In welcher Sprache wurden im Mittelalter die Anweisungen und Gesetze geschrieben?
In der vorangehenden Frage:
Weiß überhaupt noch jemand, wie die Notwendigkeit und der Begriff „Nachrichten" zustande kamen?
Dort schrieb ich folgendes:
Die Kirche schreibt seit 1215 vor, dass eine beabsichtigte Heirat vorher öffentlich bekannt gemacht werden muss. Als „Bekanntmachung“ war es aber keine „Nachricht", sondern die Neuigkeit, dass z.B. Gerda und Rolf heiraten, wäre etwas Neues, das bestenfalls wie die alten Sachen es bereits als „Newes" bezeichnete, denn im Englischen heißt es „News", was nichts anderes als altes Sächsisch ist.
Aber warum sagen wir zu den Neuigkeiten „Nachrichten"?
Und somit unterscheidet sich der schriftliche Kram, der als Bekanntmachung der Kirche an die Wand genagelt wurde, von den Anweisungen und Gesetzen der Fürsten und Könige. Und die letzteren Anweisungen waren jene Schriftstücke, die die Fürsten an die Wand nagelten, nach denen man sich in Zukunft zu richten hatte.
Und so waren dies keine Bekanntmachungen mehr, sondern Nachrichten. Was aber mit den „News" gar nichts mehr gemeinsam hat, wenn auch jede Art der Bekanntmachung auch gleich Neuigkeiten bedeutete.
Und so kam es, dass der Zusammenhang zu den Anweisungen und Gesetzen verloren ging und man nur die Neuigkeiten ins Auge fasst, wenn irgendwo was Neues angeschlagen wurde, sei es nun ein neues Aufgebot, eine neue Anweisung oder ein Gesetz. Wichtig war nur die Neuigkeit, die darin steckte.
Es stellte sich also nur noch die Frage:
In welcher Sprache wurden im Mittelalter die Anweisungen und Gesetze geschrieben?
5 Antworten
Vermutlich in der Landessprache ;) Wenn überhaupt was geschrieben wurde, du vergisst das viele nicht lesen konnten und Adlide so oder so recht freihe hand hatten wie Sie mit Ihren Leibeigenen umgingen.
Denke Latein wirst du auch an vielen stellen finden.
Gesetze und Urkunden wurden üblicherweise in Latein abgefasst und die deutsche Sprache setzte sich erst im ausgehenden Mittelalter langsam durch, gerade auch unter dem Einfluss der deutschen Bibel Martin Luthers.
Im Mittelalter konnten die meisten Menschen weder lesen noch schreiben und die es konnten, konnten auch Latein, so dass geschriebene Texte in ganz Europa verständlich waren. Lesen und schreiben konnten überwiegend Adelige und Kleriker, also Priester, Mönche, Bischöfe und ihr Gefolge.
Eine Nachricht wird einem Ereignis "nachgereicht" und im 16. oder 17. Jahrhundert hieß eine Nachricht nicht Nachricht, sondern bezeichnenderweise "Zeitung".
Danke, das mit der Zeitung ist "good News",
das muss ich mal näher untersuchen.
Ich glaube nicht, daß „Nachricht“ überhaupt ein im Mittelalter gebräuchliches Wort war. Kluge schreibt dazu
Nachricht Substantiv Femininum Standardwortschatz (16. Jh., Form 17. Jh.) Stammwort. Gekürzt aus frühneuhochdeutsch nachrichtung oder parallel gebildet. Wie lateinisch īnstrūctiō zunächst “Unterweisung, Belehrung” (nach etwas ausrichten) dann verallgemeinert zu “Mitteilung”
und das lese ich so, daß es vor dem 16. Jh. überhaupt kein deutsches Wort dafür gab, weil in formalem Kontext immer das lateinische Wort verwendet wurde.
Da fällt mir gerade ein: Kunde ist natürlich ein altes deutsches Wort, das im Mittelalter verwendet wurde, z.B. Nibelungenlied:
di waren im e vremde, vnz er ir chvnde da gewan.
Sie waren ihm gar fremde, bis er hier die Kunde gewann.
Ups, der ganze Betrag ging auch im Nirwana von gutefrage.de verloren, siehe also hier, denn die Antwort darauf hatte ich auch hier geschrieben. Sie existiert aber in der neuen Frage, als Einleitung.
Hochdeutsch: Bis er auch hier bekannt war?
ich weiß nicht wie, aber dieser Link verschwindet nun zum dritten mal.
https://www.gutefrage.net/diskussion/weiss-ueberhaupt-noch-jemand-wie-die-notwendigkeit-und-der-begriff-nachrichten-zustande-kamen#answer-582957057
Das Mittelalter ist kein Ort. Es fand weltweit statt und in jedem Land sprach man anders. Er herrschte auch nicht überall die katholische Kirche. Dennoch war Latein weit verbreitet.
Da es viele Analphabeten gab, wurde in erster Linie verlesen und verkündet. Vorgetragen wurde im regionalen Dialekt und auch so geschrieben, da es keinen Duden mit verbindlicher Schreibweise gab.
Offzielle Dokumente wurden oft in Latein von professionellen Schreibern verfasst.
Eins der ersten Gesetzbücher, der Sachsenspiegel, wurde in Elbostfälisch verfasst, einer Sprache die zu der Zeit hauptsächlich im heutigen Hessen, Niedersachsen, und Sachsen-Anhalt gesprochen wurde. Auf einer Karte wäre das so etwa ein Dreieck zwischen Kassel, Uelzen und Lutherstadt Wittenberg.
Waren die noch von Hand geschrieben oder waren die bereits gedruckt?
Der war noch von Hand verfasst, um 1220 - 1235. Buchdruck gab es erst ab dem 15. Jahrhundert.
Solch ein Quatsch. Nachrichten waren Schriftstücke, die veröffentlicht wurden, nach denen man sich zu richten hatte. Es waren Anweisungen und Gesetze, siehe hier.