Eltern dazu verpflichten, sich ihr Leben lang um ihr volljähriges behindertes oder krankes Kind zu kümmern?
Aufgrund einiger Accounts hier, bei denen volljährige behinderte und oder chronisch kranke Kinder schreiben, dass sie von ihren Eltern oder Geschwistern erwarten oder verlangen, dass sie lebenslang für sie sorgen sollen, damit sie dadurch quasi einen Nachteilsausgleich haben und aufgrund der kritischen Antworten der anderen User, kommt mir die Frage in den Sinn, inwieweit das gut oder förderlich ist.
Ich sehe es so: Die Eltern wollten unbedingt ein Kind, also sind die moralisch dazu verpflichtet, für dieses zu sorgen. Man sollte sich gut überlegen, ob man wirklich Kinder auf die Welt setzen will und man sollte mit dem schlimmsten rechnen. Das Argument "Die Eltern sind aber eigenständige Menschen mit eigenen Bedürfnissen" kann ich so nicht teilen.
Für einige der Betroffenen ist oder wäre es eine Zumutung, wenn diese Kinder als Volljährige staatlich betreut werden würden, weil sie dann nicht die Freiheiten eines gesunden nicht behinderten haben oder hätten.
Andererseits wird diese Einstellung spätestens dann zum Problem, wenn die Eltern vor dem Kind sterben.
12 Antworten
Wir haben im Gartenverein so ein Problem. Tochter über 50. Eltern über 80. Schaffen kaum selber alles klar zu bekommen. Tochter ist Zuhause. Versuchen ein betreutes Wohnen seit einem Jahr zu finden. Nichts ...
Klassischer Fall von zu spät gekümmert.
Das ist immer die Gefahr weil mal schnell einen Betreuungsplatz zu finden ist fast unmöglich.
Die Wartelisten bei solchen einrichtungen sind lang manche warten über 10 jahre auf einen passende Platz.
Und wenns dann plötzlich nucht mehr geht gibts zwar sowas wie Notplätze aber die sind oft Zeilich begrenzt.
Dann werden sie erst mal ne ganze weile rumgeteicht bis es einen festen Platz gibt.
Das wird einfach . Die Eltern sterben in den nächsten Jahren. Kann die Tochter ja aus dem Fenster springen ,8. Etage. Problem gelöst
Das Argument "Die Eltern sind aber eigenständige Menschen mit eigenen Bedürfnissen" kann ich so nicht teilen.
Das ist aber durchaus ein valides Argument...
Für einige der Betroffenen ist oder wäre es eine Zumutung, wenn diese Kinder als Volljährige staatlich betreut werden würden, weil sie dann nicht die Freiheiten eines gesunden nicht behinderten haben oder hätten.
Die haben sie auch nicht, wenn sie durch die Eltern betreut werden und rein realistisch KÖNNEN Eltern ab irgendeinem Punkt auch aus verschiedenen Gründen nicht mehr betreuen und wenn es der Tod besagter Eltern ist.
Ich persönlich bin der Ansicht, dass auch Behinderte Menschen in aller Regel in der Lage sind, sich an neue Gegebenheiten anzupassen. Dazu zählt auch ein Leben außerhalb der häuslichen Versorgung durch die Eltern. Für nicht wenige IST das nebenbei auch ein willkommener Schritt.
Und auch wenn nicht, ist es wichtig, um genau diese Eingewöhnung zu ermöglichen. Wartet man damit zu Lange, kann es sein, dass die Eltern dei Pflegearbeit von einen Tag auf den anderen nicht mehr leisten können und dann schaut eben das behinderte Kind in die Röhre bzw. es muss schnell ein Platz im betreuten Wohnen o.ä. gefunden werden, es muss schnell eine umquartierung erfolgen (wenn man diesen Platz denn findet... und das ist schon ein riesiger Act) und dieses 'ins kalte Wasser geworfen werden' ist in aller Regel nicht eben förderlich.
Nein, Eltern sollen nicht lebenslänglich ihr kinder betreuen müssen. Wenn sie das freiwillig machen OK, aber Pflicht darf es nicht sein. Dafür muss der Staat sorgen, das bezahlbare Betreuungsplätze vorhanden sind. Und auch Personal
Möchtest du das deine Kinder mit 40 Jahren noch gewickelt werden müssen und man sie keine Minute alleine lassen kann? Sie können nicht selbst essen, brauchen Hilfe bei der Körperpflege und alles muss sich den (bereits erwachsen) Bedürfnissen des Kindes Unterorden.
Die wenigsten möchten Kinder um ein Leben lang für sie aufzukommen.
Egal in welche Richtung niemand ist dazu in der lage ewig auf für die andere zu versorgen, weil nicht jeder das psychisch und physisch schafft. Irgendwann kommt der Punkt an dem es ggf. besser ist die pflegende Person in eine Einrichtung zu schicken anstatt weiter zu Hause zu betreuen. Denn man selber geht daran kaputt und wer sorgt dann für einen? Und nicht jeder ist in der Lage jemanden zu Pflegen, weil man nicht nur Arbeiten muss neben der Pflege sondern sich auch noch um andere kümmern müssen. Wenn man von einer Frau verlangt neben dem Haushalt, Pflege und sich um die anderen Kinder zu kümmern, wird so manches viel zu kurz kommen und das sind leider in der Regel die Geschwister. Die Eltern haben keine Zeit für sie, weil sich alles um das kranke Kind dreht und sie nichts machen können, weil sie keine Zeit haben. Für manche mag es dann egoitisch klingen aber die Kinder haben auch ein Recht auf ihre Eltern, die liebe von ihnen und das sie schöne Zeit zusammen haben werden. Manche können damit leben aber bei weitem nicht alle und die Kinder gehen daran kaputt.
Auch, wenn es für aussenstehende "grausam" anhört, in Einrichtungen kann man sich zum Teil deutlich besser um die Pflegende Person kümmern als zu Hause. Das bedeutet nicht das man die Kinder nicht lieb hat sondern aus liebe gibt man sie wohin wo man weiß das es einem dort besser geht.
Nur weil man eine Behinderung hat bedeutet das gleich das man gar nichts alleine machen kann, es gibt WG in denen die Personen so gut es geht selbstständig leben können aber immer auf unerstützung bauen können, wenn man hilfe braucht.
Es gibt hier aber zumindest einen jungen Mann, der ständig darüber klagt, dass er sich in seiner Einrichtung nicht wohl fühlt.
Und dieser eine Mann steht für dich sinbildlich für alle behinderten Menschen?
Ich hab in der Betreuung gearbeitet sowas braucht oft Zeit und wenn die trennung von den Eltern zu spät kommt wird es noch schwieriger.
Das ist ein Einzelfall und da muss man auch noch so manche Faktoren hinzuziehen: Welche Behinderung hat man, wie alt ist die Person, wie lange ist man schon dort, ist die Person zu "bequem" und will lieber zu Hause sein als selbstständig wo anders sein müssen, weil man keinen Bock darauf hat, oder man müsste eine andere Einrichtung suchen die besser zu einem passt uvm.
Wenn man keine Lust darauf hat stellt man sich immer quer und nörgelt rum und gibt sich erst recht keine mühe sich an die neue Situation zu gewönen und das es dann nicht klappt ist klar aber das liegt nicht an der Einrichtung von der der Person die sich dort nicht eingliedern will. Und solche Personen gibt es auch bei nicht Behinderten Personen! So manche haben keinen Bock auf Selbstständigkeit obwohl man es könnte, weil man es schöner findet das die Eltern einem alles hinterhertragen.
Ich sehe es so: Die Eltern wollten unbedingt ein Kind, also sind die moralisch dazu verpflichtet, für dieses zu sorgen. Man sollte sich gut überlegen, ob man wirklich Kinder auf die Welt setzen will und man sollte mit dem schlimmsten rechnen.
Ich sehe das anders. Selbstverständlich sollte man sich gut überlegen, ob man Kinder möchte, denn diese Verantwortung, die damit einhergeht, ist enorm. Die kann man nicht ohne Konsequenzen einfach abgeben. Aber oft kommt es im Leben anders als geplant und es können immer Dinge passieren, die Lebenssituationen von Grund auf verändern.
Das Argument "Die Eltern sind aber eigenständige Menschen mit eigenen Bedürfnissen" kann ich so nicht teilen.
Und: Eltern sind - trotz ihrer Pflichten - selbstverständlich Menschen mit eigenen Gefühlen und Bedürfnissen. Belastungssituationenen können verheerende Folgen für alle Beteiligten haben - auch für deren Kinder. Insbesondere der psychische Aspekt ist dabei nicht außer Acht zu lassen. Da muss es nicht einmal um die Kinder gehen, da reicht der gesundheitliche Zustand der eigenen Eltern, Stress im Job, usw.
Für einige der Betroffenen ist oder wäre es eine Zumutung, wenn diese Kinder als Volljährige staatlich betreut werden würden, weil sie dann nicht die Freiheiten eines gesunden nicht behinderten haben oder hätten.
Nun, Behinderung ist nicht gleich Behinderung. Oftmals haben Menschen mit Behinderungen jedoch einfach nicht dieselben Möglichkeiten wie Menschen ohne Behinderung, darum ist es eben wichtig, dass sie eine bestmögliche Unterstützung im Leben bekommen. Diese Unterstützung kann unterschiedlich aussehen und orientiert sich an der jeweiligen Person. Grundsätzlich sind Einrichtungen für Menschen mit Behinderung jedoch genau dafür ausgerichtet, die Personen bestmöglich zu unterstützen, wobei mir natürlich bewusst ist, dass das leider nicht immer so läuft wie es sollte. Doch das ist in den Familien leider ebenso: Manche Personen werden dort sehr gut unterstützt, manche haben ein totales Pech und werden in der Familie ausgegrenzt und sogar vernachlässigt.
Andererseits wird diese Einstellung spätestens dann zum Problem, wenn die Eltern vor dem Kind sterben.
Das sowieso.
Von daher lautet meine Antwort auf deine Frage: Auf keinen Fall. Aber bitte viel mehr Geld in diesen Bereich stecken, sodass die Kinder von klein auf möglichst gut gefördert werden können, die Eltern wenn notwendig Unterstützung erhalten können, Therapien bezahlt werden können und auch die Einrichtungen genug Ressourcen haben, um gut zu arbeiten und gute Bedingungen schaffen zu können.
Zu meinen Hintergründen: Meine Schwester wurde 30 Jahre lang Vollzeit von meinen Eltern gepflegt, erst letztes Jahr hat sie einen Wohnplatz bekommen können. Die Suche nach einem Wohnplatz ging jedoch schon seit rund zehn Jahren, wobei es immer um einen schleichenden Übergang ging, sodass sie langsam hineinwachsen kann und nicht komplett überfordert ist. Und: Pflege ist sowohl physisch als auch psychisch extrem fordernd, wer sowas nicht erlebt hat, wird sich das kaum vorstellen können. Meine Eltern sind mittlerweile beide im Pensionsalter und haben vor Kurzem ihren ersten gemeinsamen Urlaub ohne Kindern gemacht - und die sind seit über 30 Jahren ein Paar, vorher ging das einfach nicht.
Selbst bin ich im Sozialbereich tätig, somit habe ich sowohl persönlicher als auch beruflicher Natur einiges an Erfahrungen in diesem Bereich, inkl. schwere Situationen in Familien und deren Folgen für Eltern und Kinder. Und das sind teils wirklich unschöne Dinge, die man sich gar nicht vorstellen kann oder möchte.
Das ist leider extrem schwer. Bei meiner Schwester wurde rund zehn Jahre lange nach einem Plätzchen gesucht - um genau eine solche Situation zu verhindern. Ich kenne mich da in Deutschland nicht aus, in Österreich werden jedoch oft nur dann Plätze frei, wenn jemand in so einer Einrichtung stirbt, neue Gruppen entstehen je nach Region kaum.