Würdet ihr fertig annotierte Bücher kaufen?

5 Antworten

Von Experte WhoreOfTime bestätigt
Mit “annotieren” meine ich, wenn jemand ein Buch liest und interessante, süße, spannende, … Zeilen und Stellen unterstreicht, markiert, kleine Doodles daneben zeichnet und/oder es auch kommentiert.

Bei allem Respekt, annotieren bedeutet nicht "interessante, süße, spannende, … Zeilen und Stellen unterstreichen" und "kleine Doodles daneben zeichnen".
Vielmehr bedeutet annotieren "kommentieren" / "mit Anmerkungen versehen".

Das, was im angelsächschen Raum als "Annotated Edition" bezeichnet wird (für gewöhnlich von kompetenten Spezialisten auf dem jeweiligen Gebiet), läuft im Deutsche unter "Kommentierte Ausgabe".

Ich habe kommentierte Ausgaben von dem einen oder anderen Werk. Z.B. habe ich Dantes Göttliche Komödie in einer kommentierten Fassung gelesen (und dort ist es meiner Ansicht nach geradezu zwingend notwendig, eine kommentierte Fassung zu haben), aber die überwältigende Mehrheit meiner Bücher sind unkommentiert.

Bei aller Liebe würde ich es nicht wollen, dass irgendjemand Fremdes in meinen Büchern rumschmiert.

Wenn sich jemand mit mir über ein Buch austauschen wollte, das fände ich absolut OK, sogar sehr positiv, aber wenn sich diese Person Notizen machen will, dann bitte in ihrem eigenen Buchexemplar und nicht meinem! 😉

ERGÄNZUNG:

Ich habe eben nochmal meine Antwort von gestern Nacht durchgelesen und denke, dass ich dir zu harsch geantwortet habe. Du meinst es ja nur gut.

Und ich bin mir bewusst, dass es offensichtlich unter manchen Lesern in ist, Bücher zu kommentieren. Ich treibe mich zwar nicht auf TikTok rum, aber ich habe schon Videos auf YouTube zum Thema Annotation gesehen, wie z.B. dieses:

Bild zum Beitrag

Wie du sicher aus meiner ersten Antwort herausgelesen hast, spricht mich das nicht an.
Ich kenne das aus meiner "christlichen Phase", dass die Bibel mancher Leute so aussieht, aber wenn es um Romane (oder überhaupt andere Bücher) geht, so habe ich das bisher nur in Schullektüren gesehen.

Abgesehen davon, dass ich es nicht mag, in Bücher zu schreiben, nicht Kuli und sehr ungern mit Bleistift geschweige denn mit Textmarker, macht dieses "Annotieren" auf mich in erster Linie den Eindruck von Arbeit. Oder nenne es Textanalyse.
Ich lese aber zum Vergnügen und habe es schon in der Schule nicht gemocht, Texte analytisch auseinanderzupflücken.
Ich kann es mir schon vorstellen, bei manchen Büchern Notizen zu machen, aber dann nicht im Buch. (Z.B. war es so, dass ich beim Lesen von Anne Rice' Hexenstunde, dem ersten Buch der Mayfair-Trilogie, mir irgendwann gewünscht habe, einen Stammbaum der Familie zu haben, da die Story, die übrigens exzellent ist, tief, sehr tief, in die Familiengeschichte eintaucht, mehrere Hundert Jahre und man gut aufpassen muss, sich zu merken, wer jetzt wer ist und wie die Verwandtschaftsverhältnisse untereinander sind. Ich hab das vor ziemlich langer Zeit gelesen, aber ich meine, ich habe mir irgendwann Notizen gemacht. Später habe ich mir sogar The Witches' Companion von Katherine Ramsland gekauft, das u.a. einen solchen Stammbaum enthält.)
Was deinen Annotationen noch am nähesten kommt, ist dass ich beim Lesen von Oscar Wilde auf viele Sätze gestoßen bin, die ich ganz toll fand, und die ich mir hätte merken wollen. Wenn ich das als E-Book gelesen hätte, hätte ich mir vielleicht im Text Notizen gemacht, aber ich wollte eben nicht in mein physisches Exemplar schreiben. Das ist in gewisser Weise irrational, aber so bin ich eben.

Aber das ist nur meine Sicht der Dinge.
Wenn andere sich durch die Bücher, die sie lesen, in dieser Art durcharbeiten wollen und das ihnen hilft, am Buch mehr Freude zu haben oder daraus mehr für sich persönlich zu ziehen, dann ist das wunderbar und sie sollen das gerne machen.
Letztlich sind Bücher Gebrauchsgegenstände und es betrifft mich ja nicht, wenn sie ihre eigenen Bücher annotieren.

Das bringt mich wieder zurück zu deiner Frage.
Abgesehen von meinen persönlichen Befindlichkeiten, glaube ich trotzdem nicht, dass deine Idee ein gutes Geschäftsmodel ist.
Mir scheint, dass deine Freundin, die gerne von dir Bücher kommentiert haben möchte, eine Ausnahme ist. Vielleicht täusche ich mich da auch, aber ich denke nicht.
Der Hauptgrund ist der, dass die "Annotationen" welcher Art auch immer doch eigentlich sehr subjekt, sehr persönlich sind.
Ich weiß nicht, wie viel es da bringt, die Gedanken anderer Leute in seinem Buch zu haben, außer vielleicht man hat eine persönliche Beziehung zu der Person, die diese Annotationen durchgeführt hat, oder vielleicht weil man gerne mehr über diese Person erfahren möchte. (So könnte es für manche Leute z.B. von Interesse sein, zu sehen, was jemand Berühmtes, Tolkien, Thomas Mann, Albert Camus, oder vielleicht sogar Leute wie Hitler in einem Werk gesehen haben, wobei die Motivation im letzteren Fall vermutlich anders wäre als in den ersten.)
Aber ich bezweifle, dass jemand, der dich persönlich nicht sehr gut kennt, an deinen persönlichen Notizen großes Interesse hätte.

Wie gesagt, das ist meine persönliche Einschätzung, die nicht böse gemeint ist und vielleicht liege ich ja auch falsch.
Aber du hattest ja gefragt! 😉

 - (Buch, Literatur, lesen)

spanferkel14  26.07.2025, 10:31

Du sprichst mir aus der Seele!

Ich persönlich bin da ganz bei Rubezahl2000, allerdings kenne ich tatsächlich ein paar Freunde, die auf sowas stehen. Ob du damit allerdings deinen Lebensunterhalt finanzieren kannst, finde ich trotzdem fraglich. Immerhin sind viele Autoren froh, wenn sie mit ihrem Buchprojekt nicht im Minus Bereich landen. Ich glaube kaum, dass du dann so viele finden würdest, die dich noch für etwas bezahlen würden, wovon das Buch jetzt nicht abhängt. Aber so genau kenne ich mich beim Thema Annotieren jetzt auch nicht aus...

Nö, es sei denn sie sind Bestandteil des Buches. Ich denke z. B. an Grübchen am Po und anderswo von Dan Greenburg, in dem z. B. vor jedem Kapitel die Lesedauer eingetragen ist und Sexpassagen als solche besonders ausgewiesen sind.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Niemals.

Ich schließe mich voll der Meinung von JensR77 an.

Nein. Auf keinen Fall. Das stört meinen Lesefluss und hat mit meinen Gedanken und Gefühlen zum Text nichts zu tun und auch im Buch nichts zu suchen. Kritzeleien entwerten das Buch. Und ich entscheide selbst, was lustig oder spannend ist.