Wie steht ihr zur Jagd?
Meine Perspektive:
Ich mache aktuell meinen Jagdschein und stehe somit hinter der Jagd. Aus ethischen Gründen lehne ich "Hobbyjagd" und Trophäenjagd aber ab. Für mich geht es hier rein um den Tierschutz und Landwirtschaftsschutz. Quasi ein Job, der leider immer nötiger wird.
Ich habe viele Videos gesehen, wo aus Lust und Laune geschossen wurde, oder auch fragliche Methoden zum Einsatz kamen. Ich habe für mich entschieden, den Jagdschein zu machen, um es besser zu machen, als viele andere in dieser Branche.
- Wie seht ihr das Ganze?
- Könntet ihr Jäger werden?
28 Stimmen
10 Antworten
Ich halte sie für absolut legitim und allemal besser als Massentierhaltung.
"Notwendig" ist sie wahrscheinlich auch, weil die Natur inzwischen leider so kaputt ist, dass die Tierwelt sich nicht mehr selbst reguliert. Lieber wäre mir allerdings eine intakte Natur, die von selbst im Gleichgewicht steht. Aber das ist zumindest für Mitteleuropa wohl nur ein Wunschtraum.
Was mich tatsächlich ärgert, ist dass hunderttausende schöne Fuchspelze jedes Jahr weggeworfen werden müssen, weil Pelzkleidung inzwischen als No go gilt. Das hat weder mit Tierschutz noch mit Nachhaltigkeit etwas zu tun.
Da muss ich dir zustimmen, es ist mittlerweile so schwer, alles von den Tieren zu verwenden. Es ist schade, das sowas dann weggeworfen werden muss.
Ich persönlich finde sowas wie Trophäen Jagden einfach nur schlimm, und traurig. Die normale (notwendige) Jagd finde ich ok, da es ja dem Wald dadurch besser geht, und ja nur das "überschüssige" gejagt wird
Ich hätte ehrlich gesagt lieber „Ich lehne sie grundsätzlich ab“ ausgewählt, aber leider hat sich der Mensch dermaßen in der Natur eingemischt, dass sie sich nicht selbst regulieren kann. Dafür haben wir einfach zu wenig Raubtiere in Deutschland. Und der Wolf wird ja auch immer mehr gehasst, obwohl es Ziel war, ihn in Deutschland zu etablieren. Er war ausgestorben, die Leute wollten ihn zurück und jetzt soll er am liebsten wieder weg. Typisches Denkmuster bei uns dummen Menschen.
Hobbyjagd bzw. Trophäenjagd lehne ich aber ab. Für mich machen sowas nur hirnlose, abartige Menschen, die psychische Defizite haben und diese durch feigen Mord an wehrlosen Tieren kompensieren wollen.
Ich selbst könnte definitiv keine Jägerin werden. Ich wäre die schlechteste auf dem ganzen Planeten. Wobei man natürlich auch sagen muss, dass Jäger viele gute Dinge tun. Hatte erst vor ein paar Tagen ein Bericht darüber gelesen, dass ein paar Jäger dabei geholfen haben über 100 Bambis zu retten. Ein Bauer wollte sein Feld mähen und vorher wurden die Felder mit Drohnen mit Wärmebildkameras gescannt. So konnten die Tiere gerettet werden, bevor der Bauer mit seinem Traktor das Feld gemäht hat.
Die Jagd ist in unserer Kulturlandschaft wichtig und notwendig. Mehr dazu habe ich bereits hier geschrieben:
https://www.gutefrage.net/umfrage/wie-steht-ihr-zum-thema-jagen#answer-578855543
Und gerade Du als angehender Jäger solltest eigentlich besser wissen, das Deine eigenen Worte wie "Hobbyjagd" und Trophäenjagd" so keinen Sinn manchen, weil es beides in dem Sinne so hier nicht gibt.
Zum Thema "Hobbyjagd":
Der überwiegende Großteil der Jäger macht das nicht als Beruf von dem er lebt. 99,x% der Jäger machen das ohne dafür bezahlt zu werden, im Gegenteil: Sie zahlen dafür. Sie jagen also (wenn Du es so nennen willst) alle als "Hobby". Wir haben nur sehr wenige Berufsjäger, die damit ihren Lebensunterhalt bestreiten. Und derjenige der es nicht als Beruf ausübt (also wenn Du so willst der "Hobbyjäger") macht nichts Anderes und jagd nach den selben Regeln und Gesetzen wie derjenige der dafür von einem Anderen bezahlt wird.
Mehr dazu hier:
Gleiches gilt für Dein Wort "Trophäenjagd":
Es gibt in Deutschland (und auch in sehr vielen anderen Stellen der Welt, inklusive Afrika) kein Wild das "nur wegen der Trophäe" gejagt und erlegt wird und das ansonsten nicht erlegt worden wäre. Es dient der Populationskontrolle, egal ob das Tier eine große "Trophäe" trägt oder nicht.
Mehr dazu siehe hier:
https://www.gutefrage.net/frage/was-haltet-ihr-von-trophaeen-jagd#answer-370927604
Sorry, wird als Antwort wieder ein längerer Text, aber ich weiss nicht, wie ich es mit Hintergründen kürzer erklären soll…
Mit "Hobbyjagd" meinte ich nicht die Ausführung der Jagd (Hobby oder beruflich), sondern, dass es anscheinend vielen mehr um den Spaß am erlegen geht, als um den Schutz von Tier und Landwirtschaft. "Jagen aus Spaß" quasi.
OK, alles kar. Ich wollte Dich auch nicht damit angreifen / kritisieren. Ich wollte das nur (auch für die Mitleser) klarstellen, damit da keiner falsche Vorstellungen hat, wenn er das liest. 👍
Zum Thema "Spaß bei der Jagd haben":
Wenn ein Jäger die Jagd ausübt, dann macht er das sicher nicht, weil er da keine Lust zu hat und weil er es ganz fürchtertlich findet.
Aber nur weil er Freude daran hat macht es die Sache oder die betreffende Person noch lange nicht "verwerflich" oder "böse". Keiner macht in seiner Freizeit mit großem zeitlichem und finanziellen Einsatz über Jahre etwas, was er überhaupt nicht mag.
Die Jagd wird von Leuten im Normalfall über viele Jahre (oft Jahrzehnte oder das ganze Leben) ausgeübt und aus ihrem privaten Portmonnaie finanziert. Und von der ganzen Zeit die man dafür aufwendet ist nur ein einzelner (sehr geringer) Teil der Moment in dem man auch mal ein Stück Wild erlegt (also "ein Tier tötet").
Glaubst Du ernsthaft, dass irgendwer da zigtausend(!) Euro seines Geldes über Jahre in den Wald trägt, sein ganzes Leben auf das Thema ausrichtet (Kleidung und Ausrüstung, Fahrzeug, Infrastruktur zu Hause zur Verarbeitung und Kühlung des erlegten Wildes etc. müssen ja alle erstmal angeschafft und betrieben werden) und die Jagd wirklich "lebt" das auf Dauer durchhält, nur weil er ein paar mal im Jahr innerhalb einer Sekunde einmal "Peng" machen kann? - Das Durchhaltevermögen hat Keiner auf Dauer. Um wirklich Jöger zu sein musst Du Enthusiast sein, Dir muss wirklich etwas an der ganzen Sache liegen.
Dazu habe ich hier auch schonmal etwas geschrieben, da habe ich versucht zu erklären, was man selber dabei empfindet:
Und ja, hier sind Trophäenjagden verboten. Aber auf Social Media findest du tausende Profile von Jagden, die genau auf sowas aus sind. Meistens reisen dabei Amerikaner oder Europäer nach Afrika, wo das eine Art Wirtschaftszweig ist.
OK, verstehe. Aber täusche Dich da nicht. Wir reden hier schliesslich nicht von illegaler Jagd (denn das ist ja, wie der Name sagt, illegal und somit Wilderei und auch dort eine Straftat) sondern von offizieller, erlaubter Jagd. Und das auch in Afrika inzwischen anders, die wird auch da kontrolliert. Dazu habe ich hier ebenfalls schonmal etwas geschrieben, am Beispiel von Botswana weil das vor einiger Zeit schonmal in dem Medien war, und deshalb hier zum Thema wurde, siehe hier:
oder hier, etwas Genereller:
Naja, und was man an Sachen auf Social media sieht…
Die Heinis dort tun allen Jägern und der Jagd mit ihren Darstellungen keinen Gefallen, wenn sie sich da als irgendwelche "am laufenden Band Tiere erlegenden Schützen" darstellen, sieht du ja an Deine eigenen Reaktion. Und da halte ich auch nichts davon, denn die versauen das Ansehen der Jagd für alle Jäger, die wirklich im Revier arbeiten und viel für die Tiere tun.
In den betreffenden Filmen siehst Du das alles aber nicht, das soll ja "noch aufregender sein" und "Klicks bringen". Da sieht man nur am Laufenden band das "Peng" und alles was in Wirklichkeit dazu gehört wird da nicht erklärt/gezeigt.
Hier habe ich mal was dazu geschrieben, was es alleine bedeutet ein einziges Reh zu erlegen und was da alles vor und nach der Jagd passiert außer dem "Peng":
https://www.gutefrage.net/frage/was-macht-man-nach-dem-jagen#answer-517462775
Die betreffenden Leute auf Social Media vermitteln davon aber ja kein "echtes" Bild wie die Jagd im Normalfall gelebt und durchgeführt wird. Solchen Darstellungen stehe ich also - genau wie Du - auch kritisch gegenüber. 👍
Dass man Spaß am Jäger-sein hat ist natürlich nicht verwerflich. Die Jagd ist ja auch nur ein kleiner Teil davon und gehört eben dazu. Solange man das naturbewusst umsetzt ist das ja auch klein Problem. Am Ende ist es ja eine Art teures Hobby. Ich kriege nur immer die Krise, wenn da in Videos Leute mit einem breiten Grinsen sagen: "So, wir gehen jetzt mal dies und jenes erlegen." - Du checkst?
Es wird fast schon propagiert, dass es sich rein um Tiere töten handelt. Obwohl das doch wohl der kleinste Teil des Jobs ist. Revierpflege, Ansitzen, Pirschwege bauen (...) sind viel wichtiger. Ich denke aber auch, die meisten die solche Videos schauen wollen auch einfach sehen, wie jemand schießt. Oder wie man mit den Waffen umgeht ... (Kann man ja schon nachvollziehen, ist nur Schade.)
Zu diesen Jagden in Afrika: Das aktuellste Video von den Trophäenjagden war bei mir vor ca. nem halben Jahr - das sah da schon noch etwas problematisch aus. Hat sich das überall gewandelt? In dem Video war Thema, dass viele Regierungen das hinnehmen, weil es viel Geld einbringt, was die ja brauchen.
Ich kriege nur immer die Krise, wenn da in Videos Leute mit einem breiten Grinsen sagen: "So, wir gehen jetzt mal dies und jenes erlegen."
Ja, wie gesagt, das finde ich auch nicht gut.
Ich denke aber auch, die meisten die solche Videos schauen wollen auch einfach sehen, wie jemand schießt. Oder wie man mit den Waffen umgeht ... (Kann man ja schon nachvollziehen, ist nur Schade.)
Ja, genau.
Zu diesen Jagden in Afrika: Das aktuellste Video von den Trophäenjagden war bei mir vor ca. nem halben Jahr - das sah da schon noch etwas problematisch aus. Hat sich das überall gewandelt?
Ich kann es Dir natürlich auch nicht für jedes einzelne Land genau sagen, dazu fehlen mir auch die Infos. Aber in vielen Gegenden ist es da eben wirklich nicht mehr so.
In dem Video war Thema, dass viele Regierungen das hinnehmen, weil es viel Geld einbringt, was die ja brauchen.
Ja, klar. Die brauchen das Geld tatsächlich. Aber davon wird eben auch oft der Tierschutz und die Wildhüter dort vor Ort finanziert.
Es gibt einen Podcast zum Thema Jagd von einem Wildbiologen, der ist wirklich interessant und mit viel Fachwissen gespickt. Der Podcast heisst "Jagdcast". Da gab es mal eine Folge wo er einen entsprechenden Interviewpartner aus Afrika hatte, der erzählt hat wie das in seinem Land aussieht (diese Folge ist auf Englisch, weil der natürlich kein Deutsch sprach):
JAGDcast #115 (special edition): The biggest threat to african wildlife …
Wenn Tiere zum ernsthaften Problem werden, finde ich es ok, sonst nicht.
Außer nervigen Insekten könnte ich keine Tiere töten.
Mit "Hobbyjagd" meinte ich nicht die Ausführung der Jagd (Hobby oder beruflich), sondern, dass es anscheinend vielen mehr um den Spaß am erlegen geht, als um den Schutz von Tier und Landwirtschaft. "Jagen aus Spaß" quasi.
Und ja, hier sind Trophäenjagden verboten. Aber auf Social Media findest du tausende Profile von Jagden, die genau auf sowas aus sind. Meistens reisen dabei Amerikaner oder Europäer nach Afrika, wo das eine Art Wirtschaftszweig ist.