Wollen die Leute selbst als PoC bezeichnet werden?
Ich stelle die Frage direkt an Personen die NICHT weißer Hautfarbe sind. Ich bitte auch darum, dass sich weiße Menschen nicht an dieser Diskussion beteiligen oder unter falscher Flagge posten.
Ich bin zwar weiß (ja, ihr dürft mich als "Weißen" bezeichnen), aber Teil der Gesellschaft, die in Themen wie Diversity und Wokeness (nach meiner Ansicht) viel zu gerne übers Ziel hinausschießt und damit vielleicht noch mehr trotzigen Rassismus erzeugt. Beispiel Indianerverkleidung oder Sombrero-Hut.
Ich frage diesen Personenkreis selbst, da ich mir vorstellen kann, dass es jemand abwertender empfindet, als "Poc" bezeichnet zu werden, statt als "Schwarzer" oder "Farbiger", falls die Erwähnung der Hautfarbe im Zusammenhang relevant ist.
(PoC = People of Color = Menschen mit Farbe)
Der erste Antwort-Ansturm ist vorbei... ich werde die nächsten Tage und Monate interessiert beobachten, ob sich nicht vielleicht doch mal Poc selbst dazu äußert. Bisher waren es leider nur Weiße, die für die Pocs gesprochen haben.
Die Frage steht nun schon 3 Monate hier und es hat sich kein einziger PoC selbst zu Wort gemeldet. "Wokeness" und "Inklusion" scheint wohl für die betreffenden Ethnien nicht so extrem relevant zu sein - und das wundert mich nichtmal und ehrt sie vielleicht auch! Ich habe zwischenzeitlich etwas darüber nachgedacht und empfinde es mittlerweile als reine Selbstdarstellung der Weißen für politisch geneigte Weiße, um sich möglichst politisch Korrekt zu geben... Und jeder hat plötzlich Angst "gecancelt" zu werden. Die Schwarzen bzw. People of Color sind hier nur Spielball unserer Gesellschaft geworden. Sie können am Wenigsten dafür, dass sich unsere Medien und werbetreibenden Konzerne in der Öffentlichkeit an Wokeness gegenseitig überbieten wollen, was die (meist minderbemittelten) Rechtsradikalen dann falsch verstehen (weshalb sie ihren Zorn falsch kanalisieren). Wokeness hat leider viel Eigendynamik gewonnen und polarisiert/radikalisiert die Gesellschaft in meinen Augen mehr, als es den Ethnien selbst zu Gute kommt. Wer möchte denn von Neonazis zusammengeschlagen werden, nur damit er auch mal ein Werbeplakat von einer Mischehe im Bushäuschen sehen oder ausreichend PoCs im Discounter-Prospekt finden kann!?! Fazit: Ich bin mittlerweile überzeugt, dass es nur einen Weißen ostentativ "erzürnt", wenn man einen Homo Sapiens mit der Hautfarbe RAL-8017 als "Schwarzen" bezeichnet. Und "Poc" hab ich noch nie irgendwo gehört!! Außerdem sollte Wokness nicht über die Köpfe der Betroffenen hinweg zur Selbstdarstellung genutzt werden!!!
4 Antworten
Als betroffener "PoC" kann ich sagen, dass ich diese Wortneuschöpfungen sowie die Handlungen "woker" Menschen, dazu gehört etwadas stellvertretende Beschweren, Aufschrei gegen "Kulturelle Aneignung" als bevormundend ansehe. Ich habe kein Problem damit, als Schwarzer bezeichnet zu werden, sehr wohl aber mit sowohl (rassistischen) Vorurteilen und Diskriminierung, sowie Übervorsicht und Bevormudung konfrontiert zu werden.
Gerade Ältere gehen manchmal davon aus, man könne nicht so gut oder kein deutsch oder in der Annahme von Vorurteilen. An sich hielt sich die Diskriminierung allerdings bisher in Grenzen.
Die Übervorsicht äußert sich manchmal wenn manche fragen, ob man diese oder jene Bezeichnung verwenden darf. Am Stärksten viel mir das bei Linksliberalen "Woken" auf.
Vorurteile kann man leider selten selbst aureichend kontrollieren und sind oft tief verwurzelt. Es ist schwer, ältere Menschen wegen ihren Erwartungshaltungen zu verurteilen, falls sie einigermaßen bemüht sind, sich trotzdem positiv überraschen zu lassen. Manchmal sieht man diese Überraschung sogar in ihren Augen - ein Aha!-Effekt, "... oh, da lag ich wohl falsch mit meiner Einschätzung!". Gib den Leuten die Chance dazu! Ich hoffe jedoch, dass sie dich nicht abwertend als Ne... (Gutefrage lässt das Wort nicht zu) bezeichnen!? Aber manchmal rutscht es ihnen trotzdem (möglicherweise) wertfrei aus purer Gewohnheit heraus. Bist du eher gelassen, wenn du das Gefühl hast, dass gar nicht als Beleidigung gemeint war oder empfindest du das immer als Diskriminierung?
noch eine letzte Frage von mir: Wenn dich jemand tatsächlich absichtlich beleidigen will, indem er deine Hautfarbe als abwertendes Attribut nutzt (was für mich übrigens nur eine Beleidigung wäre, wenn ich meine Hautfarbe selbst nicht gut fände), passiert das auch mal spontan (ausschließlich wegen deiner Hautfarbe) oder geht dann ein Streit voraus, der sowieso (z.B. bei einem Weißen) irgend eine andere beliebige Beleidigung ausgelöst hätte?
Danke für deine Offenheit! Es ist unschön, aber leider ticken Menschen wohl so. Wenn sie jemanden beleidigen wollen, suchen sie sich das, womit sie den Gegner am stärksten treffen können. Wer z.B. dick ist, wird am Ende als fette Tonne beschimpft, auch wenn vielleicht nur ein Streitgespräch über Klimakleber vorausging. Inwieweit das dann als Diskriminierung zu werten ist, ist fraglich! Für mich eher Armutszeugnis dessen, dem die Argumente ausgegangen waren.
Echte Diskriminierung wäre für mich: „N-wort bedien I ned - zupf di!!“ (… hab ich vor 25 Jahren mal am Grill in einem Münchner Biergarten miterlebt!).
Disclaimer: Bin weiß, habe aber viel zu dem Thema gelesen.
Es gibt Unterschiede. Einige finden das gut, andere finden es neutral, einige - wobei ich nicht weiß, ob das die Mehrheit ist, mir kommt es aber so vor, dass das zumindest eine laute Minderheit ist - fühlen sich übersehen durch den Begriff. Sie möchten nicht mit zig anderen in einen Topf geworfen werden, sie finden, dass sie mehr sind als nur "nicht weiß" - was der Begriff ja definiert, "Person of Color" ist, wer nicht nicht weiß ist.
Sie möchte in ihrer Ethnie erkannt bzw. definiert werden, statt "einer von vielen" zu sein und manchmal haben sie auch Probleme damit, mit Menschen in einen Topf geworfen zu werden, die zu Ethnien gehören, von denen bekanntermaßen viele ihre eigene Ethnie diskriminieren bzw. abwerten.
"People of Color" war für viele wohl ein guter Anfang, aber dann wollten sie mehr Differenzierung, sich stärker mit ihrer Ethnie und deren Besonderheiten gesehen fühlen.
Ja, wollen sie.
Quelle: arbeite ehrenamtlich in einer Organisation, die sich um PoC kümmert. Dort arbeiten hauptsächlich PoC und die "Kundschaft" ist es natürlich auch.
Wollen die nicht einfach nur als Mensch gesehen werden?
Was die auch einfach sind?
Naja jemanden als POC zu bezeichnen macht wieder Unterschiede
und wir sind alle einfach nur Menschen
wozu also Unterschiede schaffen wie „weiß“, „schwarz“, „grün“, „rosa“ oder POC?
Naja, die Unterschiede haben diese Menschen nicht gemacht. Die kommen zu uns, weil sie Probleme haben, die in der Regel spezifisch aufgrund von Herkunft und Hautfarbe sind.
Beispiel: Es kamen einige PoC aus der Ukraine, also der Krieg begann. Sie wurden insbesondere in Sachsen von der Bundespolizei anders behandelt, als weiße ukrainische Staatsangehörige, wurden besonders kontrolliert und nicht selten aus den Zügen gezerrt, obwohl sie nach Berlin wollten. Um solche Dinge kümmern wir uns da.
Ein zB deutscher Staatsbürger der fest im Leben steht und keine solchen Probleme hat, wird nicht zu uns kommen, auch wenn er zu PoC zählt.
Mag ja sein
aber eine Gruppe als POC zu bezeichnen verstärkt dieses Unterschiede schaffen noch mehr.
es gibt keine Unterschiede und deshalb sollte man mit solchen angeblich politisch korrekten Bezeichnungen nicht bestimmte Personengruppen bezeichnen.
es gibt keine Unterschiede
Sag das mal der sächsischen Polizei.
Es gibt Unterschiede, die von anderen geschaffen werden. Diskriminierung.
Das gilt nicht nur für die sächsische Polizei oder nur für die Polizei.
das gilt auch für Schulen und den allgemeinen Alltag.
aber eine Bezeichnung wie „POC“ macht die Sache definitiv nicht besser.
Die spannende Frage wäre ja jetzt, ob diese spezielle Klientel für den Rest, der sich vielleicht nicht oder anders mit dem Thema befasst hat, spricht.
Aus den sozialen Medien lese ich zunehmend, dass "PoC-solidarity" ein Trugschluss sei, weil es eben auch Abwertungen von Gruppen gibt, die ebenfalls PoC, aber nicht der eigenen Ethnie zugehörig seien.
"PoC" ist eine Selbstbezeichnung und somit wertfrei. "Schwarz" geht auch, aber nicht alle PoC sind Schwarz. "Farbig" geht gar nicht.
Das Problem mit "Selbstbezeichnung" ist, dass einige wenige diese bestimmt haben und nicht jeder Einzelne die gleiche Einstellung dazu hat. "Selbstbezeichnung" kann also für den Einzelnen übergestülpt wirken. Andere haben entschieden, dass er sich gefälligst so bezeichnen müsse und dem stimmt nicht jeder Betroffene zu!
Ja, obviously. Das ist aber auch für jede Nicht-Selbstbezeichnung der Fall.
Kommt diese Selbstbezeichnung denn dann auch von Pocs, die in Deutschland leben und vielleicht gar kein Englisch beherrschen? Für mich klingt es eben genau so, als wäre es den Leuten ausgehend von den USA in ihren deutschen Mund gelegt. Deswegen interessiert mich die Frage aus erster Hand! Poc auf Englisch geht. Poc ins Deutsche übersetzt "geht gar nicht" irritiert mich auch etwas.
Offensichtlich kommt PoC aus dem englischsprachigen Raum. Ich kenne es ursprünglich aus Social Media und aus Wissenschaft und benutze es auch selbst für mich.
Poc ins Deutsche übersetzt "geht gar nicht" irritiert mich auch etwas.
"Farbig" ist eine negativ konnotierte Fremdbezeichnung.
Für mich war es das bis jetzt nicht, aber wenn das Pocs wirklich so empfinden, wäre das damit dann definiert.
Person of color, also etwa "Person von Farbe" geht, aber "farbig" nicht. Warum?
Wie äußerst sich die Diskriminierung wegen deiner Hautfarbe bei dir? Hast du ein Beispiel für uns? Wieso ist dein Umfeld übervorsichtig im Umgang mit dir?