Ist der Sündenfall metaphorisch gemeint?

8 Antworten

Hallo User47728562, Hallo Serendipity87,

man kann jetzt die ganze Schöpfungsgeschichte als Glaubensinhalt auch als Wahrheit und tatsächliches Ereignis betrachten - doch drängt sich mir eher eine metaphorische Bedeutung auf.

Betrachten wir mal Eva und Adam als eine Art Modellmenschen. Mit der Gegenwart von Gott vor dem Sündenfall, mag die*der Verfasser*in deren Einheit mit Gott ausdrücken.

Das darf ein Hinweis darauf sein, dass Menschen in sich (erst mal) Göttlich sind. Das lässt sich glaubensfrei nicht so einfach herleiten, aber ich selbst vermute streng, dass dem so sein kann (ohne jetzt hier der Kürze wegen in Details gehen zu wollen).

Schauen wir aber auf die Entwicklungsgeschichte der Menschen, wie sie sich archeologisch und biologisch darstellt und modelliert. Da können wir von einer Soziologie ausgehen, wo Menschen ihren eigenen Bedürfnissen gefolgt sind, allenfalls andere dazu instrumentalisiert haben. Das mag bis heute noch so der Fall sein. Ich mag damit eine Attitude der Menschen verbinden, die ich gerne rein natürlich nenne.

Auch mit der Einheit mit Gott verbinde ich eine menschliche Attitude. Ich nenne sie einfach Göttlich (wie oben schon als Begriff verwendet). Man kann Göttlichkeit (und auch als einzigste Eigenschaft von Gott schlechthin) wieder glaubensfrei modellieren - und wieder ohne hier auf Details einzugehen, sagen, dass Göttlichkeit Einheit sowie gleichermaßen für alle Fülle und größtmöglichen Freiheitsgrad schafft.

Das Gegenteil dazu finden wir in der reinen Natürlichkeit, wo es um einzelne Personen und deren Bedürfnisse alleine geht: Freiheitsgrad und Fülle für diese Personen bei möglichem Mangel an dem bei anderen Personen.

Das Wort Sünde dürfen wir im Sinne von "anders" betrachten. Aus einer Göttlichen Warte wäre eine reine Natürlichkeit "anders" als Göttlichkeit - und damit Sünde.

In der Geschichte des Sündenfalls, wird unseren beiden Modellmenschen bewusst, dass sie auch natürlich sind. Das würde Göttlichkeit zunächst nicht ausschließen, denn sie sind ja Menschen, die in der natürlichen Welt leben. In dieser Feinheit liegt auch der Grund, warum ich das Attribut "rein" - im Sinne von Abwesenheit von Göttlichkeit - verwende.

Die menschheitsgeschichtliche rein natürliche Archaik mag aber dann als Art Attraktur wirken - und somit unser Paar aus der Göttlichen Natürlichkeit in die reine Natürlichkeit geführt haben. So erscheint reine Natürlichkeit für die Menschen im Vergleich zu Göttlichkeit eher prominent und sehr häufig vertreten.

Die Geschichte weißt uns aber darauf hin, dass wir auch Göttlich (und doch darin natürlich) sein dürfen. Den Weg in diese Göttlichkeit mag sie offen lassen - allesfalls darauf hinweisen, dass irgendwann mal jemand diesen Weg zeigen mag (warum eigentlich nicht gleich die*der Verfasser*in?).

Heute dürfen wir in Göttlichkeit verstehen, dass eine vielleicht unbewusste oder quasi zwangsläufige Entscheidung in Richtung reiner Natürlichkeit etwas Göttliches ist: ein Moment von eigenem Freiheitsgrad. Damit steht beides gleichwertig nebeneinander (auch wenn es da so manches Ungleichgewicht geben mag).

Die Entscheidung in Richtung Göttlichkeit geht auch immer - eben nur eine Entscheidung, aber mit einer Veränderung der Attitude verbunden, entfernt.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:Hobby

Meinungen zum ,,Sündenfall" gibt es wie Sand am Meer und kommen aus den unterschiedlichsten Lagern. Größtenteils sind sie unbrauchbar, da ideologisch verfärbt und nicht textnah. So auch diese. Die Umdeutung der Paradiesgeschichte zur ,,Metapher" ist der modernen Theologie geschuldet, nachdem die auf spätbabylonischen Mythen basierenden Auslegungsmärchen der mittelalterlichen Bibeldeuter kläglich an der Realität gescheitert waren. Seitdem wird Bibellesern ein halbgarer Dualismus abverlangt: Entweder sie betrachten Adam und Eva als historische Persönlichkeiten UND körperlich erste Menschen ODER als bloße Symbolfiguren. Aber das ist eine Nebelkerze: Eine ,,historische Persönlichkeit" kann niemals der körperlich erste Mensch sein, egal wie früh sie gelebt haben mag oder wie gesichert ihre Existenz sein mag. Geschichtsschreibung benötigt ein entwickeltes Schriftsystem, was wiederum bestehende menschliche Existenz voraussetzt. Es ist irreführend, historisch mit ,,real existiert habend" gleichzusetzen. Das Gegenteil von historisch ist nämlich nicht mythologisch, sondern prähistorisch. Aus der Vorgeschichte liegen per Definition keine Schriftzeugnisse vor, aber das macht sie nicht weniger real.

In der biblische Geschichtsschreibung sind Adam und Eva also mit Fug und Recht die ersten historischen Persönlichkeiten. In der Frühphase der siebten Schöpfungsperiode (Gen. 1.31-2.3) treten sie als erstes aus der prähistorischen Gesamtmenschheit der sechsten Schöpfungsperiode (Gen. 1.26-31) in den historischen Vordergrund. Das Leitmotiv der Paradiesgeschichte ist nicht Schöpfung, sondern Landwirtschaft (Ackerbau). Wie die biblischen Chronologien gemeinsam mit der Edenbeschreibung ergeben, lebten Adam und Eva mitten in der Jungsteinzeit in einem der wichtigsten Zivilisationsherde der Welt: Südmesopotamien. Dort war damals die neolithische Revolution in vollem Gange. Nicht nur wird das nomadische Wildbeutertum gegen sesshafte Landwirtschaft (Gen. 2.15) eingetauscht und lose Siedlungsplätze gegen befestigte Städte, Stadtstaaten und Länder (siehe Edenbeschreibung).

Die neolithische Revolution begann also nicht erst nach der Vertreibung aus dem Paradies, sondern schon lange davor. Die ersten dieser Zivilisationen bildeten sich um Tempelanlagen (siehe auch Göbekli Tepe), die auch als Bäume bezeichnet wurden. Auch der ,,Baum der Erkenntnis" dürfte so ein Tempel gewesen sein. Das mit ,,essen" übersetzte Wort bedeutet verbrauchen, genießen und meint kein Anknabbern, sondern komplettes Aufbrauchen. Wahrscheinlich ging es um Ressourcen wie Energiequellen, die von befugten Personen (,,Elohim") verwaltet wurden und von Adam und Eva aufgebraucht wurden, was die Lebensbedingungen dramatisch verschlechterte. Die Vertreibung bzw. Flucht aus dem Garten Eden war die einzige Überlebenschance.

Die genaue Identität Nachaschs ist nicht zu klären, auch nicht seine Motivation. Sicher kann man nur sagen, dass er kein Tier war, denn ,,arum" (klug) wird in der Bibel niemals für ein Tier gebraucht. Verwirrung stiftet bisweilen die Aussage, dass er klüger war als alle anderen Tiere des Feldes. In den Übersetzungen hört sich das so an, als sei die Schlange das klügste Tier im Garten Eden. Die hebräische Formulierung meint aber einfach freie Felder außerhalb befestigter Einfriedungen wie dem Garten Eden. Dazu kommt, dass die Bibel bis auf die Gottebenbildlichkeit keinen wesentlichen Unterschied zwischen Mensch und ,,Tier" macht, siehe auch Pred. 3.18-20..

Bleibt noch die etymologische Herleitung: Nachasch leitet sich vom hebräischen Wort für Flüstern, Murmeln ab und wird öfter mit Wahrsager übersetzt. Möglicherweise war er also eine Art Seher, der den Wohlstand im Garten Eden neidete, in jedem Fall ein menschliches Wesen. Zu Recht hast du festgestellt, dass im Pentateuch kein Wort für Teufel vorkommt. Das ganze Alte Testament kennt keinen Teufel. Die Gestalt im Buch Hiob fungiert eher als ,,Staatsanwalt", denn als Bösewicht.

Buchtipp: ,,Auch Adam hatte eine Mutter" von Paul Hengge

,,Klima und Kulturen - Die Geschichte von Paradies und Sintflut" von Elmar Buchner

,,Das Tagebuch der Menschheit - Was die Bibel über unsere Evolution verrät" und ,,Die Wahrheit über Eva: Die Erfindung der Ungleichheit von Frauen und Männern" von Carel v. Schaik

Woher ich das weiß:Recherche

Tatsächlich stand die Frucht im übertragenen Sinn für Gottes Recht, festlegen zu dürfen, was richtig und falsch ist. Dieses Recht wollten die Menschen aber für sich beanspruchen, sie wollten sich also nicht mehr von Gott etwas sagen lassen, sondern losgelöst von ihm leben und selbst festlegen, was gut und was böse ist. Die Konsequenzen sehen wir heute noch: Leid, Elend, Krankheit und Tod. Und das alles, weil die Menschen auf die Lüge Satans gehört haben: Ihr werdet ganz bestimmt nicht sterben...

Auf Gott zu hören, bedeutete: NICHT von dem Baum zu essen! Daran hielten sich die Menschen nicht und tun es heute immer noch nur wenn es ihnen in den Kram passt.

Wenn der Sündenfall nur metaphorisch gemeint ist, dann ist Jesus Sühnenopfer nichtig - und damit die Grundlage des Christentums.

Wer will kann alles in die Bibel reininterpretieren was ihm so in den Kopf kommt!

Aber! Die Bibel gilt als Gottes Wort! Der gilt als allwissend, allmächtig und unfehlbar!

Damit ist es eigentlich gesagt!