Seid ihr religiös oder atheistisch?
Ich würde gern einen offenen und respektvollen Austausch über dieses Thema starten, vor allem interessieren mich die Perspektiven derjenigen, die sich in ihrer Haltung verändert haben.
Wie war das für euch? Was war der Auslöser? Wie hat euer Umfeld reagiert? Und wie fühlt ihr euch heute mit eurer Haltung?
Erstmal zu mir:
Ich war früher eher "so mehr oder weniger religiös" . Ich habe zwar nie konkret an Gott geglaubt, aber da mein Umfeld stark religiös war (meine Eltern, meine Grundschule, mein jetziges Gymnasium in Trägerschaft eines Ordens) war Glaube irgendwie der "Standard". Ich habe es lange nicht hinterfragt, bis mir mit so 12 oder 13 bewusst wurde, dass ich selbst eigentlich nicht an Gott glaube.
Die genaue Einordnung, also ob "nicht gläubig", "atheistisch" oder so war ein längerer Prozess. Es war auch nicht ganz leicht, vor allem wegen meiner Schule, wo Ordensleute unterrichten, regelmäßig gebetet wird und Gottesdienste dazugehören.
Irgendwann habe ich mich selbst als atheistisch bezeichnet, aber es hat nochmal gedauert, bis ich auch bei so religiösen Sachen nicht mehr einfach mitgemacht habe, also bspw. beim Händefalten, Gebete mitsprechen oder Hostien empfangen. Auch, offen zu sagen, dass ich atheistisch bin, war für mich nicht ganz einfach, weil ich nicht wusste, wie mein Umfeld reagieren würde. Aber mit der Zeit wurde es immer normaler für mich.
Ich erzähle das, weil mich sehr interessiert, wie andere Menschen das erlebt haben. Ob ihr euch neu eingeordnet habt oder schon immer wusstet, wie ihr dazu steht. Ich freue mich über eure Geschichten, Gedanken und Fragen.
Bitte bleibt respektvoll.
Ich bin übrigens auch offen für Rückfragen oder Kommentare in Bezug auf meinen Hintergrund. Ich erzähle gerne davon oder gehe auf Fragen ein. Genau das ist es, worauf ich hiermit hinaus will: Diskurs.
Danke für eure Antworten.
Ich sehe mich übrigens selber als agnostischer Atheist.
71 Stimmen
17 Antworten
ich bin seit 2-3 Jahren Christ :)
Als Kind hatte ich mir solche Fragen nie gestellt, das kam dann erst als ich 16 war
Hey,
ich bin weder atheistisch noch religiös. Am ehesten würde ich mich als spirituell bezeichnen, aber auch als Agnostiker.
So lang für mich keine befriedigenden Antworten auf Fragen gibt, wie
- Warum gab es den Urknall?
- Wie kam es zur Entstehung von Leben aus komplett totem Material?
- Wie kommt es zur Entstehung von Bewusstsein?
- Wie funktionieren verschränkte Teilchen, ohne Energieverlust?
- Wie ist das alles miteinander verknüpft?
... sehe ich keine Notwendigkeit darin, in allem nur das "Machwerk" des Zufalls zu sehen. Denn das ist ja mehr oder weniger die Grundannahme der Atheisten.
Naheliegender ist für mich tatsächlich die Annahme, dass rein gar nichts, was passiert, Zufall ist.
Mir ging irgendwann auf, dass Religionen allergisch auf kritisches Denken reagieren und dann war bei mir ziemlich schnell der Ofen aus.
Alles andere ergibt (egal wieviel ich nachdenke) einfach keinen Sinn
Das kann ich nachvollziehen. Es gibt nunmal keinen Beweis für einen Gott. Zwar auch keinen Beweis dagegen, aber das ist ja kein Grund, an einen Gott zu glauben. Also das ist zumindest meine Einstellung dazu. Ist das bei dir mit derselben Argumentation?
Da wirst du dich aber mal gewaltig wundern! Ich hoffe sehr für dich, dass es dann nicht zu spät sein wird.
Kannst du bitte respektvoll bleiben? Ich verstehe ja, dass du anderer Meinung bist, aber anders herum verurteile ich dich doch auch nicht.
Kannst du mir bitte erklären, warum meine Aussage, dass es keine Beweise für die Existenz eines Gottes gibt, so schlimm für dich ist?
Ich?! Ich bedrohe niemand.
Wenn jemand auf einen Abgrund zuläuft, und jemand schreit „Pass auf, da ist ein Abgrund!“, ist er dann böse? Bedroht er dann irgendjemanden?
Kannst du mir bitte erklären, warum meine Aussage, dass es keine Beweise für die Existenz eines Gottes gibt, so schlimm für dich ist?
Du hast mich wohl komplett missverstanden. Das ist nicht schlimm für mich, sondern nur für dich.
Diese Beweise gibt es. Wenn man sich allerdings den Beweisen verschließt, indem man seine Augen fest zu drückt, dann sieht man diese Beweise natürlich nicht!
Welche Beweise für Gott gibt es? Und welche Beweise sprechen spezifisch dafür, dass ein bestimmter Gott (christlicher, muslimischer etc.) Gott dieser Gott ist?
Es klingt vielleicht vorwurfsvoll und das tut mir echt Leid. Aber ich möchte wirklich hören, welche Beweise es für dich für einen Gott gibt.
Ich verweigere die Aussage.
Und zwar aus dem einfachen Grund, weil meine festen Beweise für dich wahrscheinlich wertlos sein würden. Denn jeder Mensch muss seine eigenen Beweise für Gott finden. Wenn er die nicht zu finden bereit ist, dann könnte ein rosaroter Blitz vom Himmel fallen mit einem Zettel drauf „Ich bin Gott“, auch nichts nützen.
Als ich noch ein Atheist war, konnte mich auch niemand überreden. Oder mir Beweise liefern. Ich musste meine Beweise selber finden. Und die fand ich dann auch logischerweise.
Ok, ich verstehe, was du meinst.
Ich finde es nur schwer, es dann als "Beweis" zu bezeichnen, wenn es nunmal nicht objektiv ist. Aber ja, objektive Beweise hinsichtlich des Glaubens sind etwas schwierig.
Ich verstehe auf jeden Fall, wie du das meinst.
Gut, dann sind wir einen großen Schritt weiter.
Ich weiß es nicht Warum. Aber Gott wollte auf jeden Fall gesucht und gefunden werden. Er möchte ganz sehnsüchtig, dass wir ihm glauben, ohne es zu sehen. Ich meine damit, zu sehen mit unseren leiblichen Augen. Wir müssen unsere geistlichen Augen entdecken und üben.
Übrigens, das allergrößte Wunder für mich persönlich ist, dass ich überhaupt keinen Zweifel habe. Die Begegnung mit Gott ist für mich so sicher wie 1 + 1 = 2. Ein Zweifel ist völlig unmöglich geworden.
Das finde ich wirklich total interessant. Wie du ja gemerkt hast, bin ich atheistisch. Eben einfach wegen, aus meiner eigenen Perspektive, mangelnder Beweise. Aber wie gesagt, es gibt auch keine Gegenbeweise. Deshalb schließe ich auch nicht komplett aus, dass ein Gott existiert. Es ist für mich nur eben so, dass ich nicht konkret daran glaube, weil ich für mich keine konkreten Beweise habe, und dass mein Gefühl mir sagt, dass es keinen Gott gibt. Aber das ist nur meine persönliche Einstellung.
Aber worauf ich hinaus wollte. Sicher bin ich mir dabei, dass kein Gott existiert, nicht. Du dir bei deinem Glauben schon. Und das finde ich bemerkenswert, selbst wenn ich die gegensätzliche Einstellung habe. Wie gesagt, das finde ich einfach interessant. Das wollte ich nur gesagt haben.
Cool. Genau an dem Punkt wo du bist, war ich vor 47 Jahren.
Übrigens danke, dass wir hier respektvoll miteinander schreiben konnten. Um ehrlich zu sein, fand ich deine erste Reaktion auf meine agnostische Einstellung wirklich nicht schön und respektlos, aber es ist schön, dass wir danach noch sachlich schreiben konnten.
Da wirst du dich aber mal gewaltig wundern! Ich hoffe sehr für dich, dass es dann nicht zu spät sein wird.
Wenn die Argumente fehlen, geht es immer noch mit versteckten Drohungen (für deren "Wahrheit" es nur Behauptungen gibt, die auf nicht zuerst nachgewiesen Annahmen basieren).
Wenn jemand auf einen Abgrund zuläuft, und jemand schreit „Pass auf, da ist ein Abgrund!“, ist er dann böse? Bedroht er dann irgendjemanden?
Nun, der "Abgrund" ist real/existiert; Ihr "Vergleich" dagegen basiert ausschließlich auf nicht nachgewiesenen Behauptungen.
Ich vermisse bei dir einen gewissen Respekt. Aus diesem Grund tue ich mir sehr schwer, mich mit dir vernünftig zu unterhalten. Ich empfehle dir, dir ein Beispiel an ToniT257 zu nehmen.
Wo/wann/wie habe ich "Respekt vermissen" lassen?
Ach ja, nicht Ihrer Meinung zu sein und sogar Fragen zu stellen ist "respektlos" für Sie.
Na dann...
Schon immer ist nicht ganz korrekt. Als Kind habe ich die Existenz eingeredet bekommen, gerade von meinen Großeltern ("Der liebe Gott sieht alles" etc.), aber ich war da als Kind schon irgendwie skeptisch. Irgendwann kriegt man dann ja auch mit, dass es das Christkind und den Osterhasen nicht gibt, und ich glaube, in der Zeit habe ich für mich entschieden, dass Gott Unsinn ist. Aber einen dezidierten Moment hatte ich gar nicht.
Ich habe mich aber vorher auch nicht sehr religiös gefühlt.
Interessant zu hören. Bei mir war es ja nicht mal wirklich anders, aber es hat nunmal etwas gedauert, bis ich überhaupt verstanden habe, dass ich da nicht dran glaube. Ist nun mal nicht ganz einfach, wenn das Umfeld so religiös ist.
Ich finde aber auch interessant, dass du dich selbst als "schon immer atheistisch" bezeichnest und ich mich als "vorher religiös, dann atheistisch", auch wenn es bei uns beiden recht ähnlich aussah.
Ich denke tatsächlich, eigentlich macht deins mehr Sinn, würde vielleicht auch bei mir besser passen. Aber irgendwie fühlt es sich bei meiner eigenen Situation nicht richtig an, mich als "nie religiös" zu bezeichnen, auch wenn ich eigentlich nie an Gott geglaubt habe. Es klingt sehr dumm, ich weiß hahaha.
Aber klar, unsere Situationen sind ja schon etwas anders und da macht die unterschiedliche Wahrnehmung schon Sinn. Ich fand es nur spannend.
Ich finde, als richtig "religiös" kann man sich nur bezeichnen, wenn man schon etwas reflektierter ist. Der kindliche Glauben ist ja von den Eltern oder Großeltern indoktriniert worden, und Kinder glauben erstmal das, was man ihnen erzählt. Deshalb hab ich meine Antwort als gar nicht religiös gewählt.
Ein Freund von mir hat bis 14 oder 15 fest an Gott geglaubt, ist dann aber 'ne Mischung aus Atheist und Agnostiker geworden, um dann mit Mitte 30 wieder voll gläubig zu werden, bis ins Extreme, die Welt ist nur 4000 Jahre alt, etc.
Ja, eigentlich hast du recht. Wenn ich so darüber nachdenke, macht meine eigene Bezeichnung auch keinen Sinn, aber irgendwie fühlt sich beides falsch an. Rein faktisch macht es Sinn, mich als "schon immer atheistisch" zu sehen, aber irgendwas fühlt sich daran falsch an, auch wenn ich nie an einen Gott geglaubt habe.
Und ich stimme dir übrigens absolut zu, Kinder können selbst eigentlich nicht religiös sein. Das ist aber ein Thema für sich. Wenn ich jetzt anfangen würde, darüber zu reden, würden wir hier noch etwas sitzen... Egal.
Ach, das habe ich eben ganz vergessen noch zu schreiben: Ich hatte eine seeehr religiöse Grundschullehrerin, und ich hab auch das Hände falten und die ganzen Dinge einfach gelassen, das war gar nicht so leicht, weil das ja alle mitgemacht haben. Aber es fühlte sich nicht richtig an, da mitzugehen.
Endlich mal jemand, der diese Erfahrung teilt. Ich habe dieses Jahr genau dasselbe gehabt. Es ist ni ht einfach, diese konkreten Handlungen wegzulassen, während alle anderen das Gegenteil erwarten. Es ist nicht einfach. Vor allem bei dir als Grundschulkind finde ich es bemerkenswert, wirklich.
Danke für diese klugen Gedanken! Ich, christlich, finde beeindruckend, dass große Denker und Naturwissenschaftler die Existenz Gottes nicht kategorisch ausgeschlossen haben oder sich als pantheistisch verstanden haben, wie z.B. Albert Einstein, oder in großer Zahl keinen Widerspruch zwischen ihrem christlichen Glauben und ihrem naturwissenschaftlichen Weltbild sehen: https://en.m.wikipedia.org/wiki/List_of_Christians_in_science_and_technology