Wie geht ihr mit eurem Bedürfnis nach Kontrolle um?
Das Bedürfnis nach Kontrolle resultiert aus dem Wunsch, dem Unvorhersehbaren weniger ausgeliefert sein, mehr Einfluss auf den (unserer Meinung nach) positiven Verlauf des Lebens zu haben.
Wir sind nicht nur dem Wetter ausgeliefert (was einst unsere Ernten zerstören konnte und damit existenziell bedrohlich war) sondern auch den Gefühlen anderer Menschen, deren Reaktionen auf uns, fühlen uns als Arbeitnehmer manchmal hilflos gegenüber der Willkür der Vorgesetzten, halten es nicht aus wenn unser Kind Dinge tut, Erfahrungen macht von denen wir denken, sie seien schlecht bzw nachteilig für sie...
Und oft kontrollieren wir andere und uns selbst (zwanghaftigkeit), gehen zu weit- vergessen dabei, dass uns diese Haltung sehr viel Lebenslust und Leichtigkeit nimmt.
Lebt ihr euer Kontrollbedürfnis unreflektiert aus oder versucht ihr, Akzeptanz gegenüber dem Lauf der Dinge und Vertrauen ins Leben zu haben?
Was genau oder wen möchtet ihr in eurem Leben mehr kontrollieren?
9 Stimmen
5 Antworten
Ich lebe minimalistisch und habe mich von einem Großteil meines materiellen Besitzes getrennt. Somit kann weder der Besitz mich kontrollieren, noch bin ich in der Verantwortung, meinen Besitz kontrollieren zu müssen.
ich meditiere täglich und mir ist bewusst das alles vergänglich ist. Von jetzt auf gleich können Krankheit, Zerstörung und Tod eintreten. Das ist eben das allgemeine Lebensrisiko: Es könnte sein, dass man irgendwann mal stirbt. ;-)
Aus diesem Grund bin ich relativ gelassen - manche Dinge unterliegen einfach nicht meiner Kontrolle und es ist auch nicht immer sinnvoll, Kontrolle um jeden Preis erlangen zu wollen. Da kann man dann nur die Arme ausbreiten und Akzeptanz üben.
Ich merke in meinem Alltag, gerade auch im Beruf, dass ich ziemlich gut darin bin, mit Konflikten umzugehen. Meditation war der Schlüssel dazu, daraus haben sich dann alle weiteren Haltungen und Strategien ergeben.
Die Kollegen haben sich auch damit arrangiert, dass ich in manchen Dingen etwas "anders" bin und beispielsweise kein Interesse an bestimmten Dingen habe - dafür können sie sich aber zu 100% auf mich verlassen, wenn es drauf ankommt. Das wissen sie auch.
Ist die Fähigkeit, sich besser von seinen Gefühlen distanzieren zu können und die Dinge so objektiver und ruhiger betrachten zu können, welche die Meditation in dir geschult hat?
Ich würde nicht sagen, dass man sich "distanziert".
Man akzeptiert sie und lässt ihnen Platz, ohne sich mitreißen zu lassen. Man weist nichts zurück ("Dieses Gefühl will ich nicht") noch steigert man sich hinein ("Ohne ihn kann ich nicht leben!"). Sie sind in Ordnung, so wie sie sind.
Wichtig ist, nicht im Widerspruch zu sich selbst zu leben. Wenn du eine aktive Person bist, zwinge dich nicht zur Ruhe. Bist du eine ruhige Person, zwinge dich nicht zur Aktivität. Es gibt einen Mittelweg.
Ja, das ist im Wesentlichen das "Ergebnis" der Meditation.
Ich kann dies seit Jahren nicht fassen...entweder ich fühle ein Gefühl und beobachte die damit zusammenhängenden aufkommenden Gedanken von denen ich mich durchaus distanzieren will und kann. Oder ich lasse das Gefühl nicht länger zu und widme mich der Betrachtung der rationalen Aspekte der Thematik. Weiß nicht wie ich es besser ausdrücken soll...also ein Gefühl fühlen und damit zusammenhängende Gedanken zulassen und sich gleichzeitig in diesem Fühlen 'nur beobachten' und nicht 'in diese Gefühle gehen' ist für mich nicht möglich. So wie in der Meditationsanleitung oft ausgedrückt wird: 'Du bist nicht diese Gedanken und Gefühle, beobachte sie nur.' Entweder ich fühle oder ich betrachte, entweder ich denke oder ich distanziere mich von den Gedanken udn reflektiere sie-ich kann nicht beides gleichzeitig! Evntl habe ich da einfach einen Knoten mit den Begrifflichkeiten...ich wechsel von Zustand zu Zustand-diese Gleichzeitigkeit scheint mir nahezu unvereinbar.
Aber ich habe ja meinen Erfolg mit meiner Praxis, also sollte ich mir evntl nicht so viel Gedanken darum machen.
Wichtig ist, nicht im Widerspruch zu sich selbst zu leben. Wenn du eine aktive Person bist, zwinge dich nicht zur Ruhe. Bist du eine ruhige Person, zwinge dich nicht zur Aktivität. Es gibt einen Mittelweg.
Sehr schön ausgedrückt! Ich würde es sogar so weit ausdehnen, dass man sich den jeweiligen spontanen Bedürfnissen des Körpers und des Psyche widmet- so ist es ein tägliches Wechselspiel von Aktivitität und Ruhe. Ich glaube jeder braucht eine gesunde Balance dieser Aspekte. Und manchmal ist es auch durchaus nötig, sich in gewisse Zustände durch seinen Willen zu bringen, Faulheit und Überwindungshürde trotzdend. Denn dies kann die Energie sein, welche einem gerade fehlt um gewisse Prozesse in sich zu aktivieren. Z.B. hilft es Getriebenen Menschen sich zur Meditation 'zu zwingen'. Oder sehr ruhige Menschen sollten sich auch gelegentlich in energetische Zustände bringen, um ihre Lebenssäfte in Bewegung zu bringen. :) Doch gegen seine Intuiton zu handeln und sich aus den falschen Gründen (z.b. Anforderungen, Erwartungen im Außen) zu zwingen halte ich für destruktiv.
Manchmal hilft ein anfänglicher Zwang, eine Anstrengung um zu lernen, was gut für einen ist...
Mein Kontrollbedürfnis in Bezug auf mich, also meine Taten ist leider recht groß, sogar schon Richtung zwanghafter Tendenzen. Da ich Angst habe Fehler zu machen, neige ich eben dazu, alles auf Richtigkeit zu kontrollieren. Ich arbeite daran, in dem ich aktiv diesen Gedanken der Zweifel nicht nachgehe und einfach diese Unsicherheit zulasse. Man kann nicht alles kontrollieren und perfekt machen.
In Bezug auf Dinge, wie das Wetter oder wie sich andere Menschen gegenüber mir verhalten, bin ich relativ entspannt, da ich hier tatsächlich keinen Einfluss habe bzw. bei Menschen zum Teil. Ich habe jedoch nicht das Bedürfnis, Menschen zu kontrollieren, da jeder selber dafür verantwortlich ist.
Da hast du wirklich recht, nur leider hat man mir nicht immer das Gefühl gegeben und daher bin ich auch etwas perfektionistisch.
Ich versuche, meine Emotionen zu kontrollieren, sowie meine Mitmenschen. (nur positiv, z.B. mit Komplimenten)
ah, interessant. Ich selbst würde dieses Verhalten der Beeinflussung eher Bestärkung nennen als Kontrolle. Für mich hat Kontrolle etwas davon, dass man primär selbst einen Nutzen aus der Beeinflussung des Menschen ziehen will...aber ja, dies mischt sich wohl oft miteinander
Gerade Kleinkinder kann man sehr gut kontrollieren. Ich bin Jugendleiter und da ist das sehr nützlich.
Ich hasse es, kontrolliert zu werden. Das ist ein Zeichen von Misstrauen. Ebensowenig käme ich auf die Idee, andere zu kontrollieren. Was soll das?
ich wurde kontrolliert und habe es gehasst
sehr weise Einstellung! :) Hilft dir deine Praxis und Denkweise somit auch, entspannter mit zwischenmenschlichen Konfliktsituationen umzugehen?
Und noch aus Interesse: Hat dir Meditation sehr geholfen, dieser Gelassenheit näher zu kommen?