Findet Ihr es gut, dass man in NRW ab 16 wählen darf?
Der Countdown läuft: Für viele Jugendliche wird die Kommunalwahl in knapp einer Woche zur Premiere. Ab 16 Jahren dürfen sie zum ersten Mal mitentscheiden. Wie fühlt sich das an und was bewegt sie?
"Ich gehe auf jeden Fall hin", sagt Soufyan Itrib aus Köln. Er ist 16 Jahre alt und darf am kommenden Sonntag zum ersten Mal in seinem Leben wählen. "Das fühlt sich gut an, seine Stimme zu nutzen. Ich hätte gerne schon früher mitbestimmt."
Der Schüler interessiert sich für Politik und engagiert sich in der Bezirksschülervertretung Köln. Dadurch bekommt er mit, was den Jugendlichen in seiner Stadt wichtig ist. "Ein großes Thema in Köln sind die maroden Schulen. Die Toiletten sind teilweise so eklig. Wenn die Schulen moderner wären, dann wären wir Schüler auch motivierter." Dazu kämen Themen wie Chancengleichheit und Migration.
"Manche wussten nicht, dass sie jetzt wählen dürfen."
Soufyan ist sich der Verantwortung seiner Stimme bewusst und sagt: "Viele 16-Jährige sind schon sehr reif, deshalb finde ich es gut, dass man ab dem Alter auch wählen darf." Er hat sich in den letzten Wochen die Forderungen der Kölner Kandidaten genau angeguckt. Die anstehende Kommunalwahl sei auch Thema im Sozialkunde-Unterricht. Dort bemerke er aber, dass sich viele seiner Mitschüler nicht für die Stadtpolitik interessieren. "Manche wussten gar nicht, dass sie jetzt wählen dürfen", sagt Soufyan.
Welche Themen sind der Jugend wichtig?
Überall im Land gibt es vor der Kommunalwahl Infoveranstaltungen für Erstwählende. In Köln zum Beispiel stellten sich die Oberbürgermeister-Kandidierenden den Fragen der Jugendlichen. In der Diskussionsrunde zeigt sich, dass viele junge Menschen statt auf große Parteiprogramme eher auf Fragen aus ihrem Alltag blicken: Hohe Mieten, gefährliche Radwege, fehlende Freizeitangebote, Sicherheit im Viertel. "An meiner Schule ist mentale Gesundheit ein wichtiges Thema. Was tun sie dafür?", möchte Iman Oufkir (18) wissen. Auch sie ist Erstwählerin bei der Kommunalwahl.
"Jugendlichen ist es sehr wichtig, dass sie gehört werden in der Politik und ihre Themen wie Klimaschutz, Rechtsruck und Chancengleichheit dort ankommen." Sie engagiert sich wie Soufyan in der Bezirksschülerinnenvertretung.
Soziale Medien als Informationsquelle
Auch, wenn die klassischen Wahlplakate Straßenbild allgegenwärtig sind - viele junge Menschen lassen sich eher online erreichen. Parteien und Kandidierende reagieren darauf: In den Wochen vor der Wahl setzen sie verstärkt auf kurze Videos bei TikTok und Instagram, beantworten Fragen oder nehmen an Livestreams teil.
Iman kennt diese Videos: "Man sieht auf TikTok, dass einige Parteien da besonders aktiv sind. Aber ich finde es wichtig, dass man seine Wahlentscheidung nicht aufgrund von Likes trifft, sondern auch in die Wahlprogramme guckt."
Knapp eine Woche bis zur Wahl
Genau wie sie hofft auch Soufyan, dass viele Jugendliche wählen gehen. "Es ist wichtig, dass wir unsere Stimme abgeben, damit die Politik auch uns junge Menschen widerspiegelt." Er ergänzt: "Ich hoffe mal, dass die Politiker auch halten, was sie sagen und der Jugend eine Stimme geben."
Knapp eine Woche bleibt, um sich zu entscheiden. Erst die Wahl am Sonntag wird zeigen, wie viele Erstwählende ihre Chance wirklich nutzen.
Quelle: WDR