Glaubt ihr an Willensfreiheit?

18 Antworten

Ja, daran glaube ich.

dass man sich unter identischen Bedingungen auch hätte anders entscheiden können.

Exakt, ja. In die Rechnung sollte man natürlich die Fähigkeit einbinden, mit den Konsequenzen, die jede Entscheidung mit sich bringt, umgehen zu können.

lg up

Man kann Willensfreiheit auf mind. 2 Arten definieren:
der Wille ist frei von Zwang (das gibt es meiner Ansicht nach),
der Wille ist frei/unabhängig von Bedingungen.

Man kann nun hart formulieren: es gibt keine "identischen Bedingungen", das ist schon deswegen unmöglich, weil die Zeit voranschreitet, und am nächsten Tag, in der nächsten Stunde sind die Bedingungen immer anders. Somit ist jede Entscheidung schon aufgrund der Zeitachse einzigartig.

Warum sind die Philosophen zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen?

Weil "freier Wille" verschiedene Sachverhalte bezeichnen kann, eher nicht deswegen, weil einer von ihnen was nicht kapiert hätte. Der Wille ist nie unabhängig von Bedingungen, wohl aber kann er frei von Zwang sein.

Ein "Freiwilliger" tut etwas aus einem Grund heraus (das kann man nun als "unfrei" definieren, wenn man will), er wird aber nicht dazu gezwungen (und in diesem Sinne ist seine Entscheidung "frei"). Der Grund könnte sein, dass er bei einer Suche nach einem Vermissten helfen möchte (es liegt ein Grund vor). Dennoch macht er es im umgangssprachlichen Sinne freiwillig.

"Frei" ist kein sehr klares Wort. Man muss sagen, frei von X. Und was ist dieses X?


Littlethought  31.05.2025, 15:47

Den Zwang könnte die Struktur der neuronalen Verknüpfung im Hirn darstellen.

OlliBjoern  31.05.2025, 16:46
@Littlethought

So könnte man das sehen, aber auch das ist eine Frage der Definition.
Man könnte dennoch einen Unterschied zwischen einem inneren und einem äußeren Zwang betrachten.

Ja, auf jeden Fall!

Ich weiß z. B. noch nicht, was ich gleich bzw. nachher essen werde. Natürlich wird die Antwort auf diese Frage vom Inhalt meines Kühlschranks, meines Vorratsraums und eines etwaigen Einkaufs vorher limitiert, aber innerhalb dieser Grenzen wird es meine völlig freie Entscheidung sein.

Wie auch immer ich mich entscheiden werde: es wird meine eigene persönliche freie Entscheidung sein!

So ist es - nach der Bibel - auch beim Glauben: Gott bietet uns an, an Ihn zu glauben und Ihm zu vertrauen. Diese Entscheidung können wir nur selbst mit einer völlig freien, persönlichen Entscheidung treffen, weshalb Glaube nicht vererbt werden kann (weshalb Gott in der Bibel nur Kinder und keine Enkel hat; vgl. Johannes 1,12).

Gottes Rettungsangebot gilt allen Menschen (vgl. 1. Timotheus 2,4) und Er lädt jeden ein, Ihn zu suchen und zu finden (vgl. Matthäus 7,7-8). Zum großen "Ja" von Gott gehört aber auch das kleine "Ja" des Menschen...

Mit dieser Frage fragst du eigentlich nur, ob der Einzelne etwas glaubt. So wie: glaubst du an Elfen, an Drachen, an Wotan, an die flache Erde, an der Freien Willen, an bedingungslose Freiheit, an die ewigen Jagdgründe usw.

Als Antwort bekommst du immer nur entweder ein Ja oder ein NEIN.

Vor einigen Jahrtausenden hätte man fragen können, ob die Menschen an Götter, an Eisriesen glaubten, heute kann man fragen, wer am Karma, Reinkarnation, Hölle oder Himmel, mit oder ohne Jungfrauen glaubt. Immer nur zwei Antworten möglich: JA oder Nein; vielleicht noch "ich weiß nicht, was ich glauben soll".

Und bei dieser Einsicht wird eines offenbart. Man ist im Zweifel, ob man entweder das eine, oder das andere glauben soll.

Klartext: Soll man also irgendetwas glauben? Denn der Glaube determiniert quasi den Intellekt, den Verstand, den gedanklichen "Geist", anstatt zu erkennen, sich etwas auszudenken, an das sich der Glaube orientiert. Denn der Glaube ist keine Erkenntnis von universellen Tatsachen.

Ist mein Text von irgendeinem Willen "vorgedacht"?

Obwohl wir physikalisch, chemisch, biologisch und sozial determiniert sind, haben wir noch eine individuelle Willensfreiheit und im Gegensatz dazu, weil wir gesellschaftlich bestimmt sind, auch so etwas wie Verantwortung.

Kein Richter wird einem Angeklagten, der sich rausschwindeln will als Täter, durchgehen lassen, dass die Entscheidung zur Tat ja sein Hirn getroffen habe und er sich hierfür auf die Forschungsergebnisse von Wissenschaftlern berufen kann.

Nicht unsere Neuronen treffen die Entscheidungen, sondern wir selbst wollen oder müssen uns entscheiden. Physikalisch wie informationell erfolgt das im permanenten Bewusstseinsstrom, in dem auch die Vorstellung vom freien Willen als Bewusstseinsinhalt präsent wird sowie der Begriff aufgerufen wird im Bewusstseinsprozess.