Würde es wieder eine geringere Scheidungsquote geben, wenn es wie damals wäre?
Damals galt man als unmoralisch, wenn verheiratete Paare sich trennten, ich glaub den Menschen heutzutage würde es auch gut tun, da sie dann lieber zusammen bleiben wollen. Wäre auf jeden fall gut für die Kinder!
Das Ergebnis basiert auf 41 Abstimmungen
24 Antworten
Oh ja, unglückliche Familien, was gibt es Schöneres ...
Ich habe mir immer gewünscht das meine Eltern sich scheiden lassen. Unter diesen ständigen Streitereien habe ich unglaublich gelitten, denn letztendlich wurde der Frust immer an mir ausgelassen. Die Scheidungskinder haben da noch Glück im Unglück.
Auch bei meinen Großeltern sehe ich es oft. Sehr unglücklich zusammen, ständig streiten oder beleidigen sie einander oder schweigen sich an. Aber bloß nicht scheiden lassen. Warum? Warum ist es besser wenn alle Beteiligten unglücklich sind?
Eher wäre es gut, wenn es schwerer wäre zu heiraten und Kinder zu kriegen, also man vorher über alle möglichen Themen gesprochen haben muss, wenn man zusammengelebt haben muss, etc. Und Paartherapien sollten einfacher / günstiger zu bekommen sein.
Die meisten, die hier antworten, gehen davon aus, dass die Leute sich scheiden lassen, weil der eine Partner fremd geht oder weil sich die Eltern sonst ständig derart streiten, dass es die Hölle ist für die Kinder. In solchen Fällen ist eine Scheidung vermutlich oft sinnvoll.
Tatsächlich wird aber heute auch ohne Streit und ohne Fremdgehen geschieden, weil man sich auseinander gelebt hat. Oder weil die Liebe verschwunden ist. Das ist es, was heute neu ist: Es ist gesellschaftlich akzeptiert, dass eine Ehe mit Kindern auch ohne jeden Grund geschieden wird, einfach aus einer Laune heraus.
In einer Ehe ist man nicht dauerhaft im Liebesrausch. Für die Kinder ist das nicht schädlich. Es gibt sogar Sicherheit, zu sehen, dass eine Beziehung nicht sogleich auseinander bricht, nur weil man mal eine eigene Meinung hat. Das ist es, woran viele Kinder leiden: Sie wissen, dass sie von allen geliebt werden müssen, weil sie sonst verlassen werden. Wenn schon der Vater rausgeworfen wird, nur weil er mal eine andere Ansicht hat oder nicht genau das tut, was die Mutter sagt, hat das Kind natürlich Angst vor dem drohenden Liebesentzug.
Selbst wenn Streit im Spiel ist, ist es doch ein Irrtum zu glauben, dass Streit nur zwischen den Eltern stattfindet und aufhört, wenn der Vater auszieht. Im Gegenteil: Für die Kinder ist das wichtig, zwei Elternteile zu haben. Wenn die Mutter dann nicht mehr mit dem Vater, sondern mit den Kindern streitet, ist das nicht besser. Das Kind ist dann auf Gedeih und Verderb vom verbliebenen Elternteil abhängig und kann nicht einmal ohne existentielle Ängste mit dem einen Elternteil streiten.
Kein Zweifel, es gibt Situationen, in denen eine Scheidung selbst für die Kinder gut ist. Aber so zu tun, als wäre dies bei einem grossen Teil der Scheidungen heute der Fall, ist schlicht gelogen. Das sagen sich die alleinerziehenden Mütter, um ihre Gewissen zu beruhigen. Es ist gelogen.
Ich sehe das Problem eher darin, dass die Leute viel zu früh heiraten. Ich habe das persönlich nie verstanden. Für mich kommt heiraten tatsächlich erst im höheren Alter in Frage aus vielerlei Gründen. Erstmal ist man persönlich wesentlich geerdeter und ruhiger und hat sein Leben schon gelebt. Die Beziehung sollte auch schon einige Jahre hinter sich haben. Gute und schlechte Jahre. Sodass man praxiserprobt halt weiß, dass da nix dazwischen kommen kann.
Ich stell mir das so in meinen 50iger Jahren vor. Muss man allerdings auch dazu sagen, dass ich inzwischen Mitte 30 bin, single und eigentlich noch garkeinen Nerv auf ne neue Beziehung. Das verschiebt sich also auch von ganz allein ein bisschen.
Heirat mit Mitte 20, was ja viele machen, macht für mich aber garkeinen Sinn, weil das Leben und man selbst sich noch viel zu sehr verändern.
Statistiken zufolge ist die Scheidungsrate nur in größeren Städten hoch, wo Anonymität herrscht und es genügend andere potentielle Partner zur Auswahl gibt. Da werden Beziehungen oft voreilig hingeschmissen.
Am Land, wo mit Beziehungen oft der ganze Freundeskreis zerbricht und man dann im Dorf der/die Geächtete ist, gibt es dafür mehr unglückliche Paare.
Beides nicht so super.
Die Formulierung "davon kommen" finde ich sehr unschön, aber jeder sollte sich scheiden lassen können, wenn er/sie merkt, dass es einfach nicht passt.
Ich finde es nicht gut zu erwarten, dass man sein Leben lang in einer unglücklichen Beziehung fest stecken muss, weil irgendwelche Leute das so in ihrer Moralvorstellung integriert haben.
Für dir Kinder ist es sicher auch nicht gut, wenn die Eltern sich dauernd streiten, weil sie eigentlich keine Lust mehr haben die Beziehung weiter zu führen und das nur der Kinder zuliebe tun.