3 Antworten
Anmerkung: Meine Antwort gilt für Autismus, da ich mich im Prinzip nur damit wirklich gut askenne. Kann so oder so ähnlich jedoch sicherlich auch auf andere neurodivergente Menschen angewandt werden. Meine Antwort gilt auch für Personen, die "merklich anders/behindert" sind. Ausgrenzung, Diskriminierung und generell Ableismus sind nie gerechtfertigt.
Weiter im Text:
Ja.
Jeder, der das Gegenteil behauptet, ist nicht selber autistisch/behindert/neurodivergent. Selbst autistische (etc.) Menschen, die tatsächlich bislang niemals Ausgrenzung oder generell Ableismus erfahren mussten, können sicherlich alle ihre Hand dafür ins Feuer legen, dass nur, weil sie selber es bisher nicht erfahren haben, das nicht heißt, dass es andere (Autisten etc.) nicht tun.
Ich wundere mich, weshalb hier einige Leute, die diese Frage beantwortet haben, selber (allem Anschein nach) keine Autisten sind ... Ja, HeinrichRübenklotz (spontan ausgedachter Beispielname), natürlich denkst du, wir Autisten würden nicht ausgegrenzt werden oder es wäre nicht so schlimm oder es wäre unsere Schuld. Du musstest es ja selber noch nie erleben. Du bist ja selber kein Autist!
Und schon wieder könnte ich nun das Double-Empathy-Problem heranziehen.
Das kommt auch daher, dass diese Frage leider an alle addressiert war und nicht nur an uns Autisten (vielleicht auch absichtlich). Aber es ist so, als würdest du mich fragen, ob und wie stark z.B. ... kleinwüchsige Menschen diskriminiert, ausgegrenzt werden.
Das weiß ich nicht. Ich kann schätzen, aber ich weiß es nicht. Denn ich bin selber nicht kleinwüchsig (mit meinen 1,50m jedoch ziemlich klein, aber für eine Frau ist das trotzdem nicht kleinwüchsig) und daher fehlt mir natürlich die "lived experience", wie es im Englischen heißt (Keine Ahnung, wie ich das am besten übersetzen soll - "gelebte Erfahrung", eventuell?).
Für solche Themen braucht's halt First-Hand-Experience und keine Second-Hand-Experience.
Und ich denke, keiner, der sich wirklich für das Thema Ableismus interessiert (Das müssen nicht nur behinderte/neurodiverse Menschen sein) und diesen auch selber in der einen oder anderen Form erlebt und/oder selber die Erfahrungsberichte von anderen Autisten o.Ä. liest, sich generell stark mit der Thematik auseinandersetzt, würde jemals auf die Idee kommen, zu behaupten, dem wäre nicht so oder dass es unsere Schuld als Autisten wäre.
Getreu dem Motto: Wer sucht, der findet. Und wer sich wirklich dafür interessiert, der sucht.
Dieses Argument von wegen, wir würden uns selber ausgrenzen, ist auch sehr empathielos. Verständnislos. Mit drei Sekunden Nachdenken sollte jeder darauf kommen. Ich mache das ganz einfach:
-> Person kommt wo hin, verhält sich ganz normal autistisch, tut niemandem weh
-> Person wird daraufhin komisch behandelt (Mobbing usw.)
-> Person merkt das und wird ängstlicher
-> Person zieht sich mehr und mehr zurück
-> Person "grenzt sich selbst aus" (Eventuell kann sich auch eine Sozialphobie entwickeln, eventuell versucht es der Betroffene auch mit Masking)
Wahlweise auch:
-> Person kommt wo hin, verhält sich ganz normal autistisch, tut niemandem weh
-> Die Grenzen der Person werden mehrfach überschritten, das Umfeld ist generell nicht geeignet (sensorisch z.B, überstimulierend, zu viel Fokus auf Gruppenarbeit, zusammen spielen, Regeln werden nicht von jedem genau eingehalten, spontane Planänderungen o.Ä.)
-> Person merkt das und wird ängstlicher
-> Person zieht sich mehr und mehr zurück
-> Person "grenzt sich selbst aus" (plus eventuelle Sozialphobie und/oder eventuelles Masking)
Anmerkung: Ich denke, meistens passiert das im Kindergarten und in Schulen, aber es kann in allen sozialen Situationen passieren. Auch auf der Arbeit oder wenn man neue Personen kennenlernt oder ... generell eben.
Ich hoffe, diese kleine aber feine Erklärung hat wenigstens irgendwem geholfen.
Selbstverständlich gibt es Autisten, die tatsächlich absolut keine Lust auf andere (Neurotypisten) haben - teilweise gehöre ich selber irgendwie dazu -, aber ich hoffe, wir können uns alle darauf einigen, dass man sagen kann "Okay, er will seine Ruhe, respektiere ich, ich werde ihn nicht mehr unnötig ansprechen" und nicht "Der will nichts mit mir unternehmen? Lass den mal voll absichtlich ausgrenzen!" (Oder so ähnlich.)
Das eine ist Respekt, das andere Ableismus und auch generell sehr kindisch, aber das war ja nur ein Beispiel. Verstehst du, was ich damit sagen möchte? Ich kann es mal wieder nicht verständlich erklären, tut mir leid.
Ich muss gerade daran denken, dass viele Leute behaupten, wir Autisten bräuchten Routinen, aber diese Leute kapieren meistens nicht oder wollen es gar nicht kapieren, dass wir Autisten uns diese Routinen immer selber ausdenken müssen. Das muss von uns aus kommen. Aufgesetzte Routinen sind nichts für uns - Ganz besonders, wenn sie (für uns) keinen Sinn ergeben. Ich weiß nicht, ob das damit vergleichbar ist. Wahrscheinlich nicht. (Oder doch, ein bisschen, keine Ahnung.) Mennö. ...
Na ja, wieso sollte die Tatsache, dass jemand nichts oder nicht viel mit z.B. anderen Kindern (als Kind) zu tun haben will, Ableismus oder ableistisches, ausgrenzendes Verhalten rechtfertigen? Weshalb gibt es Leute, die sowas denken?
Wobei das 'leider' aus meiner Sicht gestrichen werden kann; Ich bin gerne anders und eine leidenschaftliche Persona non grata. Je weniger ich mit dieser Horde Irrer, ihres Zeichens neurotypisch, in Verbindung gebracht werden kann, umso besser für mich und meine Selbstachtung.
Zu viele Fremdworte Superturk? Soll ich dir erklären, was Selbstachtung ist oder willst du warten, bis du von selbst darauf kommst?
Das Problem ist, dass die Ausgrenzung eher unsichtbar ist.
Den meisten Neurotypisten fällt das gar nicht auf, wie Autisten ausgegrenzt werden.
Es liegt an der Art der Kommunikation.
Statt unmissverständlich zu sagen, was Sache ist, wird sich teils hinter Höflichkeitsfloskeln versteckt.
So getan, als könnte die andere Person erraten, was gemeint / gewünscht ist.
Barrierefreiheit ist vielmehr für Menschen mit körperlicher und oder geistiger Behinderung gedacht.
Rampen z. B. helfen herzlich wenig bis gar nicht bei Problemen mit der Reizfilterung.
Immer noch wird sehr viel Mist über Autismus verbreitet.
Schulen, die auf die Bedürfnisse von Autisten eingehen, kannst du suchen.
Dann der immer noch existierende Gedanke, dass mit Erziehung ein autistisches Kind an die neurotypische Gesellschaft ohne weitreichende Folgen fürs Kind angepasst werden könnte.
Lol