Kind aus Vergewaltigung behalten?
Ich habe einen Freund und bin seit 9 Monaten mit ihm zusammen.
Vor 1 1/2 Monaten ist etwas sehr schlimmes passiert und ich wurde von meinem eigenen Freund vergewaltigt.
Ich war letzten Donnerstag bei meiner Gynäkologin und sie hat mir gezeigt, dass ich schwanger geworden bin.
So komisch es auch klingen mag, ich liebe meinen Freund trotzdem und habe ihm nach langem Nachdenken verziehen. Das ganze ist wegen Alkohol (seinerseits, ich trinke keinen Alkohol) passiert und ich habe es ziemlich gut verdrängen können. Ich weiß nicht ob ich dieses Kind behalten soll. Ich versteh, hier wird es mir auch keiner beantworten können aber vielleicht könnt ihr mir eure Gedanken zu diesem Thema sagen und ob ihr selber ein Kind aus einer Vergewaltigung behalten könntet oder nicht. Danke!
16 Antworten
Das tut mir leid für dich. Es ist schrecklich, vergewaltigt zu werden. Sehr barmherzig von dir, dass du deinem Freund verziehen hast. Respekt! So viel Liebe ist selten. Hoffentlich liebt er dich dafür umso mehr. War schließlich ein Riesenfehler von ihm. Damit hat er nicht nur dir Unrecht getan, sondern auch eurem Kind.
Stell dir mal vor, du wärst in der Lage eures Babys. Kein Mensch möchte durch eine Vergewaltigung gezeugt werden. Stell dir nun aber mal vor, dass du aus diesem Grund auch von deiner Mutter abgetrieben wirst. Als ob die Umstände deiner Zeugung nicht schon schlimm genug wären, wird dir nun deswegen auch noch das Leben geraubt. So, als ob du das Verbrechen begangen hättest, dabei hast du noch niemandem etwas zuleide getan, bist sogar unschuldiger als deine Mutter.
Nicht besonders fair, oder?
Was würde dich wohl trauriger machen? Durch eine Vergewaltigung deines Vaters gezeugt worden zu sein oder deswegen von deiner Mutter abgetrieben zu werden? Ist letzteres nicht viel schlimmer? Für etwas leiden zu müssen, an dem du gänzlich unschuldig bist?
Weder für das eine noch für das andere konntest du etwas. Du bist nur ein hilfloses, unschuldiges, kleines Wesen, das beschützt und geliebt werden möchte, gerade mal vier Wochen alt, gerade mal so groß wie eine Stubenfliege, aber dein kleines Herz schlägt schon und du kannst dich zum ersten Mal bewegen soweit es dir mit deinem noch unterentwickelten Körperchen möglich ist. Es ist lediglich ein krümmen, aber trotzdem. Jeden Tag beweist du, dass du Leben möchtest, dich weiterentwickeln möchtest. Schon in vier Wochen wirst du so groß wie eine grüne Heuschrecke sein (drei Finger breit), wie ein Mensch aussehen, fertig entwickelt sein mit allen Organen, nur noch wachsen und ausreifen müssen und mit Armen und Beinen fuchteln und strampeln ganz wie ein Neugeborenes, mit der Nabelschnur spielen, am Daumen nuckeln. Im Gegensatz zu einem Neugeborenen kannst du in deiner wundervollen Wasserblase aber auch Drehungen vollführen und Saltos schlagen. Wie große Menschen auf die Idee kommen können, dass du nicht schon über Bewusstsein verfügst, ist dir schleierhaft, aber vor gerade vierzig Jahren haben die ja auch noch Babys ohne Narkose operiert.
Sollte deine Mutter wirklich weniger Liebe für dich haben als für deinen Vater? Wenn sie soviel Liebe hatte, ihm zu verzeihen, wie kann sie dann keine Liebe für dich empfinden? Oder hat sie ihm nicht wirklich vergeben und projiziert nun all ihre Unvergebenheit auf dich? Warum macht sie ihre Liebe zu dir nicht von der Tatsache abhängig, dass du ihr Kind bist, sondern von der Tatsache, dass du nicht wie gewünscht empfangen wurdest? Ist ersteres nicht viel bedeutender?
Du würdest ihr so gerne deine Liebe schenken und viel Freude in ihr Leben bringen, aber der Gedanke, dass sie überlegt, dein liebevolles Herz zum Stillstand zu bringen, macht dich traurig. Kann sie nicht einfach nur dich sehen, nicht die Vergewaltigung? Du hast ihr doch nie etwas böses getan.
Es ist möglich, dass du dein Kind liebst. Wenn du das nicht glaubst, sieh dies: Diese Frau wurde von Boko Haram entführt, vergewaltigt und schwanger. Ich hoffe, das ermutigt dich, dein Baby zu lieben und am Leben zu lassen.
Das freut mich :)
Ich finde bei Schwangerschaftskonflikten sollte nicht nur die Position der Eltern eingenommen werden, sondern auch die des Kindes. Ich glaube, viele würden sich dann anders entscheiden.
Wie man so etwas mitteilt? Ist ziemlich egal, aber über die unglückliche Art der Entstehung würde ich nichts mitteilen. Wenn du da noch irgendwie Konflikte bekommen solltest, dann geh lieber zu einem Therapeuten oder so, weil man ja in einer Familie immer irgendwann mal Streit hat und im Streit neigen Menschen Dinge zu sagen, die sie später sehr bereuen. Es wäre traurig für euer Kind, wenn es davon als Kind erführe. Besser erst, wenn es das erst erfährt, wenn es Mitte zwanzig ist, wenn überhaupt. Zuvor könnte es damit überfordert sein.
Meine Schwester, die grad im achten Monat schwanger ist, hat das einfach so nebenbei rausgehauen. Da musste ich erst Mal aufspringen und mich ein paar Mal hüpfend im Kreis drehen, um das Adrenalin los zu werden :D (Ich liebe Babys :) Bei ihr wars auch nicht geplant, aber kein Verhütungsmittel ist halt 100% sicher und Kondom ist schon sehr unsicher. Da wird immerhin jede zwanzigste innerhalb eines Jahres schwanger, aber Hormone wollte sie halt nicht. Tja, mit jedem Jahr steigt da die Wahrscheinlichkeit und im vierten war's dann halt soweit.
Würde an eurer Stelle auch noch bis zum Beginn der fünfzehnten Woche damit warten, damit euch niemand Druck macht abzutreiben. Viele Menschen würden in deiner beruflichen Situation nämlich keine Liebe für ihr Kind empfinden und es einfach so abtreiben (wenn sie von den traurigen Umständen erführen, dann noch mehr). Hat halt nicht jeder so ein großes Herz. Kann sein, dass sie erst einmal nicht so begeistert sind, aber spätestens wenn euer zuckersüßes Baby erst einmal da ist, dann werden sie ihre Meinung schlagartig ändern, wenn sie normal sind. Babys haben das Talent, ein Herz im Sturm zu erobern. :)
Ehrlich gesagt, wenn es nach mir ginge würde ich es einfach keinem sagen aber das geht ja leider nicht :D ich möchte gerne bis zu 20 Woche abwarten aber das wäre auch fies meiner Familie gegenüber da sie sonst einfach nur “vor dem Fakt gestellt” werden
Wieso geht das nicht und wieso sollte das fies sein?
Willst du etwa eine Versammlung einberufen, wo du demokratisch über Leben und Tod des neuen Familienmitgliedes entscheiden lassen willst? Wäre das nicht fies deinem Kind gegenüber?
Fies war evtl nicht der richtige Begriff. Sagen wir es so, ich denke die eigene Familie möchte trotzdem zumindest die Möglichkeit haben etwas dazu zumindest zu sagen. Ich würde meine Entscheidung sowieso nicht ändern aber ich könnte es mir vorstellen, dass besonders meine Mutter enttäuscht sein wird wenn ich es ihr so spät erst erzähle. Naja, nicht dass sie nicht sowieso schon von dem ganzen wütend und enttäuscht wäre... :D
Gut, dass du deine gute Entscheidung nicht von anderen beeinflussen lassen würdest. :)
Wäre aber nicht ungewöhnlich mit dem Erzählen zu warten. Die meisten Paare erzählen es erst, wenn drei Monate vorüber sind, weil zuvor die Fehlgeburtrate schätzungsweise bei 30-40% liegt. Das könntest du dann als Begründung liefern.
Wieso sollte sie denn wütend und enttäuscht sein? Wegen dem Studium? Ist doch egal, wenn es eben ein Jahr länger dauert. Eine verheiratete Studentin aus meiner alten Gemeinde hat vor ein paar Monaten auch ein Baby bekommen. Die setzt halt ein oder zwei Jahre aus. Eine andere Schwester hat auch während ihres Studiums meine Nichte bekommen und danach einfach weiter studiert. An der Uni gabs sogar eine eigene Kita.
Meine Mutter wäre wegen dem Studium enttäuscht. Sie selber hat wegen mir abgebrochen und dann nicht weiter studiert. Deswegen meinte sie auch mal zu mir, dass Heiraten und Kinder nur nach dem Studium sein sollen
Du musst ja nicht denselben Weg gehen. Heutzutage ist das auch viel leichter als früher, weil das Betreuungsangebot größer ist. Es gibt an fast jeder Uni Mütter.
Wäre natürlich der optimalere Weg gewesen, aber das Leben verläuft halt nicht immer nach Plan. Ganz ehrlich: Wäre auch ziemlich langweilig, wenn ja, nicht wahr? Was wäre das Leben ohne schöne Überraschungen?
Das stimmt wirklich! Naja ich warte noch etwas ab und dann mit Glück sage ich es ihr. Ich weiß zwar noch nicht genau wie ich sowas sagen soll, aber irgendwie muss es ja gehen
Mach das.
Wenn sie plötzliche Überraschungen nicht so mögen, kannst du ja erst einmal Andeutungen machen, so a la ,,Hast du eigentlich noch Babysachen von mir? Kann ich die haben?'' oder ,,Wir haben eine ziemliche Überraschung für euch. Wahrscheinlich werdet ihr erst einmal nicht so begeistert davon sein, aber das wird schon noch kommen, wenn ihr euch daran gewöhnt habt.'' Im Zweifelsfall platzt ihr aber einfach damit heraus und sie müssen erst einmal eine Weile auf und ab rennen, um das Adrenalin abzubauen :)
Ehelich gesagt, ich würde das eher in einem Brief alles schreiben. Ich hab Angst vor Fragen und der Reaktion. Außerdem könnte ich in einem Brief viel mehr erklären :)
Du solltest zu einer Schwangerschaftskonfliktberatung gehen. Diese berät und informiert ergebnisoffen - du entscheidest immer selbst!
Ich glaube nicht das es vollkommen verziehen ist.Denn die Angst die du in diesen Moment hattest und die Ohnmacht steckt in dir. Ich will jetzt nicht lange erklären oder so. Ich rate dir schaue tief in dich hinein und gehe es nochmal durch und sei 100% ehrlich zu dir selbst und überlege ob deine Entscheidung bis jetzt und für die Zukunft die Richtige ist.
Das Kind hat ein Recht auf Leben und möchte leben, genau wie du und dein Freund. Du kannst es austragen und zur Adoption freigeben, wenn du es nicht haben willst. Andere Paare können keine Kinder bekommen und würden sich darüber freuen. Du wärest die Bauchmama neben den Adoptiveltern. Dein Kind könnte ein glückliches Leben führen.
Abtreibung ist Mord. Siehe den Gesetzestext zum § 218
Die Frage ist doch erstmal, ob du diesen "Freund" behalten willst. Und dann, ob du ihn als Vater eines Kindes von dir annehmen willst. Eine gemeinsame Elternschaft ist eine Entscheidung fürs Leben. Sie verbindet immer, auch nach einer Trennung.
Wenn die negativen Gefühle wegen der Vergewaltigung nicht restlos verschwinden, rate ich zu einer Abtreibung.
Ich versuche nicht daran zu denken, dann kommen auch keine negativen Gefühle hoch
Das hilft nur kurzzeitig, sie kommen dann irgendwann wieder hoch. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit gerade dann, wenn du sowieso schon im Stress mit deinem Kind bist. Wenn du das Kind behalten willst, musst du die Gefühle bearbeiten, und zwar bevor es geboren ist. Sonst wird dein Kind ein Leben lang darunter leiden, dass es nicht voll akzeptiert wird.
Du kannst dich von einer Therapeutin darin unterstützen lassen.
Der Text hat mich wirklich sehr gerührt! Das waren sehr schöne Worte. Vielen Dank für diesen Beitrag, sowas musste ich hören! Die Frage ist jetzt nur, wie man sowas Freunden und Familie mitteilt