Eine Gruppe (religiös, politisch, etc.) kann erst als Sekte bezeichnet werden, wenn sie aktiv / künstlich Umstände erzeugt, die ihre Sicht notwendig macht?

2 Antworten

Ich habe mal ChatGPT gefragt, was er so davon hält,

Sekte: Eine Definitionsfrage

Wenn man sich klassische Definitionen anschaut, gibt es mehrere Kriterien, die Sekten zugeschrieben werden, u. a.:

  1. Exklusivitätsanspruch – „Wir haben die Wahrheit, alle anderen irren.“
  2. Isolation – Mitglieder werden von ihrer bisherigen Umgebung entfremdet.
  3. Kontrolle – Gedanken, Verhalten und Emotionen werden durch Gruppendruck oder Regeln gesteuert.
  4. Missionierung – Der Drang, andere zu überzeugen und in die Gruppe zu holen.
  5. Abhängigkeit – Mitglieder fühlen sich emotional oder existenziell an die Gruppe gebunden.

Deine These passt am ehesten zu Punkt 5: Wenn eine Gruppe aktiv Probleme erschafft oder verstärkt, um ihre Lösung als alternativlos darzustellen, könnte das als ein sektenähnlicher Mechanismus interpretiert werden. Das ist z. B. bei apokalyptischen Gruppen oder Heilsversprechen in esoterischen Bewegungen zu sehen.

Bezug auf Demonstrationen und politische Bewegungen

Hier sehe ich zwei interessante Punkte:

Pauschalisierung & Feindbilder

  • Du sagst, manche Proteste entstehen aus einer übersteigerten Angst, die möglicherweise auf einem Kulturschock basiert. Das kann gut sein, denn kulturelle Unterschiede wirken manchmal bedrohlich, Sektenartige Dynamiken können auftreten, wenn eine Bewegung ein Bedrohungsszenario konstruiert und nur ihre eigene Lösung als sinnvoll propagiert. Zum Beispiel: „Ohne unseren Kampf geht die Gesellschaft unter.“

Gilt das auch für "Demos gegen Rechts"?

  • Wenn allerdings in der Rhetorik übertrieben wird („Jeder Konservative ist gleich ein Nazi“), dann könnte es in Richtung eines überzogenen Bedrohungsszenarios gehen, das sektenähnliche Elemente entwickelt.

chilly10 
Beitragsersteller
 16.02.2025, 11:16
Sektenartige Dynamiken können auftreten, wenn eine Bewegung ein Bedrohungsszenario konstruiert 

eben... dieses künstliche Erschaffen und wie beim Populismus, wiederholte Betonung und Suggestion von angstverursachenden Fakten

ich sehe das auch teils bei denen, die z. B. die Scharia ausriefen... die kommen ja aus einer eher strikten Umgebung... übertrieben ausgedrückt rennen da alle wie ne Mumie eingewickelt rum, kommen hierher, sehen leicht bekleidete etc... Kulturschock. Die Scharia dient denen eher als Gerüst wie ne Schockreaktion, und manche extremistische Gruppen werden wohl genau da ansetzen. Hat aber auch ursächlich etwas mit interkultureller Haltung, auch seitlich westlicher Leute zu tun, und wie man mit interkulturellen Situation umgeht. viele ziehen ja eher die Rambo-Nummer durch... siehe nackte Feministen in der Kirche

1Siuto  16.02.2025, 11:20
@chilly10

Das ist aber nicht auf Rechts beschränkt.

Parteipolitik allgemein ist nichts mehr als Sektismus.

chilly10 
Beitragsersteller
 16.02.2025, 11:43
@1Siuto

kommt darauf an... das die eine Parteilinie haben, ist klar... Sozialisten sind sozialistisch, Nationalisten nationalistisch... je nachdem, wo man für sich den Schwerpunkt setzt. Frage ist aber dann nach der Offenheit gegenüber Andersdenkenden und inwiefern bzw. ob diese eingeschränkt werden in ihrem Denken, insofern andere Perspektiven Lebenweisen etc. durch die jeweilige der Partei ersetzt werden. Geht etwas in Richtung interkultureller, demokratischer Kompetenzen / Soft Skills

1Siuto  16.02.2025, 12:34
@chilly10

ich kann eigentlich keine Partei leiden, und ich sehe nicht welche der Parteien da besser sein sollte als die andere.

Die vermutlich demokratiefeindlichsten Parteien in der Bundesrepublik sind vermutlich derzeitig die Grünen, die Linken und dann die AFD. Interkulturelle Kompetenzen sehe ich auch bei keiner dieser Parteien, insbesondere nicht bei den Grünen und an Demokratieverständnis mangelt es auf jeden fall auch.

chilly10 
Beitragsersteller
 16.02.2025, 12:54
@1Siuto

vielleicht auch, weil sich damit noch niemand so richtig beschäftigt hat

chilly10 
Beitragsersteller
 16.02.2025, 14:52
@1Siuto

" Linken und dann die AFD. Interkulturelle Kompetenzen sehe ich auch bei keiner dieser Parteien, insbesondere nicht bei den Grünen"

die angesprochenen Punkte sind vielleicht auch die Gründe dafür, natürlich mehr oder weniger ausgeprägt ... je Partei. Manche wirken regulierend, d. h. schaffen z. B. wie die AfD einen Ordnungsrahmen, indem sie die christliche Religion als Leitkultur definieren wollen, definieren Familie mit Mann-Frau-Kind, um vielleicht Unannehmlichkeiten in anderen Fällen oder durch Konflikte zuvorzukommen (Vorurteile, die sich lokal ausbreiten könnten usw.). Bei den Grünen, aber auch untergemischt bei anderen, hat man extremistische Bestrebungen, die teils Einfluss auf persönliche Belange nehmen (lokal), um eigene Bestrebungen durchzusetzen (Kinder/Familie, vegane Ernährung, Drogen, ...), ... Daneben gab es mitunter Kommentare, die Machtmissbrauch rechtfertigen, was nix anderes ist als gerechtfertigte Korruption, ... Kommt vielleicht auch darauf an inwieweit man bereit ist sich den Problemen anderer konstruktiv anzunehmen... wobei es von den Linken mit Wagenknecht auch andere Töne anschlagen, die nicht mehr ausschließlich linksradikal sind ohne Rücksicht auf Verluste, aber eben an anderer Stelle, was zB Sicherheitspolitik im Kontext Russland angeht, bissl zu viel zumuten... usw.

chilly10 
Beitragsersteller
 16.02.2025, 11:14

die ersten Punkte würden sich ja quasi auf die Schaffung eines Umfelds (mittels Isolation etc.) beziehen, die dann die Lösung der eigenen Gruppe als alternativlos erscheinen lassen. Vielleicht zielt das auch ein bisschen auf eine Art Informationoverflow ab, bzw. auf Erlebnisse gerichtet, wo man so viel Issues hat, dass man innerlich wie gebrochen ist und nachgibt und eben der Religion folgt... das trifft aber an sich auf wenige zu... meist extremistische / radikale Gruppen, würde ich sagen, die mittels Psychospielchen, Gewalt etc. ihr Gedöns umsetzen

1Siuto  16.02.2025, 11:19
@chilly10

Ich sehe da keine Form von Gebrochenheit.
erstens: Die einzige Wahrheit. Das ist nicht so schwer, heutzutage ist diese einzige Wahrheit die Moral die uns vorgeschrieben wird, nur auf ein höheres Podest gestellt.
zweitens: Isolation. Das schafft man, indem man jeden andersdenkenden ausschließt, und nicht mit ihnen redet (das sind Faschisten, mit denen reden wir nicht - und auch nicht mit denen die nichts gegen sie haben)
Die Kontrolle hast du bereits mit deinen Psychospielchen angesprochen.
Die Abhängigkeit kommt daher, dass man seinen Selbstwert durch die Gruppe definiert, und nirgends anders so gelobt wird, wie in dieser Gruppe.

chilly10 
Beitragsersteller
 16.02.2025, 11:44
@1Siuto

Psychospielchen kontrollieren ja nicht nur, sondern beschäftigen, lenken Potentiale auf sinnlose Tätigkeiten um und können Leute mürbe machen

1Siuto  16.02.2025, 12:35
@chilly10

Du solltest deine Definition von Kontrolle überdenken.

Kontrolle ist nicht, wenn ich jede deiner Bewegung mit einer Voodoo puppe lenke, sondern auch, wenn ich dich durch solch indirekte Wege wie du soeben genannt hast beeinflusse

chilly10 
Beitragsersteller
 16.02.2025, 12:55
@1Siuto

im ganz weiten Sinne ist es Kontrolle, auch z. B. wenn man die Zeit anderer verschwendet...

1Siuto  16.02.2025, 13:10
@chilly10

Es kommt nur darauf an, in welchem Ausmaß es Kontrolle ist.

Und ich würde es Kontrolle nennen, ab dem Punkt an dem Man eine Person durch gezielte Manipulation zu einem gewünschten Ergebnis bringt.

chilly10 
Beitragsersteller
 16.02.2025, 14:45
@1Siuto

es geht also schon ab dem Punkt los, wo man keine Selbstbestimmtheit mehr erfährt... also andere Fakten oder das Umfeld dahingehend verändern, dass man anhand einer Bubble Entscheidungen trifft

An sich ist ganz klar definiert, was eine Sekte ausmacht. Also mir wurde es in meiner Kind-/Teeniezeit so beigebracht:

Sektenmitglieder manipulieren. Labile Menschen, die einer solchen Manipulation ausgesetzt sind, verfallen der Sekte hoffnungslos - und sind alsbald ihre Wertsachen los. - Das wurde mir beigebracht.

In einer Sekte erfährt der nach Liebe hungernde Mensch Emotionen, die er vorher nie gekannt hatte. Die Sektenmitglieder ködern ihr Opfer, indem sie Liebe und Aufmerksamkeit vorgaukeln. Aus diesen Fängen kommen kaum Opfer wieder raus - und sind dann ihrerseits Anwerber für neue Opfer.

Religionen an sich sind nicht ansteckend - nein. Das gilt aber nur für diejenigen, die - wie Du und ich - stark genug sind, dem zu widerstehen. Es gar als Schwachsinn abstempeln können. Du und ich sind ja auch keine Opfer, die leicht manipulierbar sind.


chilly10 
Beitragsersteller
 16.02.2025, 11:27

also wie eine Art Lovebombing... allerdings hab ich den Eindruck, dass manche Gruppen tatsächlich erst zu einer Labilität führen können, die sie künstlich erzeugen, z. B. durch Psychologie, weil letztlich... können auch normale Betrüger da ansetzen, was du aufzählst

AriZona04  16.02.2025, 11:31
@chilly10

Nunja - ich kann nur wiedergeben, was ich seinerzeit in den 70ern/80ern gelernt habe. Das klang für mich logisch. So wurden wir vor Sekten gewarnt. Es gab sogar Leute, die für Sektenaussteiger da waren, um diese stark zu machen.

chilly10 
Beitragsersteller
 16.02.2025, 11:40
@AriZona04

Was ich mich frage ist, ob Sekten dann Aussteigern hinterherlaufen. Wenn sie Exklusivität betreiben, also Ausschluss von Externen, dann dürfte das an sich nicht der Fall sein. Ein wesentliches Problem müsste eher eine Art Orientierungslosigkeit in der Gesellschaft darstellen, wenn sie aussteigen, weil sie die Gesellschaft nicht kennenlernen durften, und ggfs. die Erkenntnis über "neue" Rechte bzw die Vielfältigkeit von Rechten, die ihnen vorher verwehrt waren...zum Beispiel hatten Homosexuelle nicht das Recht zu heiraten, sich offen zu zeigen in einer Gruppe, was aber außerhalb der Gruppe plötzlich möglich ist und im Nachhinein die Einschränkung einem dann erst richtig bewusst wird

AriZona04  16.02.2025, 11:44
@chilly10

Oha. Soo dermaßen ins Detail sind wir nicht gegangen.

Ja - ein Ausschluss der Familie war natürlich empfohlen. Es gab eben nur das Leben in der Sekte. So meine Kenntnis. Ich hab ja nie selbst in einer gelebt.

Ob Aussteigern hinterhergerannt wurde, weiß ich auch nicht. Aber wer war denn wirklich ausgestiegen? Die waren doch alle gehirngewaschen. Da steigt keiner aus. Und bedenke: Das waren die 70er und 80er. Da wurde noch nicht viel hinterfragt!

chilly10 
Beitragsersteller
 16.02.2025, 11:48
@AriZona04

So von dem, was ich aus dem letzten Jahrhundert gehört hab... da gab es auch relativ wenig Selbstbestimmtheit bzw. war wohl hörig sein, auch innerhalb der Familie, ein Thema grundsätzlich in der Gesellschaft. Vater als Boss der Familie, der insbesondere weiblichen Nachkommen Vorschriften zu Beruf etc. machen konnte. Das mit der Freiheit, Selbstbestimmung kam ja damals erst auf, möchte ich meinen. DAs mit dem Empfehlen des Kontaktabbruch kenne ich regional unterschiedlich. Manche tun es, andere nicht. Vielleicht hängt das mitunter auch vom Gläubigen oder dem Umfeld ab wie sozialverträglich jemand ist. Ob er bereit ist, andere Sichtweisen zu tolerieren, ob vielleicht Neid und Missgunst entstehen kann und es schwieriger wird, eigene Wünsche runterzufahren, um gewissen Idealen zu entsprechen etc. Um vielleicht auch Konflikte zu vermeiden. Zum Bsp im Kloster ne Nonne, die keine Kinder hat, nicht heiratet, weil Jesus der "Mann" ist... würde vielleicht sich anders entscheiden, wenn sie mit Familien konfrontiert wird. eine Isolation nimmt damit auch gewissermaßen Raum der Selbstbestimmung weg... bzw. Sichtweisen, die zu einer Meinungsänderung führen können