Wusstet Ihr, dass Lehrer nicht neutral sein müssen?
Ich dachte lange Zeit, dass Lehrer im Unterricht politisch neutral sein müssen, weil sie den Staat vertreten - und der Staat weltanschaulich neutral agieren muss. Das ist jedoch nicht der Fall: Lehrer dürfen - auch im Unterricht - ihre Meinung äußern (siehe hier).
Zwar existiert für Beamte formell das sogenannte Mäßigungsgebot in § 33 Beamtenstatusgesetz. Allerdings gilt dies nur für extreme Äußerungen und beschränkt sich weitgehend darauf, dass Lehrer im Unterricht nicht zur Wahl bzw. Nichtwahl einer Partei aufrufen dürfen.
Davon abgesehen dürfen Lehrer ihre Meinung im Unterricht zu allen Themen äußern. Der oft erwähnte "Beutelsbacher Konsens" von 1976 stellt bloß eine unverbindliche Absichtserklärung von Fachleuten dar, die rechtlich nicht bindend ist.
Wusstet Ihr, dass Lehrer im Unterricht nicht neutral sein und ihre Meinung äußern dürfen?
34 Stimmen
12 Antworten
Wusstet Ihr, dass Lehrer im Unterricht nicht neutral sein und ihre Meinung äußern dürfen?
Ja sicher!
Und dauernd wird das auch von Schülern gefordert, inklusive "Begründe Deine Meinung" oder "begründe, warum Du die Meinung des Verfassers für unrichtig hältst".
Als Lehrer, Philippus1990, habe ich immer die Vorstellung gehabt, dass ich die Interessen der SchülerInnen zu vertreten habe. Und dazu gehörte auch, dass ich meine Meinung den Schülern mitteilte und gleichzeitig aber auch andere Meinungen gelten ließ - soweit sie mit den Menschenrechten vereinbar waren.
Was du hier beschreibst, hat aber nichts mit Neutralität im eigentlichen Sinne zu tun. Folgendes Szenario:
Es geht im Unterricht um Politik. Der Lehrer wird gefragt, welche Partei er denn wählen würde. Er kann sagen:
- Ich wähle Partei XY, weil...
...und er kann sagen:
- Ich wähle Partei XY und möchte euch sagen, wieso ihr das auch tun solltet.
Letzteres wäre mit Sicherheit NICHT neutral, ersteres ist einfach nur eine Meinung. Kann gut sein, dass hier die Grenzen mehr als schwimmend sind, aber im Grossen und Ganzen gibt es schon einen Unterschied zwischen einer nicht neutralen Beinflussung der Schüler und dem Aussprechen der eigenen Meinung.
, wieso ihr das auch tun solltet.
Eine "klare Wahlempfehlung" außerhalb eigener Meinung ist tatsächlich unangebracht. Aber ich denke, wenn es um Extremistenparteien geht, kann man zumindest Argumentationen "wieso ihr die nicht wählen solltet" gelten lassen.
Die Mehrheit der Lehrer sind nicht verbeamtet, sondern Angestellte.
Unbenommen dessen dürfen Lehrer auch eine Meinung haben.
Was sie nicht haben ist die Meinungshoheit.
Wir sind doch nicht in Russland, wo der Lehrer der verlängerte Arm der Regierung ist.
Allerdings ist es wichtig, dass Lehrer unsere Verfassung respektieren. Einen Björn Höcke kann ich mir nicht vorstellen. Ein Gregor Gysi oder einen Markus Söder kann ich mir aber als Lehrer vorstellen.
Eine Meinung ist auch nicht neutral.