Wohnungskatze will unbedingt raus?
Hallo,
um die Situation zu schildern:
Wir haben vor 2 Jahren einen 1 1/2 bis 2 jährigen Kater aus dem Tierheim zu uns genommen. Er war schon immer Wohnungskatze & Einzelkatze. Er war vorher wohl in 2 Familien.
Er hat bereits im Tierheim eine Pflegerin gebissen & saß fast apathisch eingequetscht im Kratzbaum. Er war zum Glück erst 8 Tage dort & wurde dort frisch kastriert. Meine Freundin & ich haben ihn zu uns genommen.
Er hat sich total super entwickelt. Er lebt bei meiner Freundin & mir in einer 104qm Eigentumswohnung. Da ich krankheitsbedingt längerweilig nicht arbeiten gehen kann, war ich immer da. Wir sind ein Herz & eine Seele geworden. Er bekommt & gibt so viel Liebe, aber auch Grenzen.
Es ist leider nicht möglich, ihn als Freiläufer zu halten, wegen einer Hauptstraße bei uns.
Er kann auf den Balkon. Dort sitzt er gern & schaut in die Gegend. Leider auch an der Eingangstür. Er will raus, ganz klar. Er ist nicht der hellste, ich schätze die Chance dass er überfahren wird ist sehr groß.
Ich wollte ihm die Freiheit aber ermöglichen - wir haben an der anderen Seite direkt einen riesen Wald, Wanderwege. Wir haben ihm ein Geschirr anpassen lassen & haben im großen Hausflur erstmal geübt. War alles gut. Also bin ich mit ihm raus. Er hat es geliebt. So sehr, dass er nicht wieder rein wollte. Ich habe ihn auf den Arm genommen, daraufhin hat er sich knurrend in mir fest gebissen, ich hatte 3 Bisse, diverse Kratzer. & ich bin noch besser davon gekommen als gedacht.
Irgendwie habe ich ihn in den Hausflur bekommen, trotz gefauche, knurren, hinlegen & sich sperren, hab ich ihn irgendwie in die Wohnung bekommen.
Der Kater war in der Wohnung, ohne Geschirr, direkt wieder wie vorher. Aber ich war sehr sehr geschockt. & konnte ihm nur schwer wieder vertrauen.
Mittlerweile geht es wieder. Alles ist gut..bis, dass er jeden Tag vor der Tür steht & herzzerreißend miaut. Das tut einem weh.
Ich weiß nicht, wie ich weiter machen soll. Das Geschirr ist meiner Meinung nach ein Trauma, ich wollte es ihm ausziehen & er hat gemacht wie Irr.
Wie sollen wir jetzt weiter machen? Ihn maunzen lassen? Es geht seit Wochen so.
Oder nochmal versuchen erst in den Hausflur, dann in den Garten.. ich möchte ihm die Freiheit nicht verwehren. Aber ich habe Bedenken, dass er dann dauerhaft nach draußen will - & ich ihn vor allem wieder nicht zurück ins Haus bekomme.
Noch so ein Drama schaffe ich nicht vom Vertrauen her.
An der Leine ist er auch super gelaufen, nur das in die Wohnung zurück gehen ist so ausgeartet.
Tipps?
7 Antworten
Hallo Du,
Mein Leo (7 Jahre alt) war 3 Jahre seines Lebens, am Anfang, Freigänger.
Er lebt recht friedlich bei mir seit 3 Jahren als Wohnungskatze.
Anfänglich dachte ich - logischer Weise aus schlechtem Gewissen ("Ach der arme Kerl braucht unbedingt Freigang!") - ich müsse ihm mehr bieten als die Wohnung und einen Katzenkumpel + spielen + viele, viele Kratz- und Klettermöglichkeiten, vernetzter Balkon und bin in den Hausflur mit ihm spazieren (ohne Geschirr), täglich, oft 2x - morgens und abends.
1x ist er mir fast aus der Haustür entwischt. Da war ich geschockt und hab das Spazierengehen im Hausflur gelassen.
Er hat einige Tage - lass es auch Wochen sein - an der Haustüre immer mal signalisiert, dass er raus wollte. Ich habe ihn jedes Mal mit Spielen und Toben abgelenkt.
Und siehe da: Er will nicht mehr raus und jammert auch nicht mehr und ist ein glücklicher Kater! :-)
Deinem Kater alles erdenklich Gute.
beste Grüße 🙋♀️ +😺 +😺
Dieser Freiheitsdrang entsteht sehr oft schlichtweg durch Langeweile und fehlende Auslastung (körperlich und geistig). Beides hängt dann auch oft damit zusammen, dass die Katzen keine Artgenossen haben, da sie genau durch diese eben jene Abwechslung und Auslastung sehr viel besser als nur durch den Menschen bekommen.
Das Problem jetzt ist aber, dass er durch die Aktion mit der Leine gelernt hat, dass die Welt hinter der Haustür echt noch weiter geht und spannend ist. Das will er nun auch wieder erleben. Und dass er nicht wieder mit rein wollte, war eben auch das Zeichen dafür, dass er zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausgelastet war und deshalb länger draußen bleiben wollte, um seine überschüssige Energie und die Langeweile loszuwerden...
Bleibt die Frage, wie jetzt weiter? Partnertier suchen, Vergesellschaftung durchführen, Aufrüsten der Möglichkeiten in der Wohnung für körperliche und geistige Auslastung? Kann klappen, kann aber eben auch scheitern, sowohl die Vergesellschaftung als auch dass ihm das Mehr an Möglichkeiten in der Wohnung dann reicht...
Weiter an Freigang gewöhnen und hoffen, dass er überlebt? Sicherlich eine Option, aber eben verbunden mit der Gefahr, dass er NICHT überlebt.... Ja, so hart muss man das sagen.
Umziehen in eine Wohnung, wo man geschützten Freigang in Form eines katzensicher umzäunten Gartens gewährleisten kann? Wäre der absolute Königsweg, die ultimative Lösung - aber eben etwas, was für viele Menschen dann doch eher schwierig bis unmöglich ist, finanziell und auch räumlich in Bezug zur Arbeitsstelle...
Wenn du auf Auslastung setzen willst, dann geh unbedingt auch das Thema Katerkumpel an!
Weißt du, ich erlebe das seit Januar mit unseren beiden Mädels. Da geht's jeden Tag rauf und runter, quer duch die Wohnung, von Regal zu Kratztonne zu Kratzbaum, über die Fensterbänke, unter und über das Bett, quer über die Schreibtische, durch den Flur, durch's Wohnzimmer, ins Arbeitszimmer, in die Badewanne rein und wieder raus - immer wieder, mit Pausen teils 1, 2 Stunden am Stück, mehrfach am Tag. Dazwischen der eine oder andere spielerische "Ringkampf" miteinander. Und natürlich auch gemeinsame Ruhephasen, Nasenküsschen, Ohrputzereien und so. PLUS Spieleinheiten mit uns Menschen!
Und das sind "nur" zwei Mädels! Kater sollen sogar noch energiegeladener und wilder sein (weshalb übrigens auch gleichgeschlechtliche Paarungen viel besser funktionieren, eben wegen unterschiedlichem Spiel-, Tobe- und Raufverhalten).
Meine erste Katze war eine zugelaufene Freigängerin, die zweite eine bereits erwachsene, vermutlich schlecht sozialisierte und eher gemütliche Einzelprinzessin, die aus freien Stücken auf Freigang verzichtet hat. Deshalb ist es für mich auch eine recht neue Erfahrung mit den zwei jungen, wilden Chaosqueens hier ;). Aber sie zeigen mir eben deutlichst, was es braucht, wenn man es mit Katzen zu tun hat, die nicht wie unsere Lily zur ganz entspannten Sorte gehören und nicht wie Tiger damals ganz selbstverständlich die Welt außerhalb der Wohnung beanspruchen und einnehmen.
Und dein Kater scheint ja nun auch eher nicht vom ganz gemütlichen Typ zu sein. Wenn er also nicht die Welt draußen für sich erobern soll (was ich total verstehe!), dann wäre es für ihn wahrscheinlich wirklich gut, wenn da noch so ein kleiner, wilder Raufkumpel wäre, mit dem er seine Energie abbauen kann und ordentlich was zu tun hat. Eben ein Spielgefährte, der im Gegensatz zu reinen Spielsachen sich nicht nur bewegt, wenn man ihn anstubst, sondern etwas "interaktiver" ist ;).
Von daher, wendet euch doch mal ans örtliche Tierheim und/oder Tierschutzvereine vor Ort und schaut dort mit guter Beratung und Begleitung nach einem passenden Tier und auch gleich am besten Unterstützung bei der Vergesellschaftung bei euch zu Hause, damit das bestmöglich laufen und somit hoffentlich funktionieren kann! Zudem bietet dieser Weg ja auch den Vorteil, dass Tierheime und Pflegestellen das vermittelte Tier unkompliziert zurücknehmen, wenn es trotz aller Bemühungen nicht klappen sollte (ich weiß, der Gedanke daran an sich ist schon echt fies, aber ist ja nun mal ein Outcome, mit dem man rechnen muss in so einer Situation...).
Hab erst in den Kommentaren ein wenig nachgelesen, bevor ich antworte, um das Ganze besser einordnen zu können.
Du sagst, du kennst das Wesen deines Katers; woran genau machst du es fest, dass er nicht mit einer anderen Katze vergesellschaftet werden kann/will?
Du schreibst, dass er vor euch bereits bei zwei anderen Familien war. Aus welchen Gründen wurde er jeweils wieder abgegeben? Lag es an diesen Beißattacken? (Immerhin hatte er ja die MA vom Tierheim ebenfalls gebissen.)
Eine derartige Aggression kann tieferliegende (psychologische) Ursachen haben. Bevor man an das Thema "Freigang oder nicht" herangeht, hätte es meiner Meinung nach Vorrang, diesem Problem nachzugehen, bspw wie folgt:
- Wie war seine jeweilige Vergangenheit bei den beiden Vorbesitzern?
- Lebte er dort als Einzeltier?
- Wo kommt er ursprünglich her?
- Wurde er ausreichend sozialisiert bzw wann von seiner Mutter getrennt?
- Ist vielleicht eine frühere Vergesellschaftung mit einer anderen Katze schief gegangen / falsch durchgeführt worden?
- Wurde der Kater durch irgendetwas traumatisiert?
Erst wenn diese Fragen ausreichend beantwortet sind, kann man sich Gedanken über einen möglichen Freigang machen.
Was du dennoch bereits jetzt tun kannst:
• erneut schrittweises und behutsames "Trockentraining" mit dem Geschirr im Haus
• viel positive Verstärkung, wenn der Kater mitmacht und/oder dabei ruhig bleibt
• bei neuen Beißattacken Ruhe bewahren, wortlos den Raum verlassen und ihn kurze Zeit ignorieren. Hat er sich beruhigt bzw kommt er von sich aus wieder auf dich zu -> positiv verstärken
Alles Gute!
Hallo, danke für die Antwort!
Ich würde mich selbst als sehr sensibel & einfühlsam beschreiben. Meiner Auffassung nach, genießt er es, dass er hier volle Aufmerksamkeit bekommt, seine Routinen zu haben. Er braucht seinen safe space. Seine Umgebung. Seine Strukturen.
Sobald Unordnung herrscht zb haben wir mal das Kämmerle leer geräumt um zu putzen & alles raus geräumte stand im Wohnzimmer. Er war absolut gestresst. Ist hin & her & mir kommt es auch in anderen Situationen so vor, dass alles seine Ruhe, Platz & Zeit haben muss. Er braucht Auswege (Plätze zb) wenn ihm alles zu viel wird. Auch auf dem Arm ist er ungern, toleriert das "normalerweise" gut, ist gutmütig, aber man entzieht im Freiheit damit. & wenn ihn dann etwas stresst, kann es passieren, dass er Grenzen zeigt. Sonst ist er wirklich gutmütig, verzeiht ganz viel. Da uns das mit den beiden Familien in denen er war gesagt worden ist, - ich schätze ihn überhaupt nicht als Familienkatze ein. Kinder? Er ist erstmal weg, zieht sich zurück. & geht das nicht, geht er nach vorn. Aber auch nicht gerne.
Wir kommen sehr gut mit ihm zurecht. Er beißt nicht, alles geht seine Wege, er hat seine Plätze. Wir spielen mit ihm so viel es geht. Er macht auch auf seine Bedürfnisse aufmerksam.
Mehr wurde uns im Tierheim nicht gesagt. Es war sowieso schon etwas vage von den Informationen her. Wir wussten auch nicht, ob er sich jemals Anfassen lassen wird - jetzt braucht er seine Kuscheleinheiten, schläft Stundenlang auf meiner Brust. Er liebt das. Er teilt glaube ich nicht gern.
Wenn ich jetzt darauf zurück komme, meinst du, dass es sinnvoll wäre, wirklich nochmal mit ihm zu trainieren? Ich möchte uns nicht nochmal in eine solche Situation bringen. Im Hausflur wäre es entsspannter mit Schleppleine, da kann er nicht abhauen & wenn sich die Tür öffnet, hab ich ihn an 10m Leine. Oder es wirklich ganz lassen?
Vielen Dank für die Antwort!
Zunächst einmal: Ihr habt wirklich schon jede Menge wertvolle Vorarbeit geleistet - Respekt! Du scheinst ein sehr gutes Gespür für die Bedürfnisse deiner Mieze zu haben, und der Kater vertraut dir - damit ist ebenfalls schon viel gewonnen.
Wenn auch selten, gibt es dennoch Katzen, die aus diversen Gründen tatsächlich nicht mit anderen vergesellschaftet werden können (zB Tiere mit traumatischer Vorgeschichte) . Auch das muss man natürlich im Sinne der Katze akzeptieren. In mir verstärkt sich der Eindruck, dass er aus einem zumindest fragwürdigen Ursprungs-Zuhause kommt und es dort Defizite (u.a.) in der Sozialisierung (evtl sogar Vernachlässigung?) gab.
Was diese "Leine-Geschichte" angeht, ist es möglicherweise das Beste, wenn ihr den Kater erst etwas zur Ruhe kommen lässt und ihm eine Pause gönnt.
Hat er aber einen anhaltenden Drang nach draußen, würde ich gegebenenfalls versuchen, ihn ganz langsam und in Mini-Schritten an das Geschirr zu gewöhnen und - falls er das ohne Probleme toleriert - erst einmal nur kurz mit ihm nach draußen zu gehen (etwa 5 - 10 min). Wenn er bis zum Ende entspannt ist, kann man die Dauer allmählich steigern.
Vielleicht war er beim ersten (?) Mal, wo er daheim dann so eskaliert ist, einfach mit all den neuen Eindrücken usw. überfordert?
Gerne kann man zunächst auch im Haus mit ihm "spazierengehen" - vielleicht reicht ihm das ja auch? Einfach ausprobieren, ob er sich damit vllt schon zufrieden gibt!
Alles erdenklich Gute für euch!
Danke! Er war, bis er ins Tierheim gekommen ist, nicht kastriert. Ich hatte noch nie einen unkastrierten Kater, aber höre sehr oft, dass das nicht ganz so schön sein soll.
Dann werde ich wohl schauen, dass er neue Möglichkeiten zum rennen & spielen bekommt. Hatte an Bretter, Brücken usw an den Zimmerwänden gedacht. Vielleicht kann er seine Energie so abbauen. Ich weiß nicht, ob Katzen "vergessen" im Bezug auf das raus wollen. Ob er irgendwann nicht mehr vor der Tür stehen wird.
Danke auf jeden Fall für die liebe Antwort!
Hallo,
um die Situation zu schildern:
Wir haben vor 2 Jahren einen 1 1/2 bis 2 jährigen Kater aus dem Tierheim zu uns genommen. Er war schon immer Wohnungskatze & Einzelkatze. Er war vorher wohl in 2 Familien.
Eine Katze einzeln zu halten und dann NUR in der Wohnung ist objektiv gesehen eigentlich nicht so schön für Katzen - auch wenn es eine sehr große weitläufige Wohnung mit 120qm² auf ggfs 2 Etagen wäre , da Katzen Gruppentiere , bestehend aus mindestens 2 Tieren sind - wenn Sie schon kein Freigang hat und dann noch mit 2-Jahren relativ jung ist- ist keine gute o. Artgerechte Situation.
Und ein Mensch in Form des Halters kann nicht so spielen wie es Katzen tun würden , oder würde man die Katze auch sauber lecken ?
Und mit 2-Jahren ist eine Katze auch noch nicht so alt , sondern meiner Meinung nach recht jung.
Und gerade bei junge Katzen , die vielleicht gerade mal 1...2...oder 3-4-Jahre alt sind müssten gewisse Dinge wie eine Zusammenführung gut möglich sein - in 3-5-Jahren wenn die Katze an die 7-9-Jahre alt und älter z.b 10...12-Jahre wird dürfte so etwas zunehmend schwieriger und langwieriger dauern & u.U sogar doppelt so lang wie bei jungen Katzen , die gerade mal 1-4-Jahre alt sind.
https://www.zooroyal.de/magazin/katzen/katzen-einzelhaltung/
Deshalb würde ich zu mindestens 6-8-Monate eine Zusammenführung versuchen oder sich entscheiden entweder einen Freigang oder einen charakterlich identischen Kollegen , im möglichst gleichen Alter/Geschlecht.
Jetzt hat er Freiheit geschmeckt und will natürlich mehr davon und das, wann immer es ihm gefällt.
Bei Freigang gilt nur alles oder nichts.
Danke für die Antwort!
Ich muss ganz ehrlich sagen, ich schätze die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass er nicht mehr wieder kommt wenn wir ihn laufen lassen. Er ist erstmal nicht der cleverste, & 2. fasziniert ihn die Welt da draußen. Auch Autos vom Balkon aus, da schaut er jeden Tag zu.
Ich möchte ihn nicht verlieren.
Ich denke darüber nach, ihm Bretter, Tunnel etc an die Wand zu bauen, er klettert gerne & statt direkte Wege zu nehmen springt er auf den Wohnzimmertisch usw. Springen kann er wirklich.
Ich überlege jeden Tag, wie ich ihn auslasten kann. Er spielt nur, wenn jemand mit ihm spielt. Er hat automatische Mäuse, Bälle.. Im Grunde hat er lieber eine Schnur, die er jagen kann.
Danke für die Antwort!