1984 von George Orwell ist für mich ein extrem wichtiges Werk – nicht, weil es eine Art Prophezeiung wäre, wie es manche Verschwörungstheoretiker darstellen, sondern weil es eine kluge und erschreckende Warnung vor totalitären Systemen ist.
Orwell zeigt, was passieren kann, wenn ein Staat komplette Kontrolle über Information, Sprache und Denken erlangt – und dabei ist es ihm völlig egal, ob das System sich kommunistisch, faschistisch oder religiös nennt. Er war selbst demokratischer Sozialist und hat sowohl den Nationalsozialismus als auch den Stalinismus scharf kritisiert.
Besonders interessant finde ich, wie er zeigt, wie Sprache zur Manipulation eingesetzt werden kann (Stichwort „Neusprech“) und wie gefährlich es ist, wenn Wahrheit relativiert oder rückwirkend umgeschrieben wird. Das ist heute relevanter denn je – gerade im Zeitalter von Desinformation und Social Media.
Was ich aber ganz klar ablehne, ist der Versuch mancher Leute, das Buch als Beweis für eine angebliche heutige Verschwörung oder Systemkritik zu instrumentalisieren. Wer sowas behauptet, hat Orwells Intention entweder nie verstanden oder verdreht sie bewusst.
Kurz: Ein starkes, gutes Buch – aber man muss es im historischen und politischen Kontext lesen, nicht als Verschwörungs-Kristallkugel.