Mein Vater hat Magenkrebs.
Leider hatten wir in den letzten Jahren gar keinen Kontakt. Als ich vor einiger Zeit von seiner Erkrankung erfahren habe, hat mich das sehr mitgenommen. Er selbst spricht darüber kaum oder nur sehr vage – wir wussten lange nicht einmal sicher, welche Art von Krebs er hat. Erst über Dritte und Arztbriefe kam heraus, dass es Magenkrebs ist. Seitdem mache ich mir viele Gedanken.
Wir reden auch jetzt nicht – aber es ist und bleibt eben mein Vater, und ich mache mir große Sorgen.
Kürzlich hatte ich einen sehr intensiven, traurigen Traum:
Ich war mit meinem Vater draußen, es war schon leicht dunkel. Wir standen zusammen an einer Bushaltestelle. Ich habe ihn angesehen und gefragt:
„Papa, hast du Magenkrebs?“
Er hat kurz gezögert und dann „Ja“ gesagt.
Ich habe angefangen zu weinen – und dann hat auch er geweint. Es war das erste Mal, dass ich ihn wirklich weinen gesehen habe, überhaupt.
Dann kam der Bus.
Ich bin eingestiegen, drehte mich nochmal zu ihm um und sagte:
„Papa, magst du nicht mit reinkommen?“
Er hat sich nur weinend weggedreht.
Der Bus fuhr los. Ich habe noch zum Busfahrer gesagt:
„Können Sie bitte stehen bleiben? Mein Papa steht dort noch.“
Aber der Busfahrer fuhr weiter.
Und dann bin ich aufgestanden, weinend mit Chen tränen im bett.
Ich frage mich seitdem:
Was könnte dieser Traum bedeuten?
War es einfach mein Wunsch, dass er es endlich selbst sagt – dieses „Ja“, das ich im echten Leben nicht bekommen habe?
Hat der Bus vielleicht eine Bedeutung – im Sinne von Abschied, Loslassen oder dass ich weiterfahre, obwohl er zurückbleibt?