Woran kann es liegen, dass einen Menschen Psychologie als Studiengang überhaupt nicht interessiert?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Manchmal lehnen die gleichen Personen das Studienfach Psychologie ab, für die eine psychische Erkrankung nicht als solche zählt, da man sie nicht an klassischen Merkmalen, die für Krankheit stehen, optisch erkennen kann: Der Gips, die Krücken, der Rollstuhl, das Tuch um den Kopf nach Haarverlust durch die Chemotherapie ...etc. Psychische Erkrankungen werden negiert und warum sollte man sich mit etwas auseinandersetzen oder sogar zum Beruf machen, dass es in dieser Art nicht gibt und das reines Hirngespinst und Jammerei ist? Manchmal findet man aber einfach keinen Zugang dazu, obwohl man psychische Erkrankungen nicht negiert. Die direkte Auseinandersetzung mit den psychischen Untiefen anderer ist eben nichts für jeden. Manchmal steigt man nicht einmal in die eigenen schwarzen Löcher hinab.

Nicht jeder arbeitet gerne mit anderen zusammen, ist also abhängig von der direkten Mitarbeit am "Projekt" und kann nicht gut damit leben, wenn die sichtbaren Ergebnisse ausbleiben und Fortschritt nur marginal erkennbar ist, Therapien sind zeitaufwändig und oft mit Rückschlägen versehen. Der Architekt fertigt seine Bauzeichnung an und er sieht im Geiste schon vor sich, wie das Gebäude aussehen wird. Seine Arbeit ist dann getan, wenn die Zeichnung steht. Der Psychologe muss manchmal wieder an den Anfang zurückgehen, da der Patient die bisher gewonnen Erkenntnisse nicht für sich umsetzen konnte und zurückfiel.

Man sagt,,dass nicht wenige Psychologie als Studienfach wählen, die selbst psychische Defizite aufweisen. Aus Eigeninteresse. Ich kenne auch Psychologen, die das so bestätigen.

Am Ende kann man diverse Studiengänge interessant finden, wird sich aber für dasjenige entscheiden, dass persönlich am interessantesten ist und bei dem Verbindungen zur eigenen Vita bestehen. Es gibt aber auch diejenigen, die sich bei der Wahl des Studienfachs davon leiten lassen, wo die größten beruflichen Chancen liegen und die höchsten Gehälter winken.

isilang  17.02.2024, 17:57

Vielen lieben Dank ⭐️

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FloraFinia17  18.02.2024, 11:05
Manchmal lehnen die gleichen Personen das Studienfach Psychologie ab, für die eine psychische Erkrankung nicht als solche zählt

Die Psychologie untersucht das gesunde menschliche Erleben und Verhalten und versucht dieses zu beschreiben, zu erklären, zu prognostizieren und zu verändern. Mit pathologischen Veränderungen der Psyche befasst sich lediglich ein Anwendungsfach und zwar die klinische Psychologie. Es gibt auch Unis, da gibt es keine klinischen Module. Da wird im Psychologiestudium also exakt gar nichts über psychische Krankheiten gelehrt. Von Laien wird die Psychologie allerdings immer nur auf die klinische Psychologie reduziert, obwohl sie eine Wissenschaft mit zahlreichen unterschiedlichen Fachdisziplinen ist.

Das ist auch einer der Gründe warum so viele das Studium nach den ersten beiden Semestern abbrechen. Man beschäftigt sich nämlich mehr mit Statistik, Forschungsmethoden und Biologie und nicht wie erhofft ansatzweise im selben Umfang mit Emotionen, Freud und Psychoanalyse.

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isilang  18.02.2024, 11:24
@FloraFinia17

Es geht ja in der Frage darum, einen Studiengang gar nicht erst zu beginnen, weil man sich für die Materie nicht interessiert oder keinen Zugang dazu findet. Dann beschäftigt man sich auch nicht mit den tieferen Inhalten.

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Woran kann es liegen, dass einen Menschen Psychologie als Studiengang überhaupt nicht interessiert?

Bei der "Arbeit am-mit Menschen" sieht man weniger den Erfolg als bei einem technischen Studiengang, zB Brückenbau-Ingenieur.

Das ist meine Brücke, mein Hochhaus, mein Pkw, den ich mit entworfen habe ist etwas " vorzeigbares ".

In meinem Berufsfeld, Personenschutz gibt es ähnliche Motivation Probleme wie zur Frage.

Wenn ein SEK einen Einsatz mit einem Zugriff abgearbeitet hat, hat das Team das Erfolgserlebnis, während wir immer dann erfolgreich waren, wenn NICHTS passierte.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Ich habe tatsächlich eher eine Abneigung gegen ein Psychologiestudium. Was soll mir das bringen? Besser zu verstehen, warum Menschen sich das Leben schwer machen? Wozu? Ich habe keine Lust mich den Ganzen Tag mit Problemen anderer Leute zu beschäftigen. Und da wo es mal nicht um Probleme geht wie bei der Werbepsychologie geht es um Manipulation. Na prima.

FloraFinia17  18.02.2024, 10:31

Das Problem ist eher, dass die wenigsten Menschen wissen, womit sich die Psychologie überhaupt beschäftigt. Lediglich ein einziges Anwendungsfach befasst sich mit psychischen Störungen und das ist die klinische Psychologie. Für viele Laien bedeutet Psychologie aber gleichzeitig klinische Psychologie.

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segler1968  18.02.2024, 19:02
@FloraFinia17

Wie viele Prozent der Psychologen arbeiten denn außerhalb der klinischen Psychologie? Ich kenne die Zahlen nicht, aber für mich sind Menschen die Pädagogik studieren auch in erster Linie Lehrer. Auch wenn das Fach natürlich viel breiter ist.

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FloraFinia17  18.02.2024, 19:48
@segler1968

Dazu kenne ich keine genauen Zahlen. Ich weiß nur, dass ca. 75% der Studierenden gerne in den klinischen Bereich oder in Richtung Psychotherapie gehen wollen. Platz 2 in Richtung Arbeitspsychologie, dann Neuropsychologie und pädagogische sowie Gesundheitspsychologie. Sehr wenige in andere Bereiche wie Forschung und Rechtspsychologie. Wie viele dann letztlich wo genau landen weiß ich aber nicht.

Hier aber mehr zum Bedarf in den verschiedenen Bereichen:

https://www.dgps.de/psychologie-studieren/berufsfelder/arbeitsmarkt-fuer-psychologen/

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Mich würde das auch nicht interessieren. Ich hätte keinen Bock auf Menschen. Da fängt es schonmal an. Dann nicht auf psychisch kranke menschen. Zumindest nicht jeden Tag und auch nicht ständig wechselnde Fremde. Einige kann man ja ganz gut leiden, aber als Psychologe kann man sich das nicht aussuchen.

Dann gefällt es mir nicht andere zu manipulieren, was man als Psychologe ja macht. Auch muss man im Studium irre viel auswendig lernen. Ähnlich wie bei Medizin. Das ist wieder nicht für jeden was.

BigMaul 
Fragesteller
 16.02.2024, 03:19

das könnte die Erklärung sein

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FloraFinia17  18.02.2024, 10:55
Dann nicht auf psychisch kranke menschen.

Die Psychologie befasst sich ja auch nicht mit dem krankhaften Erleben und Verhalten, sondern mit dem ,,normalen" bzw. gesunden/nicht pathologischen. Mit psychisch kranken arbeiten lediglich klinische Psychologen und Psychotherapeuten (Psychologen oder Ärzte mit Zusatzausbildung) und Psychiater (Ärzte mit Zusatzausbildung).

Einige kann man ja ganz gut leiden

Es ist vollkommen irrelevant, ob man jemanden leider kann, oder nicht. Psychologen müssen professionell und objektiv sein.

Dann gefällt es mir nicht andere zu manipulieren

Nach dieser Aussage glaube ich, du weißt nicht so wirklich was mit Manipulation bzw. Erleben und Verhalten verändern und beeinflussen eigentlich gemeint ist. Einflussnahme und Veränderung ist eines der 4 wichtigen Basisziele der Psychologie (und der Wissenschaft generell). Jede Wissenschaft verfolgt das Ziel: beschreiben, erklären, vorhersagen, verändern.

Man manipuliert niemandem im Sinne von, damit er nach der eigenen Pfeife tanzt, sondern weil man Veränderungen erreichen möchte, um etwas zum positiven zu verändern.

Die Arbeitspsychologie möchte durch Einflussnahme (Manipulation) z.B. folgendes erreichen: Die Motivation der Mitarbeiter erhöhen, Belastungen und Beanspruchungen reduzieren, die Zusammenarbeit im Team verbessern. Die pädagogische Psychologie möchte durch Einflussnahme z.B. erreichen, dass Schulabbrüche vermieden werden oder die Lernmotivation von Schülern steigern. Die klinische Psychologie erreich durch Einflussnahme einen Abbau von Ängsten oder anderen negativen Affekten.

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Ein elend langes, hartes und langweiliges Studium mit vielen Auflagen, die man erfüllen muss, um nicht als Quacksalber zu gelten, der sein Diplom im Lotto gewonnen hat, nur um sich dann mit den Problemen anderer Leute beschäftigen zu 'dürfen' und sich den ganzen Tag mit negativen Themen zu umgeben.

Es gibt kaum unattraktivere Berufe mit höheren Einstiegshürden...

FloraFinia17  18.02.2024, 10:39

Du sprichst gerade von Psychotherapeuten oder? Es geht aber nicht primär um die Psychotherapie, sondern die Psychologie.

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M4RC3LL0  18.02.2024, 10:47
@FloraFinia17

Es ging um das Studium davor, das sich übrigens nicht wesentlich voneinander unterscheidet (grundständiges Studium). Nur mit anderen Schwerpunkten. (B.Sc., B.A.) usw.

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FloraFinia17  18.02.2024, 11:00
@M4RC3LL0

Es gibt in Psychologie keinen Bachelor of Arts, sondern ausschließlich Bachelor of Science. Das Grundstudium ist stellenweise trocken, aber extrem vielfältig. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es keinen einzigen Bereich gibt, den man spannend findet, da das Studium zu Teilen aus Biologie, Diagnostik, Statistik, Forschungsmethoden, klinische Psychologie (psychische Störungen), Entwicklungspsychologie, Allgemeine Psychologie (z.B. denken, wahrnehmen, problemlösen, Motivation, Aufmerksamkeit, Bewusstsein), differenzielle Psycholologie, Arbeits-, und Organisationspsychologie oder pädagogsiche Psychologie besteht und die Beschäftigungsmöglichkeiten daher ebenfalls sehr vielfältig.

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M4RC3LL0  18.02.2024, 11:07
@FloraFinia17

Vielfältig und für Menschen, die sich nicht dafür interessieren, todlangweilig.

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FloraFinia17  18.02.2024, 11:49
@M4RC3LL0

Alles was einen nicht interessiert ist für einen langweilig. Ist doch logisch. Wer Forschungsmethoden, Biologie, Mathe, Diagnostik, Entwicklungspsychologie, psychische Störungen, Neurobiologie und 15 andere Fächer sterbenslangweilig findet, der sollte Abstand von der Psycholgie nehmen.

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M4RC3LL0  18.02.2024, 11:50
@FloraFinia17

Genau das scheint der Fragesteller nicht zu verstehen. Dass es Leute gibt, die das langweilig finden.

"...dass einen Menschen Psychologie als Studiengang überhaupt nicht interessiert?"
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