Nahostkonflikt: Antisemitismus-Vorwurf als Waffe?

Der Komiker Kaya Yanar hat vor einigen Monaten ein Video zum Nahostkonflikt veröffentlicht:

https://www.youtube.com/watch?v=5H00APE8L8c

Yanar benennt darin mehrere mögliche Lügen durch Israel:

  1. In einem Video der israelischen Armee aus dem Al-Shifa-Krankenhaus, das beweisen sollte, dass das Krankenhaus von der Hamas zu militärischen Zwecken genutzt wurde, war eine Maschinenpistole zu sehen. Als ein BBC-Team die Räume später besichtigte, war eine zusätzliche Maschinenpistole platziert worden.
  2. Im Internet zirkuliert ein Video, das eine Krankenschwester im Al-Shifa Krankenhaus zeigen soll. Diese berichtet davon, dass die Hamas das Krankenhaus übernommen habe. Der französische Fernsehsender "France24" überprüfte das Video und kam anhand von Merkmalen wie Akzent dazu, dass es sich um eine Fälschung handelt. Israel löschte das Video daraufhin.
  3. Die israelische Armee behauptete in einem Video aus dem Al-Shifa-Krankenhaus eine Schichtliste mit Namen von Hamas-Kämpfern gefunden zu haben, die Geiseln bewacht haben sollen. Eine Übersetzung durch "France24" ergab indes, dass das Dokument keine Namen enthält, sondern nur Wochentage.
  4. Der israelische Staatspräsident Jitzchak Herzog behauptete, dass bei einem toten Hamas-Kämpfer eine Anleitung zum Bau chemischer Waffen gefunden worden sei. Die Abbildung zeigt laut Yanar jedoch bloß einen Auszug aus dem Vortrag eines Terrorismusforschers.
  5. Der israelische Staatspräsident Jitzchak Herzog behauptete zudem, am Körper eines Hamas-Kämpfers eine Ausgabe von Hitlers "Mein Kampf" gefunden zu haben. Yanar zweifelt dies angesichts des guten Zustandes des Buches an.

Nicole Dreyfus kritisierte Yanars Video daraufhin im ZdJ-Organ "Jüdische Allgemeine":

Sie sind der Meinung, der Antisemitismusvorwurf werde von uns, von der Jüdischen Allgemeinen, als Waffe eingesetzt. Dabei geht es darum, antisemitische Narrative in Ihrem YouTube-Beitrag aufzuzeigen. (...)
Störend sind die von Ihnen verwendeten Narrative, die zwar an den jüdischen Staat gerichtet, aber aus der Geschichte des jüdischen Volkes nicht wegzudenken sind. Solche versteckte Narrative bleiben im Kern antisemitisch, wenn Israel einfach durch »Juden« ersetzt werden kann.
Hier einige Beispiele: Sie behaupten in Ihrem Video-Statement, die Vertreter des jüdischen Staates würden durchgehend und absichtlich lügen. (...) Dass Juden unehrlich seien und stets lügen, gehört zu den ältesten antisemitischen Narrativen, seit über 2000 Jahren.

Zusammengefasst: Kaya Yanar kritisiert einige wahrscheinliche Lügen Israels und warnt vor dem Antisemitismus-Vorwurf als Waffe. Daraufhin wirft ihm eine Autorin in der "Jüdischen Allgemeinen" Antisemitismus vor - ohne den Vorwurf der Lügen durch Israel inhaltlich zu entkräften.

Man bekommt also den Eindruck: Auch wenn Israels hier Lügen verbreitet hat - darauf hinzuweisen ist antisemitisch. Bestätigt das nicht Yanars Annahme, dass der Antisemitismus-Vorwurf als Waffe verwendet wird, um Israel gegen Kritik zu immunisieren?

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Ja. 14%
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