Ich bin Schwul: Soll ich mich outen oder nicht?

11 Antworten

Guten Abend,

Heteros outen sich auch nicht. Also wieso du? Ich bin selber lesbisch und hab irgendwann einfach meine Freundin mitgebracht. Was meine Eltern gemacht haben? Naja den Grill angeschmissen, schmeckt doch jedem. 😉 Wenn du bald nen Freund hast, congratulations und bring ihn einfach mit nach Hause zum vorstellen. Ich find sowas angenehmer als an die große Glocke zu hängen mit welchem Geschlecht du am liebsten schläfst.

Wenn deine Eltern Homophobie Tendenzen haben ist es natürlich scheiße aber vergiss nicht das die eigene Sexualität egal in welchem Rahmen (außer fernab der Gesetze wie Pädophile) ein GRUNDRECHT ist und dir zusteht frei auszuleben. Du hast das Recht auf selbstbestimmte sexuellen Freiheit also in diesem Sinne. Mach dir darüber keine Gedanken.

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Sich zu outen ist kein Muss. Wenn du trotzdem outen willst, warte auf das richtige Moment, in dem du dich sicher fühlst. Deine Sicherheit ist das Wichtigste. Nimm dir Zeit, deine sexuelle Orientierung zu erkunden und akzeptieren. Die Entscheidung, sich zu outen, liegt bei dir und sollte dann getroffen werden, wenn du bereit bist und die Umstände es zulassen.

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Ich verstehe immer nicht, warum man sich outen muss. Wer will und muss es wissen? Kein Heterosexueller käme auf die Idee, sich zu outen. Deine Eltern werden irgendwann registrieren, dass du keine Frau mit nach Hause bringst. Nun ja, das ist halt so. Falls du einen Mann finden solltest, der dir gefällt, den du deinen Eltern vorstellen würdest, akzeptieren sie es oder nicht. Sie stehen zu dir oder nicht, es muss jeder mit sich selber ausmachen: Stehe ich zu meinem Kind oder nicht? In einigen Jahren wirst du vermutlich auf eigenen Füßen stehen.

Du musst dich in dieser Hinsicht vor niemandem rechtfertigen.

Garlond  04.03.2024, 20:39

Ich verstehe immer nicht, warum man das nicht kapiert, dass kein Mensch je hinterfragt ob jemand Hetero ist. Man geht einfach immer davon aus. Und natürlich outen sich auch Heteros, wenn sie in irgendeiner Weise zu erkennen geben, dass sie auf das andere Geschlecht stehen.

Ist das wirklich so schwer zu verstehen?

Auch was du da beschreibst, 'jemanden mit nach Hause bringen und klar machen, dass das ein Partner ist und nicht nur ein Freund' ist outen.

Woher kommt diese Vorstellung, dass es bei Homos anders sein soll?

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Christian314  04.03.2024, 21:07
@Garlond

Dass, was du schreibst, verstehe ich wirklich nicht ganz. Nehmen wir an, irgendwann im Leben von Julius taucht für ihn ein Geliebter auf und seine Eltern leben noch bzw. sie und ihr Sohn haben sich nicht aus anderen Gründen entfremdet. Dann muss man als Sohn doch keine großen Worte und Erklärungen machen. Die Eltern lernen diesen Herrn kennen. Jetzt denken sie entweder, es sei ein normaler Freund oder ein Geliebter. Das können sie doch halten wie sie lustig sind, irgendwann checken sie es unter Umständen. Die Information gleitet sozusagen in ihr Leben. Das ist kein Outen. Wenn sie heiraten wollten, könnten sie es ihren Eltern mitteilen.

Outen klingt so nach schlechtem Gewissen, quasi so als hätte man einen Mord begangen und man möchte es seinen Eltern nun sagen, um wieder ruhig schlafen zu können.

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Garlond  05.03.2024, 08:49
@Christian314
Outen klingt so nach schlechtem Gewissen, quasi so als hätte man einen Mord begangen und man möchte es seinen Eltern nun sagen, um wieder ruhig schlafen zu können.

Aber das ist es nun mal nicht.

Coming-out oder Comingout (englisch für „herauskommen“, sinngemäß „absichtliches, bewusstes Öffentlichmachen“; kurz zu coming out of the closet, englisch für „aus dem Schrank herauskommen“) bezeichnet den Prozess einer Person, sich selbst ihrer sexuellen Identität oder ihrer Geschlechtsidentität bewusst zu werden und diese im privaten oder öffentlichen Kreis zu bekennen, wenn diese von der gesellschaftlich festgelegten Geschlechterrolle abweicht, das aber vorher nicht bekannt war oder nicht bekannt sein sollte.

Es ist im ersten Schritt erstmal die Selbstakzeptanz (Inneres Outing). Und im zweiten Schritt die Offenbarung gegenüber anderen. Mit den Effekten:

  • Nicht mehr ständig gefragt zu werden, wann man denn man eine Freundin mit nach hause bringt.
  • Ein Zeichen setzen für Leute, die ähnliche Gefühle haben, aber nicht zu einem inneren Outing kommen, weil sie Angst haben ausgegrenzt zu werden. Wenn man sieht das andere dazu stehen, dann fällt es einem leichter sich selbst zu akzeptieren, wie man ist. Gerade wenn man nicht der 08/15 Vorstellung einer heteronormativen Gesellschaft entspricht.
  • Nahestehende Personen nicht ins kalte Wasser zu stoßen und das Outing nicht in erster Linie durch einen unmissverständlichen Kuss mit dem Partner durchzuziehen.
  • Unterstützung erhalten, da die Welt ja sehr offensichtlich noch nicht so ganz bereit ist, das als Normal anzusehen.
  • Gefühle gegenüber nahestehenden Personen zu offenbaren, weil wir eben alle Menschen sind und keine Roboter.

Sich outen ist eben nicht das was alle mitkriegen, weil es jemand im Fernsehen oder gegenüber einer sehr großen Öffentlichkeit macht, sondern jeder einzelne Hinweis auf die eigene Person bezogen ist ein outing. Und Heteros machen das auch, indem z.B. ein Junge einem Mädchen hinterherguckt.

Wir leben nun mal in einer Zeit, in der durch die Medien jede Information sofort überall auf der Welt abrufbar ist. Und dementsprechend bekommt man es halt mit, wenn sich bekannte Leute outen. Aber das ist doch kein Prototyp fürs Outing.

Die Eltern lernen diesen Herrn kennen. Jetzt denken sie entweder, es sei ein normaler Freund oder ein Geliebter. Das können sie doch halten wie sie lustig sind, irgendwann checken sie es unter Umständen.

Und das ist genau der Punkt. Glaubst du wirklich, dass es keinen Unterschied macht, ob man als Junge ein Mädchen oder einen Jungen mit nach Hause bringt?

Wenn dein Sohn ein Mädchen mitbringt, dann denkst du in erster Linie daran, dass sie nur eine Freundin ist und die beiden zusammen Schach spielen. Und wenn er einen Jungen mit nach Hause bringt, dann ist dir direkt klar, dass du besser nicht störst, wenn die beiden auf ihrem Zimmer sind, weil sie vielleicht gerade miteinander kuscheln.

Wirklich? Meinst du nicht eher es ist genau umgekehrt?

Und vielleicht mag das für dich nicht zutreffen, aber manche Leute sehen einen Partner als Teil der Familie und möchten ihne eben auch als solche verstanden wissen. Dazu muss der Rest der Familie schon wissen was Sache ist.

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Du musst es deinen Eltern nicht erzählen wenn du es nicht willst oder Vorbehalt davor hast. Um Freunde zu finden suche auch in bestimmten Gruppen danach wie zB auf Facebook. Probiere aber auch in Jugendzentrum, Männersaunas. Bars und Cafes die als Schwulentreff bekannt sind. Gehe auch auf FKK um dort Männer zu treffen.

Wenn du das nicht einschätzen kannst, wäre das vielleicht eine Idee, deine Eltern erstmal langsam an das Thema ranzuführen... z.B. im Gespräch einen Schauspieler oder so erwähnen der schwul ist, oder einen Film zusammen gucken wo "zufällig" 2 Männer die zusammen sind vorkommen.. um rauszufinden, wie die dazu stehen.

Ansonsten würde ich einfach auf einen passenden Moment warten, und dich dann mit denen zusammen hinsetzen. Ist natürlich immer gruselig, aber nimm deinen Mut zusammen und dann kriegst du das hin.
Man weiß natürlich nie wie die Reaktionen sind.. also könnte auch negativ sein. Damit muss man natürlich rechnen.

Ich wünsch dir viel Erfolg :)