Ist die deutsche emotionale Einheit total geschädigt?

Ja 79%
Nein 21%

14 Stimmen

4 Antworten

Ja

In 35 Jahren ist leider noch nicht komplett wieder zusammengewachsen was zusammen gehört.

Anbei: Die Karte in dieser Umfrage wurde manipuliert. So sieht sie wirklich aus.

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Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter
 - (Politik, Deutschland, Gesellschaft)

Nein
Ist die deutsche emotionale Einheit total geschädigt?

Ich halte diese Aussage für unzutreffend.

In ganz Deutschland kommen bei der letzten Bundestagswahl 3 Parteien, die extremistisch einzuschätzen sind (AfD, Linke, BSW), zusammen auf ca. 35 %. Das bedeutet, dass immerhin 65 % der Deutschen keine extremistischen Parteien gewählt haben. Gleichwohl ist diese Zahl erschreckend, wenn man die Bundestagswahl 2025 mit der von 2021 vergleicht, denn damals habe nur ca. 15 % der Wähler extremistische Parteien gewählt, 85 % nicht.

Wenn man die aktuellen Bundeswahlergebnisse der einzelnen Bundesländer vergleicht, dann wird ein eklatanter Unterschied zwischen den West- und den Ostländern deutlich: in den Westländern liegen nur Saarland und Bremen im Bundesdurchschnitt extremistischer Wähler, alle anderen Länder liegen deutlich darunter, meist unter 30 %. In Berlin haben rund 40 % der Wähler Extremisten ihre Stimme gegeben, allerdings gegen den Trend in den Ostländern zur AfD, weil mehrheitlich die Linke gewählt wurde. In den Ostländern sind die Wähler von extremistischen Parteien deutlich über dem Bundesdurchschnitt, in Thüringen mit ca. 63 % am höchsten, die meisten Länder liegen weit über 50 bis annähernd 60 %.

Was lehren uns die Zahlen? Es sind nicht unbedingt emotionale Gründe, die Menschen zu den extremistischen Parteien treiben. Es handelt sich um eine deutliche Abkehr der Wähler von Demokratie und Rechtsstaat, besonders umfangreich und bedrohlich in den Ostländern, in den Westländern noch eine, allerdings nicht zu vernachlässigende Minderheitserscheinung!

Demokratie und Rechtsstaat sind keine emotionale Angelegenheit, sondern sind rationale Erscheinungen. Sich zu ihnen zu bekennen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen, ist eine rationale, bewusste Entscheidung, die auch ausreichende Bildung voraussetzt. Offenbar gibt es diesbezügliche Mängel in allen Bundesländern, besonders aber in den Ostländern. Dort scheinen die Menschen in der Mehrheit immer noch nicht gelernt und begriffen zu haben, dass eine freiheitliche Demokratie unvereinbar ist mit nationalistisch-faschistischem Denken ebenso wie mit realsozialistisch-kommunistischem Denken. Auch wenn die Menschen der Ostländer nach 12 Jahren Nazidiktatur weitere 35 Jahre realsozialistisch-kommunistische Diktatur über sich ergehen lassen mussten, so erklärt das ihr Wahlverhalten nicht. Sie scheinen aber mit mittlerweile rund 35 Jahren in Freiheit und Selbstbestimmung immer noch ihre besonderen Schwierigkeiten zu haben. Sie wenden sich mehrheitlich wieder Parteien zu, die sie in die Vergangenheit zurückzuversetzen anstreben. Diese problematische Gesinnung geben die älteren Generationen auch an die jüngeren weiter, die zu großen Teilen AfD und Linke gewählt haben.

Nicht die deutsche Einheit, sondern die deutsche rechtsstaatlich-freiheitliche Demokratie ist gefährdet, wenn sich die erkennbare Tendenz in den nächsten Jahren und Wahlen fortsetzt. Die deutsche Einheit wandelt sich, weg von der rechtsstaatlich-freiheitlichen Demokratie zu einer autoritär gelenkten Demokratie. Diese Art von deutscher Einheit gefährdet nicht nur die Bundesrepublik in ihrer Substanz, sondern auch die EU als Werte- und Solidargemeinschaft, wenn Deutschland sich anderweitig, mehr an unfreiheitlich-autoritäre Regime anlehnt bzw. sich ihnen ausliefert.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Ich sage mal 50:50.

Das grösste Problem wäre in meinen Augen, dass das Grundgesetz immer noch ein Grundgesetz ist.

Und "nicht" in einer Nach-Wende-Zeit, zu einer "ge-meinsamen" Verfassung umgewandelt wurde.

Man würde sogenannten Reichsbürgern zudem ihre nicht vorhandene Legitimation, unter den Füssen wegziehen.

Das 2. Problem war, das frühere DDR Bürger "keine" Unternehmen in der dann früheren DDR übernehmen durften und die Treuhandgesellschaft, zu über 90% aller DDR Staatsbetriebe "ver-schleuderte".

Die West Deutsche Politprominenz hat all das, was hätte ein positiveres Gefühl aufbauen können, zerstört.

Das, sage ich als Norddeutscher SHler dessen Bundesland quasi zwischen Ost und West liegt.

Was bis 2025 verkehrt läuft ist auch, das viele Wessis in Ost Deutschland politische Ämter übernahmen und viele Ossis, kaum mal den Vorstandsposten zb von Porsche innehaben oder gar den Bundeskanzler stellen.

Frau Merkel war Semi Ostdeutsche.

Eine "emotionale" Einheit hat es nie gegeben. Außer vielleicht in der Euphorie der ersten Wochen!