Die Philosophie hat seit jeher Gott als Forschungsobjekt und keine Fabelwesen. Was glaubt ihr wohl warum?

Gott ist nicht mit Fabelwesen vergleichbar 43%
Gott ist mit Fabelwesen vergleichbar 39%
Andere Antwort 17%

23 Stimmen

9 Antworten

1) Philosophie ist die beste von allen schlechten Möglichkeiten, Götter zu "beweisen": das Kalam-Argument. Und da es keine empirische Evidenz für Götter, Engel und Dämonen gibt (von Behauptungen von Menschen abgesehen), kann man über Theodizee nur philosophieren.

2) Spielt es keine Rolle, ob der Osterhase existiert. Aber auf der Existenz von Göttern beruhen die größten Weltreligionen, Christentum und Islam. Ihre Legitimation hängt davon ab.

Götter sind heute nur noch philosophische Konzepte wie Russels Teekanne:

Bild zum Beitrag

Russell beschrieb dort eine hypothetische Teekanne, die im Weltraum zwischen Erde und Mars um die Sonne kreise und so klein sei, dass sie mit Teleskopen nicht gefunden werden könne.
Falls er ohne weitere Beweise behaupten würde, dass eine solche Teekanne existiere, könne man nicht erwarten, dass ihm jemand glaubt, bloß weil es unmöglich sei, das Gegenteil zu beweisen.
Russell wandte die Analogie logisch-philosophisch direkt auf Religionen an, indem er das Glauben an die Teekanne mit dem Glauben an Gott verglich

https://de.wikipedia.org/wiki/Russells_Teekanne

 - (Gott, Philosophie, Atheismus)

bablbrabl123  16.05.2025, 21:41

Du schreibst viel Kluges – aber auch sehr Menschliches. Und genau da liegt das eigentliche Grundproblem aller Religionen und auch vieler Religionskritiken: Wir versuchen, das Unerfassbare in menschliche Begriffe, Konzepte und Analogien zu pressen – ob als Teekanne, Gott oder Formel.

Das eigentliche Problem der Religion liegt weniger in „Göttern“, sondern darin, dass wir aus dem Unbegreifbaren eine Figur, eine Instanz, ein Wesen machen – also eine Vermenschlichung des Absoluten. Dabei war die ursprüngliche Sehnsucht der Religionen (und der Philosophie) etwas anderes:

Die Frage nach dem Grund des Seins selbst.
Nicht was ist Gott, sondern: Warum ist überhaupt etwas – und nicht nichts?

Du verweist auf Russells Teekanne – ein nettes Denkspiel, aber es bleibt auf der Ebene des Messbaren und Denkbaren. Damit bewegt es sich innerhalb der Welt, erklärt aber nicht, warum es überhaupt eine Welt, ein Bewusstsein, ein Erleben gibt. Das ist, als würde man einen Spiegel erklären, ohne je zu fragen, woher das Licht kommt.

Denn was du „Götter“ nennst, sind kulturelle Bilder – ja. Aber das tiefere Anliegen hinter Religion (und echter Philosophie) war immer:

Was ist das, was allem zugrunde liegt?
Was ist Bewusstsein selbst?
Warum weiß ich, dass ich bin?

Genau hier wird es spannend – und genau hier schweigt der Materialismus.

Denn das sogenannte „Hard Problem of Consciousness“ – also die Frage, warum es überhaupt subjektives Erleben gibt und wie es aus Materie hervorgehen soll – ist bis heute völlig ungelöst. Und das wird oft bequem ignoriert, auch von vermeintlich rationalen Denkern.

Die Neurowissenschaften erklären neuronale Abläufe. Aber nicht, warum da ein „Ich“ ist, das diese Abläufe überhaupt erlebt. Dass wir bewusst sind, ist eines der größten ungelösten Rätsel – und genau da beginnt das, was man früher „Gott“ nannte: nicht als Figur, sondern als Grund des Seins.

Wenn du sagst, „heute ist alles erklärbar“, folgst du unbewusst einer modernen Ersatzreligion – dem Materialismus. Auch dieser Glaube hat Dogmen, Tabus, Bekenntnisse, basiert auf geglaubten, angenommenen Grundannahmen, den Axiomen - welche nicht messbar sind. Der einzige Unterschied: Er merkt nicht, dass er selber glaubt, sobald er über das Messbare hinaus spricht.

In diesem Sinne:

Du sprichst nicht gegen Religion – du sprichst gegen ihre Bilder.

Was du aber unbewusst lebst, ist eine andere Religion: die des messbaren Weltbildes, das genauso mit Annahmen arbeitet – nur ohne es zuzugeben.

Die Frage bleibt:

Wer oder was sieht, dass du denkst?
Das ist keine Teekanne. Das ist das Geheimnis, dem die Religionen – und die Philosophie – nachspüren wollten, bevor sie zu Systemen wurden.
EVYTNG 
Beitragsersteller
 30.04.2025, 19:04

Na ja, die Beweislast, die sich aus wissenschaftlicher Methodik ergibt (sonst hätte die Wissenschaft eine Nichtexistenz Gottes schon belegt) liegt natürlich bei demjenigen, der behauptet, dass Gott existiert, wenn er denn den Anspruch hat, dass man ihm glaubt. Aber wenn die Wissenschaft den Anspruch erhebt, dass Gottesglaube als irrational angesehen werden soll, müsste sie am Ende Gottes Nichtexistenz belegen. Weil sie das nicht tut aus der Unmöglichkeit heraus, und auch niemals kann, bleibt damit viel Raum für einen begründeten Gottesglauben 😁 Ich selbst glaube nicht wirklich. Mir gefällt aber die Gotteshypothese.

Mayahuel  30.04.2025, 19:06
@EVYTNG
Gottesglauben als irrational angesehen werden soll, müsste sie am Ende Gottes Nichtexistenz belegen.

Warum?

Angenommen, jemand behauptet, dass sein Hut aus Aluminium gegen die Manipulationsstrahlen der Regierung schützt.

Soll das jetzt rational sein, nur weil man das nicht widerlegen kann?

EVYTNG 
Beitragsersteller
 30.04.2025, 19:09
@Mayahuel

Wenn es so einfach und klar wäre, würden nicht die meisten Menschen auf der Welt glauben.... Demnach wird Gott vielleicht für immer ein Thema für die Menschen bleiben.

bablbrabl123  16.05.2025, 21:47
@Mayahuel

Es geht hier nicht, darum ob es einen Osterhasen oder einen Gott gibt der auf einer Wolke gibt, das alles sind vermenschlichte Projektionen.

Die Grundfrage die niemand beantworten kann ist:

  • Was ist der Grund für das Sein/Bewusstsein/für das was ist, selbst? Gibt es einen Grund oder keinen Grund?

Und das ist die eigentlich ungelöste Frage, die Wissenschaft muss nicht "einen Gott" beweisen, sondern den Grund für das was ist. Und dass "was ist", ist schließlich ein Fakt, weil du hier schreiben kannst. Die Religion nennt den Grund Gott, aber wie man es nennt ist letztendlich egal.

Die Frage ist doch was ist plausibler?

Dass komplett NICHTS war und aus NICHTS etwas entstanden ist ODER die Gegenposition der Religionen ist einfach nur, dass ETWAS IST, dass außerhalb der Dimensionen Raum und Zeit IST und das, unser System daraus entspringt.

Um diese zwei Unterscheidungen geht es und nicht um einen Osterhasen, sondern für den Grund des Seins. Wenn du sagst es gibt keinen Gott, dann sagst du, dass alles was ist, auch Nichts entsprungen ist. Aber beweisen kannst du es auch nicht. Und da es in der Gegenwart offensichtlich kein Nichts gibt - wärst sogar du in der Beweislast, das aus NICHTS etwas entstehen kann.

Also für dich ist es extrem rational, dass auch NICHTS etwas entsteht, richtig?

Mayahuel  17.05.2025, 04:22
@bablbrabl123
Wenn du sagst es gibt keinen Gott, dann sagst du, dass alles was ist, auch Nichts entsprungen ist.

Warum soll das so sein ?

bablbrabl123  17.05.2025, 08:26
@Mayahuel

Warum das so sein soll? Weil das die einzige Alternative ist, wenn man ehrlich zu Ende denkt.

Die Frage lautet nicht, ob ein „Gott mit Rauschebart auf der Wolke“ existiert und wie ein Zauberer die Welt kreiert – da sind wir uns völlig einig: Das ist eine menschliche Projektion, die zwangsläufig falsch ist.

Aber die ursprüngliche religiöse (und philosophische) Frage ist - schon seit Jahrtausenden - eine ganz andere:

Gibt es einen Grund für das, was ist – oder nicht?

Das mystische Christentum, die östliche Philosophie, selbst viele spirituelle Denker sagen:

Es gibt ein Sein, das immer da war, das nicht entstanden ist, sondern aus dem Raum, Zeit, Materie und Bewusstsein hervorgegangen sind.

Dieses Sein an sich ist nicht denkbar, nicht fassbar, nicht messbar – aber es ist der Grund für das, was wir erleben.

Du schreibst, du glaubst nicht an „Gott“ – das ist legitim.

Aber was meinst du dann, du bist mir dann zwangsweise diese Antwort schuldig? Dass aus dem absoluten Nichts, aus reinem Nichtsein, plötzlich Etwas geworden ist? Dass "etwas entstanden ist", ist nicht abstreitbar, sonst könntest du nicht schreiben.

Das ist die andere Position. Sie ist philosophisch nicht weniger „glaubensbasiert“ als die erste – vielleicht sogar mehr. Denn:

  • Wir wissen, dass etwas ist (du liest das hier).
  • Und wir wissen: Aus Nichts entsteht nach Naturgesetz nichts.
  • Also bleibt nur:
  • → Entweder war immer etwas (Sein, Quelle, Ursprung, Gott, Bewusstsein – nenne es wie du willst, der Name ist egal, weil es immer ein Menschgemachter Name ist),
  • → oder aus wirklich absolutem Nichts wurde plötzlich Raum, Zeit, Energie, Bewusstsein - das wäre lt. dir die Alternative wenn du sagst "es gibt keinen Gott", welche aber lt. Naturgesetzen auch nicht möglich ist.

Das ist die ganze Unterscheidung. Es geht nicht um Götterbilder, Mythen oder Theologie, Himmel, Hölle, Engel, oder so einen Quark, das haben sich Menschen hinzugefügt...

Es geht nur um diese eine, uralte, einfache, tiefe Frage:

Ist das, was ist, grundlos aus dem Nichts entstanden?
Oder gibt es ein immer seiendes Prinzip, aus dem alles entspringt?

Nenne es Gott. Nenne es Bewusstsein. Oder Sein.

Die Worte sind am Ende nur menschliche Etiketten.

Die Frage bleibt – und verdient es, gestellt zu werden.

Und somit: Hier bist tatsächlich du eher in der Beweislast, zu beweisen, dass "das was ist" aus dem Nichts entstanden ist (kein "Gott") - weil das zum einen den Naturgesetzen widerspricht und es harter Fakt ist, dass "etwas da ist" - was für mich auf die Annahme schließen lässt, dass es ein Prinzip außerhalb Raum/Zeit/Materie gibt, welches selbst die Ursache ist, für "das was ist".

Gott ist mit Fabelwesen vergleichbar

... Und ich bezweifle deine These.

Die Philosophie hat seit jeher Gott als Forschungsobjekt und keine Fabelwesen

"Seit jeher"? Selbst wenn man nur die in Europa geläufigste Tradition der Philosophie betrachtet, dann geht sie klar zurück auf die polytheistischen Kulturen der Griechen und des alten Orients... und in deren Vorstellungswelten ist der Übergang von "Gottheit" zu "Fabelwesen" schon immer fließend.

Alles ist miteinander vergleichbar, doch ob es sinnvoll ist, ist eine andere Geschichte.

Die Existenz von Fabelwesen, die ist dabei sehr leicht zu belegen.

Jeder weiß, wie ein Einhorn aussieht und welche Merkmale das Wesen hat.

Das Einhorn, ist aber keine real existierendes Lebewesen, wie es der Adler oder das Pferd ist, sondern eine fiktive Figur.

Der Terminator oder Harry Potter ist ebenso eine fiktive Figur, welche eingebettet in eine Geschichte ist und diese Wesen, werden durch Figuren, Filme, Geschichten usw. ausgedrückt.

Weil wie kann es sein, dass folgende Figur ein Einhorn darstellt, wenn es das Einhorn nicht gibt?

Bild zum Beitrag

Das ist zwar eine Figur, doch wovon?

Antwort: Von dem Einhorn.

Ist es aber möglich, eine Figur ohne einem Wesen zu erstellen bzw. kann man eine Figur, von einer Figur erstellen?

Und nein, das ist gänzlich unmöglich, da der Ausdruck Figur, ein Konzept meint, welchem für sich selbst keine konkrete Form hat, sondern erst durch eine Figur, wie ein fiktives Wesen wie das Einhorn, in Existenz kommen kann.

Man hat damit eine Angelegenheit, wo etwas, nicht für sich selbst existieren kann, was eben das Konzept Figur ist, welches aber mit etwas, was nicht real ist, was das Einhorn ist, in Kombination zur Realität wird.

Das ist so ziemlich das, was man unter Zauberei verstehen sollte.

Wie ist das aber bei Gott?

Jener soll das gesamte Universum, aus dem Nichts erschaffen haben.

Ist das ein Phänomen, welches uns bekannt ist?

Ja, das ist es, wie es die Computerspielindustrie beweist, welche aus dem Nichts, ganze Universen kreiert.

Diese Spielwelten, sind dabei keine analogen Angelegenheiten, sondern digitale Welten, wo wir nicht meinen können, sie sind materialistisch.

In diesen Welten, ist es nicht einmal notwendig, dass die Naturgesetze Gültigkeit haben.

Gott ist also nicht mit Fabelwesen vergleichbar, weil es sich um unterschiedliche Konzepte handelt, welche gleichgestellt werden.

Diese Spielwelten, werden aber auf System kreiert (Computer), welche auf den Naturgesetzen basieren.

Jenes zeigt auf, dass die Funktionen und die Gesetze in einem Universum nicht zwangsweise die Gesetze und Funktionen seiner Herkunft sind.

Das ist der Analogiefehlschluss, welchen Atheisten begehen.

Sie meinen, dass nur das möglich sein kann, was aus dem Universum bekannt ist.

Wieso das aber stimmen sollte, dafür haben sie wiederum keine Antwort.

 - (Gott, Philosophie, Atheismus)
Andere Antwort

Eigentlich wäre dies ja eher das Thema der Theologie als der Philosophie. Der Theologe studiert die Religionen und damit auch die dazu passenden Götter.

Auch Philosophen haben sich mitunter mit der Religion befasst, aber oft in einem anderen Kontext, es gab ja auch Philosophen, welche Religionen abgelehnt hatten. Zudem gab es auch Philosophen, welche eher weniger über Gott schrieben, weil sie sich für andere Themen interessierten (ich denke da z.B. an Sartre und die Freiheit).

"En rejetant l’idée d’un Dieu créateur, Sartre ouvre la voie à une réflexion profonde sur la condition humaine, la liberté et la responsabilité individuelle."

Auch Sartre lehnte die Idee eines Schöpfergottes ab, er interessierte sich für die Bedingungen der Menschen, die Freiheit und die individuelle Verantwortung.

Philosophen älterer Zeiten kamen aber nicht umhin, auch das Thema Gott näher zu beleuchten (schon alleine deswegen, weil die meisten Menschen damals religiös waren, das war ein Zustand, der nicht zu leugnen war).

Aber schon Schopenhauer sah die Sache kritisch: "Gott ist in der neuen Philosophie, was die letzten fränkischen Könige unter den Majores Domus, ein leerer Name, den man beibehält, um bequemer und unangefochtener sein Wesen treiben zu können."

"Philosophie hat zu beschreiben, wie religiöse Menschen in welchem Lebenskontext reden. Sie hat darauf zu achten, wie religiöse Ausdrücke gebraucht werden, in welchem „Sprachspiel“, in welcher „Lebensform“ " (Studhalter)

Somit ist das Forschungsobjekt nicht Gott selbst, sondern eher das (sprachliche) Verhalten der Menschen, die an eine Religion glauben. Philosophie ist somit eine Art "Sprachanalyse".

Gott ist nicht mit Fabelwesen vergleichbar

Ich bin Christ und habe Gründe/Argumente, um an den Gott der Bibel zu glauben. Ich glaube, dass es Gott wirklich gibt. Ich habe Sachen erlebt, die meinen Glauben an den Gott der Bibel gestärkt haben. Ich kenne keine Argumente, um z. B. an Elfen, Feen und Einhörner zu glauben.

Wenn Du einiges wissen möchtest, was mich überzeugt, dass es Gott gibt, dann kannst Du mich z.b. fragen oder auf mein Profil gehen.