Warum muss man sich eig. Outen und thematisieren, dass man schwul bi oder was auch immer ist, wenn es mittlerweile als normal angesehen wird?

21 Antworten

Es ist ein Unterschied, ob etwas akzeptiert wird, oder ob man etwas von Leuten erwartet.

Auch wenn man in der Regel heutzutage nicht mehr von den Eltern aus dem Haus geworfen wird, wenn man sich outet, so erwarten die Eltern trotzdem, das man hetero und cis ist. Gleiches gilt für Freunde, Kollegen, usw.

Und ich persönlich bin kein Fan davon, sich über 'Das ist mein Partner, XY' zu outen. Einfach weil, wenn die Reaktion doch schlecht ausfallen sollte, hat man dann seinen Partner da rein gezogen und er*sie muss sich dann das ganze auch noch mit anhören und wird am Ende genauso angebrüllt. Und 'sich von den Eltern des Partners anschreien lassen' gehört nicht zu den Dingen, die man in einer Beziehung dulden muss.

Und, um Outings als Trans kommt man gar nicht herum. Wie will man sonst Leuten seinen neuen Namen mitteilen?

Outing ist nicht nur, wenn man sich hinsetzt und eine 20minütige Rede darüber hält, wie wichtig einem seine Orientierung ist. Outing ist auch, wenn man sagt "Ach übrigens ich bin lesbisch/schwul/bi/trans/etc" und es dabei belässt. Outing ist, wenn man nichts sagt, sondern einfach nur eine Regenbogenflagge an seine Zimmertür hängt. Wenn man den Partner vorstellt.

Heteropersonen müssen sich nicht outen, weil so ziemlich alle davon ausgehen, dass sie hetero sind, wenn sie nichts anderes sagen. Ein Outing ist immer ein "Eure Vermutung, das ich cis/hetero bin, ist übrigens falsch". Was man nicht sagen muss, wenn die Vermutung richtig ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin bisexuell und nichtbinär & kenne viele andere 'Queere'.
wenn es mittlerweile als normal angesehen wird?

Wird es in vielen Kreisen nicht.

Hetero Personen outen sich auch nicht.

Weil die meisten Menschen davon ausgehen, dass ihre Mitmenschen hetero sind. Ja, es sind mehr Menschen hetero als nicht, aber trotzdem ist es doch falsch, einfach das eine anzunehmen.
Wäre es gesellschaftlich wirklich als normal angesehen, dann würde man einen Jungen/Mann nicht fragen, ob er eine Freundin hat, sondern ob er eine Freundin oder einen Freund hat.

Wenn andere mich sowas fragen, dann muss ich ja "nein, aber einen Freund" sagen, wenn ich ehrlich antworten will. Ich muss diese falsche Annahme dann eben korrigieren. Und zack - outing.

Warum muss man sich eigentlich outen?

Muss man nicht. Als bi-Frau habe ich das nie offiziell getan, hatte nie den Drang dazu verspürt und später dann festgestellt, dass es einfach so war, wie es heute immernoch ist. Mein Umfeld hat es step by step mitbekommen, hier und da mal vielleicht eine Frage gestellt, um "sicher" zu sein und das war's dann auch.

Und damit hatte ich Glück! DENN:

...wenn es mittlerweile als normal angesehen wird

DAS wird es eben bei Weitem noch nicht. Trotzdem erkenne ich den Sinn aktuell nicht dahinter, dass man die Grundlage seiner eigenen, persönlichen Sexualität auf Biegen und Brechen laut in die Welt rausposaunen muss.

Eromzak  09.02.2023, 15:53

Natürlich wirds nicht als normal angesehen weils eben nicht normal ist - ist haslt nunmal ne abweichung von der Norm. Der Umgang mit dir ist aber absolut normal wie du offensichtlich erlebt hast. Und das liegt einfach daran das du vll nicht die "normale" sexuallität hast, diese aber "normal" kommuniziert hast.

Der Grund warum Homosexulle belächelt werden oder das übermäßig zum Thema gemacht wird liegt ja daran das sie es selbst zum Thema machen und damit andere nerven, du tust das nicht, genauso wie die überwiegende Mehrheit der Heterosexuellen das eben nicht tut, und deswegen ist der Umgang mit dir auch völlig normal und akzeptabel.

So seh ich das.

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Eromzak  09.02.2023, 15:55
@SarahSchweiz

Die norm ist zwingend die Mehrheit. Schafe sind weiß, das ist die Norm, es gibt auch schwarze Schafe, das ist ne abweichung von dieser. Ist halt trotzdem ein Schaf.

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SarahSchweiz  09.02.2023, 15:58
@Eromzak

Männer und Frauen leben auf diesem Planeten zu einem Verhältnis von rund
1 : 0,97 Heisst: Es gibt unter allen Menschen etwa 70 Millionen mehr biologische Männer als Frauen. Sind Männer bezogen auf den Menschen jetzt die Norm?

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Frankenstein261  09.02.2023, 16:06
@Eromzak
Der Grund warum Homosexulle belächelt werden oder das übermäßig zum Thema gemacht wird liegt ja daran das sie es selbst zum Thema machen und damit andere nerven

Warum sagst du, dass sie es selbst zum Thema machen würden, wenn du selber sagst, dass der größte Teil das nicht tut:

genauso wie die überwiegende Mehrheit der Heterosexuellen das eben nicht tut

Wirkt halt im ersten Satz so, als seien alle Homosexullen selber schuld an blöden Kommentaren oder Auseinandersetzungen mit ihnen

LG

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Eromzak  09.02.2023, 16:08
@SarahSchweiz

Das ist ja ne minimale abweichung die - nebenbeibemerkt - nicht belegbar ist da die Datenlage auf die du dich beziehst ohnehin nicht korrekt ist (da nie alle menschen exakt gezählt und registriert wurden).

Anderes Beispiel: Autisten, die machen rund 1% aus, die sind nicht normal, weil die sind ja Autistisch. Wären jetzt 99% der Menschheit Autisten, dann wären sie Normal und die 1% wären die Autisten. Weil hier das Problem rein auf abweichung der Norm besteht. Der typische Autist hätte in einer Gesellschaft bestehend aus Autisten im Kern kaum ein Problem, weil seine Probleme durch das missverstande verhalten seiner selbst gegenüber der Mehrheit entsteht.

Wir können uns doch darauf einigen das die überwiegende Mehrheit (nicht knapp mehr als die hälfte) Heterosexuell ist - weil das eben Biologisch so auch erdacht ist (wären alle Homosexuell würden wir ja aussterben). Mich wundert schon das du das dann nicht als Normalität anerkennst. Mir scheint du hast ein Problem damit das ich dich dadurch nicht zur Norm zähle, und die wahrheit ist das bist du eben auch nicht. Das Problem ist nur das du das als abwertung nimmst, das ist es nicht. Ich bin auch nicht normal - das heißt aber nicht das ich nicht in der Welt zurechtkomme die eben aus normalität besteht, man braucht nur andere Strategien, und deine scheint ja auch zu funktionieren, als warum sollte es uns stören?

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Eromzak  09.02.2023, 16:11
@Frankenstein261

Herr Frankenstein,

das eine ist eine betrachtung dessen was ich sehe und das andere eine Antwort auf ihre Aussage. Das gehört nicht zusammen und ist textlich auch getrennt.

Wie das wirkt weiß ich nicht, ich weiß nur was ich geschrieben habe. Alle hab ich aber nicht impliziert - alleine schon weil ich erkannt habe das sie das nicht tut. Fakt ist: Viele tun es und aus meiner Sicht ist das eben kontraproduktiv. Stell dir einfach vor eine andere Gruppe würde das selbe verhalten an den Tag legen, dann würdest du die auch belächeln....

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Ich finde nicht dass man das muss. Vielen ist es vielleicht ein Bedürfnis, damit Familie und Freunde einfach wissen woran sie sind. Also wenn Mama ihren Sohnemann immer auf mögliche Freundinen anspricht, oder Freunde einen verkuppeln wollen. Aber ansonsten hat das eigentlich niemanden zu interessieren.

Man denkt, man muss es machen. Weil einem eingeimpft worden ist, man sei eine Art Verbrecher oder Aussätziger. Man denkt auch, dass die Mitmenschen dieser Auffassung sind. Durch sein Outen hofft man auf so etwas wie Absolution.

Dass bräuchte man alles nicht, wenn es als normal angesehen würde. Das ist es aber noch nicht genügend.