir bewusst ist dass ich nichts weiß.

Ich habe ein anderes Bewusstsein als die meisten Menschen.

Ich glaube, dass man es erst selbst erleben muss damit es einem bewusst wird, aber ich lese manchmal am Tag 500 Seiten und dadurch hab ich auch unendlich viel gelernt. Ich achte mehr auf andere Sachen und sehe die Welt mit anderen Augen. Mein Motto:

A reader lives a thousand lifes before he dies.